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vorbericht devintownsendAuf seiner diesjährigen Europatour läuft Devin Townsend mit seinem DEVIN TOWNSEND PROJECT neben einigen Festivals nur ganz wenige Konzerthallen an; eine davon liegt in Frankfurt. Ursprünglich sollte das Konzert ja im Nachtleben stattfinden, aufgrund der großen Nachfrage wurde es dann jedoch in die Batschkapp verlegt. Und wenn man sich dann mal ansieht, dass in selbiger an diesem Abend sicher sechsmal so viele Leute stehen, wie in das winzige Nachtleben reingegangen wären, dann fragt man sich schon, welcher Wahnsinnige eigentlich auf die Idee kam, das Konzert dort veranstalten zu wollen.

 

BURY MY REGRETS
Wie auch immer, als Vorband sind BURY MY REGRETS angekündigt. „Och nee, ‘ne Band, deren Namen aus drei Wörtern besteht – die spielen bestimmt so Core-Kram“ unkt mein Begleiter. Und er soll Recht behalten. Der Fünfer aus Mannheim hat sich dem Hardcore verschrieben und gibt dementsprechend von Anfang an Vollgas. Es wird wild herumgehopst und -gekickt, Sänger Sven läuft jeden Meter der Bühne gefühlte 100mal ab – allein, der Funke will nicht überspringen. Viel mehr als Höflichkeitsapplaus ist heute nicht drin, aber dazu ist das anwesende Publikum wohl auch einfach der falsche Adressat. Sänger Sven zeigt sich sehr redselig, bedankt sich immer wieder beim Publikum, und stellt fast jeden Song einzeln vor. Es bleibt jedoch ein kurzes Gastspiel, denn nach noch nicht einmal 30 Minuten ist der Spuk schon wieder vorbei und das Publikum atmet spürbar auf. Nicht wenige sind auch nach draußen geflüchtet, um sich im Biergarten noch das ein oder andere frisch gezapfte zu genehmigen. Schade für die Truppe, aber hier haben Band und Publikum einfach nicht zusammen gepaßt. Ich fand den Auftritt gar nicht mal so schlecht, aber Hardcore ist nunmal einfach nicht meine präferierte Musikrichtung.

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DEVIN TOWNSEND PROJECT
Um die Wartezeit auf den Headliner etwas kurzweiliger zu gestalten, werden wie immer diverse mehr oder weniger dubiose Videos mittels Beamer an die Leinwand, die das Backdrop bildet, geworfen. Seien es jetzt Einspielungen von Ziltoid, dem kaffeesüchtigen Außerirdischen, das niedlich-nervige Badger-Badger-Mushroom-Video, der Publikumsliebling „Karate mit heraushängenden Klöten“, das leicht verstörende Pudelaerobic-Video oder, zum packenden Finale, Ziltoid im Duett mit einem süßen Häschen. Als dieses Video zwecks Auftritt des DEVIN TOWNSEND PROJECTs dann einfach abgebrochen wird, ist das Publikum hörbar traurig. Die meisten Musiker wären vielleicht etwas verunsichert, wenn sie mit einem langgezogenen, enttäuschten „Oooohhhhh!“ auf der Bühne begrüßt werden. Doch Devin Townsend versteht seine Fans: „I know. You’re all disappointed because Mr. Fluffybunny disappeared…” Naja, das Leben ist hart und so freut man sich eben über die alten Songs, die die Kanadier so anstimmen. Und wer durch Ziltoid noch nicht genug getröstet wurde, der findet seinen Trost bestimmt in „Deadhead“, „a song about romance from your Canadian buddies!“ Danach folgen fast nur noch neuere Songs, meist zwei von jedem Album. Auch vom noch aktuellen Album „Epicloud“ gibt es nur 2 Songs, was ich etwas schade finde. Diese Songs kamen auch beim Publikum sehr gut an, aber gut, ein Devin Townsend hat es auch nicht leicht, will er eine Setlist zusammenstellen. Derweil fragt sich der Mann, ob sie eigentlich schonmal in Frankfurt gespielt haben. Auch das Publikum kann da nicht so recht weiterhelfen, am Ende einigt man sich auf ein diplomatisches „Vielleicht“. Zu „Kingdom“ entscheidet sich die Saitenfraktion dann, dass man ja mal etwas posen könnte und legt ein herrliches Slow-Motion-Posing hin. Gebt zu, ihr habt vorher geübt! Die Zeit verfliegt wie im Flug und man ist fast schon überrascht, als Devin mit „Grace“ den letzten Song ankündigt. Wo sind denn die letzten anderthalb Stunden geblieben? Natürlich muß die Band noch einmal für eine Zugabe auf die Bühne, vor welcher Devin sein „team of fucking weirdos“ dem Publikum vorstellt. Und mit „Bad Devil“ ist der Auftritt dann auch schon zu Ende. Schade.

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Viel zu früh, meiner Meinung nach. Zumal es ja auch erst 22:00 Uhr ist. Da hätte der Herr Townsend ruhig noch ein paar Songs auspacken dürfen. Die Show war, wie eigentlich jede Show des DEVIN TOWNSEND PROJECTS, äußerst unterhaltsam, was zum einen an Devins herrlichem Gespräch, zum anderen an den teilweise noch herrlicheren bis kranken Einblendungen via Beamer lag (ich bin mir ganz sicher, auf einigen Bildern konnte man die Pillen sehen, die der Kerl so einschmeißt). Weniger unterhaltsam waren Licht und Sound. Im Bühnengraben (und sicher auch in den ersten Reihen), war dieser so richtig mies, der Gesang oft kaum zu hören. Auch später gab es immer mal wieder Stellen, an denen der Gesang kaum zu hören war, immer wieder kam auch ein Techniker auf die Bühne und fummelte an Devin herum. Die Gitarren waren mal herrlich klar zu hören, dann gingen sie wieder im Soundmatsch unter. Einen wirklich guten Sound gab es jedoch nie. Beim Licht bin ich mir nicht sicher, ob hier die Anlage defekt war. Schon bei der Vorband war die Bühne sehr düster, aber auch beim DEVIN TOWNSEND PROJECT wurde es nicht besser. Die meisten Scheinwerfer wurden nie genutzt, das Licht kam meist von hinten. Und das Ganze wurde auch noch gefilmt. Da bin ich mal auf die Aufnahmen gespannt, ob die brauchbar sind. Trotzdem war es alles in allem ein sehr gelungener Abend, der sich gerne öfter wiederholen dürfte. (Anne)


Setlist DEVIN TOWNSEND PROJECT:
Seventh Wave         
War                 
Regulator             
By Your Command         
Deadhead             
Planet Of The Apes         
Numbered!             
Supercrush!             
Kingdom             
Juular                 
Grace                 
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Bad Devil    

 

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