live 20141009 00Dass Bands wie SONATA ARCTICA, SABATON oder eben EDGUY einmal Stammgäste in der saarländischen Landeshauptstadt sein würden, damit konnte man bis vor ein paar Jahren wirklich nicht rechnen, schließlich gilt das Saarland (Zitat Tobias Sammet: „Eine Flächenmaßeinheit für Naturkatastrophen") nicht gerade als Hochburg für melodischen Power Metal. Uns soll es jedenfalls Recht sein, dass EDGUY nach der „Tinnitus Sanctus" und der „Age Of The Joker" auch auf der „Space Police" Welttour in der Garage einen Zwischenstopp machten, mit im Gepäck hatten sie alte Hasen im Newcomergewand (STARCHILD) und, nun ja, alte Hasen im Newcomergewand (UNISONIC).

STARCHILD
Eröffnet wurde der Reigen von der deutschen Melodic Metal Band STARCHILD, die im April diesen Jahres ihr Debütalbum auf den Markt gebracht hat (es heißt wie die Band), mit dem man vor allem deshalb auf sich aufmerksam machen konnte, weil mit Michael Kiske und Helge Schneider zwei prominente Musiker als Gäste mitgewirkt haben, wobei die Band selber mit Jens Becker (GRAVE DIGGER, RUNNING WILD) und Michael Ehré (GAMMA RAY, METALIUM) über Mitglieder verfügt, die sich im Power Metal bereits einen Namen gemacht haben. Kopf der Band ist der Gitarrist und Sänger Sandro Giampietro, der einem Michael Kiske optisch verdächtig ähnelt (von vorne) und auch sein Gesang selber ist nicht allzu weit von dem des ehemaligen HELLOWEEN Sängers entfernt.

Wenig überraschend machte die Band einen professionellen Eindruck und wurde am Ende von den bereits zahlreichend anwesenden Fans mit anständig Applaus bedacht, zum Gig selber kann ich leider nicht so viel sagen, weil ich lediglich noch die letzten zehn Minuten des halbstündigen Auftritts mitbekommen habe, alles andere wäre also reine Spekulation. Die letzte gespielte Nummer „Starchild" scheint auf jeden Fall eine klasse Nummer zu sein, wenn es nicht bereits so viele Melodic Power Metal Bands gäbe, dann könnte man sich auch etwas intensiver mit STARCHILD beschäftigen, die, soweit ich das beurteilen kann, ihre Aufgabe als erste Supportband gut gemacht haben.


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UNISONIC
Als zweite Supportband dienten dann die vielfach beachteten, zum Teil auch verachteten UNISONIC, die von ihrem Status her eigentlich in der Lage wären, ihre eigene Headlinertour durchzuziehen. Diese kommt vielleicht in naher Zukunft, fürs erste begnügte man sich in der Rolle des Anheizers und dies machte man perfekt! Leuten wie Kai Hansen und Michael Kiske, die in den Achtziger Jahren mit HELLOWEEN noch die Glanzzeiten dieser Musik mitbekommen haben, bleibt auch gar nichts anderes übrig als sich unterzuordnen und anzuerkennen, dass Tobias Sammet inzwischen die klare Nummer 1 ist, wenn es um melodischen Heavy Metal aus deutschen Landen geht.

Die Leute waren jedenfalls größtenteils heiß auf UNISONIC, die auch angeschlagen in der Lage waren, einen astreinen Gig abzuliefern, Michael Kiske hatte sich ein paar Tage zuvor beim Auftritt in Kaufbeuren übel am Knie verletzt und musste mit Krücken auf und mit Krücken wieder von der Bühne „humpeln", den Rest der Zeit verbrachte er sitzend, nahm die Sache aber mit Humor (Zitat: „Viel Platz zum Herumlaufen ist sowieso nicht").
Für seine Stimme war dieses Handicap jedenfalls nicht schädlich, Kiske sang deutlich besser als erwartet, ich habe jetzt den HELLOWEEN Klassiker „I Want Out" mit Kiske, mit Kai Hansen und mit Andi Deris am Gesang gehört und gerade letzterer kann im direkten Vergleich aber mal sowas von einpacken.

