Hammerfall + Vicious Rumors + Amaranthe + Death Destruction (06.11.2011, Esch-Sur-Alzette (LUX))

Hammerfall_tour2011Lange hat es gedauert, bis HAMMERFALL in Luxemburg zu einer Stippvisite vorbeigekommen sind. Am Sonntag den 6. November war es dann aber soweit und die Rockhal erwies sich als sehr gute Location. Mit ganzen drei Vobands, von altgedienten Hasen bis neuen Talenten, im Gepäck fällt das Package auch sehr üppig aus, zumal vorher schon bekannt war, dass HAMMERFALL über 100 Minuten spielen werden. Die Weichen für einen guten Abend sind damit gestellt gewesen.

Wenn HAMMERFALL eine Headliner-Tour bestreiten und VICIOUS RUMORS als Special Guest mit an Bord sind, geht man davon aus, ein eher klassisches Line-Up vor die Nase gesetzt zu bekommen...und was passt dann ganz sicher nicht ins Billing? Na klar, eine Metalcore-Band! Genau das sind DEATH DESTRUCTION, die Schweden, die den Abend eröffnen. Ganz ohne voreingenommen zu sein, schau ich mir an, was die Jungs da so fabrizieren und bin schon zu Anfang wenig entzückt. Das liegt vor allem am miesen Sound. Die Drums sind viel zu laut und lassen Gitarre und Bass somit nur erahnen. Der Sound der Gitarre ist abgesehen davon, dass er vollkommen untergeht, supermies und total dünn. Dafür ist das Stageacting der Truppe ordentlich und Fronter Jimmie Strimell blökt sich die Kehle aus dem Leib. "Fuck Yeah" hat mit "Can I Get A Fuck Yeah" wohl die behämmertste Textzeile des Abends und kann auch sonst nicht wirklich überzeugen. Zum Abschluss schicken uns die Kerle ins "Hellfire" vom 2011 erschienenen selbstbetitelten Debutalbum. Der Song hat zwar Groove, ist aber ansonsten ziemlich nichtssagend und belanglos. Übrigens genauso wie die restlichen Stücke. Dafür, dass die Halle zu diesem Zeitpunkt eher spärlich besucht ist, fällt die Publikumsresonanz ganz annehmbar aus. Um den Kreis wieder zu schließen: DEATH DESTRUCTION haben es wohl nur mit auf die Tour geschafft, weil HAMMERFALL Basser Fredrik Larsson auch hier in die tiefen Saiten haut. (Kevin)

Nach kurzer Umbaupause, entern nun AMARANTHE die Bühne. Leicht deplaziert wirkt die Band neben den Metalcore-, Heavy- und Power Metal Kapellen schon. Geboten wird dabei eine Mischung aus vielen verschiedenen Stilen. So treffen Metalriffs auf Popbeats. Eine ziemlich chaotische Mischung, die sich auch an der Zusammensetzung der Musiker sehen lässt. So ist ein Hardcore Brüllhals zu finden, der neben einem cleanen Sänger und cleanem Frauengesang steht. Wichtiger als drei Sänger wäre aber vielleicht ein zweiter Gitarrist gewesen, da sich die Gitarre kaum gegen das schlecht getriggerte Schlagzeug durchsetzen kann. Das Hauptproblem stellt dabei aber der Gesang da. Wenn gegrunzt wird, hört man die Gitarre gar nicht mehr. Der Sänger, der „normal" singt, trifft kaum einen Ton und die Sängering hätte zwar auf ein Lady Gaga-Konzert gepasst, wirkt hier aber eher unpassend, obwohl die Gesangsleistung gut bis sehr gut war. Für mich unverständlich ist aber die Tatsache, dass die Band abgefeiert wird ohne Ende. Schon beim dritten Song „One Millionen Lightyears Away" geht das Publikum steil. Sogar der vierte Song „It's Automatic", der sich anhört, als hätte DJ BOBO eine seiner Platten aufgelegt, wird sehr gut aufgenommen. Dinge gibt's, die ich einfach nicht verstehen kann. Wenigstens ist das Stage-acting gar nich mal schlecht. So kann die Zeit erstmal zur Getränkebesorgung genutzt werden. Die Preise sind in der Rockhal aber ziemlich gesalzen. 3€ für einen Softdrink und 3,50€ für ein Bier (beide0,25 ml) sind nicht gerade günstig. Dafür sind die Wartezeiten aber sehr gut (kein Wunder). Jetzt aber schnell nach vorne, VICIOUS RUMORS fangen gleich an und die müssen jetzt sehr viel wieder gut machen.(Simon)

