Am 9. November macht die „Neckbreaker's Ball“-Tour Station in der saarländischen Landeshauptstadt. Auch diese Tour wird von Rock The Nation veranstaltet und so findet man auch hier ganze 6 Bands, die an einem Abend aufspielen sollen. Entsprechend früh fängt das Konzert an: 16:30 Einlaß, 17:00 Beginn. Das schaffe ich gerade so und als ich die Garage betrete erschrecke ich fast vor den Besuchermassen - gerade mal eine halbe Reihe und ein paar umherstehende Menschlein befinden sich in der gähnend leeren Garage (die sogar abgetrennt und damit kleiner als sonst ist). Vermutlich habe ich deshalb so schnell einen Parkplatz gefunden. Nun, bei so frühen Anfangszeiten befinden sich die meisten potentiellen Zuschauer wohl noch auf der Arbeit. Da fragt man sich dann schon, was der Sinn von Konzerten ist, die unter der Woche stattfinden und so früh anfangen, daß Normalsterbliche überhaupt keine Chance haben, rechtzeitig da zu sein und im Gegenzug die Bands vor leeren Hallen spielen.


OMNIUM GATHERUM
Mir jedenfalls tun OMNIUM GATHERUM aufrichtig leid. Immerhin befinden sich gegen Ende des Auftritt schon ca. 60 Personen im Raum. Ansonsten spielt die Band vor der großen Leere. Zwar versuchen auch die wenigen Anwesenden Zuschauer so etwas wie Stimmung zu machen und es gibt auch mehr als nur Höflichkeitsapplaus, aber so etwas muß doch furchtbar frustrierend sein. OMNIUM GATHERUM indes machen gute Miene zum bösen Spiel und lassen sich nichts anmerken. Im Gegenteil - Sänger Jukka Pelkonen fordert das Publikum immer wieder zum Mitmachen auf, Gitarrist Markus Vanhala post als wäre er der Zwillingsbruder von Alexi Laiho und die insgesamt etwa 2 Reihen Publikum feiern Songs wie "Nova Flame", "Soul Journey" (vom neuen Album "New World Shadows", das im Februar erschienen ist) oder "Nail". Dabei bedankt sich Jukka Pelkonen nach jedem Song artig beim Publikum und nach 30 Minuten und dem doch ganz guten "Deep Cold" ist der Auftritt der Finnen auch schon wieder vorbei. Die Band war sehr bemüht und auch das Publikum schien recht begeistert, aber richtig Stimmung konnte natürlich nicht aufkommen.

GURD
Als GURD die Bühne betreten, ist die Halle nur unwesentlich besser gefüllt. Mit "Never Fail" dem Titelstück der am 21. Oktober erschienenen neuen Scheibe starten die Schweizer in den Auftritt. Auch sie versuchen das Beste aus der mißlichen Lage zu machen. Wenigstens trudeln so langsam immer mehr Leute ein, auch wenn sich die "Fanscharen" arg in Grenzen halten. Auch GURD legen selbstverständlich den Schwerpunkt auf ihr neues Album und präsentieren neben dem Titelsong noch "Rising From The Ashes" und "Terminate". Gleich beim zweiten Song, „Your Drug Of Choice“, hat die Band mit weiteren Problemen zu kämpfen, als Bassist Franky mal eben für fast die Hälfte des Songs ausfällt und statt der Saiten diverse Knöpfe und Kabel bearbeiten darf. Doch auch das nimmt die Band mit Humor. Die Musik des Vierers ist mir persönlich zu hardcorelastig, zudem geht mir das Herumgerotze vom Sänger auf die Nerven. Immerhin darf ich seiner Rotze im Laufe des Abends noch beim Trocknen auf der Bühne zusehen. Prost Mahlzeit. Ein Königreich für den guten alten Spucknapf. Dem Publikum scheint die Band jedoch gut abzugehen und es gibt sogar einen Minimoshpit. Die Band bedankt sich mit einer etwas eigenwilligen Abschiedschoreografie: Synchronbangen und -posen mit dem Rücken zum Publikum. Nun gut. GURD waren im Großen und Ganzen ok, brauchen tut man die aber nicht unbedingt. (Anne)

