btwf_titelHeute steht das Black Troll Winterfest auf dem Programm. Dabei handelt es sich um ein Ein-Tages-Pagan-Festival, das in Mülheim an der Ruhr stattfindet. Zum Ziel hat man sich gesetzt, eines der größten Pagan-Indoor-Festivals Deutschlands zu werden. Hervorgegangen ist das ganze aus der Zusammenarbeit der Labels Black Bards Entertainment und Trollzorn, die gemeinsam schon mehrere Festivals und Touren organisiert haben. Dabei ist natürlich ein Großteil der spielenden Bands bei diesen beiden Labels unter Vertrag. Auch machen zwei Tourneen hier Station, die "Dead Tyrants Tour" mit MOONSORROW, TÝR und CRIMFALL und die "Black Trolls Over Europe Tour" mit SUIDAKRA, WAYLANDER, ODROERIR, XIV DARK CENTURIES, CRUADALACH und CHAIN OF DOGS, die auf dem Black Troll Winterfest ihren Tourauftakt hat. Daneben sind heute noch einige hochkarätige Headliner und Co-Headliner mit im Drachenboot. Insgesamt sollen ganze 15 Bands aus 10 Nationen aufspielen. Um dieses Pensum zu schaffen, betritt die erste Band bereits kurz nach 10:00 Uhr die Bühne. Bei einer Anfahrtszeit von ca. 3 Stunden ist das für mich kaum zu schaffen. Doch da am frühen Samstagmorgen sich Ottonormalbürger offenbar nochmal rumdreht und in die Laken kuschelt, brettert der Metaller bereits über die Autobahn und erreicht so um 10:30 die RWE-Halle in Mülheim.

 

DRAUGR
Deshalb verpasse ich auch den Anfang von DRAUGR und deshalb gibt es auch leider keine Fotos vom Opener. Der Fünfer stammt aus Italien und präsentiert seine Songs auch auf Italienisch. Damit beweist die Band, daß aus Bella Italia nicht nur Tralalametal kommt, sondern daß man durchaus auch auf Italienisch growlen kann und das dann auch richtig böse klingt. DRAUGR erinnern phasenweise an MOONSORROW oder auch TURISAS, ihr Stageacting ist allerdings noch etwas dürftig. Die Italiener sind nicht schlecht, aber auch nicht besonders gut und haben eben das Pech, als Opener zu fungieren und dementsprechend nur vor ein paar Nasen zu spielen, denn wirklich viele Zuschauer sind um diese Uhrzeit noch nicht anwesend.
 

 

CHAIN OF DOGS
CHAIN OF DOGS aus den benachbarten Niederlanden sind die erste Band, die ich komplett sehe. Die Band ist offensichtlich sehr vom Herrn der Ringe angetan, mag aber offenbar keine Hobbits und steht eher auf der dunklen Seite. Gekleidet und geschminkt als Uruk-Hais feuert man Songs wie „The Hobbit Killer“ ins Publikum. Ansonsten wirkt die Musik von CHAIN OF DOGS, obwohl es die Band bereits seit 6 Jahren gibt, noch etwas unausgegoren; Geige und Flöte stehen zu sehr im Vordergrund. Für meinen Geschmack ist das zuviel Gefiedel, zu viele simple Ohoho-Chöre und auch das etwas steife Stageacting ist noch ausbaufähig. Für den Anfang aber ganz ok.

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CRUADALACH
CRUADALACH aus Tschechien stellen Männer in Röckchen Part I dar. Flankiert sind sie dabei von 2 Frauen, ebenfalls in Röckchen – ehem – Kleidern. Soweit zum optischen. Musikalisch sind die Tschechen die erste wirklich gute Band des Tages mit einem sehr engagierten Sänger, der nicht nur Ausflüge in den Fotograben, sondern auch ins zu diesem frühen Zeitpunkt noch eher spärlich vorhandene Publikum unternimmt. Gehemmt wird er darin nur durch Probleme mit dem Mikro, so daß er immer mal wieder kaum zu hören ist. Ansonsten ist der Sound aber sehr gut. Die junge Band hat in diesem Jahr ihr Debüt „Lead – Not Follow“ sowie eine EP namens „AGNI – Unveil What’s Burning Inside“ herausgebracht und schafft es, in 30 Minuten Spielzeit ganze 9 Songs vorzutragen. Mit Songs wie „Hear Our Voices!“, “Living With Pride” oder “Heavenly Forge” kann man Fans und früh Anwesende begeistern und erntet mehr als nur Höflichkeitsapplaus. Von dieser Band könnte man in Zukunft mehr hören.

