Da sage noch einer Freitag, der 13. sei ein Unglückstag. Nein dieser 13. Tag im Juni des Jahres 2008 war alles andere als ein Unglückstag für all diejenigen, die der Fußball EM trotzten und dem Roxy einen Besuch abstatteten, um den amerikanischen Hardrockern TESLA zu huldigen, die zwischen den Giganten Sweden Rock und Graspop auch einen Stopp in Saarbrücken einlegten. Und erfreulicherweise war das Roxy zum Zeitpunkt meines Eintreffens um kurz vor 8 bereits richtig gut gefüllt, und im Laufe des Abends trudelten immer noch mehr Leute ein, so dass am Ende schätzungsweise 400 Leute den Weg an den Rand von Saarbrücken fanden. Darunter befanden sich einmal mehr eine stattliche Anzahl von Franzosen, aber auch aus dem Rest der BRD waren Fans ins Saarland gekommen. Kein Wunder: Die beiden anderen Stationen in Deutschland waren in Köln und Ludwigsburg.


Einen offiziellen Support hatten TESLA auf dieser Tour nicht im Gepäck, so dass es in den Händen der Veranstalter lag, ganz kurzfristig eine Band zu suchen, um die Anwesenden vor dem Hauptact einzuheizen. Doch diese Suche war schnell wieder beendet, denn im Saarland gibt’s ja so etwas wie eine Allzweckwaffe namens CHEENO, die sich immer wieder gerne als Support zur Verfügung stellt. Zwar passten CHEENO mit ihrem modernen Alternative/Gothic/Power Rock auf den ersten Blick so gar nicht zum Headliner, doch wer bereits vor Bands wie MERCENARY, ROSS THE BOSS oder POWERWOLF bestehen konnte, der braucht sich auch vor einer Menge Hardrockern nicht zu fürchten.

Pünktlich um kurz nach 8 starteten CHEENO, wie man es inzwischen von ihnen gewohnt ist, erst rein instrumental mit „Bo-toxx Mind Society“ ins Programm, bevor Frontdame Jennie zu den ersten Takten des Krachers „64ad“ die Bühne betrat, um gemeinsam mit ihren Jungs loszurocken. Und rocken ist ein gutes Stichwort, passend dazu schob man gleich noch „Invisible“ nach. Gittarist Joey „Hendrix“ Siedl erwies sich einmal mehr als das Energiebündel der Band, der geschickt Körper und Matte in Bewegung setzte ohne gegen den Bühneposten zu knallen. In Sachen Posing braucht er sich definitiv nicht hinter den Headlinern des Abends zu verstecken. Powerfrau Jennie hingegen hielt sich an diesem frühen Abend etwas zurück, ich habe sie jedenfalls bereits extrovertierter auf der Bühne erlebt. Dafür konnte sie erneut ihre stimmliche Bandbreite unter Beweis stellen (besonders beeindruckend beim Highlight „Silizium“), die unter anderem dazu führt, dass man zu den Kompositionen der Saarländer sowohl ordentlich abgehen, gleichzeitig aber auch träumen kann. Lediglich bei „Go“ sorgte sie mit ihrem Gesang für einige verzerrte Gesichter, doch diesen Schuh muss sich der Herrscher der Knöpfe anziehen, der durch überzogene Effekte, die Vocals zu einem Alptraum machte.
Und nachdem die Band nach 40 Minuten vom neuen Material die Schnauze voll hatte, legte man zum Schluss noch den Smasher „The Ruler“ von der EP „Try To Rescue“ nach, der auch in 10 Jahren noch zum Liverepertoire gehören wird; davon bin ich überzeugt.
Und so durften sich CHEENO am Ende über den ein oder anderen Zugaberuf freuen, was um so verwunderlicher ist, da bis auf den letzten Song noch keiner bislang veröffentlicht wurde. Doch das wird sich im Herbst endlich ändern, wenn CHEENO mit ihrem Debütalbum „The Next Step Will Be The Hardest“ zum großen Angriff ausholen. Die Vorfreude auf das Album ist an diesem Abend jedenfalls nicht nur bei mir nochmals gestiegen. Bleibt nur noch eine Frage offen: Wo war der „Pacman“?

