Nach fast 2jähriger Babypause, dem schmerzhaften Ende von Metalroxx und zahlreichen ungeahnten Vorkommnissen, meldet sich das Ehepaar Proissl wieder zu Wort – im wahrsten Sinne!

Nachdem unser Baby- und Hundesitter eingewiesen ist, sammeln wir Sack und Pack zusammen, schnüren die Kameratasche, sowie die Stiefel und machen uns auf den Weg in das rund 100km entfernte Bamberg, wo uns neben dem Headliner BLIND GUARDIAN auch die A-Capella Metaller von VAN CANTO und die schwedischen Spandexhosenträger von STEELWING musikalisch unterhalten werden.

Das Konzert am 08.10. in Bamberg befindet sich im vorderen Mittelfeld der Sacred Worlds and Songs Divine Europe-Tour 2010, welche von den bereits oben stehenden, deutschen Prog-Power-Legenden BLIND GUARDIAN angeführt wird. Doch bevor diese Herren die Bühne samt aufwendiger Videoleinwand (ob sinnvoll oder nicht, lasse ich mal dahin gestellt) die Bretter für sich beanspruchen, dürfen wir unser Augenmerk erst einmal auf die beiden Vorbands richten.

Als erstes entern STEELWING, welche erst im vergangenen Jahr aus der Taufe gehoben wurden, aus Schweden die Bühne. Leder, Nieten, Stirnband und Spandexleggings beherrschen das Bild, old school Heavy Metal dröhnt aus den Boxen und Sänger Riley gibt mit entblößtem Brüstchen sein scheinbar Bestes. Die Band sieht nicht nur so aus, als ob sie den 80ern entsprungen wäre, sondern sie scheinen sich auch so zu fühlen und somit kommen die Songs der Debüt-Langgrille „Lord Of The Wasteland" im typischen, vielleicht schon etwas eingestaubten 80er-Gewand daher.
Leider wollen die immer wiederkehrenden Animationsversuche von Riley nicht so richtig fruchten, gerade mal ein paar Halbstarke Zahnspangenkids um die 14 bangen mit ihren langsam wachsenden Matten – oder pogen direkt vor unserer Nase herum, was mal so gar nicht passend ist! Kurzweilig, aber leider ohne große Eigenständigkeit und Wiedererkennungswert...

Ganz anders verhält es sich da bei VAN CANTO. Trotz Cover können VAN CANTO eine gehörige Portion Eigenständigkeit auf der Haben-Seite verbuchen. Doch einfach nur covern kann ja jeder und so lassen die vier Herren und das Sahneschnittchen Inga einfach mal alle Instrumente, bis auf das Schlagzeug, beiseite und werden so zu einer A-capella-Metal-Band. Zum ersten Mal kam ich mit diesem außergewöhnlichen Sextett auf dem Queens Of Metal-Festival 2008 in Berührung, zwischendrin durfte ich sie dann noch einmal auf Pro7 bewundern und war daher um so gespannter mit welcher Setlist sie heute die Jako-Arena begeistern wollen.
Leider durfte man gleich zu Beginn feststellen, dass der Sound ziemlich dünn aus den Boxen wabbert und somit der Bums, welchen der höhere „Rakkatakka"-Gesang, die tiefe „Dandan"-Stimme und der tiefere „Rakkatakka"-Gesang, sowie der Wah-Wah-Sologitarren-Gesang bräuchten, ausbleibt. Trotzdem geben die Sechs mächtig Gas. Sänger Sly besticht bei Songs wie „Wishmaster" von Nightwish, „Rebellion" von Grave Digger oder auch „Fear Of The Dark" von Maiden durch gesangliches Können, ebenso die bildhübsche Inga. Stef, Ross und Ike ersetzen mit ihren variationsreichen Stimmbändern Keyboard, Bass und selbst halsbrecherische Gitarrensoli und -riffs, werden lediglich mit Stimmvolumen erzeugt.
Daher werden Songs wie „Kings Of Metal" von den Gottesheroen Manowar, die Eigenkomposition „The Mission", welche in Metallicas „Master Of Pupptet" mündet, oder auch die Mitmach-Hymne „To Sing A Metal Song" zu völlig neuen Ebenen mit viel Epik, melodiösen Klangteppichen und einer mortz Power transportiert. Da vergisst man fast das richtungsweisende Schlagzeug, an welchem sich Basti die Seele aus dem Leibe trommelt. *schäm*
Dass das Experiment Metal a capella geglückt ist, wissen wir nun ja schon seit geraumer Zeit und die Songs klingen auf Platte wie auch live einfach spitze! Das Publikum war gespalten, aber über Geschmack lässt sich eben millionenfach streiten.....