Ansonsten konzentrierten sich UNISONIC zum Glück auf ihr eigenes Material, mit Mandy Meyer, Dennis Ward und Kosta Zafiriou sind ja auch genug Musiker in der Band aktiv, die mit HELLOWEEN nichts zu tun haben, der Gleichheit halber hätte man eigentlich noch einen PINK CREAM 69 Song zocken müssen. Tat man nicht, mit „For The Kingdom" und „Your Time Has Come" setzte man sowohl auf die schnellen Songs des Repertoires, „Star Rider" und „When The Dead Is Done" ließen die Herzen der Mid-Tempo Anhänger höher schlagen, in meinen Augen liegt genau hier die Stärke der Band. Alles in allem ein bärenstarker Gig, der nach gut 45 Minuten mit der Bandhymne „Unisonic" seinen würdigen Abschluss fand, und der Lust auf weitere Liveauftritte machte, nur mit einer Sache hatte Michael Kiske Unrecht. EDGUY Fans sind nicht mehr überwiegend jung, schließlich sind die Hessen inzwischen auch bereits seit gut 20 Jahren aktiv, ich selber verfolge und schätze die Band konstant seit „Vain Glory Opera" (1998), also fast mein ganzes Leben als Metalfan.


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EDGUY
Schätzen tue ich auch die Livequalitäten von EDGUY, die eigentlich immer für unterhaltsame und gute Konzerte stehen, verglichen mit AVANTASIA oder anderen Bands dieser Größenordnung, sind EDGUY Gigs aber zumeist eine etwas zwiespältige Angelegenheit und so sollte es auch dieses Mal sein. Erstens bietet die Bands recht wenig für das Auge, warum dieser schräge „Weltraumpolizist" als Covermaskottchen erst vor dem Zugabenblock auf der Bühne entfaltet wurde, verstehe ich ebenso wenig wie der komplette Verzicht auf andere Hilfsmittel, die Konzerte optisch attraktiver machen. Und wenn man bedenkt, dass Tobias Sammet mit AVANTASIA gerne auch mal zwei bis drei Stunden auf der Bühne steht, dann ist eine Spielzeit von knappen 90 Minuten (inkl. Drumsolo) eigentlich ein Witz. Zumal Tobias Sammet bekanntlich gerne zwischen den Songs redet, scherzt, plappert und sich verhaspelt („der nächste Song ist vom „Land Of The MIracle" Album", „der nächste Song ist vom aktuellen Album, nein doch nicht").

Für EDGUY Konzerte benötigt man eine Spur Humor, Tobias Sammet kann glücklicherweise immer noch über sich selber lachen, von daher wundert es nicht, dass EDGUY im Laufe des Abends auch das „Rock Me Amadeus" Cover von FALCO brachten, für das sich Tobias Sammet extra ein Zirkusdompteurköstum überzog, denn ohne dieses hätte er nach eigener Aussage diesen Song nicht authentisch rüberbringen können. Besagte Nummer kam derweil auch genauso gut an wie der Rest der gespielten Songs, egal ob es die beiden Titelstücke des aktuellen Albums waren „Space Police"/"Defenders Of The Crown" (nicht zu verwechseln mit „Defenders Of The Faith"), der sehr livetaugliche Opener „Love Tyger" (erwartet hatte man eigentlich „Sabre & Torch") oder älteres Material wie „Out Of Vogue" (die einzige wirkliche Überraschung) oder „Vain Glory Opera" (immer wieder geil).

Leider verzichteten EDGUY dieses Mal auf eine wirklich epische Nummer, weder „The Eternal Wayfarer", „Sacrifice" oder „The Piper Never Dies" (möchte ich unbedingt nochmal live hören!) wurden gespielt, für die Stimmung sorgten eher eingängige und kurze Nummern wie „Superheroes" oder die beiden Zugaben „Lavatory Love Machine" und „King Of Fools". Wie gesagt ein sehr unterhaltsames Konzert mit drei guten Bands, aber eben kein außergewöhnliches, wenn ich es daran messe, was DREAM THEATER, JOE BONAMASSA, BLIND GUARDIAN oder ANATHEMA bereits in diesem Jahr auf die Bretter gebracht haben. (Maik)


