Metalfest (29.11.2007, Saarbrücken)

Junge, Junge! Da hat man aber wirklich einen Metal-Festzug zusammen auf Tour geschickt! Allein das Aufzählen der Bandnamen BELPHEGOR, FINNTROLL, NILE und SIX FEET UNDER lassen dem Freund der extremeren Gangart das Wasser im Munde zusammenlaufen.
Umso besser, daß auch die Garage in Saarbrücken auf dem Tourplan ein Kreuzchen hatte und das bunt gemischte Paket aus Alpen-Bösewichten, skandinavischen Trollen, Mullbinden-Fans und THC (Total Horror Club Zwinkernd)-Freaks für einen Abend zum Feste gastierten.
An jedem Abend der METALFEST-Tour durfte ein lokaler Support das Spektakel eröffnen. Dazu wurde per (wenn auch umstrittenen und im Modus letztendlich geänderten) Internet-Abstimmung ausgewählt.

Glücklicherweise traf es für das Konzert in Saarbrücken die saarländische Death-Metal-Institution ICON, die den NECKBREAKER-Lesern mittlerweile bestens bekannt sein dürfte. So liessen sich die Mannen um Growl-Maschine Tommy die Gelegenheit auch nicht nehmen, das Publikum für den anstehenden Extrem-Metal-Marathon anzuheizen. Die Eröffnung des Abends bedeutet auch gleichzeitig die Eröffnung der kompletten Tour, also doppelte Ehre für das sympathische Quintett. Leider fiel die Spielzeit kürzer als geplant aus, da die folgenden BELPHEGOR mit erheblicher Verspätung in der GARAGE eintrafen und ihren Soundcheck einschieben mussten.
Dies beeindruckte den Fünfer aber keineswegs, denn die Show funktionierte auch auf der großen Bühne: Bei Songs wie dem Opener "Misantrophic Mayhem", "Reign of Fire" oder "Pain" bleibt kaum ein Nacken bewegungslos. Die gewohnt spassigen und frechen Ansagen gehören genauso zum Set wie das Wampenschwingen Thommie´s bei letztgenanntem Track. Kreisende Rettungsringe zuhauf wurden im Publikum gesichtet, die nächste Flut respektive das nächste Saar-Hochwasser kann also ruhig kommen!
Auch wenn sich das Publikum nach und nach erst in der GARAGE einfand: ICON werden sich an diesem Abend neue Freunde gemacht haben. Zu erwähnen wäre noch, dass Drummer Bosco seinen letzten Gig gespielt hat, im Vorprogramm solcher Hochkaräter allerdings ein würdiger Abschied! (Brix)

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Die zu späten Ösis ließen sich den Anreisestress genauso wenig anmerken, wie ICON ihre Nervosität vor ihrem bisher größten Auftritt. Die Mischung aus bitterbösem Black Metal gepaart mit der Macht einer Death Metal-Walze wurde von vielen sehnlichst erwartet. Leider wollte der Sound nicht so recht mitspielen, so daß vieles in einem grossen Brei unterging und eine Menge Energie verpuffte. Schade eigentlich, denn Songs wie "Hells Ambassador", dem an MORBID ANGEL-erinnernden "Swarm of Rats" und "Seyn Todt in Schwarz" hätten einen weitaus besseren Klang verdient gehabt. Immerhin hatte man am Ende des Sets die richtigen Einstellungen am Board gefunden, so dass der Hit "Lucifer Incestus" die Wände gehörig wackeln liess und andeutete, wie böse und bedrohlich BELPHEGOR eigentlich klingen. (Brix)

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FINNTROLL danach bilden soundtechnisch wohl die krassen Außenseiter des Abends, sind allerdings auch die Band, mit dem höchsten weiblichen Publikumsanteil in den vorderen Reihen. Mit ziemlich schlechtem Sound eröffnen die Finnen auch gleich mit dem "Up Jordens Djup"-Doppelschlag "Sang" und "Korpens Saga" und müssen auch gleich einen Song ohne Gitarrist Routa auskommen, dem ziemlich früh eine Saite reißt der sich dann für einen ganzen Song hinter die Bühne verabschiedet, um die Klampfe zu reparieren. Beim nächsten Mal dann wieder ne Ersatz-Gitarre auf die Bühne, junger Mann! ;-) Ansonsten bieten die Trolle aber eine engagierte und routinierte Show, die besonders mit Gassenhauern wie "Slaget Vid Blodsälv" und natürlich "Trollhammaren" das Publikum leicht mitreißen. (Mika)