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CRIMFALL
Die erste positive Überraschung des Festivals sind CRIMFALL. Die Finnen schaffen es, ihr Material auf der Bühne so zu präsentieren, daß es sehr nahe an dem auf Platte ist. Daß man dazu ziemlich viele Samples einspielen muß, fällt aber gar nicht weiter auf. Beeindruckend ist vor allem auch die Gesangsleistung von Sängerin Helena Kaparanta, die live wirklich überzeugen kann und mit einigen Ansagen auf Deutsch Pluspunkte beim Publikum sammelt. Da man erst zwei Alben auf dem Markt hat, kann man natürlich nur auf einen begrenzten Fundus an Songs zurückgreifen und präsentiert vor allem Songs vom neuen Album „The Writ Of Sword“, z.B. „Frost Upon Their Graves“ und „Silver And Bones“. Aber auch vom Debüt „As The Path Unfolds“ gibt es einige Songs zu hören und die Band kann mich live wirklich überzeugen. CRIMFALL hätte ich gerne weiter hinten in der Running Order und mit längerer Spielzeit gesehen. Apropos Spielzeit: Warum die Finnen fast 10 Minuten vor Ende der ihnen zustehenden Zeit aufhören, ist mir ein Rätsel.

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NORTHLAND
NORTHLAND kommen, ganz anders als es ihr Name vermuten läßt, aus dem sonnigen Spanien und entsprechend fröhlich klingt ihre Musik. Die Südländer haben erst ein einziges Album auf dem Markt und so fällt die Songauswahl recht leicht. Allerdings gibt es auch schon ein paar neue Songs vom kommenden Album zu hören, die auf dem Black Troll Winterfest ihre Livepremiere feiern. Insgesamt sind NORTHLAND sehr bemüht, sie suchen die Nähe zum Publikum und sie sind auch wirklich gut – im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Allerdings vermisst man etwas die Eigenständigkeit, „The Old Town’s Inn“ z.B. erinnert stellenweise doch sehr an ALESTORMs „Wenches And Mead“. Trotzdem – oder vielleicht gerade aus diesem Grund – kommt die Band beim Publikum sehr gut an und schafft es sogar, eine Wall Of Death zu initiieren. Mir persönlich ist die Band aber zu keyboardlastig, zu flötig, zu dudelig. Und warum man als Spanier krampfhaft Viking Metal spielen muß, wenn man eigentlich genug wunderschöne Folkloreelemente aus der eigenen Heimat einbauen könnte – nun, des Menschen Wille ist sein Himmelreich.

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ODROERIR
ODROERIR stammen aus dem recht großen Fundus thüringischer Pagan Metal-Bands und wurden ursprünglich als Projekt von MENHIR-Mastermind Fix gegründet. Während man MENHIR mittlerweile nicht mehr so oft zu Gesicht bekommt, lassen sich ODROERIR weit häufiger blicken. Leider sind ODROERIR musikalisch auch längst nicht so aufregend wie MENHIR, was sich auch an ihrer Stellung in der Running Order ablesen läßt. Und doch muß ich zugegeben: ODROERIR sind deutlich besser als noch vor ein paar Jahren. Um wirklich was zu reißen reicht das aber nicht, z.B. hat Sängerin Natalie im direkten Vergleich zur CRIMFALL-Sängerin ein ganz schön dünnes Stimmchen. Auch wirken Gewandung und Songtitel (z.B. „Des Thors Hammer Heimholung“) etwas übertrieben und umständlich. Und so kann die Band trotz solider Leistung nicht viele Fans vor die Bühne locken, sie haben sogar weniger Zuschauer als die vor ihnen spielenden NORTHLAND.