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Pfaelzers Avatar
Pfaelzer antwortete auf das Thema: #15190 9 Jahre 5 Monate her
Deswegen war es ja auch gut, dass ich nicht da war, bevor noch wer Opa zu mir sagt.
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Anne antwortete auf das Thema: #15187 9 Jahre 5 Monate her
Trotzdem isses ja doch so, daß da vor allem junge Menschen unter 25 rumlaufen...eher unter 20...
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Pfaelzer antwortete auf das Thema: #15183 9 Jahre 5 Monate her

Maik schrieb:

Anne schrieb: Wieso, hätteste mich verprügelt? Ich hatte mich gut versteckt, der Maik hat mich auch nicht gefunden... ;-)


Na ja, er hätte den Altersschnitt noch mal nach oben korrigiert, was für meinen Standpunkt förderlich gewesen wäre, auf der anderen Seite ist jung oder alt ja immer relativ, wobei der Kiske ja auch nur 9 Jahre älter ist als der Sammet...


Hehe, der Chef weiß Bescheid! :)
Maiks Avatar
Maik antwortete auf das Thema: #15179 9 Jahre 5 Monate her
Wie immer ein Vorbild in Sachen Einsatz! B)
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Anne antwortete auf das Thema: #15178 9 Jahre 5 Monate her
Nö, die hab' ich mir im Sitzen angesehen. Bist einmal direkt an mir vorbeigelaufen, ich konnte dich aber nicht rufen, da ich keine Stimme hatte. Hatte mir sogar einen Zettel geschrieben für die Leute, die mich ansprechen, weil ich wirklich 0 Stimme hatte. Konnte das Konzert nicht wirklich genießen und wäre eigentlich lieber zu Hause geblieben...
Maiks Avatar
Maik antwortete auf das Thema: #15176 9 Jahre 5 Monate her

Anne schrieb: Wieso, hätteste mich verprügelt? Ich hatte mich gut versteckt, der Maik hat mich auch nicht gefunden... ;-)


Na ja, er hätte den Altersschnitt noch mal nach oben korrigiert, was für meinen Standpunkt förderlich gewesen wäre, auf der anderen Seite ist jung oder alt ja immer relativ, wobei der Kiske ja auch nur 9 Jahre älter ist als der Sammet...

@Anne: Ich hab dich zumindest kurz mal gesehen und hatte dann befürchtet, dass dich UNISONIC komplett vergrault hätten :)
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Anne antwortete auf das Thema: #15159 9 Jahre 5 Monate her
Wieso, hätteste mich verprügelt? Ich hatte mich gut versteckt, der Maik hat mich auch nicht gefunden... ;-)
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Pfaelzer antwortete auf das Thema: #15154 9 Jahre 5 Monate her
Oh weh zum Glück war ich nicht da. ;)
Annes Avatar
Anne antwortete auf das Thema: #15152 9 Jahre 5 Monate her
So, und jetzt komm ich ;-)
STARCHILD fand ich sehr verzichtbar. Was ein belangloses Gedudel (oder war ich noch Progpower-verwöhnt?)... So gar nicht mein Ding und der Sänger war mir unheimlich...der hatte so 'nen irren Blick... Nee, brauch ich nicht nochmal.

UNISONIC sind ja auch überhaupt nicht mein Ding, aber immerhin hat Michael Kiske echt beeindruckend gut gesungen. Vielleicht sollte er immer sitzen. War sowieso besser, sein Posing geht mir sonst nämlich immer ziemlich auf die Nüsse.
Ganz großartig auch Kai Hansen:
Michael Kiske: "Die meisten EDGUY-Fans sind ja jung..."
Kai Hansen: "Und was ist mit den schwarzen? Und den grünen?"
Michael Kiske: "????"
Kai Hansen: "Du hast doch gesagt, "die weißen EDGUY-Fans sind jung."
Michael Kiske: "Die MEISTEN!!!"

Finde allerdings, daß der Herr Kiske recht hat. Du und ich Maik, wir zählen nicht mehr zu den Jungen, und wenn man dann so in die Runde guckt, dann hat man doch den Altersschnitt gehoben.

EDGUY hab' ich auch schon besser gesehen, Tobis Verwirrtheit und dumme Sprüche sind aber immer wieder herrlich. Ich fand den Auftritt auch zu kurz, da hätte ich lieber auf STARCHILD verzichtet.

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