Wie jedes Jahr ist das SwedenRock mit 35.000 Zuschauern aus aller Welt ausverkauft. Und wenn ich schreibe aus aller Welt, dann meine ich da auch so, selbst wenn die einheimischen ganz klar in der Überzahl sind. Doch bei meinen bisherigen Besuchen wurden schon Flaggen aus Russland, Griechenland, Australien, Südafrika, Brasilien und Venezuela gesichtet. Wobei vor allem letztere interessant sind, oder kennt einer eine Rockband aus dem Land? Was hat es also dieses alljährliche Stelldichein, das jeder dabei sein will und teils weite Reisen nach Sölvesborg auf sich nimmt? Wer der Frage nachgehen will und zumindest an einem der vier Tage dabei sein will, der sollte den Freitag im Auge behalten, denn da werden die Tages-Tickets in den Verkauf kommen. Natürlich hat das Festival vom 05.-08. Juni auch ein paar Neuzugänge zu verbuchen, alles weitere Wissenswerte erfahrt ihr weiter unten.
Ganz oben stehen alte Bekannte, SAXON haben schon etliche Male am Strand der Norje Bucht aufgespielt und jedes Mal ein begeistertes Publikum hinterlassen. Kein Wunder sind die Briten doch eine der besten Livebands des Planeten und einfach unverwüstlich, wie das nunmehr 22te Studioalbum „Thunderbolt“ im letzten Jahr unter Beweis stellte. Nach dem Ende von MOTÖRHEAD sind Biff und seine Mannen als Legende noch mehr gefragt, weswegen man sich das nicht entgehen lassen sollten, der Fünfer geht immer.
Ebenfalls aus Legendenholz sind die Herren der Groove Hardrocker DEADLAND RITUAL: Sänger Franky Perez ist noch der unbekannteste, doch er schwang bei den Vokalkompositionen von APOCALYPTICA das Mikro. Steve Stevens ist schon lange mit Billy Idol unterwegs, Matt Sorum fing bei THE CULT an und kam mit GUNS´N´ROSES zu Weltruhm und Terry „Geezer“ Butler muss man nicht mehr vorstellen, der Bassist von BLACK SABBATH und OZZY hat den Metal miterfunden.
Kaum weniger von Bedeutung waren Dennis Dunaway und die Brüder Albert und Joe Bouchard, die einst bei ALICE COOPER und BLUE ÖYSTER CULT den Sound bestimmten. Nun machen sie als BLUE COUP gemeinsame Sache, werkeln an ihrem dritten Longplayer und haben in Sölvesborg sicher den einen oder anderen Hit ihrer alten Truppen im Gepäck.
Den Garagenrock der originalen ALICE COOPER BAND zelebrieren auch die stets chic gekleidetn ROYAL REPUBLIC. Dabei lassen sie weder hohe Energie, noch die nötige Partyattitüde vermissen und werden ihren Landsleuten ordentlich einheizen. Zu denen zählen auch die ELECTRIC BOYS, welche es eher funkig-groovig angehen lassen. Auch sie zählen zu den alten Bekannten, waren sie erst vor zwei Jahren zu sehen.
Die nächsten Schweden DYNAZTY haben einst als Hard Rockkapelle angefangen, aber mittlerweile härtere Saiten aufgezogen und sich Richtung Melodic Metal orientiert. Nicht ganz schwedisch klingen SIR REG, was kein Wunder ist, denn Frontmann Brendan Sheehy ist echter Ire. Und die keltischen Einflüsse kommen im Stil der Formation auch deutlich zum Tragen.
Und auch im Land der Elche hat man seine Legenden, EASY ACTION sind eine davon, neben EUROPE die wichtigste Hair Metalband ihrer Heimat. Genau zu den Überfliegern wanderte Gitarrist Kee Marcello 1986 nach dem Album „That Makes One“ ab, wodurch das klassische Line-Up zerfiel. Doch nun sind sie zurück, Superstar Tommy Nilsson, der weit gereiste Nalle Pahlsson, eben die Besetzung ihres Meilensteins, den sie auf dem SWEDEN ROCK komplett darbieten werden.
Da setzen THE WILD! eher auf den guten alten Blues, bringen ihn aber viel kraftvoller und mit einer gewissen. Da darf man sich bei den Kanadiern auf dreckigen, urwüchsigen Sound freuen, der ihnen viele Vorschusslorbeeren einbrachte, nun wollen sie in Europa liefern. Genauso kantig gehen BLACK MAMBA zu Werke, obwohl sie aufgrund ihrer musikalischen Ausbildung an der Römer Musikuniversität eher eine feinere Klinge fechten. Dass das Powertrio noch zu zwei Dritteln weiblich ist, macht es noch interessanter.
So gar nicht in das Bild jener in dieser Runde bestätigten Rocker wollen BATUSHKA passen, doch die haben zumindest einmal das Image bei einer schwedischen Band abgeschaut. Ähnlich wie GHOST treten die Polen maskiert und ohne Namen auf. Doch musikalisch folgen sie her ihren Landsleuten BEHEMOTH, die ebenfalls schon in Sölvesborg am Start waren, auf schwarzen Pfaden. Damit dürfen sich die Fans extremer Klänge auf ein weiteres interessantes Bonbon freuen.
Und was macht das SWEDENROCK noch aus, außer der genialsten Bandauswahl, die alles vom Blues bis Black Metal absteckt und immer geschmackssicher ausfällt? Da wäre zum einen, das schöne weitläufige Gelände, das die alljährlich 33500 Besucher locker fassen kann. Dem stehen eher geringe Wege zum Campingplatz gegenüber. Die sanitäre Situation mit vielen Spültoiletten auch auf dem Campingplatz macht das Ganze noch komfortabler. Und von der sehr entspannten, friedlichen Stimmung muss man gar nicht reden, wer die Schweden kennen, weiß, wie sie feiern. Vor allem in Sachen Textsicherheit können sich einige eine Scheibe davon abschneiden.
Dann ist auch die Lage nur wenige Meter vom Ostsee-Ufer entfernt ein Traum und lädt, wenn es das Wetter zulässt sogar mal zum Schwimmen ein. Ein weitere Pluspunkt sind die langen Spielzeiten der einzelnen Acts, auf den drei Hauptbühnen hat jede Band 75 oder 90Minuten, der Headliner sogar 2,5 Stunden. Man bekommt die richtigen Shows, oft mit kompletter Produktion und nicht nur das von Festivals bekannte Runterspulen der allergrößten Hits.
Nur wer dort campen will, sollte sich ein wenig beeilen, um noch einen Platz zu ergattern, denn die sind sehr begehrt. Dabei gibt es für jede Art Camping einen eigenen Platz, Biker haben ein eigenes Gelände, ebenso Wohnwagen. Die Campingplätze sind alle in privater Hand, deswegen sollte man sich einfach auf der Karte hier informieren, und sich einen heraus suchen. Nebenher besteht die Möglichkeit auch außerhalb zu nächtigen, Parkplatztickets werden noch einmal ab Freitag erhältlich sein. Und vielleicht schreibt man das örtliche Tourismusbüro an, viele Anwohner vermieten während des Festivalwochenendes Zimmer, auch ein guter Weg die schwedische Lebensart besser kennen zu lernen.
Die Tagestickets werden am Freitag, den 25.01. um 10 Uhr in den Verkauf gehen, auch da heißt es keine Zeit zu verlieren, denn mit KISS und RAINBOW sind zwei sehr zugstarke Headliner am Start. Wer sich eines ergattern will, der muss bei Ticketmaster reinclicken. (Pfälzer)