MERCENARY
Da ich zur Gruppe der „Normalsterblichen“ gehöre, sind MERCENARY die erste Band des Abends, die ich komplett mitbekomme. Die Dänen haben sicherlich ganz gute Erinnerungen an die saarländische Landeshauptstadt, haben sie doch auf der der Tour zum „The Hours That Remain“ Album eine energiegeladene Show im kleinen Club der Garage gegeben und mehr los als damals war zu diesem nach wie vor frühen Zeitpunkt immer noch nicht. Gespannt durfte man auch sein, wie sich MERCENARY bei der „Neckbreaker's Ball“ Tour schlagen würden, nachdem sie im Frühjahr auf der „Power Of Metal“ Tour eher deplatziert gewirkt haben. Schaut man sich die Reaktionen der Leute an, scheinen MERCENARY nur wenige Fans in den spärlich besetzten Reihen gehabt zu haben, und außer sauber runter gespielten Songs, fast alle vom schwachen neuen Studioalbum „Metamorphosis“, hatten die Dänen um den Hünen an Gesang und Bass René Pedersen auch wenig zu bieten. So ist es einmal mehr nur „Through The Eyes Of The Devil“, das hängen blieb. Auch nach diesem Gig bleibt festzuhalten, dass es MERCENARY als Wanderer zwischen den Welten zukünftig schwer haben werden.

VARG
Das Leben schwer gemacht haben sich vor längerer Zeit auch VARG mit einigen dümmlichen Äußerungen, doch das soll für uns Schnee von gestern sein. Es lässt sich jedenfalls nicht bestreiten, dass die Band seit ihrem 2007er Debüt „Wolfszeit“ eine enorme Entwicklung hinter sich hat, und im Vergleich zum Auftritt auf dem Paganfest Anfang 2010 hat die Band auch bei ihrer Liveperformance mächtig zugelegt. Die Wölfe brachten bereits am Anfang ihres Gigs mit „Viel Feind Viel Ehr“ und „Blutaar“ zum ersten Mal an diesem Abend so was wie Stimmung in die Bude, auch wenn der lautstark geforderte Circle Pit eher ein Circle Pitchen war. Wie auch zuvor bei MERCENARY lag der Schwerpunkt auf dem aktuellen Album, das sich „Wolfskult“ nennt, und von dem neben dem Titelsong auch noch „Wir Sind Die Wölfe“, „Sehnsucht“ und „Schwertzeit“ gespielt worden sind, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Neutral gesehen war das durchaus amtlich, was VARG hier boten, mir persönlich geben die Songs und das Gehabe aber gar nichts, vermutlich bin ich dafür schon zu alt, so dass ich die Zeit nutzen konnte, mich mit Randnotizen zu beschäftigen, wie dem einen Dirk Nowitzki Typen, der mit seinen gefühlten 2.20m eine Herausfoederungals Crowdsurfer gewesen wäre oder dem einen älteren Herr, der die ganze Zeit über verwirrt durch die Garage wanderte, als hätte er sich in der Tür geirrt.
 
