20150430 WarrenHaynesManchmal glaubt man einen Menschen gut zu kennen – bis man bemerkt, dass noch sehr viel mehr in ihm steckt, als man dachte. Der Grammygewinner WARREN HAYNES gilt als Eckpfeiler der amerikanischen Musiklandschaft und wird zu Recht als einer der besten Gitarristen der Welt verehrt. Im Laufe seiner Karriere spielte er -unter anderem bei den ALLMAN BROTHERS, GOV'T MULE und THE GRATEFUL DEAD – tausende unvergessene Shows und verkaufte Millionen Alben. Trotz all der Tiefen, die er auf seiner musikalischen Reise durchlebte, erfand er sich dabei immer wieder neu, und so ist sein neues Soloalbum „Ashes And Dust" auch sein bislang vielfältigstes und persönlichstes Werk. Einen der brillantesten Köpfe moderner Musik dabei zu beobachten, seine Kreativität wieder und wieder in neuem Licht erstrahlen zu lassen, bleibt nach wie vor unendlich spannend.

„Ashes And Dust" ist erst das dritte Soloalbum von Haynes und dennoch ein Meisterwerk der Kunst und ein besonderes Statement des Gitarristen. Die Songs sind direkt und unterscheiden sich klar von seinem bekannten Stil. Wunderschöne Akustikarrangements, Americana-Einflüsse und honigsüßer Gesang treffen direkt ins Mark. Obwohl er die meisten Songs neu schrieb, trug er einige Melodien seit Jahren mit sich herum und wartete auf den richtigen Moment, um sie aufzunehmen.

„Mein ganzes Leben lang habe ich immer wieder folkige, Singer-Songwriter-lastige, ja sogar keltisch angehauchte Stücke geschrieben.", er klärt er. „Viele davon passten jedoch nicht zum Stil von Gov't Mule oder den Allman Brothers, nicht einmal auf meine eigenen Soloalben. Jetzt wollte ich meine Ideen endlich verwirklichen und ihnen ein Zuhause geben."

Der Gitarrist ist für seine Hingabe zum Experimentieren und zur Eklektik bekannt und so überrascht es nicht, dass „Ashes And Dust" eine ganz neue Seite seiner musikalischen Persönlichkeit enthüllt. Im Bewusstsein, bei diesem Album eine auf Folk basierende Herangehensweise zu verfolgen, holte er die aus New Jersey stammende Americana-Band Railroad Earth mit ins Boot.

„Zwischen uns stimmt die Chemie einfach. Sie verpassen den Songs ihre persönliche Note, doch sie sind auch Meister der Interpretation.", freut sich Haynes. „Wir kannten uns bereits seit einigen Jahren flüchtig. Beim DelFest im Capitol Theatre in Port Chester, New York, spielten sie dann einen Teil meines Sets mit mir. Danach begann ich darüber nachzudenken, mit diesen Jungs vielleicht meine nächste Platte aufzunehmen.

Obwohl sie ein klares Ziel vor Augen hatten, nahmen Haynes und Railroad Earth mehr als 30 Songs auf. Sie versuchten sich in verschiedenen Arrangements für jeden einzelnen Take. Oft standen sie bis spät in die Nacht im Studio, ohne sich das Ergebnis überhaupt anzuhören und machten am nächsten Tag einfach weiter.

Fans, denen er vor allem durch das Jam-Kraftwerk Gov't Mule, seiner soulgeladenen WARREN HAYNES Band, den Allman Brothers, für die er 25 Jahre spielte, oder durch die große Greatful Dead-Familie ein Begriff ist, werden von seinem neuen Material überrascht sein. Mit Songs wie „Company Man" und „Coal Tattoo" baut er eine Brücke zur Folktradition des erzählenden Schreibens.
„Ich liebe Songs, die eine Geschichte erzählen.", führt der 55-jährige aus. „Als ich von dem Singer Songwriter-Virus infiziert wurde, war ich erst 14 Jahre alt, doch diese Musiker versetzten mich an einen anderen Ort und eine andere Zeit."

Das bedeutet allerdings nicht, dass Haynes mit „Ashes And Dust" seine instrumentalen Abenteuer hinter sich gelassen hat, wie „Blue Maiden's Tale und „Strandend In Self-Pity" eindrucksvoll beweisen. „Im Studio suche ich immer nach der Balance zwischen Struktur, Fokus und Improvisation, durch die sich die Musik mir öffnet. Zuviel von einem Teil kann die Magie Deines Songs zerstören. Zum Glück liebt mein Publikum meine ausgedehnten Performances. Es hat Spaß gemacht, neue, schmutzige musikalische Wege zu beschreiten. Sie haben uns an Orte gebracht, die niemand von uns erwartet hätte."

Haynes gibt zu, dass ihm „Ashes And Dust" neue Dimensionen als Gitarrist ermöglicht hat. „Mein Spiel unterscheidet sich stark von meinen früheren Projekten. Es zeigt eine Seite von mir, die anders ist als alles, was ich bisher gemacht habe." So spielte er auf einigen Songs eine D'Angelico-Gitarre. „Ich mag es, mich meiner Umgebung und der Musik anzupassen. Ich versuche, eine musikalische Stimme zu wählen, die auf eine ganz bestimmte Art und Weise in das Gesamtbild passt. Ich habe mehr Slidegitarren gespielt als in all den Jahren davor und vor allem eine Menge Akustikgitarren. Sie haben sich fast automatisch in das musikalische Geflecht eingewebt."

„Spots Of Time", aus dessen Lyrics der Titel des Albums stammt, mag dem eingefleischten Haynes-Fan bekannt vorkommen. Tatsächlich schrieb er ihn gemeinsam mit Phil Lesh von The Greatful Dead und spielte ihn schließlich mit den Allman Brothers öfter live auf der Bühne. Ursprünglich sah Haynes den Song für ein weiteres Allman Brothers-Album vor, doch nachdem sich die legendäre Band 2014 zur Ruhe setzte, beschloss er, ihn selbst aufzunehmen. Nicht jedoch, ohne zuvor Bassist Oteil Burbridge und Percussionist Marc Quionones seiner ehemaligen Truppe in Studio einzuladen.

Auf „Gold Dust Woman" ist die amerikanische Rockröhre Grace Potter mit ihrer unverwechselbaren Stimme zu hören. Seit mehreren Jahren befreundet, haben Haynes und Potter den Song viele Male zusammen auf der Bühne live performt. Auf seinem neuen Album wollte Haynes den Song dann für die Ewigkeit festhalten. Potters einzigartiges Organ, zusammen mit Railroad Earths instrumentaler Interpretation ist die perfekte Symbiose auf dem einzigen Duett des Albums.

Doch nicht nur durch die Sängerin und die Americana-Band , auch durch Grammygewinner und Singer Songwriter Shawn Colvin und dem berühmten Mundharmonikaspieler Mickey Raphael, die beide auf „Wanderlust" zu hören sind, gilt „Ashes And Dust" als so ein persönliches, ambitioniertes Zeitdokument von WARREN HAYNES. Songs, die seine Faszination für Musik in seiner Kindheit weckten und die bis zum heutigen Tag reichen, erlauben einen Blick hinter die Kulissen seines virtuosen Spiels und seines dauerhaft kreativen Geists.

„Jeder einzelne dieser Songs war sehr wichtig für mich, als ich sie schrieb.", reflektiert er. „Einige von ihnen reichen sehr weit in mein Leben zurück und erinnern mich an ganz bestimmte Stationen meines Lebens. Ich habe versucht, diese Erinnerungen einzufangen, denn sie repräsentieren für mich einen Teil meines Lebens."

(Quelle: Another Dimension, Foto: Danny Clinch)

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