Steven Wilson (06.05.2012, Saarbrücken)

steven-wilson_sbSTEVEN WILSON, seines Zeichens Mastermind der Progressive Rocker PORCUPINE TREE und mittlerweile auch Partner in crime von OPETH-Chefdenker Mikael Akerfeld, mit dem er gerade die Band und das gleichnamige Album STORM CORROSION aus dem Boden gestampft hat, wandelt ja bekanntlich auch auf Solopfaden. Am Sonntag, dem 06. Mai 2012 machte er in der Garage in Saarbrücken Station. Ich muss gestehen, dass ich mich im vorhinein nicht mit der Musik Wilson´s befasst hatte, sondern einfach aus Interesse das Konzert besuchte.

Das Publikum unterschied sich sehr von den üblichen Hard´n´Heavy-Konzertbesuchern, denn das Bildungsbürgertum war eindeutig in der Überzahl. Zwischendrin gab es natürlich auch ein paar Metaller. Doch auf Äußerlichkeiten sollte man ja nicht allzu viel geben, also weiter mit der Musik. Wilson´s Begleitband begann das Konzert mit einem Jam, bevor der Meister selbst die Bühne enterte. Ungewöhnlich war, dass ein (zwar relativ) durchsichter Vorhang Publikum und Musiker trennte, wodurch bereits eine gewisse Distanz geschaffen wurde. Teilweise verstörende Bilder bzw. auch das Video zu "Index" waren auf einer Leinwand zu bestaunen. Nach ca. einer halben Stunde viel dann auch unter lautem Jubel endlich der Vorhang. Das Hoffnung verbreitende "Deform To Form A Star" kam besonders gut zur Geltung, weil der Sound glasklar war. Ich habe in der Garage bereits sehr viele Konzerte gesehen, aber noch nie war der Sound so gut wie an diesem Abend. Egal ob eine dezent eingesetzte E-Gitarre, Klarinette oder der Bass. Jedes Instrument hatte genug Freiraum, sodass der Zuhörer jedem Kabinettstückchen dieser hervorragenden Musiker wunderbar folgen konnte.

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Mit "Postcard" folgte ein ergreifender Song, dem eine gute Portion Melancholie inne wohnte. Multiinstrumentalist Wilson bediente im Wechsel E-Gitarre, Akustikklampfe und Keyboard. Das etwas bedrückend wirkende und sich durch den ganzen Song ziehende Klavierthema in "Remainder The Black Dog" berührte ebenso wie der Titeltrack seines ersten Soloalbums "Insurgentes". Besagter Track wurde laut Wilson übrigens erst das zweite Mal überhaupt live gespielt und stellte somit eine Besonderheit im Set dar. Ein Häppchen vom kommenden Album gab es in Form von "Luminol" übrigens auch. Allen, die Prog-Rock mögen, sollte dieser Track gefallen, meinte der Bandchef. Der streckenweise an YES erinnernde Song mit prägnanntem Bass weiß mit einigen jazzigen Einlagen zu gefallen. Ein weiteres absolutes Highlight bildete das von Wilson als Hommage an die Erschaffer der "most nihilistic and heavy music" geschriebene und auf dem im letzten Jahr erschienenen Doppelalbum veröffentlichte "Raider II". Damit huldigt er unter anderem KING CRIMSON, MAGMA und VAN DER GRAAF GENERATOR. Das 23 minütige Monstrum ist manchmal so heavy und düster, wie es manche Doom Metal Band gerne wäre. Und das obwohl die Gitarren nicht fett braten, sondern durch den Einsatz von Bläsern, die live auch als Sample prima funktionieren. Aber der Song hat auch Momente der Zerbrechlichkeit. Sowieso fügen sich die Klarinetten-/Saxophoneinlagen perfekt in die Stücke ein. Als Zugabe gab es dann noch "Get All You Deserve" vom ersten Longplayer, bei welchem Wilson passend zum Albumcover eine Gasmaske trug. Unter dem Motto "An Evening With STEVEN WILSON" gab es für das Publikum eine aufregende Reise, getragen durch avantgardistische, horizonterweiternde Musik. In Kombination mit dem Licht und den gezeigten Videos also ein audio-visuelles Erlebnis für Menschen, die musikalisch offen sind. Obwohl es nicht gerade leicht zugänglich war, hat es mir gefallen. (Kevin)

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Alle Bilder von Maik.

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