Queensryche + Archer Nation + Methodica (22.08.2016, Saarbrücken)

20160822 00 00 QueensrycheAls QUEENSRYCHE das letzte Mal vor dem 22.08. in Saarbrücken spielten und mit drei umfangreichen Themenblöcken zu den Alben „Rage For Order“, „Empire“ und „American Soldier“ für Staunen sorgten, war Geoff Tate noch Sänger der Band und dass man eines Tages getrennte Wege gehen würde und sich gegenseitig einen juristischen Kleinkrieg um die Namensrechte an der Band liefern würde, damit war wirklich noch nicht zu rechnen. Gewonnen hat letztendlich bei diesem Spiel keiner der Beteiligten, Geoff Tate und seine neue Band OPERATION: MINDCRIME präsentierten sich auf Platte im letzten Jahr erschreckend schwach, live mag das womöglich besser aussehen, und die QUEENSRYCHE um Scott Rockenfield, Eddie Jackson, Michael Wilton, Parker Lundgren und Neusänger Todd LaTorre mögen zwar inzwischen wieder die Herzen ihrer Fans erreichen, vergleicht man aber den Zuschauerschnitt zwischen der 2009er und der 2016er Show an gleicher Stelle, dann liegen hier Welten dazwischen; zu ungunsten der Band versteht sich.

Nichtdestotrotz freute man sich im Vorfeld auf diesen Montagabend in der Saarbrücker Garage, denn in den letzten Jahren hat Todd LaTorre bereits unter Beweis gestellt, dass er der legitime Nachfolger von Geoff Tate ist, wenn es denn überhaupt einen legitimen Nachfolger geben kann.

METHODICA

Mit dabei hatten die Amis an diesem Abend zwei Bands, zum einen ARCHER NATION aus Santa Cruz (USA) sowie die italienischen Proggies von METHODICA, bei denen zu befürchten steht, dass sie nicht ganz "für lau" die europäischen Dates begleiten dürfen.
Besonders ärgerlich für beide Supportbands sollte an diesem Abend sein, dass sie schlicht und einfach weder offiziell noch über die sozialen Medien des Veranstalters angekündigt waren. Von daher gibt es von METHODICA hier auch nur einige Bilder zu sehen, denn geschätzte drei Minuten reichen nicht aus, um sich ein Bild über die Band und die Musik zu machen, dabei waren METHODICA zu dem Zeitpunkt als das Konzert eigentlich hätte beginnen sollen bereits damit beschäftigt, ihre Instrumente wieder abzubauen.

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ARCHER NATION

Wenigstens das kalifornische Trio ARCHER NATION, welches bis vor einiger Zeit unter dem Namen ARCHER firmierte, der Gedanke liegt nahe, dass es zu viele Bands mit diesem Namen gab/gibt, haben wir dann komplett mitbekommen. Mir persönlich konnte man damit sogar eine Freude machen, denn das letztjährige Album „Culling The Weak“ war nicht so übel gewesen und klassischer Heavy Metal in der Schnittmenge aus ANNIHILATOR, MEGADETH und ARMORED SAINT geht eigentlich immer.

Das Trio und allen voran Sänger und Gitarrist Dylan Rose wirkte auch topmotiviert und nach ausgiebigen Supportslots für DORO und ANNIHILATOR weiß die Band, wie sie sich live geben muss, um auch als Trio nicht unterzugehen. Grundsätzlich ist das nämlich eine der Schwächen der Band, es fehlt schlicht die zweite Gitarre, dabei gilt umgekehrt, dass die Soli von Dylan Rose echt Qualität haben.

ARCHER NATION hatten als Vorband 40, vielleicht auch 45 Minuten Zeit, das reichte für sieben, acht Songs, von denen mir insbesondere das Titelstück von „Culling The Weak“, „World Of One“ und „Day That Never Came“ im Kopf geblieben sind. Vorwerfen kann man dem Trio dabei so gut wie gar nichts, als Highlight geht die mutig vorgetragene Version von „Tornado Of Souls“, ursprünglich veröffentlicht auf dem 1990er „Rust In Peace“ Meilenstein von MEGADETH durch, welche man dem kürzlich verstorbenen ehemaligen MEGADETH Drummer Nick Menza widmete. Ein gelungener Schachzug, wenn man das in diesem Zusammenhang so sagen darf, das Hauptproblem für die Band aus den Staaten bleibt halt, dass das eigene Songmaterial mit einem solchen Kracher, nun ja, nicht mithalten kann.

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QUEENSRYCHE

Nachdem QUEENSRYCHE bereits darauf verzichtet haben, ihr gleichnamiges Album aus 2013 vernünftig live zu promoten, auf der dazugehörigen Tour spielte man damals fast nur Klassiker und kaum/keine neuen Songs, befinden sich die amerikanischen Progressive Metaller auch 2016 auf so einer Art Greatest Hits Tour, mit „Guardian“ als erwarteten Opener und „Eye 9“ tummeln sich lediglich zwei Songs vom „Condition Hüman“ Album in der Setlist; den meisten dürfte das auch gerade schon gereicht haben, wenngleich die Songs live echt gut rüberkamen.

Ansonsten boten QUEENSRYCHE ein angenehmes Kontrastprogramm zur „Return To History“ Tour, auf welcher der Schwerpunkt eher auf den ersten drei Veröffentlichungen lag, also die „Queensryche EP“, „The Warning“ und „Rage For Order“. So lobe ich mir das, denn für regelmäßige Konzertbesucher ist es eine schöne Sache, wenn Bands nicht immer und immer wieder die gleichen Songs bringen, dieses Lob hat in diesem Falle aber auch einen dicken Haken, denn wenn eine Band, die bereits mehr als zehn Studioalben veröffentlicht hat, gerade mal 14 Songs spielt, dann ist das arg dürftig, zumal die Band auf Longtracks wie „Road To Madness“, "Suite Sister Mary" oder „Anybody Listening?“ verzichtet hat.

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Da kann die Performance der Band noch so gut gewesen sein (ja das war sie!), da kann Todd LaTorre noch so sehr mit seinen Vocals überzeugen (ja das hat er!), 80 Minuten sind nicht mehr als das absolut notwendigste für einen Headliner, womit sich die Band deutlich unter Wert verkaufte. Dazu passte dann auch, dass es auf dieser Tour keinerlei zusätzlich erwähnenswerte Elemente gab, die Band beschränkte sich darauf ihr Set zu spielen, dafür hätte man sicherlich auch keine 45-minütige Pause nach ARCHER NATION benötigt. Dass der Verfasser dieser Zeilen und sicherlich ein großer Teil der Zuschauer trotzdem mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause gegangen ist, lag vor allem daran, dass „Eyes Of A Stranger“, als zweite und letzte Zugabe gespielt, immer wieder beeindruckend und aufwühlend ist und auch daran, dass die Band mit „Best I Can“ eine der „Empire“ Nummern ausgekramt hatte, mit der man nun nicht unbedingt gerechnet hat.

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Ein an sich guter Eindruck wird demnach von einer zu kurzen Spielzeit der Band getrübt, vor allem wenn man sich mit Tränchen in selbigen vor Augen führt, welche Songs nicht gespielt wurden und wenn man dann nachträglich feststellen muss, dass die US-Fans vor einiger Zeit zumindest noch drei weitere Songs auf die Lauscher bekommen haben. (Maik)

(Fotos: Pascal)

Kategorie: Konzerte