Das Licht geht aus und endlich – endlich sehe ich in meinem über 20jähigen Dasein als Metaller BLIND GUARDIAN. Unter tosendem Geschrei ist die Spannung kaum auszuhalten. Doch es kommt anders. Das Licht geht wieder an, was auch ziemlich lautstark von der wartenden Meute kommentiert wird. Hmm....was ist jetzt wieder los? Noch länger warten? Müssen die doch noch länger die Bühne umbauen, obwohl im Hintergrund doch eigentlich alles fertig steht?
Nach ein paar Minuten wird ein neuer Versuch gestartet und das Licht geht unter lautstarken Beifall wieder aus, und sofort setzen die kräftigen „Guardian!"-Rufe wieder ein. Diesmal bleibt das Licht sogar aus und es ertönt das orchestral-majestätische Intro vom neuen Album „Sacred Worlds", welches mit fallendem Bühnenvorhang „Sacred" einleitet und den Blick auf Bühne und Band frei gibt. Im ersten Moment bin ich erst einmal über das Bühnenbild enttäuscht. Also mit Umbau kann die Verzögerung schon mal nichts zu tun gehabt haben, denn außer einer Leinwand, auf der während des Konzertes so manche Illustration, oder auch mal Videos die aussehen, als kommen sie von PC-Rollenspielen, ablaufen, gibt es kaum etwas zu sehen. Es gibt da noch an den Seiten Vorhänge die durch die Bildchen eines Beamers einen kleinen 3D-Effekt erzeugen. Das war's! Ich hätte da ehrlich gesagt mehr erwartet bzw. mir mehr erhofft. Wenn ich da z.B. an das Bühnenbild der letzten Helloween-Tour denke, ist dies hier bei BLIND GUARDIAN mehr als spärlich! Da helfen auch die frühalterlichen Wächter vor einer imposanten Pyramide nichts – denn diese Szenerie schimmert durch alle Lichteffekte hindurch.

So, nun aber wieder zurück zum Konzert. „Sacred" hat mir beim gleichnamigen PC-Spiel schon gefallen, denn der Song ist einfach hammermäßig und kommt live noch besser rüber als auf CD. Welch ein musikalischer Start! Danach kommt ein alter Klassiker der seit ich denken und lesen kann auf keinem Konzert fehlen darf – nämlich „Welcome To Dying". Dieser hallt aus hunderten von Kehlen von den Hallenwänden wieder und zaubert damit gleich zu Beginn eine phantastische Stimmung in die Jako Arena! Zwischendurch bekundet Hansi, dass er leider schon länger nicht mehr in der schönen Stadt Bamberg mit seiner Band war und mit dem Hinweis für depressive Menschen kündigt er schließlich „Born In A Mourning Hall" an, welcher auch sehr dankbar vom Publikum angenommen wird. Es folgt mit „Nightfall" eine weitere Bombast-Hymne, welche live auch wahnsinnig genial klingt und vom begeisterten Metalvolk mitgesungen wird. Nach den Songs „Fly" und „Time Stands Still (At The Iron Hill)" folgt ein weiterer Hit, der live nicht fehlen darf - „Traveler In Time". Die Atmosphäre bei solchen Nummern ist einfach einzigartig und beschert jedem Fan eine Gänsehaut am ganzen Körper. Das ist eben Heavy Metal!!!
Und weil es so schön ist, setzen BLIND GUARDIAN mit „Valhalla" gleich noch einen Kracher hinterher. Nicht nur der Refrain wird hier von den Fans sicher mitgesungen, sondern die ganze Halle scheint so vibrieren und den Text im Chor wiederzugeben. Dies nutzt die Band um ein kleines „Spielchen" zu machen. Das Publikum nimmt dies dankbar an, um dann am Ende des Songs fröhlich den Refrain weiter zu singen, was Hansi mit den Worten „Das hätte ich mir ja denken können!" & einem Lächeln kommentiert. Es folgen weitere Schweißtreiber wie „A Past And Ffuture Secret", das geniale „Bright Eyes" und das live wahnsinnig genial rüber kommende „A Voice In The Dark". Mit „Mirror Mirror" ist dann wieder Gänsehaut- Atmosphäre angesagt. Einfach ein Hammer, der nicht mitsingen einfach unmöglich macht! Leider bekundet dieser Song aber auch das Ende des offiziellen Sets und BLIND GUARDIAN ziehen sich erst einmal in den Background zurück.