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WAYLANDER
Die Nordiren WAYLANDER gibt es zwar schon seit fast 20 Jahren, im Gegensatz zu ihren Inselmitbewohnern CRUACHAN und vor allem PRIMORDIAL ist ihnen der große Erfolg jedoch verwehrt geblieben, was wohl vor allem ständigen bandinternen Streitigkeiten und Besetzungswechseln zuzuschreiben ist. So haben sich auch nur relativ wenig Zuschauer vor die Bühne verirrt, was schade ist, denn WAYLANDER gehören auf jeden Fall zu den besseren Bands im Pagan Metal-Genre und auch optisch stechen sie mit ihrem blauen Corpsepaint hervor. Der Sechser um Bandgründer Ciaran O’Hagan bietet einen musikalischen Querschnitt durch ihr bisheriges Schaffen und rundet den Auftritt mit „Once Upon An Era“, dem Titelstück ihres Debüts ab. Die Band ist nach CRIMFALL die beste bisher, was vom Publikum aber leider nur wenig gewürdigt wird. Wahrscheinlich kennen die meisten diese Band auch gar nicht, da man sie nicht gerade häufig zu sehen bekommt. Schade.

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NEGATOR
NEGATOR nerven. Bzw. ihr Sänger Nachtgarm nervt. Mit ihrem aggressiven Black Metal passt die Band aus Hamburg nicht so wirklich ins Billing und sie scheint auch gesteigerten Wert darauf zu legen. So werden denn auch die Zuschauer, deren Reaktionen eher verhalten ausfallen auch mal mit „Seid ihr nur Fellträger?? Wo sind die ganzen Schwarzmetaller?“ beleidigt. Auch der Lichtmann darf sich über die Aufmerksamkeit des Sängers freuen, der nichts besseres zu tun hat, als sich permanent über das Licht auf der Bühne zu beschweren: „Alter, mach die Partybeleuchtung hier aus, die nervt wie Arschloch!“ Immerhin bekommt er noch ein „Bitte!“ heraus, wenn er schon ständig wie ein unterbelichteter Hopperassi rumprollen muß. Der Lichtmann ergibt sich in sein Schicksal und so ist die Bühne von nun an ganz schön duster. Damit verlassen die Fotografen schon nach einem Song den Fotograben, weil Fotos machen ohne Licht is nich. Leider hat der Lichtmann wohl angenommen, daß alles Bands das so wünschen und so wird die Lightshow, die bisher sehr gut war, bei den folgenden Bands zurückgenommen und ist eher duster. Danke dafür. Zugute halten muß man NEGATOR jedoch, daß eine düstere Bühne natürlich viel besser zur Musik der Band passt als eine in bunten Farben hell erleuchtete. Aber deshalb muß man nicht gleich rumweinen. Sänger Nachtgarm jedenfalls wirkt den kompletten Auftritt über angepisst, der Raum vor der Bühne ist relativ leer, die Ränge dagegen voll und die Publikumsreaktionen mager. NEGATOR überziehen Umbaupause und Spielzeit. Ist wahrscheinlich elitär. Musikalisch nett, showmäßig nervig. Erstaunlicherweise wird dennoch eine Zugabe gefordert.

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XIV DARK CENTURIES
Und noch mal Pagan Metal aus Thüringen. Diesmal die XIV DARK CENTURIES mit dem doppelten Lottchen Marley, den man schon vor 2 Stunden bei ODROERIR bewundern durfte. Die Band aus Zella-Mehlis hat vor nicht einmal 3 Wochen nach 5 Jahren ihr neues Album „Gizit Dar Faida“ veröffentlicht und darauf ist man jetzt natürlich mächtig stolz. Und präsentiert dem willigen Publikum gleich einen ganzen Strauß paganistischer Melodien („Zeit der Rache“, „Schlachtgesang“, „Hinauf zum Gold’n Tor“). Daneben gibt es auch noch „Bragaful“ von der EP „Jul“ und ein paar andere Songs. Das ist auch alles ganz nett, die Band ist auch furchtbar authentisch gekleidet…nur…überzeugen können sie nicht wirklich (zumal ich auch finde, daß sich E-Gitarren ganz schrecklich mit den Germanenkostümen beißen). Sicher, die anwesenden Fans haben Spaß, aber wirklich aufregend ist das nicht, was der Sechser da bietet. Da klingt mir einfach alles zu simpel, zu oft dagewesen, tausendmal gehört. Pagan Metal aus Thüringen ist eben auch nicht mehr das, was er mal war. Die XIV DARK CENTURIES waren mal ganz gut, mittlerweile sind sie eigentlich nur noch – nett.

