thrashfest2011Alle Jahre wieder könnte man singen, denn kurz vor Ende des Jahres kommt zu den vielen Festen, also den Metalfesten noch das Thrashfest in Deiner Stadt vorbei. In dieser Ausgabe hat man sich etwas ganz besonderes einfallen lassen und feiert mit der Tour die alte Schule ab. Alle beteiligten Bands zocken ausschließlich Material von ihren ersten Alben oder ihrer Hochzeit Ende der Achtziger. Und das ist, wenn man den Fans Glauben schenken darf auch das stärkste was EXODUS, SEPULTURA, DESTRUCTION, HEATHEN und MORTAL SIN zu bieten hatten. Bei den Ankündigungen im Vorfeld wurden gleich die Scheiben benannt, auf welche man sich beschränken würde an dem Abend, was bei vielen für Begeisterung gesorgt hat. Für noch mehr Vorfreude sorgte das Voting, bei dem die Fans die Setlist selbst zusammenstellen durften. Wie bei fast jeder dieser Minifestival-Rundreisen ist auch Saarbrücken eine der Stationen und wie es sich gehört war NECKBREAKER vor Ort um die Matten zu schwingen. Soll heißen was davon übrig ist.

Leider fielen die eröffnenden MORTAL SIN einer längeren und ergiebigen Verhandlung bei einem Baustoffhändler für uns aus. Auch Redakteure sind nur Menschen und wegen Renovierung auch mal im Stress. Tut mir leid für die Leser und meinen Kollegen Kevin, lässt sich aber nicht immer vermeiden. Was uns zur immerwährenden Diskussion über zu viele Bands bei Konzerten bringt. Gerade in Clubs wie der Garage, wo um 23 Uhr ein strikter Curfew herrscht fallen da die Anfangszeiten in die Arbeitszeiten vieler Fans.

 

HEATHEN
Für uns startete der Abend also mit den "Edel-Thrashern" aus der Bay Area. Diese legten nach kurzem Intro direkt mit "Pray For Death", einem erstklassigen Nackenbrecher vom 1987er Debütalbum "Breaking The Silence" los und nahmen keine Gefangenen. Gefolgt von dem göttlichen "Goblin´s Blade", welches mit einem der besten Thrash-Riffs überhaupt ausgestattet ist, komplettierten sie das Eröffnungs-Triple vom Erstling mit dem etwas melodischeren, aber keineswegs schlechteren "Open The Grave". Zu dem Zeitpunkt war die Garage leider dank dem frühen Beginn auch noch eher spärlich besucht. Schade vor allem für so eine geniale Band wie HEATHEN, die gekonnt schädelspaltende, messerscharfe Riffsalven mit einem vorzüglichen Melodiegespür kombinieren. Außerdem haben sie mit David White einen Sänger, der aggressive Parts ebenso meistert, wie getragenere, anspruchsvollere Passagen. Dann wurde es Zeit, das wohl beste Thrash Metal-Album der letzten 20 Jahre zu würdigen: vom 1991er Meisterwerk "Victims Of Deception" feuerten die Kalifornier "Hypnotized" (samt Intro), "Opiate Of The Masses" und "Mercy Is No Virtue" raus. Der Stimmungspegel stieg und dank White´s Animationsversuchen, bekam die Band auch einen gewissen Zuspruch. Wobei man insgesamt eher von einer etwas steifen Performance sprechen muss. Besonders Bandkopf Lee Altus schien nicht bester Laune zu sein. Er greift ja auch bei EXODUS in die Saiten...vielleicht ist die Doppelbelastung mit zwei Gigs bzw. 145 Minuten on stage pro Abend doch etwas anstrengender als gedacht. Aber die überirdisch genialen und tighten Doubleleads des Axtduos sorgten trotz etwas zu lauten Drums für offene Münder. Zu guter letzt kehrten die Thrasher wieder zum Erstling zurück und beendeten ihr Set mit dem Kracher "Death By Hanging" und die Fans durften noch einmal kräftig mitsingen. (Kevin)

