Long Distance Calling + Pigeon Toe (04.11.2011, Karlsruhe)

LDC_TourposterKennt ihr das? Ihr habt mehrere echt beschissene Wochen hinter euch, geht schon unterm Zahnfleisch und sehnt euch nach einem Event, an dem ihr den ganzen Ballast hinter euch lassen könnt und ihr nach knapp zwei Stunden einfach wie Neugeboren seid? Nun, für eine solche persönliche Katharsis nimmt man auch gerne 150 km Fahrt auf sich und so traten Sebastian und Ich an einem kühlen Freitag Abend den Weg nach Karlsruhe an, um die Chartstürmer LONG DISTANCE CALLING mal wieder in lauschiger und intensiver Club-Atmosphäre geniessen zu dürfen. Im Vorprogramm sollten PIGEON TOE vom Kaiserstuhl die rechte Atmosphäre für die Münsteraner schaffen. Diese Eindrücke gibt euch erst einmal Sebastian weiter.

Den Startschuss in diesen absolut fabelhaften Abend in der Karlsruher Substage gab es durch die Freiburger Band PIGEON TOE. Die mir bis dato unbekannte Truppe stellte sich sehr schnell als perfekten Anheizer für die Durchstarter LONG DISTANCE CALLING heraus. Musikalisch haben sich die Freiburger ganz den progressiven und rockigen/metalligen Klängen verschrieben.
Überwiegend wurden einem von den Jungs fabelhafte Soundwände präsentiert, zu welchem sich dann doch hin und wieder Gesang gesellte. Allerdings muss ich zugeben, dass ich bei den ersten beiden Songs noch nicht zu hundert Prozent überzeugt war. Der Einstieg in die Setlist klang zwar von Anbeginn sehr genial, doch wirkten so manche Passagen innerhalb der Songs beim ersten Hören ein wenig seltsam auf mich. An der einen oder anderen Stelle wirkte das dargebotene Programm auf mich irgendwie so erzwungen progressiv. Als müsse man jetzt unbedingt einen Break machen und etwas anderes präsentieren. Doch glücklicherweise hatte ich dieses Gefühl lediglich bei den ersten beiden Songs. Ab diesem Zeitpunkt spielte sich die Freiburger Truppe immer mehr in Ekstase. Von Song zu Song steigerte sich der rote Faden innerhalb der Musik. Auch beim Publikum stießen die Freiburger PIGEON TOE auf ordentliche Gegenliebe.
Der Applaus steigerte sich, genau wie die Musik der Jungs, von Song zu Song. Die mächtigen Soundwände, die präsentiert wurden, ließen einen Gesang schon fast überflüssig werden. Doch runterzuspielen braucht man diesen keineswegs, denn die Stimme des Fronters war fast so energiegeladen wie die Musik selbst. Wer von den Freiburgern ebenfalls noch nichts gehört hat, dem kann ich nur empfehlen sich schnellstmöglich mit ihnen auseinander zu setzen. Das Erstlingswerk „The First Perception“ gibt zumindest nach live Beurteilung einiges her! (Sebastian)


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Dermaßen gut vorbereitet war es dann an LONG DISTANCE CALLING, den Abend zu krönen. Und meine Erwartungen wurden einmal mehr nicht enttäuscht, im Gegenteil! Ich kann mit Fug und Recht behaupten, für mich persönlich die kompletteste, mitreissendste und hypnotischste Show des Instrumental-Quintetts miterlebt zu haben!
Und mit dieser Meinung stand ich offensichtlich nicht alleine da: Die verzückten Rufe und der anhaltende Applaus, gepaart mit extatischem Jubel habe ich in dieser Form noch von keinem Publikum in dieser Form miterleben dürfen, allenfalls bei ANATHEMA in Köln vor zwei Jahren (hier) - bei uns in Saarbrücken ist so etwas leider fast schon undenkbar.
Aber es war auch kein Wunder: Das Eröffnungs-Duo der aktuellen, selbstbetitelten Scheibe "Into The Black Wide Open" und "The Figrin D´An Boogie" liessen sofort die Luft knistern und schafften für den Rest der gut zweistündigen Spielzeit die erhoffte, magische Atmosphäre. Die Ausflüge in ältere Bandtage (sofern man dies nach knapp sechs Jahren Bestehen überhaupt sagen kann) mit "Fire In The Mountain" und "Aurora" wurden ebenso wohlwollend aufgenommen wie die Tracks der "Avoid The Light"-CD, die mit "Black Paper Planes", "Apparitions" und "I Know You, Stanley Milgram" (in der Zugabe) ebenso ausschliesslich durch die Top-Stücke vertreten war. Unnötig zu erwähnen, dass "Metulsky Curse Revisited" einmal mehr der absolute Höhepunkt des Abends darstellen sollte - um dem stetig hohen Level NOCH einen drauf packen zu können bedarf es wirklich verdammt viel! "Metulsky" hat es einfach.

Ich weiß nicht, wie sie es machen. Ich kann nicht erklären, wie sie es schaffen, mich bei nahezu jedem Live-Gig ohne irgendwelche Drogen auf einen Trip zu schicken. Ich weiß nur, dass es gerade an diesem Abend verdammt gut getan hat, mich dem Sog der Soundwände hinzugeben, den Arsch zum LDC-Groove zu bewegen oder mich einfach in die weiche Atmosphäre fallen zu lassen - wunderbar, wenn Musik einen solchen kathartischen Effekt haben kann. Und was soll ich sagen: Mir ging es nach dem Gig wieder verdammt gut!
Eine Sitzung auf der LDC-Couch bezahlt demnächst vielleicht sogar die Krankenkasse.... (Brix)

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