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SUIDAKRA
SUIDAKRA dagegen sind wohl die etablierteste und auch eine der ältesten deutschen Pagan Metal-Bands. Entsprechend begeistert wird die Band auch vom Publikum empfangen, das jetzt endlich immer zahlreicher in die Halle strömt. Der Vierer aus Monheim hat seine größten Erfolge, wie „Isle Of Skye“ mitgebracht. Und mit Tina Stobel auch eine Gastsängerin für einen Song, die zwar optisch aus dem Rahmen fällt, aber sehr engagiert bei der Sache ist. Das ist auch die Band, die ordentlich bangt und post was das Zeug hält und beim Publikum sehr gut ankommt. Bis in die letzten Reihen lassen sich die Zuschauer zum Mitmachen motivieren. Das zeigt wieder einmal eindrucksvoll, welchen Status sich die Band über die Jahre erarbeitet hat. Und so widmen SUIDAKRA ihren letzten Song, „Wartunes“ denn auch dem Publikum und beenden damit ihren wirklich guten Auftritt.

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TÝR
Mit TÝR von den Färöern beginnt der Reigen der „großen“ Bands des Genres Pagan Metal am heutigen Tag. Die Band gehört mit der Dead Tyrants-Tour zum zweiten Tourtross, der auf dem Black Troll Winterfest Station macht. So hat die Band in den letzten Tagen schon einige Konzerte hinter sich gebracht und wirkt entsprechend eingespielt. Mit „The Lay Of Thrym“, dem Titelsong des aktuellen Albums beginnt man den Auftritt schon mal vielversprechend. Für die jüngeren Fans bleibt er das auch. Ältere Fans, zu denen ich mich auch zähle, werden von der Setlist eher enttäuscht. Denn die Färinger spielen ausschließlich Songs der letzten beiden Alben. Nicht, daß diese Songs schlecht wären. Gerade „The Lay Of Thrym“ und „Evening Star“ vom letzten Album oder auch „By The Light Of The Northern Star“ vom gleichnamigen 2009er Album sind richtig gute Songs. Aber meiner Meinung nach wurde zu sehr auf schnellere Songs verzichtet, so daß nicht so wirklich Stimmung aufkam. Zu Songs wie „Evening Star“ kann man nicht bangen, die muß man genießen. Daß keine einzige färöische Ballade, was immer das Besondere von Týr ausgemacht hat, gespielt wurde, kann man einfach nur als enttäuschend beschreiben. Kein einziger Song vom Überalbum „Ragnarök“, kein Song von “Eric The Red” – enttäuschend. Nicht einmal „Hail To The Hammer“, bis dato DIE Bandhymne gab es. Stattdessen “Flames Of The Free” mit leicht atonalen Chören, “Shadow Of The Swastika”, “Halls Of Freedom”, bei dem ich mich immer noch frage, ob Heri Joensen den Refrain absichtlich so schräg singt und das eher langweilige „By The Sword In My Hand“. Damit hat der Auftritt für mich mit „Evening Star“ und „The Lay Of Thrym“ nur zwei Lichtblicke, die Setlist ist  - enttäuschend. Da jedoch offenbar sehr viele neue und junge Fans (gerade mit den letzten beiden Scheiben konnten TÝR noch mal viele Fans dazugewinnen) anwesend sind, wird trotzdem nach einer Zugabe gerufen und die Band kann den Auftritt als Erfolg verbuchen. Auch daß einige Leute, die TÝR bisher gar nicht kannten, hinterher sagen, daß ihnen die Band gut gefallen hat, spricht für die Jungs.

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MOONSORROW
MOONSORROW im Anschluß legen einen ihrer besseren Auftritte hin. Passend zur Musik ist die Bühne sehr düster gehalten. Die Finnen schaffen es, auch mit wenig Mitteln und minimalem Stageacting eine energiegeladene Show zu absolvieren. Ihre epischen und hymnischen Songs tun ein Übriges. MOONSORROW gehen voll in ihrer Musik auf, schweben in ihr. Und dennoch schafft es Sänger Ville Sorvali auch lustige Ansagen zu machen wie: „This song goes out to all of you Germans – and to all of you who came accidentally here to Germany!“ Die Band spielt mit „Tähdetön“ allerdings nur einen einzigen Song ihres aktuellen Albums „Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa“, lässt die letzten Scheiben ansonsten ganz aus und zockt vor allem alten Kram von der „Suden Uni“ bis zur „Verisäkeet“. Das dürfte vor allem die alten Fans freuen, aber auch alle anderen scheinen begeistert zu sein. MOONSORROW können ihre düstere Musik wirklich rüberbringen und machen heute richtig Spaß.

