Magnum + Gwyn Ashton (04.04.2011, Saarbrücken)

Und weiter mit einem für die betagten Herren hohen Tempo! Hatte ich schon beim Review zum aktuellen Longplayer "The Visitation" das hohe Arbeitstempo der britischen Institution angemerkt ging es kaum zwei Monate nach dem Release mit dem Teil im Gepäck auf große Tour durch Europa. Recht bemerkenswert wenn man bedenkt, dass das Debüt mehr als dreißig Jahre zurück liegt und die Truppe zwischendurch mal am Ende war. Ziemlich zum Schluss ihrer Rundreise machten MAGNUM seit langem mal wieder Station im Saarland, bevor es zurück für einige Dates auf die Insel geht.
Am 04. April 2011 gastierten die Bombastrocker in der Saarbrücker Garage, für die einheimischen Classic-Rock-Fans eigentlich ein gefundenes Fressen, denn derartige Klänge bekommt man in der Hauptstadt des Saarlandes weniger zu hören. Im Vorprogramm fungierte ein gewisser GWYN ASHTON mit seiner TWO-MAN-BLUES-Army. Kannte ich zuvor nicht, passte auch nur bedingt dazu und Blues gibt es ja dort die Tage öfter.

GWYN ASHTON
Als der Brite mit seiner zweiköpfigen Blues-Armee auf die Bühne kam waren die Reihen in der Garage noch ziemlich licht. Und das obwohl der hintere Teil des Clubs vorsorglich abgehängt wurde, weil schon der Vorverkauf schleppend lief. Schade, denn so häufig sind die Gelegenheiten wie oben erwähnt denn nun auch nicht. Aber wehe es ist nichts los, dann wird auch gejammert. Bezeichnenderweise kamen mein Kollege und ich ohne groß nachzudenken auf sieben oder acht Personen aus unserem Bekanntenkreis, die wir schon hier erwartet hätten.

So sahen sich die beiden nur einer gut gefüllten ersten Reihe gegenüber, was sie aber nicht sonderlich beeindrucken sollte, denn sie legten direkt furios los. Obwohl man zu Beginn die britischen Wurzeln bei dem ständigen Wechsel aus Slide - und normalem Spiel nicht so heraus hörte. Den Opener hätte ich eher zwischen Chicago - und Deltablues angesiedelt. Doch im weiteren Verlauf schälte sich bei Nummern wie "Mad Dog" oder "Cross Road Blues" vor allem der Einfluss von Rory Gallagher heraus.
Und genau so derbe ging auch GWYN ASHTON zur Sache, das fing schon beim hemdsärmeligen Rockstaroutfit an, welches bei dem Iren auch Programm war. Ebenso die laute Herangehensweise an den Blues, denn so wie sein Vorbild ließ es der Mann auch an dem Abend rauchen. Doch nicht nur sein Gitarrenspiel war phonstark, auch sein Drummer hielt nicht viel von Zurückhaltung. Kev Hickman drosch sehr vehement auf seine kleine, sehr niedrige Schlagzeugkonfiguration ein. Dazu war der Sound auch ziemlich übersteuert was noch mehr von dem Feeling übertönte, aber hier schon fast wieder passte.

Er hat es sicherlich, dieser GWYN ASHTON, aber dennoch legt er mehr Wert auf technischen Showdown. Was ebenfalls fehlte war ein Basser, der den typischen stoisch pumpenden Rhythmus liefert und dadurch für die nötige Tiefe sorgt. Seine tiefe aber brüchige Stimme kann auch nicht mit seinen Fähigkeiten an der Gitarre mithalten, es wirkte irgendwie alles ein Stück weit zu lässig bei ihm.
Von der stilistischen Bandbreite her wusste er aber zu überzeugen und viele Anerkennungsbekundungen aus dem vorderen Bereich gaben ihm recht. Mit der Mundharmonika klang er ein wenig nach Americana, bei "Break" dann plötzlich nach modernem Alternative, eine sehr direkte Nummer erinnerte an AC/DC und seine Darbietungen auf dem Zwölfsaiter atmeten den Geist von LED ZEPPELIN. Am Ende gab es dann auch verdienten Applaus von Menschen, die wegen völlig anderer Musik gekommen waren. Ordentlich, aber gegen das was in der Halle in den Tagen an Blues geboten wird (BETH HART, JOHNNY WINTER) kommt die TWO-MAN-BLUES-ARMY nicht an.

