Kreator + Morbid Angel + Nile (19.12.2012, Saarbrücken)

kreator_tourflyer„WOW, was für ein Package", lässt sich in den letzten Jahren öfter hören, seit es Gang und Gäbe geworden ist, Bands zu einem Package zusammen zu fassen, die auch alleine die Hallen gut füllen könnten. Und warum tut man das? Um die Hallen NOCH besser zu füllen! Das Konzept geht auf und beschert dem geneigten Metaller neben Rock The Nation Touren wie „Thrashfest", „Heidenfest" und wie sie alle heißen, ein weiteres Highlight zum Abschluss des Jahres: KREATOR und MORBID ANGEL zusammen auf Tour!

Wer sich in der allgemeinen Metalgeschichte auskennt, weiß, dass es diese Kombi bereits einmal in den 90ern gegeben hat, es damals aber aufgrund eines Zwists aber böse in die Hose ging. Nun ist man erwachsen geworden, hat die Streitigkeiten beigelegt und wiederholt das „Match made in heaven".
Schlauerweise packte man sich noch mit FUELED BY FIRE und NILE zwei gnadenlos gute Bands ins Vorprogramm, um das Package abzurunden. Heidewitzka!

FUELED BY FIRE
FUELED BY FIRE spielen schon, während das Redakteuren-Duo die Halle betritt und es wird bei den ersten Tönen bereits klar, was es hier getrommelt hat: Thrash, Thrash, Thrash! Alte, ganz ganz alte Schule wird hier zelebriert und das mit einer Inbrunst, die einfach Freude macht! Dabei hatten es die Kalifornier nicht wirklich leicht in jüngster Vergangenheit. Ihre zweite, grandiose Scheibe „Plunging Into Darkness" brauchte über ein Jahr, bevor sie weltweit über die üblichen Wege zu haben war. Mit dieser Hammer-Tour haben die Jungs aber endlich ein Quäntchen Glück im Sack und nutzen das auch vollends aus. Dass aufgrund der völlig zugebauten Bühne (es befinden sich quasi drei Drumsets gleichzeitig auf der Bühne), auf selbiger keine große Bewegung aufkommt, fällt nicht weiter ins Gewicht, denn bereits jetzt tobt ein ordentlicher Mob im Publikum, der sich sehen lassen kann!
FUELED BY FIRE kommen insbesondere mit ihrem Szene-Hit „Thrash Is Back" sehr gut an bei der noch nicht ganz gefüllten Garage und ihre Supportshow kann an diesem Abend ohne Zweifel als voller Erfolg gewertet werden! An alle Thrasher: FUELED BY FIRE anchecken!!

 

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NILE
„Was zum GEIER machen NILE denn da??" – konnte man in vielen Gesichtern der sich multiplizierenden Menge lesen, als die Ägyptologen-Deather loslegen. Zu „Black Seeds Of Vengeance" Zeiten konnte man sich dem Eindruck nicht verwehren, der Vierer wolle eine rasende Herde Trüffelschweine imitieren. Mehrere Alben und vor allem unzählige Übungsstunden, -wochen, -monate und -jahre später, kann man nur noch mit auf dem Boden genagelter Kinnlade und fragendem Blick fassungslos dreinschauen, was diese Menschen da auf der Bühne abziehen. „Menschen" ist das Schlagwort hier, denn „menschlich" ist hier nichts mehr! SO KANN MAN NICHT SPIELEN!! Das geht gar nicht. Nein, nein, nein!

