vorbericht eivorEIVØR PÁLSDÓTTIR ist im Moment unwahrscheinlich produktiv und so hat sie in diesem Jahr nicht nur bereits das zweite Album veröffentlicht, sondern geht nun auch schon zum zweiten Mal im selben Jahr auf Tour. Das ist gut für mich, denn die erste Tour im Frühjahr habe ich leider komplett verpaßt, denn da war ich dort, wo die Künstlerin herkommt - auf den Färöern. Da ich es dort geschafft habe, die Sonnenfinsternis zu beobachten, ist das Verpassen der Tour ein gerade noch hinnehmbarer Nachteil.

Doch wie gesagt, es gibt ja auch noch eine zweite Tour, die Herbsttour, die die Sängerin wieder nach Deutschland führt und da muß ich natürlich dabei sein. Da jetzt im Herbst andere Orte bespielt werden als im Frühjahr führt mich das Konzert am 20.11.2015 ins hessische Bensheim, wo EIVØR im Musiktheater Rex spielen wird. Im Saal gibt es Barhocker und Stehtische, die auch schon fast alle besetzt sind als wir ankommen. Wir sichern uns zwei Barhocker und suchen uns ein Plätzchen mit gutem Blick auf die Bühne.

EIVØR
Als EIVØR die Bühne mit ihren Mitstreitern relativ unspektakulär betritt, gibt es schon ordentlich Applaus, insgesamt ist die Stimmung aber doch eher verhalten. Mit „Bridges“ und „Remember Me“ gibt es zwei Songs vom ersten 2015er Album „Bridges“, bevor mit „Brotin“, zu dem auch ein Video gedreht wurde, ein erster Song vom neuen Album „Slør“ gespielt wird. Hier macht EIVØR dann auch zum ersten Mal Ansagen in ihrer gewohnt leicht schüchtern wirkenden Art. „Salt“, ebenfalls vom neuen Album, ist ein färöischer Song, zu dem sie ihre Handtrommel schlägt und der nicht nur deshalb, sondern auch wegen seiner insgesamt eher experimentellen Art etwas an ihren Klassiker „Trøllabundin“ erinnert. Auch der nächste Song ist auf Färöisch und der einzige, den ich nicht (er)kenne.

Immer wieder dröhnt der Bass, im Laufe des Auftritts geht dies zum Glück zurück. Aber EIVØR als laute Sängerin kann auch den Bass übertönen. Der wird übrigens wieder einmal von Mikael Blak, dem Sohn von Kristian Blak (der jedem Färöerfreund ein Begriff sein dürfte) gespielt, der im Wechsel auch noch die Keyboards bedient. Am Schlagzeug sitzt Høgni Lisberg. Zu den meisten Songs liefert die sympathische Färingerin auch eine kurze Erklärung ab, oft ist die Erklärung jedoch ein fast schon beschämt vorgebrachtes: „Das ist noch ein Liebeslied!“. Bei „The Swing“ (auch ein Liebeslied) begleitet EIVØR sich auf der Ukulele, die mir hier ein wenig zu sehr im Vordergrund steht. Da muß ich gestehen, daß mir die Version des Songs, wie er auf „Bridges“ gespielt wird, doch besser gefällt, das Publikum vor Ort bedenkt den Song jedoch mit besonders viel Applaus. Nach „On My Way To Somewhere“, das ausnahmsweise mal kein Liebeslied ist, sondern von der Suche nach den eigenen Träumen handelt, geht es erstmal auf Färöisch weiter und es gibt gleich drei Songs von „Slør“.

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Gerade bei den färöischen Songs ist es ja immer interessant, wenn die Künstlerin erklärt, um was es bei den Stücken geht, denn den meisten Zuschauern bzw. Hörern dürften sich Sinn und Inhalt nicht so leicht erklären, wie dies bei den Stücken mit englischem Text der Fall ist. So geht es etwa bei „Røttu Skógvarnir” darum, seinen Weg im Leben zu finden, eben die “richtigen Schuhe”, in denen man gehen will. Dabei gesteht sie auch, diese selber noch gar nicht gefunden zu haben. „Trøllabundin”, ein Song, der eigentlich schon viel älter ist, ist aus dem Liverepertoire der Sängerin jedoch nicht wegzudenken und hat sich über die Jahre immer mehr verändert. Darum hat EIVØR auch beschlossen, den Song auf ihrem neuen Album noch einmal neu einzuspielen. Diesen Song performt sie ganz alleine auf der Bühne, da ihre Mitmusiker mal eine Pause brauchen, wie sie augenzwinkernd sagt.

Dann kommen wir leider auch schon zum Abschluss des Abends, der von „True Love“ gebildet wird, einem Song, zu dem es auch ein sehr sehenswertes Video gibt. Auch hier bietet EIVØR den Song in einer etwas anderen - akustischen - Version dar, als er auf dem Album enthalten ist. Damit kommt das Ende dieses Konzertabends leider schon viel zu früh. Aber mit anhaltendem, tosendem Applaus wird die Sängerin wieder zurück auf die Bühne gebracht, wo sie zunächst mit „When I Think Of Angels“ ein Cover des Isländischen Musikers KK darbietet. Mit „Wake Me Up“ gibt es dann auch nochmal einen älteren Song vom Album „Room“ aus dem Jahr 2012 zu hören.

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Auch jetzt will das Publikum die Musiker nicht gehen lassen, und so kommen sie noch für einen allerletzten Song auf die Bühne: „Petti fyri Petti“, auch vom neuen Album. Dann ist der Auftritt und damit der Konzertabend leider schon viel zu früh zu Ende. Und irgendwie auch kleines bißchen enttäuschend. Was jedoch nicht im Mindesten an EIVØR liegt, sondern eher am irgendwie seltsamen Publikum und der Örtlichkeit, die viel Distanz zwischen Band und Zuschauern schafft.

Im Publikum wird während des Auftritts viel geredet und gelacht, man hat oft den Eindruck, dass das, was vorne auf der Bühne passiert, nur wenig interessiert. Auch stehen Stühle und Tische relativ weit von der Bühne entfernt. So kommt es kaum zu einer Interaktion zwischen Band und Publikum. Wenn ich dies mit dem Konzert im letzten Jahr in Frankfurt vergleiche, wo EIVØR mit standing ovations zu 4 Zugaben zurück auf die Bühne applaudiert wurde, dann kann Bensheim da leider nicht mithalten. Die Färingerin selber zeigt sich aber ganz fannah und kommt kurz nach Ende des Konzerts in den Zuschauerraum, unterhält sich mit den Fans, gibt Autogramme und läßt sich fotografieren. Danke EIVØR, für diesen schönen Abend, auch wenn es wohl nicht jeder wirklich zu würdigen wußte. (Anne)


Setlist EIVØR:
Bridges
Remember Me
Brotin
Salt
-
The Swing
On My Way To Somewhere
Røttu Skógvarnir
Silvitni
Trøllabundin
Boxes
Tides
True Love
---------------------------
When I Think of Angels (KK-Cover)
Wake Me Up
---------------------------
Petti fyri Petti



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