Wer mit einem Song wie "Don´t Wait For Me" in den Set startet, kann eigentlich nichts verkehrt machen...die Mitgröl-Nummer von Ihrem selbstbetitelten Drittwerk ist ein super Opener. VICIOUS RUMORS legten dann mit dem famosen Doppelschlag Ihrer 1988 Göttergabe "Digital Dictator" bestehend aus dem Titeltrack und "Minute To Kill" nach. Nebenbei sei erwähnt, wie gekonnt die Band mit technischen Problemen umgeht, denn fast während des gesamten ersten Stückes mussten die Kalifornier mit nur einer Gitarre auskommen, weil Mastermind und Bandchef Geoff Thorpe mit seiner Klampfe zu kämpfen hatte. Mal kam etwas und urplötzlich gab das Teil dann keinen Ton mehr von sich. Doch dank dem Austausch des Kabels war der Häuptling wieder rechtzeitig zum Gitarrensolo wieder zu hören. Der zweite Axtmann war an diesem Abend übrigens nicht Kijoshi Morgan, sondern Thaen Rasmussen von ANVIL CHORUS, der bereits auf der 2006er LP "Warball" bei VICIOUS RUMORS in die Saiten griff. Morgan musste aus zeitlichen Gründen die Tour leider absagen.
Weitere Highlights wie "Murderball" vom aktuellen Album "Razorback Killers" und das geniale "Lady Took A Chance" folgten und brachten immer mehr Leute zum headbangen. Obwohl die Band perfekt aufeinander eingespielt ist, weil sie dieses Jahr fast nonstop on the road waren, hat man nie den Eindruck, ein schnell runtergezocktes Programm zu sehen, sondern kauft der Truppe die Spielfreude jederzeit ab. Einen großen Anteil daran hat Frontsirene Brian Allan, der durch sein stellenweise verrücktes Auftreten und eine sehr gute Gesangsleistung, bei der die hohen Screams ebenso sitzen, wie melodische oder aggressive Parts vollends überzeugt. Den Schluss des Sets bilden dann "Abandoned", der für´s Headbangers Open Air komponierte Stampfer "Let the Garden Burn", "Hellraiser" und die Titel-Hymne vom Debütalbum "Soldiers Of The Night". Wie mein Kollege Simon schon zu Geoff Thorpe meinte: Jetzt geht mir der Refrain den ganzen Abend nicht mehr aus dem Kopf! Auch wenn einige Leute scheinbar nichts mit dieser großartigen US-Metal-Kapelle anfangen konnten, haben die Amis alles gegeben und konnten doch einige neue Fans gewinnen. Ich hab die Band dieses Jahr drei mal live gesehen und immer haben sie gekillt. Weiter so! (Kevin)

Nach dem grandiosen VICIOUS RUMORS Auftritt ist nun die Zeit für den Headliner gekommen. Wobei die Zeit während des Umbaus nicht unerwähnt bleiben darf. Die wird nämlich mit einer sehr guten Musikauswahl versüßt. So läuft eine gute Mischung von altgedienten MetaBands wie HELLOWEEN (Eagle Fly Free), JUDAS PRIEST (Hell Patrol) und Accept (Beat The Basstards Down). Bei diesen Hörgenüssen vergeht die Wartezeit dann auch wie im Flug und HAMMERFALL starten ihren Set mit dem Intro des neuen Albums und „Patient Zero". Nach der Neugestaltung der Band, unter anderem wurde das Album ohne Bandmaskottchen „Hector" auf dem Cover gestaltet, zeigt die Band sich musikalisch auch etwas anders. So besticht der erste Song durch Groove und Härte anstatt Pathos und Melodie. Natürlich wurde das Bühnenbild dann auch entsprechend angepasst und so wurden LED-Felder auf der Bühne montiert, die sich im Verlauf der Show aberr als eher störend erweisen werden.Schon beim ersten Song scheinen HAMMERFALL gewonnen zu haben. Das Publikum, der gut gefüllten Halle, feiert die Band als gäbe es kein Morgen und gehen auch beim nächsten Song „Any Means Necessary" vom eher durchwachsenen Album „No Sacrafice, No Victory" noch gut mit. Hier zeigt sich aber erstmal das vorher erwähnte Ärgernis der LED-Lightshow. Wo beim ersten Song noch Sachen wie „condemnation" oder ein „0" für „Patient Zero" eingeblendet wurden, sind es diesmal Kreise und Sterne. Etwas sinnlos und unpassend ist das schon.

Mit der Aufforderung: „It's time to bang your head!" wird der gleichnamige Song vom neuen Album „Infected" angekündigt und wird vom Publikum sehr gut aufgenommen. Die Herren auf der Bühne scheinen auch ihren Spass zu haben und können sich so manches Grinsen nicht vermeiden. Die Verjüngungskur scheint also nicht nur musikalischer Natur gewesen zu sein. So ist es auch nicht überraschend, dass sich sehr auf das neue Album konzentriert wird. So befinden sich insgesamt fünf Songs des neuen Albums in der Setlist, dafür aber auch jede Menge Klassiker der ersten vier Alben.Weiter geht es allerdings mit einem Lied von „Chapter 5: Unbend, Unbowed, Unbroken".Dabei haben HAMMERFALL weiterhin leichtes Spiel und „Blood Bound" wird ziemlich textsicher mitgesungen. Nach dem unverzichtbaren Klassiker „Renegade", der mit charakteristischen Harley-Motorrad-Sound eingeleitet wird, erzählt Sänger Joacim Cans, dass es sehr schwer sei aus ihren mittlerweile über 100 Liedern bestehenden Katalog die 19 Lieder für die Setlist auszuwählen. Der nächste Song wäre dann auch für die „Ladys" im Publikum gedacht und so startet „Always Will Be". Wer auf Balladen steht, mag diesen Song wohl sehr gerne, in dieser Live-Situation hätte ich lieber darauf verzichtet. Das Lied wird zwar gut aufgenommen, allerdings ist es schwer die Stimmung wieder auf ein hohes Niveau zu bringen. Danach geht es wieder düster mit einem Lied von „Infected" weiter. „Dia De Los Muertos" steigt mit von Terminator „inspirierten" Drums ein. So gut scheint das Lied allerdings nicht mehr anzukommen. Der Chorus wird zwar mitgesungen die restlichen Reaktionen bleiben aber eher verhalten. Sowieso scheinen HAMMERFALL ab hier Probleme zu haben, die Massen zu bewegen. Sei es mit Publikumsrufen oder das Mitgröl Passagen nicht mehr so gut funktionieren wie vorher.

Mit „Riders Of The Storm" kommt jetzt wieder ein Klassiker zum Zuge, der seinen Sinn erfüllt, das Publikum ist wieder besser bei Stimmung und feiert das Lied ziemlich ab. Allerdings scheinen die LEDs diesmal so hell, dass man kaum noch auf die Bühne sehen kann. Mit der Ansage „Fuck Tomorrow!" geht es auch mit Klassikern weiter. „Steel Meets Steel" und „Legacy Of Kings" heizen weiter ein, erreichen aber nicht mehr die Stimmung, die Anfangs herrschte, solangsam scheint die Puste auszugehen. Was allerdings nicht an den Herren auf der Bühne liegt. Die bereiten eine gute Show und haben sichtlich Spaß, wenn auch etwas routiniert. Die obligatorische Frage „Let The Hammer?" wird von einigen Zwischenrufen gestört, die Joacim Cans aber gekonnt zu übergehen weiss. Nach den Bandklassikern „Let The Hammerfall" und „Dragon Lies Bleeding" wird der Zugabenblock mit der Ballade „Dreams Come True" gestartet. Atmosphärisch eine gute Wahl, erscheint der Song aber für die Stimmung im Publikum als eher schlechte Wahl. Das reagiert zwar etwas verhalten, singt aber ziemlich textsicher mit. Mit „One More Time" hat es sogar ein neues Lied in den Zugabenblock geschafft. Jetzt kann man zwar über das Für und Wieder streiten, gerade einen Song vom neuen Album in den Zugabenblock zubringen, abgefeiert wird das Lied aber trotzdem und schafft es fast, wieder an die Stimmung vom Anfang anzuknüpfen. Beendet wird der Auftritt mit dem absolut unverzichtbaren Klassiker „Hearts On Fire". Immerhin ist dieser Song für HAMMERFALL das, was „Ace Of Spades" für Motörhead ist. Da verwundert es schon, das genau hier die gröbsten Spielfehler zu verzeichnen sind. Da spielt der Bass ohne Gitarre oder die Gitarre ohne Bass. Wirklich störend ist das allerdings nicht und so werden am Ende noch die letzten Reserven herausgeholt.

Mit einem freundlichen „THANK YOU" auf der LED-Wand ist das Konzert beendet. Ein wenig Zeit ist aber noch, um im Foyer CDs von den VICIOUS RUMORS unterschreiben zu lassen, bevor es nach einem gelungen Abend wieder Richtung Heimat geht.(Simon)

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden