Jeff Loomis + Vildhjarta + Monuments (30.10.2012, Kerkrade (NL))

live_20121030_0001NEVERMORE sind erst mal Geschichte und außer Warrel Dane mit SANCTUARY kann man keines der Mitglieder so schnell wieder live erleben. Denkste! Jeff Loomis, seines Zeichens ehemaliger Leadgitarrist der Amerikaner, hat in diesem Jahr nicht nur sein zweites Soloalbum „Plains Of Oblivion“ veröffentlicht, sondern er geht damit tatsächlich auf Tour. Natürlich macht diese Tour nicht in jedem Kuhkaff Station und so muß man eben etwas weitere Wege auf sich nehmen. Aber das niederländische Kerkrade ist eigentlich gar nicht so weit weg, wenn man genauer drüber nachdenkt. In knapp 2,5 Stunden ist man vom Saarland aus dort. Und dann laß ich mir das mal nicht entgehen.

Im Vorprogramm sind ganze 3 Vorbands, die ich alle nicht kenne. Ich meine: wirklich nicht kennen. Ich hab' noch nie auch nur den Namen gehört. Aber gut, dann lasse ich mich mal überraschen.




STEALING AXION
Den Auftakt machen STEALING AXION, ebenfalls aus den USA. Am auffallendsten ist zunächst einmal der absolut üble Sound, bei dem einfach nur Gewummer und Gebrumme  beim Zuschauer ankommen. Auch den Sänger kann man kaum hören. Aber das ist vielleicht auch besser so. Denn der Gesang ist ziemlich schräg und gar nicht mal so gut. Mit der seltsamen Mucke der Band kann ich insgesamt nicht wirklich viel anfangen. Meine Recherchen sagen mir, daß STEALING AXION eine Mischung aus Math, Djent und Modern Prog spielen. Aha. Hab' ich auch noch nicht gehört. Also Djent ist mir absolut neu. Ich frage mich langsam, in welchem Metaluniversum ich eigentlich lebe. Offenbar nicht im gleichen wie die Band und große Teile des Publikums, die doch sehr angetan zu sein scheinen von dem, was der Vierer da so produziert. Ich komm' da nicht mit. Das hier ist nix für mich. Immerhin wird gegen Ende der Sound besser. Vielleicht ist das aber auch einfach ein Gewöhnungseffekt. Und nach nicht mal einer halben Stunde ist der Spuk auch schon wieder vorbei.

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MONUMENTS
Als nächstes kommen dann MONUMENTS aus London an die Reihe. Angeblich spielen die auch dieses dubiose Djent. Für mich klingt das wie Hardcore. Dazu paßt auch das Aussehen und Benehmen von Sänger Matt Rose der so Dinge wie „everybody bounce!“ fordert und bei vielleicht 50 Zuschauern (und das ist noch hoch angesetzt) einen Circle Pit sehen will. Klappt natürlich nicht. Trotzdem sind einige da, denen die Musik gut abgeht, und die entsprechend rumpogen. Aber auch die Band gibt alles, insbesondere der Sänger springt wild über die Bühne und weicht auch schonmal ins Publikum aus, wenn ihm der Platz auf den Brettern zu eng wird. Vielleicht will er aber auch einfach den eindrucksvollen Dreadlocks seines Bandkollegen Adam Swan aus dem Weg gehen, denn der Mann hat einen ganz schön großen Bangradius. Aber ab und zu beweist Matt Rose, daß er nicht nur shouten, sondern auch mehr als nur passabel singen kann. Beim letzten Song holt man sich dann noch Daniel Ädel von VILDHJARTA zur Unterstützung auf die Bühne. MONUMENTS sind zwar rein musikalisch so gar nicht mein Fall, haben mir aber doch deutlich besser gefallen als STEALING AXION.