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PRIMORDIAL
Die Iren sind eine der besten Bands heute Abend. Wie könnte es auch anders sein? PRIMORDIAL habe ich eigentlich noch nie schlecht gesehen. Andererseits sind PRIMORDIAL aber auf kleinen Bühnen, wo sie engen Kontakt zum Publikum haben und die Ausstrahlung von Sänger Alan Nemtheanga viel besser zur Geltung kommt, besser als auf großen Bühnen wie hier auf dem Black Troll Winterfest. Die große Distanz zum Publikum die bei der fast 2 m hohen Bühne und dem gut 3 m breiten Bühnengraben besteht, ist doch sehr groß. Nichtsdestotrotz zieht Nemtheanga alle Blicke auf sich, lebt und leidet seine Musik. Und auch die Setlist ist vom feinsten. Obwohl sie ausschließlich aus Songs der letzten drei Alben besteht. Mit „No Grave Deep Enough“ startet man in den Auftritt und präsentiert mit „As Rome Burns“ im Anschluß einen Song des starken Albums „To The Nameless Dead“. Sänger Alan kippt sich dazu Rotwein hinter die Binde und über den Schädel, was ihn noch wahnsinniger wirken läßt. Die Band begeht in diesem Jahr ihr 20jähriges Jubiläum und hat als passende Hymne „Bloodied Yet Unbowed“ vom aktuellen Album „Redemption At The Puritans Hand“ ausgewählt. Doch mit dem großartigen „The Coffin Ships“, das die Band ihren Quasi-Landsleuten  WAYLANDER widmet, kann man die Stimmung nochmals steigern und zu „Empire Falls“ steigt Alan Nemtheanga in den Fotograben und sucht den Kontakt zum Publikum. Mit „Heathen Tribes“ ist der Auftritt von PRIMORDIAL dann aber leider schon zu Ende – dieser Band könnte man ewig zusehen, sie zieht einen einfach in den Bann und verbreitet eine Magie, die nicht von dieser Welt ist. Und doch war die große, weit vom Publikum entfernte Bühne ein erheblicher Störfaktor.

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ENSIFERUM  
Mit ENSIFERUM, die eher als Partyband gelten betritt dann ein schon ziemlich krasser Gegensatz die Bühne. Außerdem sehen wir hier nun Männer in Röckchen Part II. Die Band um Petri Lindroos hat sich in den letzten Jahren eine solide Fanbase erspielt und hat mittlerweile so einige Hits im Programm, so daß die Setlist eigentlich gar nicht schwach ausfallen kann. So hat man denn auch mit „From Afar“, „Blood Is The Price Of Glory“, „Stone Cold Metal“, „Ahti“, „Token Of Time“ und „Iron“ Songs im Programm, die nahezu jeder, der mal auf einem Festival oder einem Pagan Metal-Konzert war, mitsingen kann. Und das tun die Leute. ENSIFERUM entpuppen sich als heimlicher Headliner, denn bei keiner Band davor und danach waren mehr Zuschauer anwesend. Sowohl der Innenraum, als auch die Ränge sind gut gefüllt. Zudem sind die Finnen die einzige Band des Tages, die Crowdsurfer verbuchen kann. Auch ENSIFERUM haben heute einen guten Tag, sie wirken professionell, routiniert und vermitteln dennoch, daß auch sie Spaß an dem Auftritt haben. Wohl kaum eine Band hat heute auf der Bühne so viele Meter abgelaufen wie ENSIFERUM, der Fünfer legt sich wirklich ordentlich ins Zeug. Und neben den ganzen bekannten Songs packt man auch noch einige aus, die nicht so oft gespielt werden, wie „Old Man (Väinämöinen)“ oder „Twilight Tavern“. Und man nutzt die Gunst der Stunde und präsentiert das Nordman-Cover „Vandraren“, das heute wie schon auf „From Afar“ von Heri Joensen, seines Zeichens Frontmann von TÝR, gesungen wird. Und da fällt dann besonders auf, das Petri Lindroos ein klitzekleines bißchen schwabbelig um die Hüften geworden ist. Wie auch immer, ENSIFERUM sind auf jeden Fall die Gewinner des Abends und schaffen es, die gesamte Halle zum Mitsingen und –bangen zu bewegen. Hier kann man nur sagen: Alles richtig gemacht.            