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Zurück zum Kontrastprogramm: Nach dem doch melodischen Set der Finnen gibt es dann technisches Gerumpel Marke Cleopatra. Was NILE in den kommenden 45 Minuten abreißen, ist nicht von dieser Welt. Ein Hammer-Riff jagt das andere, der dreifache Gesang von beiden Gitarristen und Bassist lässt kaum eine ruhige Minute und nicht nur die Musiker in der Garage sind von dem technischen Können der Amis einfach nur beeindruckt. Immer wieder durchsetzt von kleinen atmosphärischen Intros, die Karl Sanders immer selbst vom Notebook an der Seite aus steuert, legen NILE leider (aber auch verständlicherweise) den Schwerpunkt ihres Sets auf das aktuelle Album "Ithyphallic" und vernachlässigen so ein paar Krachersongs der Vergangenheit, die sicher noch ein wenig mehr Stimmung erzeugt hätten, aber auch so, ist der Spaßfaktor vor als auch auf der Bühne hoch: Karl Sanders bekommt das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht und verblüfft zwischendurch noch mit einer ziemlich extremen Doppelhals-Gitarre, während Fronter Dallas mit seinem Nescafé-Frappé Shirt wohl den Preis für das seltsamste Bühnenoutfit verliehen bekommt. (Mika)

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Chris Barnes feierte im Saarland ein imaginäres Wiedersehen mit seiner Busenfreundin Christa Jenal, die vor über 10 Jahren CANNIBAL CORPSE (mehr oder minder erfolgreich) an den Pranger stellte und somit der Band einen großen Promotionschub verschaffte -  Das Ende vom Lied: CC sind die erfolgreichste Death Metal-Band aller Zeiten, Songs wie das eigentlich indizierte "Hammer Smashed Face" werden ohne mit der Wimper zu zucken wieder auf deutschen Bühnen gespielt und die "Dame" machte sich in der Metal-Welt alles andere als Freunde. Eine ganzseitiger Bericht im Vorfeld über das METALFEST in einer Saarbrücker Tageszeitung war der Unbelehrbaren also wieder ein Dorn im Auge und so ging Frau Jenal wieder auf die Barrikaden - glücklicherweise ohne Erfolg.
Chris Barnes ließ das Trara kalt - mit seinen mittlerweile eineinhalb Metern langen Rastas und scheinbar wieder reichlich THC in den Adern enterte er die Bühne und growlte, keifte, brüllte was das Zeug hielt. Nach anfänglichen Problemen mit dem Organ fand der Kiffkopp immer besser in das Set und konnte (trotz wenig Kommunikation zwischen den Songs) überzeugen. Schon der Opener "Victim of the Paranoid" machte die ersten Reihen der GARAGE zum Tollhaus, einige ratsten komplett aus. Die Setlist ließ aber auch insgesamt wenig Wünsche offen: Fast die komplette "Haunted" wurde gespielt, Hits wie "The Enemy Inside" und "Lycanthropy" sind unsterbliche, wenn auch simple Todesblei-Reisser, die man einfach kennen MUSS!
Die Saitenfraktion spielte solide, aber effektiv, die Schießbude soweit auch ohne Fehlschüsse. Ok, so mancher findet das Ein-Riff-Prinzip langweilig, aber hier zählt nur die Energie, der Groove, die Eingängigkeit - und da befinden SIX FEET UNDER immer noch in der Spitze.
Von den aktuelleren Scheibchen fiel die Wahl auch fast durchweg auf die Hits, so daß man mit z.B."The Day the dead walked", "Amerika the Brutal" und "Deathklaat" die richtigen Tracks gespielt hat. Die knapp 90 minütige Spielzeit wurde zwar von kleineren Pausen durchsetzt, in denen man die Songwahl besprach (auf der Setlist waren desöfteren 2 zur Auswahl) aber nach diesem Marathon hätte die Wenigsten Energie für mehr gehabt.

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Alles in allem ein gelungener Abend, der auch den relativ hohen Eintrittspreis (30 Euronen) rechtfertigte, da für jeden Fan des härteren Geschmacks etwas dabei war und alle Bands überzeugen konnten. (Brix) 

Alle Bilder findet Ihr wie immer in unserer Galerie!

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