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DESTRUCTION

Als ein Drittel der deutschen Thrash-Speerspitze die Bühne enterte hatte sich der Club endlich einigermaßen gefüllt. Nun konnte jeder seinen Feierabend genießen, mit Ausnahme der Bands und Crews. Das wirkte sich natürlich auf die Stimmung aus, denn es wurde zum ersten Mal richtig laut an dem Abend. Gut, laut war es ohnehin, aber bislang eher nur von der Bühne, aber das mit Nachdruck. Man musste ernsthaft auf sein Getränk aufpassen, damit es während dem Bezahlen nicht von der Theke poltert, so ballerte der Sound aus den Boxen.
Auch hier wäre ein bisschen weniger vielleicht mehr gewesen, denn so wirklich klar war der Klang auch bei DESTRUCTION nicht. Gerade bei einer Band mit nur einer Gitarre geht da schnell viel verloren. Was schade ist, denn Mike Sifringer ist ein echtes Ass und zockt ein superschnelles Riff nach dem anderen. Gut, das Material dieser Tournee verlangt auch danach, denn Titel wie "Black Mass", "The Ritual", "Mad Butcher" und das finale "Infernal Overkill" kennen nur ein Tempo und das ist Vollgas. Dabei scheint der hagere Mann ganz mit seiner Dean verwachsen zu sein, denn viel Aktivität oder Publikumskommunikation kommen von ihm nicht.

Die bleibt wie eh und je Sache von Fronttier Schmier, der das wiederum mit Bravour meistert. Um auch als Trio die Bühne ausfüllen zu können hat er drei Mikroständer aufgebaut, um von jeder Seite der Bühne singen zu können. Dabei stolziert er in gewohnter Manier auf der Bühne rum und feuert das Publikum immer wieder an. Das gab ihm schon nach zwei Songs "DESTRUCTION"-Sprechchöre zurück, auch wenn es weiter hinten ruhiger zuging.
Dazwischen entwickelte sich schon der erste kleine Pit, der sich im Laufe des Abends ausweitete. Diejenigen die auf derartige Action keine Lust hatten hielten ein größeren Abstand, was zur Folge hatte, dass in der Mitte ständig ein Loch in der Menge klaffte. Gut, den Sinn von Circle Pits werde ich nie ganz verstehen, weil es einfach so gar nicht zur Dynamik der Musik passt. Wer gerne im Kreis läuft kann sich ja im Handballverein anmelden und sich als "Germanys next Christian Schwarzer" versuchen.

Bei der Songauswahl hat man wie bei allen anderen Bands natürlich immer noch einen persönlichen Favoriten vermisst, ging mir bei den beiden Headlinern auch so, aber zu mäkeln gab es auch bei DESTRUCTION in der Hinsicht nicht viel. Die Leute hatten Spaß und die Band auch, das Feld war für die Topacts bereitet. Schmier erzählte zwischen den Songs immer wieder von den Gründertagen des Thrashmetal und lobte die Veranstaltung sowie die anderen Combos des Öfteren, was ihm zusätzliche Sympathiepunkte einbrachte.

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SEPULTURA

Im Vorfeld  waren die Meinungen zu den Brasilianern sehr geteilt. Viele freute sich auf eine Wiedersehen mit ihren alten Favoriten, während auch zahlreiche Fans mit der neuen Besetzung, die zumindest auf der Sängerposition so neu nun auch wieder nicht ist nach wie vor ihre Probleme haben. Natürlich werden diese Diskussionen auch nach fünfzehn weiteren Jahren nicht verstummen, aber was zählt ist auf Platz oder in dem Fall auf der Bühne.

Und da konnten SEPULTURA an dem Abend nur gewinnen, schließlich bot man ja die Songs, welche die Mehrheit favorisiert hatte. Damit stand der Fokus ganz klar auf dem "Arise"-Album, aber auch "Beneath the Remains" und "Chaos A.D." kamen oft zum Zuge. Gleich zu Beginn gab es ein ordentliches Hit-Paket, so dass die Stimmung gleich nach oben schnellte. Das hatte aber auch noch andere Gründe, denn endlich stimmte auch der Sound in der Garage. Manchmal bringt es echt was, wenn man mal die Lautstärke ein kleine wenig zurück fährt, war immer noch laut genug, gab also keinen Grund zu meckern.
Dazu kam noch eine wirklich begeisternde Performance der Mannen, allen voran Andreas Kisser. Als wolle er der ganzen Welt zeigen, dass "seine" Band auch ohne die Cavalera-Brüder bestehen kann stand er meist weiter vorne als sein Frontmann. Der Mann hatte sichtlich Spaß an der Sache feuerte die Riffs in die Menge und sprang wie wild umher, wobei ihm die Treppen zum Drum-Riser noch mehr Platz zur Entfaltung gaben. Sänger Derrick Green machte das mit seiner massiven Erscheinung wieder wett, der Hüne wirkt schon durch sein bloßes Erscheinen.