Die „Zugabe!"- Rufe lassen allerdings nicht lange auf sich warten und so kehren die Heroen natürlich wieder zurück. Allerdings findet Hansi die „Zugabe"-Aufforderung noch nicht überzeugend genug und stachelt das Publikum zu lauteren Rufen an. Als er den Lautstärkepegel endlich für ausreichend befunden hat, folgt „Ashes To Ashes", welches wiederum nicht so gut vom Bamberger Publikum angenommen wird. Es wird zwar mächtig mit gerockt, aber lautstark mitgesungen nicht. Hansi versicherte zwischendurch der Meute, dass irgendwo bei den Zugaben auch „The Bard's Song (in the forest) dabei sein wird. Als es endlich soweit war, kochte die Halle fast über und wie man es auch schon von vielen Live-Aufzeichnungen dieses Songs kennt, nehmen die Fans Hansi die Arbeit mit dem Singen einfach ab! Eine geniale Stimmung, welche durch den düsteren, stimmungsvollen Wald auf der Leinwand passend untermauert wird! Mit „Wheel Of Time" gibt es dann auch noch einen starken Titel vom neuen Album zu hören, ehe „Imaginations From The Other Side" das Konzert standesgemäß abrundet und uns aus der Halle geleitet.

Für mich, der die Band zum ersten mal live gesehen hat, war es ein Erlebnis, an dem die Kritik derer die schön öfter bei BLIND GUARDIAN auf Konzert waren erst mal abprallte. Doch bei den Erläuterungen dieser Fans, konnte ich die Enttäuschung auch verstehen. Sie sagten sie seien von der Band Besseres gewohnt & das die Setlist bis auf eine handvoll neuer Songs eh seit zig Jahren die selbe sei (selbst Hansi meinte einmal während des Konzertes, ob sie denn so vorhersehbar seien...JAAAA, seit ihr! [Anmerkung Tanja]). Da nützt es auch nichts, wenn bei einem Song mal eine kleine Feuerrinne auf der Bühne entsteht. Mein Herz hat die Band musikalisch auf jeden Fall erwärmt und so fahren wir etwas müde, doch vergnügt nach Hause, was sich nicht als so einfach herausstellte, da uns das Navi auf dem Heimweg über die neblige, kurvenreiche Landstraße zurück nach Würzburg schickte! Danke!

 

Setlist:

Sacred Worlds
Welcome To Dying
Born In A Mourning Hall
Nightfall
Fly
Time Stands Still (At The Iron Hill)
Traveler In Time
Valhalla
A Past And Future Secret
Bright Eyes
A Voice In The Dark
Mirror Mirror

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Ashes To Ashes
The Bard's Song (In The Forest)
Wheel Of Time
Imaginations From The Other Side

(Tanja & Alex)

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