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Dann war erst mal Umbaupause angesagt und die Zuschauer wurden 30 Minuten lang mehr schlecht als recht mit Musik aus der Konserve „unterhalten“. Als dann endlich wieder die Lichter ausgingen war die Freude auf TESLA gleich noch größer.
Im Gegensatz zur langwierigen Umbaupause scheint die Pause, die sich TESLA in den letzten Jahren genommen haben, der Band ungemein gut getan zu haben, denn der Spaß, den die 5 (allen voran Jeff Keith und Frank Hannon) auf der Bühne hatten, war mit Händen zu greifen und das Publikum ließ sich davon anstecken. Bereits beim obligatorischen Opener „Comin Atcha Live“ stand das Roxy Kopf und dieser Zustand sollte sich im Laufe des Abends nicht mehr ändern. Egal was die Amis aus ihrem Fundus auspackten, Begeisterung war garantiert, und so durften die 400 Nasen ein Set erleben, das nur aus Highlights bestand. Natürlich lag der Schwerpunkt des Materials auf der Frühphase der Band Ende der Achtziger, sprich auf dem Debüt „Mechanical Resonance“ und dem Nachfolger „The Great Radio Conspiracy“. Doch man ließ es sich nicht nehmen auch Songs vom nach wie vor aktuellen Longplayer „Into The Now“ zu spielen, und gerade „Heaven 911“ entpuppte sich dabei als eine heimliche Livegranate. Mit „I Wanna Live Before I Die“ wurde in Saarbrücken sogar erstmals ein neuer Song vorgestellt, so dass die vorige Aussage nicht mehr lange gültig sein wird. Und wenn das ganze Album so ausfällt wie der vorgestellte Track, dann dürfen wir uns bereits auf einen richtigen Kracher vorbereiten, denn der Song rockt wie Sau!
Einen kleinen Schönheitsfehler hatte die Setlist allerdings schon. Der Classic „Ez Come, Ez Go“ wurde nicht nur von mir schmerzlichst vermisst. Da half auch die mehrmalige beherzte Aufforderung eines Zuschauers in Richtung Band nix; auf den Song hatten sie einfach keinen Bock und so machte Sänger Jeff Keith den letzten Hoffnungen mit einem „it’s not gonna happen tonight“ einen Strich durch die Rechnung.  

Neben den Songs sorgte einmal mehr die Performance der Band für staunende Gesichter. Dass gerade Sänger Jeff Keith und Leadgitarrist Frank Hannon Poser vor dem Herrn sind, ist altbekannt, doch dabei litt die Qualität zu keiner Sekunde. Gerade den beiden Gitarristen auf die Finger zu schauen, war wirklich beeindruckend. Was Frank Hannon an der Sechsaitigen an diesem Abend abgezogen hat, gehört mit zum Besten, was ich in den letzten Jahren bewundern durfte.
Dazu passte der laute und druckvolle Sound, der für Roxy Verhältnisse an diesem Abend ausgesprochen gut war.

Und auch sonst präsentierte sich die Band fanfreundlicher als viele andere amerikanische Kapellen, die in der Heimat größere Hallen füllen, sich in Europa aber mit kleineren Clubs begnügen müssen. So nahm die Band immer wieder Kontakt mit den ersten Reihen auf und verteilte eine unzählige Menge an Plektren. Und auch eine angemessene Spielzeit von etwa 100 Minuten (auch wenn viele, mich eingeschlossen, gerne noch den einen oder anderen weiteren Song gehört hätten) und Shirtpreise von 15 € sind gerade bei Bands aus den USA heutzutage nicht mehr Standard. 

Als Folge dieser intensiven Stunden gab’s an diesem Abend in und um’s Roxy herum nur glückliche Gesichter, die froh waren die amerikanischen Hardrocker mal livehaftig erlebt zu haben.

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Setlist Tesla:

Comin' Atcha Live
Into The Now
Gettin' better
Hang Tough
Now Way Out
The Way It Is
Signs
Love Song
What You Give
I Wanna Live Before I Die
Song And Emotion
Heaven 911
Little Suzi
Modern Day Cowboy
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Edison's Medicine 

(Maik) 

 

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