ELUVEITIE
Waren die Reihen bei VARG schon nicht mehr ganz so löchrig wie in einem Schweizer Käse, so erreichte der Zuschauerzuspruch bei den nun folgenden ELUVEITIE, die ähnlich polarisieren wie VARG, sein Maximum; in Zahlen ausgedrückt so plus/minus 300 Nasen. Man merkt schon, das sind sehr ernüchternde Zahlen bei 6 Bands.
Waren die Schweizer bereits auf dem PAGANFEST der heimliche Headliner, so sollte sich dieses Schauspiel dieses Jahr wiederholen, denn in Sachen Stimmung sollten später DARK TRANQUILLITY nicht an das Pegel von ELUVEITIE rankommen. Die machten aber auch so ziemlich alles richtig, hatten eine tolle (wenn auch etwas nervige) Lightshow und einen ausgesprochen guten Sound, wenn man bedenkt, dass hier 8 Leute gemeinsam musizieren. Im Vergleich zu den Bands zuvor fiel die Setlist bei ELUVEITIE deutlich ausgewogener aus, so dass man die Alben „Slania“, „Spirit“ und „Everything Remains As It Never Was“ in etwa gleich berücksichtigte. Die einzige Überraschung war, dass man den Hit schlechthin „Inis Mona“ bereits als drittes brachte. Der Stimmung in der Folge tat das keinen Abbruch. Das einzige, was nach wie vor Anlass zur Kritik bietet, ist der Leadgesang der beiden Damen, der sich nahe an der Grenze des Erträglichen bewegt, dafür war das Synchron-Headbanging der beiden Grazien erste Sahne.   
ELUVEITIE sind bekanntlich auch eine dieser Bands, die gemeinhin gerne belächelt und als Hype abgetan werden, aber dieser Auftritt an diesem Abend war wirklich amtlich.

DARK TRANQUILLITY
Kamen bei VARG und ELUVEITIE vorrangig die ganzen Jungspunde auf ihre Kosten, so wurde mit DARK TRANQUILLITY auch den alten Hasen noch eine vernünftige Band geboten. Dass diese in der Unterzahl waren, konnte man daran erkennen, dass sich die Reihen nach ELUVEITIE bereits deutlich lichteten, und ein großer Teil der Melodic Death Metal Fans sind vermutlich aufgrund des durchwachsenen Vorprogramms erst gar nicht gekommen. Das Schicksal des Headliners ist eben nicht immer das allerbeste, und wenn man diesen Gig in Saarbrücken (der nach gesundem Menschenverstand der schlecht besuchteste der ganzen Tour sein müsste) zugrunde legt, und vergleicht, was die ewige Konkurrenz IN FLAMES inzwischen live zieht, muss das ernüchternd für DARK TRANQUILLITY sein, die zum allerersten Mal im Saarland spielten.
Im Laufe der kurzen Umbaupasue wurde das eigentliche Backdrop durch eine riesige Videoleinwand ausgetauscht, auf der während der ganzen Show Clips abgespielt wurden, was den optischen Wert der Show enorm steigern sollte. Auch sonst kann man den Mannen um Mikael Stanne, der abgesehen von den ruhigen Passagen andauernd kreuz und quer in Bewegung war, und Niklas Sundin gar nichts vorwerfen. Man spielte sein volles 70-minütiges Set runter, als wäre der Laden rappelvoll und vor allem, wenn man die Intensität der Songs mit allem anderen vergleicht, was es an diesem Abend auf die Ohren gab, liegen da Welten dazwischen! Auch wenn das neue Studioalbum „We Are The Void“, von dem man lediglich vier Songs spielte, wahrlich nicht das Beste ist, muss man einfach noch einmal sagen, dass DARK TRANQUILLITY zu den unterbewertetsten Bands der gesamten Szene gehören.
In Anbetracht der Umstände war der Gig von DARK TRANQUILLITY eine ganz feine Sache, umso trauriger macht es einen, wenn man sich vorstellt, wie viel Spaß man in einem ausverkauften Club gehabt hätte. (Maik)

Setlist:
Terminus (Where Death Is Most Alive)
In My Absence
The Treason Wall
Lost To Apathy
The Wonders At Your Feet
The Mundane And The Magic
Monochromatic Stains
The Sun Fired Blanks
Inside The Particle Storm
Zero Distance
Dream Oblivion
Final Resistance
Misery's Crown
The Fatalist

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