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judaspriest_hoerbuchEigentlich bin ich ja kein großer Fan von Hörbüchern. Sie werden in der Regel zu langsam vorgelesen, wenn man etwas nicht richtig mitbekommen hat, kann man nicht einfach den Satz noch einmal lesen, sondern muß umständlich spulen und – es gibt in der Regel nur einen Sprecher, was das ganze unglaublich monoton erscheinen läßt (ungefähr wie diese osteuropäischen Synchronisationen von Filmen, bei denen dann alle Personen von der gleichen Person gesprochen werden). Aber bei einem Metal-Hörbuch über Judas Priest könnte das doch alles besser sein. Ein Grund, mal in „Der Stählerne Weg von JUDAS PRIEST“ reinzuhören.


Der unschlagbare Vorteil der Hörbücher zeigt sich dann aber auch gleich: Man kann sie beim Autofahren hören, bzw. man kann eben einfach nebenher noch was anderes machen (was auch immer es sein möge). Das war’s dann aber auch schon mit den Vorteilen. Monoton ist es immer noch, auch wenn es zumindest eine leicht unterschiedliche Stimme bei wörtlichen Zitaten gibt. Trotzdem. Ich finde das schrecklich, wie man seine eigene Kreativität und Vorstellungskraft durch ein solches Hörbuch beschneidet. Doch egal, darum soll es hier nicht gehen, sondern um dieses spezielle Hörbuch.

„Der stählerne Weg von JUDAS PRIEST“ kommt mit dem gleichen Cover wie das gleichnamige, 2007 erschienene Buch von Matthias Mader daher. Da ich dieses Buch nicht kenne, kann ich nicht sagen, ob nun hier genau dieses Buch als Hörbuch eingesprochen wurde.

In rund 145 Minuten wird die Geschichte von JUDAS PRIEST von den ersten Anfängen bis zum immer noch aktuellen Album „Nostradamus“ erzählt. Und das ist durchaus interessant. Vor allem, da gerade der älteren Geschichte etwas mehr Raum gegeben wird als der jüngeren Geschichte, die man selber noch miterlebt hat. Und so lernt man, wenn man nicht gerade ein riesiger Fan der Band ist, durchaus noch einige neue Aspekte kennen.

Auf der anderen Seite nervt es irgendwann mächtig, daß einfach fast jedes Coverartwork schlecht gemacht wird. Ich meine, Schönheitspreise kann man damit nicht gewinnen, aber so schrecklich sind sie dann auch wieder nicht. Und in einer PRIEST-Biografie dann noch minutenlang darauf rumzureiten muß eigentlich auch nicht sein. Außerdem scheint „prestigeträchtig“ das Lieblingswort des Autors zu sein. Auch wird meiner Meinung nach gerade die jüngere Geschichte etwas arg kurz abgehandelt, bzw. die Prioritäten seltsam gesetzt. So gibt es ewige Kapitel über das Soloschaffen von Rob Halford, die Phase mit Tim „Ripper“ Owens wird aber nur kurz angeschnitten.

Außerdem wird zwar schön die Rückkehr von Rob Halford gefeiert, aber wie JUDAS PRIEST den Ripper eigentlich wieder losgeworden sind, darüber wird kein Wort verloren. Tim Owens wird einfach ab einem bestimmten Punkt nicht mehr erwähnt. Auch der Ausstieg von K.K. Downing wird mit keinem Wort erwähnt. Sicher, als das wohl zugrunde liegende Buch geschrieben wurde, war das noch Zukunftsmusik, aber das hätte man meiner Meinung nach ruhig ergänzen können.

Auch mit dem Sprecher wurde eine eher schlechte Wahl getroffen. Der Mann schafft es nicht, grammatische Fehler im Text auszugleichen (oder hat er erst diese Fehler gemacht?), Versprecher wurden nicht noch einmal neu aufgenommen (so darf man sich über die Schiluette (statt Silhouette) und die Rück-Entdeckung (statt Rückendeckung) freuen und wundert sich immer ersten Moment. Wirklich verwundert wird man dann aber bei der englischen Aussprache. Da rollen sich teilweise die Fußnägel doch ganz gewaltig. Verzeihbar ist noch, daß aus dem PRIEST-Album „Stained Class“ ein Album namens „Stain Ed Glass“ gemacht wird, verzeihbar ist auch noch, daß Ozzy jetzt Osburn mit Nachnamen heißt, aber ein Tony Lommi ist mir unbekannt (na, wer weiß, wer gemeint ist?) Also ich finde, bei aller Liebe, das hätte man einfach nochmal einsprechen können.

Andererseits sollte man aber auch nicht vergessen, daß dieses Hörbuch das erste seiner Art ist und natürlich noch ein paar Fehler enthält. Allerdings hätte ich mir schon erhofft, daß man mit verschiedenen Sprechern arbeitet oder wenigstens ab und dann mal ein paar Takte von JUDAS PRIEST erklingen läßt (wobei ich mir hier auch vorstellen könnte, daß das rechtlich problematisch ist). Wer Die Hard-Fan von JUDAS PRIEST ist, der braucht dieses Hörbuch eigentlich nur, wenn er gnadenlos alles sammelt, auf dem JUDAS PRIEST draufsteht. Ansonsten ist das Hörbuch aber für alle, die nicht zu sehr in der Materie stecken als leicht zu erhaltente Information geeignet. Und natürlich für alle Lesemuffel und alle Leute mit wenig Zeit, die sich das ganze dann z.B. beim Autofahren anhören können. (Anne)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Kapitel: 27
Spielzeit: 144:32
Verlag: Rockhörbuch
Erscheinungstermin: 23.03.2012
Genre: Hörbuch

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