Auch an seinem Gesang gab es wenig zu kritisieren, er brachte das Material glaubwürdig rüber, auch wenn seine Gesten nicht immer metal-like waren. Geschenkt, diese Kraft in der Stimme wird Maxe wohl nicht mehr erlangen. Mit noch mehr Kraft agierte der neue Schlagwerker Eloy Casagrande, mit ihm haben die Jungs eine echte Entdeckung gelandet. Mit welcher Präzision der gerade mal 22 Lenze zählende Drummer die Nummern durchprügelt ist schon sehr erstaunlich. Da war im wahrsten Sine des Wortes Dampf in den Kesseln, diese Band hat noch Feuer.

Das übertrug sich auch auf das Publikum, das nun endlich voll mitging und richtig laut wurde. Kein Wunder, mache Texte kann man nach diversen Metaleventbesuchen auswendig ohne das Album zuhause zu haben. Auch wenn "Chaos A.D" als lupenreines Thrashalbum immer noch diskutiert wird, war bei den Titeln davon kein Stimmungsabbruch zu erkennen, eher im Gegenteil. Als am Ende noch mal die ganz großen Hits gespielt wurden gingen alle Fäuste nach oben. Man muss gestehen hier den eigentlichen Headliner gesehen zu haben, denn die Truppe spielte das stärkste Set und hatte die meisten Reaktionen. Zwar wechselt der Headliner täglich, aber an dem Abend war es von Vorteil als Vorletzter ran zu müssen.

Setlist SEPULTURA:
Beneath The Remains
Refuse/Resist
Dead Embryonic Cells
Desperate Cry
Amen
Mass Hypnosis
We Who Are Not As Others
Subtraction
Infected Voice
Inner Self
Territory
-------------------------------------
Arise

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EXODUS
Der Bay Area-Legende vorzuwerfen nicht gewollt zu haben wäre eine Frechheit, denn an der Band lag es garantiert nicht, dass anschließend die Stimmung etwas einbrach. Nach der Abfuhr der Brasilinaner waren die Leute wohl müde oder schonten sich schon für den nächsten Arbeitstag. Einige gingen auch vorzeitig, man sah die Truppe in den letzten Jahren schon öfter an der Saar. So dünnte der Pit in der Mitte noch mehr aus, was schon etwas seltsame Züge annahm.

Dabei gab die Band wie immer Vollgas und nutzte die neuen Freiheiten der Bühne auch voll aus. Gerade Gary Holt war viel unterwegs und oft war ihm selbst der Platz zu wenig. So tauchte er oft ganz vorne vor den Monitoren auf und feuerte das Publikum an. Das Spiel betreib er auch bei seinen Soli, welche er sich wie immer mit Lee Altus schön zuspielte. Da nahm sich sogar noch die Muse die Zuschauer zu beobachten wie sie ihn auf der Luftgitarre imitierten. Sein Partner an der Sechssaitigen war da weniger agil, aber er musste an dem Abend schon einmal ran und das über die gesamte Tour.
Rob Dukes stapfte die ganze Zeit wie ein Berserker über die Bühne und forderte immer wieder Circle Pits, die aber schnell an Fahrt verloren. Mehr Freude hatte er an der Textsicherheit, die er auch öfter nachfragte. Dass ihn sein Publikum nicht anlog konnte er erkennen, als sein Mikro ausfiel und aufgrund des Chores vor der Absperrung kaum auffiel. Ja, die alten Gassenhauer kennt man im Schlaf. Die Stimmung war also immer noch gut, wenn auch nicht mehr so geballt wie bei SEPULTURA, dennoch wurden EXODUS abgefeiert.

Die Setlist war leider nicht großartig anders als bei der Rundreise mit dem "Bonded By Blood"-Album, denn auch an dem Abend lag der Schwerpunkt klar auf dem Debüt. Schade, man hätte sich gerade von "Fabulous Desaster" doch noch den ein oder anderen Kracher gewünscht. Weitere Abzüge musste man beim Sound machen, der weniger gut abgestimmt war als bei den Vorgängern, auch wenn er nicht wieder lauter wurde. Dennoch bleiben die Mannen von der US-Westküste eine Macht und beschlossen einen tollen Abend  mit viel Thrashmetal gebührend.

Setlist EXODUS:
The Last Act Of Defiance
Exodus
Fabulous Desaster
Braindead
A Lesson In Violence
Chemi-Kill
Pleasures Of The Flesh
Piranha
Metal Command
And The There Were None
Bonded By Blood
------------------------------------
Toxic Waltz
Strike Of The Beast

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