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MAGNUM
Als nach doch recht langer Umbaupause von über einer halben Stunde das Licht endlich ausging, hatte sich zumindest der verfügbare Teil des Venues gut gefüllt, es durften nun so 350 Leute gewesen sein. Aber in Sachen Stimmung erlebte der Zuschauer schon einen Quantensprung, denn das Publikum, welches am Ende wohl nur aus passionierten Anhängern bestand ging von Beginn an begeistert mit. Kein Wunder bei dem Knalleffekt, die Überraschung war MAGNUM wirklich gelungen, mit der 81er Single hatte niemand gerechnet.
Zwar blieb große Bewegung im Publikum aus, doch die Menge machte sich lautstark bemerkbar. Selbst bei den Titeln vom neuen Album erwiesen sich viele als ausgesprochen textsicher, dabei sind die Lyrics noch nicht mal abgedruckt. Das Werk stand natürlich im Mittelpunkt und war mit fünf Songs vertreten. Auch sonst sucht man nicht nur das Heil in der weiten Vergangenheit, sondern lässt die letzten Scheiben alle zum Zuge kommen.
Natürlich sind MAGNUM vor allem wenn die Tour schon länger läuft so clever und bauen genau dann wenn die Stimmung ein wenig nachlässt einen absoluten Klassiker ein. Der geniale Einstiegstrack des legendären "On A Storyteller´s Night" wurde wieder zurück ins Set beordert nachdem er auf der letzten Gastreise gefehlt hatte. Dieser eröffnete den Reigen der großen Songs, die sich gewohntermaßen zum Schluss hin häuften.

Die Rahmenbedingungen konnten auch besser kaum sein, von Beginn an stand der Sound, in der Garage nicht immer selbstverständlich. Doch auch da macht sich eben auch die Erfahrung der Truppe und ihrer Techniker bemerkbar. Dazu gab es auf dem Backdrop schöne Projektionen, welche die Atmosphäre der Songs unterstützten. Und die verhältnismäßig große Bühne war für die Fünf da oben auch um einiges bequemer.
Vor allem Bassist Al Barrow war viel unterwegs und nutzte den Freiraum, den er wenn ich mir andere Locations ansehe, wo die Band Station machte nicht immer hatte. Auch Frontmann Bob Catley war wie immer viel unterwegs, animierte ständig das Publikum. Dies war eigentlich gar nicht nötig, die Leute gingen auch so mit, skandierten öfter zwischen den Liedern den Bandnamen.
Der Mann wirkte schon zuletzt in Aschaffenburg ziemlich zerbrechlich, aber seiner Stimme tat das keinen Abbruch. Er betonte jede Phrasierung und bewegte sich immer noch federleicht. Dazu untermalte er seine Beiträge mit seiner charakteristischen Gestik, die von etwas gewöhnungsbedürftigen Handbewegungen bis zu mitreißender Theatralik reichte.

Auch wenn Mainman Tony Clarkin wie versteinert auf der rechten Bühneseite stehen blieb, blitzte doch immer wieder die Freude aus seinen Augen. Band und Fans stachelten sich gegenseitig an, die Spielfreude war bei den Zuschauern zu spüren. Immer wieder scherzte vor allem Barrow mit seinen Mitmusikern und der Publikumszuspruch wurde nicht als selbstverständlich hingenommen. So endeten 100 Minuten wieder einmal viel zu schnell, den einen oder anderen Song wird mancher vermisst haben, aber man kann nicht alles haben. Vielleicht wieder beim nächsten Mal, im Moment mag man prophezeien, dass es nicht allzu lange dauert. (Pfälzer)

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Setlist MAGNUM:
Back To Earth
When We Were Younger
Wild Angels
Brand New Morning
Mother Nature´s Final Dance
How Far Jerusalem
Spin Like A Wheel
The Moonking
Freedom Day
Les Morts Dansant
Black Skies
All My Bridges
All England´s Eyes
Vigilante
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Kingdom Of Madness
On A Storyteller´s Night

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