Fates Warning (11.03.2012, Aschaffenburg)

fateswarningtourflyerSie zählen zur heiligen Dreifaltigkeit des progressiven Metals, neben DREAM THEATER und QUEENSRYCHE hat kaum eine andere Band das Genre so geprägt wie FATES WARNING. Leider konnten sie nie die großen Erfolge erzielen wie die anderen Gründerväter. Das lag zuerst einmal daran, dass ihnen nie ein Hit gelang, aber auch dass sie sich in letzter Zeit sehr rar gemacht haben. Das letzte Studiowerk ist schon zehn Jahre her und auch live ist man nur selten in Europa zu Gast. Derweil kümmern sich Bandchef Jim Matheos und Ray Alder lieber um ihre Nebenprojekte.
Nun stehen die Zeichen wieder auf Sturm, der kongeniale Gitarrenpartner des Masterminds, Frank Aresti ist zurückgekehrt. Mit der Besetzung nahm man zusammen mit dem ehemaligen Sänger Jon Arch im letzten Jahr die ARCH/MATHEOS-Scheibe „Sympathtic Resonance" auf. Auch ein neues Album ist wieder in der Mache, jedoch befand es die Truppe erstmal als gute Idee einen Abstecher auf den alten Kontinent zu starten. Der dient auch der Promotion des Re-Release von „Inside Out" aber vor allem sich wieder ins Gedächtnis der Fans zu rufen. Ob die nach so langem Warten dem Ruf wieder folgen würden sollte sich in Deutschlands Prog-Wohnzimmer, dem Aschaffenburger Colos-Saal zeigen.

 

 Ich muss zugeben, dass ich den Fünfer auch ein wenig aus den Augen verloren hatte, es ist immerhin 17 Jahre her, dass ich diesen zuletzt gesehen habe. Damals waren sie Support von DREAM THEATER, bezeichnend, dass die auch nicht so umtriebigen Szene-Könige seit dem letzten FATES WARNING-Werk mehr Alben veröffentlicht haben als diese seit jenem Konzert. Doch so wie ich haben viele Fans nicht ganz vergessen, so dass das Colos-Saal bei unserer Ankunft schon proppenvoll war. Ohne Vorprogramm fing man dennoch fast pünktlich um kurz nach 20 Uhr an, uns blieb gerade noch Zeit während des Intros einen guten Platz zu suchen.

 

Das kündigte schon die Eröffnungsnummer an, mit der man auch zuletzt immer die Konzerte begann. Und man kann sich auch kaum einen besseren Start wünschen als der Auftakt der unterbewerteten „Disconnected"-Scheibe. Die Fans waren nicht nur zahlreich erschienen, sondern feuerten ihre Helden schon bei den ersten Takten an. Selbst bei so eher unbekannten Titeln waren doch einige sehr textsicher. Darauf folgte das erste von vier Stücken aus ihrem eingängigsten Werk „Parallels", welches trotz Hitpotenzial floppte. Dass es bei den Anhängern immer noch einen hohen Stellenwert hat, zeigte sich an den Reaktionen.

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Die Setlist ist natürlich immer so eine Frage bei Konzerten, hier war vielmehr die Frage wie weit man zurückgehen würde. Richtig weit, bis zum ersten Album mit Ray Alder am Mikrofon, von dem ein Part des Longtracks „The Ivory Gate Of Dreams" zum Besten gegeben wurde. Ansonsten gab es eine gute Mischung mit Schwerpunkt auf den beiden schon genannten Langrillen. Doch egal was gespielt wurde, die Stimmung war durchgehend am oberen Level, auch wenn die Herren in ihrem Leben keine Entertainer mehr werden.
Einzig Alder und Bassist Joey Vera bemühten sich um Kontakt mit dem Publikum, wobei letzterer bei seinen anderen Betätigungsfeldern weit aktiver ist. Der Frontmann wirkte ein wenig angeschlagen, ließ sich aber kaum etwas anmerken. Die ganz hohen Schreie schafft er zwar nicht mehr, doch seine Stimme ist immer noch glasklar. Dazu interpretierte er die Songs mit Hingabe und auch von der Gestik her sehr emotional. Mir ist auch ein feines Melodiegespür lieber als wenn er versucht hätte auf Teufel komm raus irgendwelche technischen Höchstleistungen rauszuwürgen.

Noch mehr mitfühlen tut das Axtgespann, welches den halben Gig mit geschlossenen Augen zubringt. Die beiden gehen vollkommen in der Atmosphäre auf und wirken traumhaft aufeinander eingespielt. Wie sie sich mit den Soli blind abwechselten, wie sie aus dem Zusammenspiel von Riffs, Soli und sphärischen Leads eine Gänsehaut nach der nächsten zauberten war genial. Da saß jeder Ton, die intelligenten Arrangements kamen punktgenau und entfalteten so ihre volle Wirkung.
Da bedurfte es auch guter Unterstützung des Taktgebers und mit Bobby Jarzombek hat man einen sehr geeigneten gefunden, der in die Fußstapfen von Mark Zonder treten kann. Der Mann gehört sicherlich zum Besten was die US-Metal-Szene hergibt. Seine wuchtigen Schläge trieben, auch wenn anfangs noch etwas laut im ansonsten gewohnt starken Colos-Saal-Sound abgemischt die Songs richtig nach vorne. Bei aller Kraft, die dahinter steckt vermochte er dennoch sein Spiel perfekt in die Atmosphäre zu integrieren.

So geriet der Gig zu einer einzigen Prog-Party, die in den Klassikern am Ende ihren Höhepunkt fand. Die Zuschauer schwankten ständig zwischen genauer Studie der Spielweise und abfeiern. Der einzige Wehrmutstropfen war das doch frühe Ende, denn ohne Vorprogramm ist auch der schönste Abend schnell vorbei. Natürlich kann man bei 95 Minuten Spielzeit ohne große Mätzchen sicher nicht meckern und Aschaffenburg bekam noch einen Song mehr als die übrigen Tourstationen. Aber wenigstens einen weiteren hätte dieses Publikum noch verdient gehabt. Selbst Minuten nachdem das Licht angegangen war, gab es immer noch Ovationen für eine der nach wie vor besten Bands im Metalbereich. Wenn sie da noch einmal raus gekommen wären und vielleicht noch ein weiteres Stück von „Perfect Symetry" präsentiert hätten, wäre es perfekt gewesen. (Pfälzer)

Setlist FATES WARNING:
Intro (Disconnect Part 1)
One
Life In Still Water
A Pleasant Shade Of Grey Part 3
Outside Looking In
Down To The Wire
Heal Me
Still Remains
Another Perfect Day
The Ivory Gates Of Dreams IV: Quietus
A Pleasant Shade Of Grey Part 11
The Eleventh Hour
Point Of View
Through Different Eyes
Monument
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At Fate´s Hands
Eye To Eye

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