Nun gut, einmal den Redakteur vor den Musiker gestellt: NILE sind wahrscheinlich die besten Musiker, die das Death Metal Genre jemals hervor gebracht hat! (Ja, hier lässt sich vorzüglich drüber streiten, ein paar Zentimeter weiter unten bitte).
NILE haben nach dem sehr simplen aber effektiven Thrash Metal der Vorband einige Probleme, das Publikum aus der Reserve zu locken. Kein Wunder, wenn sich niemand bewegt, aus Angst über seine Kinnlade zu fallen. NILE fabrizieren hier einfach nur ganz krassen Sch•(%"! Man kann es nicht anders sagen, was dieser Vierer hier abzieht, sucht seinesgleichen. Zusammen mit einer Sample-Soundwand vom Band spielen sich diese unmenschlichen Musiker in einen Rausch, der schlicht als beeindruckend zu bewerten ist. Dass dabei niemand der Beteiligten auch nur ein bisschen angestrengt ausschaut, ist eigentlich fast schon frech! Fleischmützen-Frontsau Dallas Toler Wade und bulliger Chef-Pyramidist Karl Sanders erdreisten sich sogar ab und an mit verschmitztem Grinsen ein bisschen Spaß mit der erste Reihe oder seinen Nicht-Von-Dieser-Welt-Drummer Georg Kollias zu machen. FRECH!
Songtitel sind bei den Ansagen kaum zu verstehen, das macht aber auch keinen großen Unterschied, denn ein Kinnladen-Song folgt dem nächsten und auch wenn das Publikum weitaus weniger Begeisterung zeigt, als es könnte, hinterlassen NILE hier ganz massiv Eindruck! Einfach unfassbar, wie dieses Quartett die hochkomplexen Stücke zwischen völlig brutalen Gewichse und atmosphärischer, fast doomiger Melodie mit einer Leichtigkeit aus ihren Instrumenten schüttelt. Beeindruckend!!
Fazit: Der Bandhit „Black Seeds of Vengeance" zieht dann doch am meisten Reaktionen. Heil dem Trüffelschwein!

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MORBID ANGEL

Eigentlich, ja eigentlich könnte hier genau der Text stehen, der bereits zum MORBD ANGEL Headliner Gig am 18.12.2012 in selbiger Location verfasst wurde, stehen. Genau ein Jahr später ist der Engel wieder in Saarbrücken und natürlich kein Stück schlechter! Zugegeben, der Headliner Gig 2011 war etwas ganz besonderes, was hier nicht zu reproduzieren ist. Dazu bitte nochmal in den letztjährigen Bericht schauen (hier).

In der Setlist gibt es heute keine Überraschungen, hier wird auf Nummer Sicher gegangen, was aber bei Songs wie „God Of Emptiness", „Immortal Rites", „Maze Of Torment", „Rapture", Nevermore", „Chapel Of Ghouls", „Where The Slime Live" etc. allerdings nun wirklich kein negatives Merkmal ist!!
Death Metal Fronter Numero Uno in the world Dave Vincent ist auch heute sehr gut aufgelegt und hat sichtlich Spaß an der Sache. Was man von Gitarrero Destructhor nicht wirklich behaupten kann. Zumindest schaut es nicht nach Spaß aus, denn der Norweger verzieht keine Miene abseits seines ultrabösen Blickes! Vielleicht liegt es an seiner schwindenden Haarpracht, man weiß es nicht. Auf jeden Fall gehört der gute Mann mit seinem MORBID ANGEL Urgestein-Kollegen Trey Azagthoth zu den „sickesten" Gitarristen ever! Besonders letztgenannter begeistert immer wieder mit den unfassbarsten Soli, die die Welt je gehört hat. Ein einziges Gequietsche und Gefiepe zeichnet die Soli dieses Ausnahmegitarristen aus. Einzigartig und einmalig. Besagter sorgt auch für den Schockmoment des gesamten Konzerts, als plötzlich das unfassbare passiert... MAN SIEHT SEIN GESICHT! ...dass wir das erleben durften, wir sollten kurz inne halten und uns klar werden, welches Glück wir alle gehabt haben! Trey's Gesicht ist seit Jahrzehnten ein von schwarzer Mähne wohl behütetes Geheimnis, das nun für einen kurzen Moment gelüftet wurde! Danke Trey für dieses Vertrauen!

Spaß beiseite: Was soll man über MORBID ANGEL noch groß sagen, was nicht bereits zigmal nach der Reunion gesagt wurde: Diese Band ist einfach eine der allerbesten Death Metal Bands, die diese Welt jemals gesehen hat; nicht nur in Punkto Musik und Live-Erlebnis, sondern auch wegen allem, was dazu gehört. Wenn diese Band die Bühne betritt, dann ist das mit einem Wort vorzüglich zu umreißen: INTENSIV!

Setlist MORBID ANGEL
Immortal Rites
Fall From Grace
Rapture
Maze Of Torment
Existo Vulgoré
Nevermore
God Of All Fever And Plague
Chapel Of Ghouls
Dawn Of Angry
Where The Slime Live
Bil Ur Sag
God Of Emptiness/World Of Shit

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KREATOR
In der Umbaupause wurde vor der Bühne ein weißer Vorhang aufgezogen, so dass die Arbeiten dahinter nicht erkennbar waren. Interessant war schon, dass alle vier Schlagzeuge zu Beginn auf der Bühne aufgebaut waren, das des Headliners stand in der Mitte hoch oben, man durfte auf das Bühnenbild der Deutschen gespannt sein. Der Vorhang diente beim Intro als Leinwand, auf den diverse Dias aus der Geschichte der Band projiziert wurden. Da war schon klar, wer an dem Abend der Chef im Ring war, denn als das Licht ausging, hallten bereits die ersten Sprechchöre durch den Raum. Als dann die ersten Riffsalven auf die Menge niederprasselten, hing das Laken immer noch und gab erst mit ein wenig Verspätung den Blick auf die Bretter frei.

