Faun + Tribute To O'Carolan (11.07.2014, Trier)

vorbericht faunFAUN habe ich jetzt schon länger nicht mehr live sehen können, nicht zuletzt, weil sie sich in letzter Zeit in unserer Ecke irgendwie rar gemacht haben. Aber jetzt spielen sie auf einem weiteren Teil der „Von den Elben“-Tour in Trier und da ist meine Anwesenheit natürlich Pflicht. Zumal das Konzert draußen im schönen Hof des Trierer Exzellenzhauses stattfinden sollte. Und zumal es ja wieder ein elektronisches Konzert sein würde. Nichts gegen die Akustikkonzerte, die habe ich auch sehr gemocht, aber ich will auch wieder etwas mehr Wumms haben und auch den gutausehenden jungen Mann am – ja, wie nennt man das? Holzapfel?  - sehen.

Daß FAUN weniger Metal-affines sondern eher gemischtes Publikum ziehen, das zeigt sich schon beim Anstehen vorm Einlaß, als sich die ein oder andere Dame in den Hochhackigen darüber moniert, wie schrecklich doch die Warterei vor Konzerten ist und daß dann, wenn man Pech hat, auch noch eine Vorgruppe spielt und überhaupt. Hach ja… Zum Glück scheint der Rest der Fans recht normal zu sein, es gibt mittelalterlich gewandete und Gothics, Leute weit jenseits der 70, aber auch deutlich unter 10. Der Sechser begeistert offensichtlich generationenübergreifend.


TRIBUTE TO O‘CAROLAN
Ob es Absicht war, daß auf dem Konzertgelände jede Menge Bierzeltbänke zusammengeklappt und sauber aufgestapelt liegen, weiß ich nicht, die Zuschauer fackeln jedenfalls nicht lange und bauen sich ihre eigene Sitzlandschaft auf. Die kann man bei der Vorband auch gut gebrauchen. So ganz paßt sie nicht zu FAUN, doch welche Band tut das schon? Irgendwo passen sie dann am Ende ja doch. Das Duo präsentiert irischen Folk, darunter viele Polkas, ausschließlich Cover mehr oder weniger bekannter irischer Musiker. Das ist ganz nett, aber gebraucht hätte man die beiden jetzt nicht unbedingt. Die meisten Zuschauer sehen das wohl so ähnlich, es gibt zwar Höflichkeitsapplaus, der ein oder andere wagt es gar, leicht das Tanzbein zu schwingen, aber zu Begeisterungsstürmen können die beiden nicht hinreißen. Immerhin sorgen sie mit ihren sympathischen Ansagen für den ein oder anderen Lacher.

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FAUN
Bei FAUN dagegen herrscht von Anfang an gute Stimmung. Und obwohl die Tour „Von den Elben“ heißt, gibt es von diesem Album so gut wie nichts zu hören. Dafür gibt es zu Beginn gleich vier Songs vom Album „Eden“, das mittlerweile auch schon 3 Jahre auf dem Buckel hat. Für besonders viele Lacher sorgt unfreiwillig die Ankündigung von „Alba“, die einen kleinen Jungen in der ersten Reihe dazu veranlaßt, fröhlich „Albert? So heißt mei Opa! De Opa Albert!“ in die Runde zu krähen, was insbesondere Fiona Rüggeberg zum Lachen bringt. Um jedoch „den Anschein eines kulturellen Abends zu wahren“ gibt es dann mit „Subrali“ noch ein Lied mit bulgarischem Text, das deshalb nur die unter uns verstören würde, die der bulgarischen Sprache mächtig sind. Da hab‘ ich ja nochmal Glück gehabt…

Der Übergang zu „Rhiannon“ gestaltet sich jedoch schwierig, denn die Band sucht noch ihr C, auf das sie sich einstimmen muss. Und während Drehleierspieler Stephan Groth einen leichten Anjodler liefert, erzählt Sänger Oliver Sa Tyr die empörende Geschichte eines vergangenen Konzertes, auf dem dieser Schelm während des Stimmens doch einfach, frech weg von der Leber, das Jodeln angefangen hat. Und damit mehr Applaus ernten konnte als die Band bei jedem anderen Lied des Abends, und der arme Herr Sa Tyr noch immer mit der psychologischen Verarbeitung dieser Schmach zu kämpfen hat. Neben Bedauern für den Oliver will das Publikum aber trotzdem den Jodler hören. Nachdem das Jodeln dann beendet und das C gefunden ist, hören wir nun das schön mehrstimmige „Rhiannon“.

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Romantisch geht es mit dem spanischen „Tinta“ weiter, zu dem man angeblich gute Kinder zeugen kann. Das soll jetzt schon der letzte Song sein, aber das geht ja mal gar nicht. Zumal Sänger Oliver Sa Tyr, der normalerweise immer mit äußerst unterhaltsamen Ansagen glänzt, sich heute zu Beginn sehr zurückgehalten hat und erst gegen Ende des Auftritts wieder zur Hochform aufgelaufen ist. Logische Folge: Die Band darf noch nicht gehen. Und so gibt es mit „Wind & Geige“ und „Hymn To Pan“ (der kurzerhand zum Gott der Panik gemacht wird – ethymologisch natürlich absolut nachvollziehbar) noch ein paar Zugaben.

Aber auch das ist den Zuschauern nicht genug und so muß die Band für das „Tagelied“ noch einmal auf die Bühne kommen, bevor endgültig Schluß ist. Schade, denn FAUN könnte man eigentlich ewig zuhören. Da sind auch fast 2 Stunden viel zu wenig Spielzeit. Und überhaupt: Bitte, liebe Faune, spielt doch endlich mal wieder „Egils Saga“ live! Ich weiß, ihr könnt es. Ich habe euch schon dabei beobachtet… Wie auch immer, es ist auf jeden Fall anerkennenswert, wie die FAUNe es geschafft haben, das fiese Gewitter, das während des Auftritts der Vorband aufgezogen ist, galant am Trier Exil vorbeizuleiten, so daß nur ein paar Tropfen fielen und man größtenteils trocken blieb. Alles in allem ein sehr schönes, feines Konzert in einer sehr schönen Location mit nicht übertriebenen Preisen. Das könnt ihr gerne jedes Jahr machen! (Anne)


Setlist FAUN:
Andro                
Diese kalte Nacht        
Pearl                
Zeitgeist            
Alba                
Iduna                
Iyansa                
Ne Aludi El            
Subrali
Rhiannon            
Tinta                
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Wind & Geige            
Hymn To Pan            
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Tagelied           

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Kategorie: Konzerte