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VILDHJARTA
Die Schweden VILDHJARTA sind dann die letzte Vorband des Abends. Und die haben sogar Fans mitgebracht. Jetzt sollte man ja anhand des Namens eher irgendwas folkiges oder paganmäßig angehauchtes erwarten, doch es ist – tadaa – Djent (auch wenn mir immer noch nicht klar ist, was das jetzt eigentlich genau sein soll – aber egal). In meiner Welt jedenfalls machen auch die Schweden irgendwas mit Hardcore. Etwas ungewöhnlich ist der Einsatz von gleich zwei Sängern, die sich eigentlich auch nicht großartig voneinander unterscheiden. Aber immerhin machen VILDHJARTA die unterhaltsamsten Ansagen („Are you guys drunk enough to talk about feelings?“). Beeindruckend auch die Performance beim Bangen, denn die Musiker tauchen dabei in solche Tiefen, daß ihre Instrumente fast auf dem Boden aufschlagen. Präsentiert wird neben jeder Menge Material der neuen Platte „Måsstaden“ auch ein ganz neuer Song, der so neu ist, daß er noch gar keinen Namen hat. Aber auch der wird natürlich von den anwesenden Fans abgefeiert. Neben dem ganzen Geballer und Geboller (der Sound ist immer noch beschissen) kann man aber auch atmosphärisch und zelebriert das Outro ohne Sänger auf der Bühne. Auch VILDHJARTA haben ihre Momente, aber Freund ihrer Musik werde ich wohl nicht mehr.

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JEFF LOOMIS
Aber jetzt kommt ja endlich der Hauptgrund meiner Anwesenheit. Endlich betritt Jeff Loomis, der wie allen anderen auch seinen Kram selber aufbaut, die Bühne. Mit „Jato Unit“ und „Sibylline Origin“ gibt es zum Auftakt von jedem Album einen Song. Rhythmusgitarrist und Sänger Joe Nurre kündigt dann einen Song über Cowboys an – „A Liar's Chain“, einen neuen Song, den man jedoch schon im Internet offiziell hören konnte. Und spätestens jetzt ist man an dem Punkt, an dem man den Mischer gerne umlegen würde. Oder sich zumindest fragt, ob der Kerl weiß, was er da tut. Denn Jeff Loomis ist mal ganz dezent in den Hintergrund gemischt und kaum zu hören. Und zur Hölle, wenn ich auf das Konzert eines Sologitarristen gehe, dann will ich eben diesen Sologitarristen hören und nicht seinen Drummer und seinen Bassisten! Ich könnt' da jetzt noch drüber fluchen wie ein altes Waschweib. Naja...der Mischer hat das offenbar ganz anders gesehen als ich und wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann kommt der Berg eben zum Prophet (ich weiß, damit hab' ich's in letzter Zeit, aber ich kann auch nix für unfähige Mischer) und so stelle ich mich dann einfach direkt vor den Herrn Loomis und höre über dessen Monitorbox mit. Nicht das Gelbe vom Ei, aber besser als JEFF LOOMIS sehen und nicht hören (Argh...ich reg mich immer noch auf). Egal. Irgendwie ist heute aber der Wurm drin und nach „The Ultimatum“ sind die Drums erst mal am Ende und es ist umfangreiches Basteln angesagt. Dafür gibt es dann aber mit „Speak Of Nothing“ einen Song, den wirklich keiner kennen dürfte. Auch dieser ist, wie „A Liar's Chain“, wieder mit Gesang und es ist ja auch davon auszugehen, daß JEFF LOOMIS in Zukunft weniger Instrumentals und mehr „normale“ Songs veröffentlichen wird. Leider ist der Auftritt viel zu schnell zu Ende, leider gibt es auch mangels Sängerin nicht „Tragedy And Harmony“ und „Chosen Time“ zu hören. Die Zuschauer sind zwar gut mitgegangen, eine Zugabe fordert jedoch keiner. Auch irgendwie seltsam. Etwas schade fand ich, daß alle Ansagen vom Sänger gemacht wurden, man hätte sich doch auch mal ein paar Worte von Jeff Loomis selbst erhofft. Aber man kann ja nicht alles haben.

Setlist JEFF LOOMIS:
Jato Unit
Sibylline Origin
A Liar's Chain
Shouting Fire At A Funeral
The Ultimatum
Miles Of Machines
Speak Of Nothing
Mercurial
Devil Theory
Surrender

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Insgesamt war es ein recht angenehmer Konzertabend. Der Rock Temple ist ein sehr gemütlicher Laden mit freundlichem Personal. Der miese Sound, den alle Bands hatten, hat den Musikgenuß jedoch teils erheblich getrübt. Bei allen Bands dominierte der Baß, dann kamen die Drums und danach erst Gitarren und Gesang. So wurde aus jeder Band eine Rumpelkombo. Und wie man Jeff Loomis in unhörbare Hintergründe mischen kann bleibt mir einfach unbegreiflich. Naja, in Bühnennähe war es dank Monitorboxen dann gut erträglich. Etwas schade war auch, daß nur so wenige Leute im Laden waren. Erstaunlicherweise auch keine oder kaum Deutsche, obwohl Kerkrade direkt hinter der deutschen Grenze liegt.

 

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