Von da an gab es kein Halten mehr im Publikum, die Post ging sofort ab und der Pit wütete. Das neue Album scheint auch bei den Fans angekommen zu sein, die Refrains des Openers wurden sofort aus hunderten Kehlen mitgegrölt. Eingebettet wurden die fünf neuen Stücke in ein Greatest Hits-Programm, welches kaum Wünsche offen ließ, abgesehen von dem nach Überraschungen. Aber KREATOR wissen, was ihre Anhänger erwarten und gaben ihnen genau das. Irgendwie tauchten sehr viele Titelsongs der jeweiligen Alben auf, hatte fast etwas von SAVATAGE.
Das war natürlich nach dem Geschmack der Fans, die voll steil gingen, KREATOR machen einfach auch beim x-ten Mal noch richtig Laune. Da wurden die Fäuste gereckt, es kreisten die Matten und der Circle Pit, obwohl ich gerade mit dieser Metalpolonäse so meine Probleme habe. Ist das wirklich ein Stimmungsbarometer oder einfach nur eine standardisierte Handlung, der unreflektiert gefolgt wird? Mir persönlich erschließt sich der Bezug zu der Dynamik der Musik nicht ganz. Ähnliches gilt für die "Wall Of Death", na ja, wer das braucht; positiv war, dass es nicht wieder so Chaoten gab, die da jeden hineindrängen wollten.

Doch auch außerhalb des Pits war der Stimmungslevel hoch und die Leute gingen mit. Kein Wunder, denn KREATOR zeigten wieder eine engagierte Leistung, die Band war viel unterwegs und feuerte die Zuschauer immer wieder an. Natürlich ist Frontmann Mille der Blickpunkt, des Geschehens, der seine Vocals immer mit einer Urgewalt ins Mikro brüllt. Auch seine Ansagen strotzen nur so vor Aggressivität, die sich auf das Publikum überträgt, um dann richtig die Sau rauszulassen. In der Disziplin könnte er sich aber mal etwas Neues einfallen lassen, vor allem die Titel aus den Achtzigern werden seit Jahren mit denselben Worten angekündigt. Seine Nebenleute sind auch sehr präsent und treten als Einheit auf, die auch mal auf der Bühne kommuniziert.

Stark fällt auch die Produktion aus, vor allem der Sound war wieder besser und drückte die Hassbatzen mächtig ins Auditorium. In Sachen Bühnenaufbau wurde wie schon auf den letzten Touren ebenfalls nicht gekleckert. Den hohen Drumriser zierten Totenschädel, davor standen Pferdeskelette mit leuchtenden Augen, die zusammen mit den Sidedrops das Cover von "Phantom Antichrist" darstellten. Auf beiden Seiten davon befand sich eine Treppe zu einem Podest hinter dem Schlagzeug, auf das Ventor wieder erbarmungslos eindrosch. Diesen Steg beschritten die Musiker immer wieder und konnten dadurch die ganze Bühne ausfüllen. Dazu standen noch zwei Mikrofonständer rechts und links, was dem Sänger noch mehr Freiheiten gab. KREATOR goes METALLICA?

Am Ende war die ganze Garage so im Rausch, dass man das Zugabespielchen einfach wegließ und direkt zum traditionellen Finale überging. Noch einmal erhob Mille die Hassflagge, noch einmal mahlte der Pit durch die Leute, noch einmal setzte es Sprechchöre, so dass jeder ausgepumpt war. Eine souveräne Show, die trotz der Spielfreude vielleicht ein wenig zu routiniert ausfiel. Den Fans war das hingegen egal, sie feierten ihre Helden ab. (Pfälzer)

Setlist KREATOR:
Phantom Antichrist
From Flood Into Fire
Enemy Of God
Phobia
Hordes Of Chaos
Civilization Collapse
Voices Of The Dead
Extreme Aggressions
People Of The Lie
Death To The World
Endless Pain
Pleasure To Kill
The Patriarch/Violent Revolution
United In Hate
Betrayer
Flag Of Hate
Tormentor

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