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IMMORTAL
IMMORTAL lassen sich Zeit. Nicht nur die ohnehin längste und sehr großzügig bemessene Umbaupause von 40 Minuten wird voll ausgenutzt, sondern man überzieht diese mal locker um fast 30 Minuten und beginnt so auch mit entsprechender Verspätung. Bedenkt man, daß die Musik von IMMORTAL jetzt nicht gerade mit technischer Finesse und überragenden spielerischen Fähigkeiten glänzt, wirkt das stundenlange Stimmen der Instrumente schon etwas befremdlich. Da man als Fotograf erst zum vierten Song in den Graben darf, ahnt man schon, daß die Sons Of Northern Darkness wohl etwas zündeln wollen. Dankenswerterweise gibt es die Tribüne mit bester Sicht auf die Bühne. Unter Funkenregen und Rauchsäulen betreten die Norweger kurz nach 23:00 Uhr endlich selbige und werden mit frenetischem Jubel empfangen. Kein Wunder, gehören die Mannen um Kultfronter Abbath doch nicht gerade zu den Bands, die an jeder Steckdose spielen und sind eher selten live zu bewundern. Und der Auftritt der Band ist wirklich mal wieder ein Erlebnis. Zu "Hits" wie "Sons Of Northern Darkness" stiefelt Abbath über die Bühne, wie nur Abbath über die Bühne stiefeln kann, Apollyon ist in Glanzleggins eine wahre Augenweide. Ansagen gibt es heute leider eher wenige, Abbath dirigiert das Publikum lieber mit Gesten. Dafür gibt es aber jede Menge Feuer und Pengpeng. Pyrotechnisch fahren IMMORTAL so einiges auf und machen auch sonst ordentlich Laune. Da ist es wirklich kein Wunder, daß nach dem abschließenden "Battles In The North" eine Zugabe gefordert wird. Doch auch nach "Blashyrk (Mighty Ravendark)" und "One By One" wollen die Fans noch mehr. Und da Herr Abbath heute scheinbar gut drauf ist, gibt's nach einem geknarzten "Hmmmyeah, we had some technical problems…" mit "The Sun No Longer Rises" noch eine zweite Zugabe. IMMORTAL waren zwar nicht in Bestform, hatten auch tatsächlich immer wieder während des Auftritts mit technischen Problemen zu kämpfen, sind aber immer noch sehr kultig und unterhaltsam. Da ist es eigentlich doppelt schade, daß zum Schluß nur noch wenige Zuschauer anwesend waren.

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Überhaupt ist es sehr erstaunlich, wie schlecht besucht das Black Troll Winterfest war. Warum, kann ich mir nicht wirklich erklären. Das Billing war mehr als ordentlich besetzt, es gab ja kaum eine Band, die man nicht sehen wollte. Und überteuert waren die Karten mit rund 45 Euro auch nicht. Die Halle ist gut zu erreichen und es gibt relativ viele Parkmöglichkeiten. Für mich daher etwas unverständlich. Die Organisatoren warben ja im Vorfeld mit fairen Preisen. Nun, günstig, waren Getränke und Essen jetzt nicht unbedingt, aber die Preise waren schon in Ordnung. Da habe ich schon wesentlich teureres erlebt. Zudem muß man dem Veranstalter zugute halten, daß z.B. der Preis für ein Stück Pizza schon relativ früh von 2,50 € auf 2,00 € nach unten korrigiert wurde. Ansonsten gab es sowohl an Getränken als auch an Essen ein ausgewogenes Angebot, so daß für jeden was dabei gewesen sein sollte (es gab sogar Kaffee und Kuchen (für den Nachmittagskaffee mit SUIDAKRA?)). Nervig war es, daß man zur Rückgabe der Pfandbecher jedes Mal die ganzen Treppen rauf mußte, denn Getränke gab es zwar unten im Innenraum, die Rückgabe jedoch befand sich oben über den Tribünenplätzen. Angenehm waren die vielen Sitzplätze, so daß man sich weniger interessante Bands im Sitzen ansehen konnte und am Ende des langen Tages die Füße nicht schmerzten (ja, ich weiß, ich werde alt). Weniger angenehm war, daß man die Halle nach Betreten nicht mehr verlassen durfte, aber das war wohl Vorgabe der Stadt. Alles in Allem war das Black Troll Winterfest aber ein sehr angenehmes Festival mit einem genialen Billing, freundlichem Personal, freundlicher Security und vielen Verkaufsständen, an denen man sein teuer verdientes Geld gegen hübsche und wohltönende Dinge eintauschen konnte (Anne).

 

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