Within Temptation (18.08.2012, Saarbrücken)

withintemptationsbNach der Babypause laufen die Maschinen bei WITHIN TEMPTATION wieder auf Hochtouren. Im Frühjahr des letzten Jahres erschien ihr fünftes Album "The Unforgiving", welches erneut sehr erfolgreich war und vor allem in Übersee für gesteigertes Interesse sorgte. Seitdem sind die Holländer ständig auf Achse, nach der Europatournee im Herbst war man im Rest der Welt unterwegs, bevor man für Festivalshows auf den Kontinent zurück kehrte. Die familiäre Konstellation im Hause Westerholt/Den Adel verlangt zwar ihren Tribut, in der Form dass der Mastermind auf den Tourneen zuhause bleibt, um sich um den Nachwuchs sowie das weitere Konzept zu kümmern. Die Auftritte leiden nicht darunter, als Ersatz fungiert seitdem ihr alter Tontechniker Stephan Helleblad. Weil man an dem Wochenende zwischen zwei Open-Air-Shows den Tag nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte, gastierte man an dem Abend im Saarbrücker E-Werk. Da standen die Vorzeichen aber nicht allzu gut.

Doch dazu konnte die Band eigentlich am Allerwenigsten, die Umstände sorgten dafür, dass der hintere Teil der Halle abgehängt war und diese nur zur Hälfte gefüllt war. Hauptschuldig war so ein Strolch von Sommer, der meint an einem Wochenende das nachholen zu müssen, was er in zwei Monaten zuvor verpasst hat. Denn die Temperaturen kletterten an dem Tag auf 36 Grad, und eine Verlegung auf den vor der Halle befindlichen Parkplatz eines Baumarktes und eines Elektrofachmarktes war logistisch nicht zu stemmen, auch wenn viele dies begrüßt hätten.
Deswegen begann die Show auch mit mehr als einer Stunde Verspätung, weil man, eher vergeblich auf eine leichte Abkühlung wartete. Aber wir wollen nicht meckern, wenn das Wetter schön ist, denn am Dienstag traf es die Zuschauer bei AMON AMARTH weitaus schlimmer, heute war die Luft angenehm trocken. Undankbar dennoch, weil Teile der Redaktion drei Wochen zuvor beim ROCK OF AGES mehrmals ordentlich geduscht wurden.

 

Schade auch, dass es an dem Abend keine Vorgruppe gab, aber gerade in den Sommermonaten immer schwierig, selbst bei lokalen Supports. Als das Introvideo endlich unter lautem Jubel abgespielt wurde, kamen auch die letzten, die vor der Halle frische Luft tankten herein, voll war es dennoch nicht. Aber bei der Witterung wird wohl keiner kurzentschlossen hierher gekommen sein, Feste und Grillpartys lockten überall, und auf der anderen Saarseite lagerte das Mittelaltervolk, welches sich mit der Zielgruppe des heutigen Abends gerne mal überschneidet. Obendrein war man zuletzt zweimal im grenznahen Ausland unterwegs, von daher darf der Zuspruch von mehr als 1500 als Erfolg gewertet werden.

Und die Show, wie schon vor einem dreiviertel Jahr in Luxemburg sowieso, denn von Beginn an war das Rocktheater vom Feinsten. Das Bühnenbild hat sich nicht geändert, nach wie vor gibt es den langen Steg zwischen Keyboard- und Drumturm, von denen zwei Treppen runter zur Bühne führen. Und den nutzten die Musiker ausgiebig, waren noch mehr unterwegs als bei besagtem Gig. Direkt hinter dem Steg werden passend zu den Songs Videos abgespielt, die alle sehr professionell gefilmt wurden, auch hier wurde geklotzt statt gekleckert.
Diese ergaben mit den Musikern davor immer wieder tolle Effekte, vor allem wenn sie nur noch als Silhouette zu erkennen waren. Auch das Licht untermalte die Show eindrucksvoll und war mit den Einspielungen perfekt zur Musik abgestimmt. Auch das Image als Mädchenmucke muss angesichts der doch zum Teil sehr krassen Darstellungen überdacht werden, nichts für zarte Gemüter. Vor allem die Songs des aktuellen Werkes, welches auf einem Comic basiert, der von Rache und Sühne handelt waren alles andere als gewaltfrei.

Aber auf diesen Titeln war die Show aufgebaut, den Anfang gab es in chronologischer Reihenfolge. Hätte man meinen können, dass dieses Mal mehr ältere Songs zum Zuge kommen, wurde man, sofern man sich das gewünscht hat eher enttäuscht. Immerhin gab es von "Mother Earth" einen Song mehr als beim letzten Mal, leider erneut nicht "Deceiver Of Fools". Und auch beim neuen Material wurde munter rotiert, so dass mittlerweile fast das komplette Album zur Aufführung kam. Im Vergleich mit anderen Shows der Tour waren die ersten elf Songs identisch, erst am Ende wurden ein paar Änderungen eingestreut.

live_20120818_0120live_20120818_0101live_20120818_0106

Aber trotz der Hitze muss man dem Publikum ein Kompliment machen, denn normalerweise gelten auch die Saarbrücker nicht als die Agilsten. Dennoch war obgleich die Anzahl geringer war, die Stimmung klar besser als im benachbarten Fürstentum. Sogar Haarrotoren wurden in der Menge ausgemacht, wohl dem, der daneben stand. Das spiegelte sich auch bei der Band wieder, die zwar zu Beginn reservierter wirkte, sich dann aber erheblich steigerte.
Nach dem ersten Lied verkündete Fräulein Den Adel den Grund für die Verspätung und ermahnte noch ein wenig auf sich Acht zu geben. Sehr lieb gemeint, aber die Leute verausgabten sich lieber, eigentlich waren mit Showbeginn auch die Gedanken an die Temperaturen wie weggewischt, so soll Rock´n´Roll sein. Und die Truppe zog mit, war wie bereits erwähnt noch mehr unterwegs und wirkte nach der langen Tour eingespielter. Selbst der ansonsten stoisch wirkende Bassist Jeroen Van Veen beackerte die Bretter.

Die Fans wussten das zu schätzen, feuerten die Sechs immer wieder an, und erwiesen sich als sehr textsicher. Auch die aktuellen Stücke sind mittlerweile längst bei ihnen angekommen und reihen sich mühelos in die Klassiker ein. Dazu war auch der Sound für E-Werk-Verhältnisse recht gut, die Gitarren waren ziemlich knackig im Gegensatz zur Konserve, wenn sie auch öfter ein wenig zu sehr hinter die Keyboards und eingespielten Orchester zurück gedrängt wurden. Trotzdem konnte der Mischer ein druckvolles und differenziertes Klangbild schaffen, was hier deutlich schwieriger sein dürfte als in der Rockhal.
Und die gute Sharon Den Adel? Die präsentierte sich wie immer äußerst höflich und publikumsnah und war glänzend aufgelegt. In dem Abend zog sie ein weißes Kleid aus ihrer selbst entworfenen Kollektion, welches leider ein wenig ihre optischen Vorzüge kaschierte. Allerdings hätte sie im Outfit von Esch-sur-Alzette auch so ihre Probleme bekommen, die heutige Garderobe war bewusst luftig gewählt. Auch stimmlich fehlte die letzte ganz große Kraft, aber auch das kann man gerne auf die Umstände schieben. Mit ihrer Ausstrahlung und Performance steckt sie immer noch die ganze Garde an nachahmenden Trällerelsen in den Sack.

Auch hier kann ich wieder nur den, immer noch haushoch überlegenen Status von WITHIN TEMPTATION und NIGHTWISH gegenüber der Konkurrenz im ohnehin überlebten Genre würdigen. Auch ohne die ganz große Show, die geboten wurde, wären diese Acts eine Klasse für sich, auch weil das Songmaterial ebenfalls diese Qualität hat. Bleibt nur zu hoffen, dass es nun bei den Niederländern mehr voran geht und Robert Westerholt seine Auszeit auch kreativ nutzte, damit die nächsten Aktivitäten nicht so lange auf sich warten lassen. (Pfälzer)

Setlist WITHIN TEMPTATION:
Shot In The Dark
In The Middle Of The Night
Faster
Fire & Ice
Ice Queen
Our Solemn Hour
Stand My Ground
Sinead
What Have You Done
Iron
Angels
Murder
See Who I Am
Where Is The Edge
Jillian (I´d Give My Heart)
-----------------------------------------
Never-Ending Story
Mother Earth

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden