Biohazard + Übergas + Violence Approved (06.11.2008 Roxy,SB)

biohazard_20_jahre.jpgEs ist kaum vorstellbar, daß BIOHAZARD, Helden meiner Jugend, schon vor 20 Jahren in irgendeinem New Yorker Loch zu lärmen begannen.
Als die Band noch in den Kinderschuhen steckte, spielte der Vierer schon Hardcore und prügelte sich im Proberaum den Alltagsfrust über das harte Leben in den Brooklynern Gassen aus dem Leib.
Aus den ungestümen Anfängen entwickelte sich mit der Zeit ein sehr eigenständiger Sound, der neben dem simplen Hardcore-Punk auch Metal- und sogar Rap-Elemente zu vereinen wusste und gar vor Klavierklängen nicht zurückschreckte. Dies war bereits auf dem selbstbetitelten Debüt nachzuhören - bis auf den morschen Drumsound ein essentielles Crossover-Album!
Die Support-Tour mit KREATOR in den frühen Neunzigern brachte zusammen mit dem zweiten Album "Urban Discipline" den großen Durchbruch - schnell stiegen die vier Straßenjungs auf die ganz großen Bühnen wie z.B. dem DYNAMO-Festival 1995 vor 120 000 begeisterten Fans. Zu diesem Zeitpunkt war BIOHAZARD gar bei einem Major unter Vertrag und mit der "State of the World Adress"-Scheibe am Zenit seines Schaffens.
Dann aber trennten sich die Wege von Gitarrist Bobby Hembell und dem Rest der Band, die zwar unbeirrt weitermachten, aber nie mehr zu alter Stärke zurückfinden sollten...bis in diesem Sommer die Bombe platzte:
Bobby ist zurück und das zwanzigjährige Jubiläum kann in der Ur-Besetzung stattfinden!
Nicht nur auf diversen Sommer-Festivals (u.a. dem WITH FULL FORCE), sondern auch auf ausgeprägter Europa-Tour will man die Sääle wie in alten Zeiten zum Beben bringen.
Leider fand man in Saarbrücken nicht auf den erhofften Zuspruch, so daß das Konzert von der GARAGE ins kleinere ROXY verlegt wurde - allerdings in meinen Augen ein glücklicher Umstand!

Denn näher an der Bühne im kleineren Club bedeutet auch mehr Spaß für alle Beteiligten auf und vor der Bühne. Auch wenn die errichtete Absperrung die kleine Bühne von der Meute trennte, stand einem intensiven Gig nichts im Wege.

Aber erst gab es noch zwei Supportbands im Vorprogramm zu sehen: Zum einen VIOLENCE APPROVED aus Saarlouis, die den lokalen Opener mimen durften und mit Markus von EPILOGUE ein bekanntes Gesicht als Frontmann präsentierten. Die vier Jungs machten ihre Sache auch recht gut und ballerten, in meinen Ohren vielleicht ein wenig zu laut, ihren Old-School-Hardcore energisch in das sich noch aufwärmende Publikum. Aber durch knallharte Schwarten wie "Carry on" und "Bringin´ it back", sowie klare Absagen für irgendwelche verirrten Fascho-Spinner in der Szene sammelte man bei den Anwesenden fleissig Punkte. Well done!

violenceapproved1.jpg

Zum Anderen waren da ÜBERGAS aus Hamburg. Diese sorgten dann schon eher für allgemeines Stirnrunzeln im ROXY - "Wir sind nur ne unnötige scheiss Vorband, die keiner sehen will, ich weiss!" gab Sänger "Krispin K" in einer Ansage zum Besten.
Recht hatte er! Denn der deutschsprachige Mischmasch in der Mitte von HELMET und SCHWEISSER klingt auf dem Papier zwar ganz gut, konnte mich aber nicht überzeugen. Zu kraftlos kamen die Songs und vor allem der Sänger mit dem seltsamen Pseudonym herüber und konnten auch nicht mehr als Höflichkeitsapplaus vom Saarbrücker Publikum ernten.
Immerhin gab es mit "2 Minuten" und "Fahrverbot" ein bisschen was auf die Mütze, konnte aber im Gesamteindruck nichts retten. Auch das Namedropping auf ihrer Scheibe mit Namen von GRAVE DIGGER über H-BLOCKX bis zu CRO-MAGS täuscht nicht über die spärliche Mucke hinweg -  über den Sinn und Unsinn von "unpassenden" Supports kann man immer geteilter Meinung sein, aber ÜBERGAS sollten kondensieren und ihren Aggregatzustand zu "ÜBERFLUSS" wechseln.

bergas.jpg

Aber zum Glück ließen dann die "alten Männer" nichts anbrennen - gut fünf Minuten nach erneutem Löschen des Lichts betraten sie endlich zu den Klängen vom Intro von "Failed Territory" die Bühne und spielten (leider wieder mal nur!) die ersten Takte von "Victory" - 
daß im ROXY von nun an der Teufel los war, brauch ich wohl nicht extra zu erwähnen!
"Shades of Grey", "What makes us tick", "Black and white and red allover", "Urban Discipline"... heut war jeder wie damals ein bisschen "Ghetto and Gangster" und feierte das gut aufgelegte Quartett ab. Es war wie früher: Billy stieg auf die Boxen, wo er nur konnte, Bobby drehte seine unnachahmlichen Kreise, Danny gab solide Takt und Groove vor und Evan zockte Bass und Main-Vocals herunter. Es war fast so, als ob sie nie getrennt gewesen wären und die Uhr im Jahre 1995 stehen geblieben wäre.
Wie schon beim WFF wird auf dieser Tour nur Material der ersten drei Scheiben präsentiert; so kam man nach langer Zeit auch wieder in den Genuss von Tracks wie "Survival of the Fittest" oder "Retribution" vom Debüt-Album.
Da war tatsächlich jeder Song ein Hit, von den richtig großen Tracks wie "Punishment" und "Tales from the hard Side" gar nicht zu sprechen! Im Verlauf des Gigs steigerte sich die Hitze im Pit merklich und es begann der kondensierte (hatten wir das in diesem Bericht nicht schon mal?) Schweiß die Wände herunter zu laufen und fand beim Circle Pit zu "Wrong Side of the Tracks" (mit Unterstützung von Markus von VIOLENCE APPROVED) seinen Höhepunkt.
Bei "Punishment" übernahm ein SPUDMONSTER kurz den Bass, so daß Sänger Evan sein Alter Ego, den Rapper, voll und ganz ausleben konnte. Dann war auch schon nach knapp einer Stunde Zugabenzeit und auch wenn Billy rund einen Liter Flüssigkeit aus seinem Shirt wrang, war eine Zugabe ("Hold my own") und nicht mal 70 Minuten Spielzeit schon ein wenig mager - ok, die Jungs sind nicht mehr die Jüngsten und im ROXY war es affig heiß; lassen wir das mal in Anbetracht der intensiven Show mal so stehen.

Denn alles in allem war es ein gelungener Trip zurück in die Jugend mit einer Band, die hoffentlich auch wieder im Studio zu alter Stärke zurück finden kann. Sehr sympathisch übrigens, daß die Jungs sich auch direkt nach dem Konzert noch lange Zeit mit den Fans unterhielten, Unterschriften verteilten und sich für keinen Schnappschuss zu schade waren!

(Brix)

biohazard1.jpgbiohazard2.jpg

 Weitere Bilder wie immer in der Galerie ; alle Pix von RYKA

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden