Weihnachten steht wieder vor der Tür, das Wetter wird zunehmend schlechter und es ist wieder Zeit für das traditionelle X-Mass-Festival, das meist mit einem hochkarätigen Package die europäischen Lande bereist. Von dem bisherigen Band-Overkill mit sechs oder sogar sieben Bands wurde mittlerweile Abstand genommen, so dass am heutigen Tag "nur" die fünf Bands FEAR MY THOUGHTS, WINTERSUN, NAGLFAR, EXODUS und HYPOCRISY dem Publikum in der ordentlich gefüllten Laiterie im französischen Straßburg einheizten.
Dabei zeigte sich das Publikum hierzulande mal wieder als sehr begeisterungsfähig, weshalb sich im Nachhinein alle Bands über die ausgezeichnete Stimmung freuen konnten. FEAR MY THOUGHTS aus dem deutschen Lande machten den Anfang im Reigen des zünftigen Death Metal Festes. Dummerweise kam der Autor dieser Zeilen etwas zu spät und konnte nur noch zwei Songs der Band genießen. Man musste sich durch die abendliche französische Rush Hour kämpfen, ein Burger entpuppte sich als größer als erwartet und dem Death Metal Wohlgesinnte warteten auf ihre Abholung.
Schade, denn zumindest die letzten zwei Songs halten live, was das letzte Album "Hell sweet hell" verspricht, nämlich knackigen Death Thrash Metal der Moderne. FEAR MY THOUGHTS werden aufgrund ihres Äußeren immer noch gerne in die Metalcore Schublade geschoben, was zumindest musikalisch nicht zu halten ist. Optisch sieht die Band durchaus nach Hardcore aus, bis auf den Mann an der Gitarre, der sich so langsam mit langen Haaren und Bart stark an AMON AMRTH annähert. Die französischen Fans zeigen sich enthusiastisch und werden von Sänger Mathias auch als das bisher beste Publikum der Tour gelobt. Lange Rede kurzer Sinn, FEAR MY THOUGHTS sind eine gute Liveband und man sollte sie nicht verpassen...(Bernie)



Nach einer überraschend kurzen Umbaupause betraten dann WINTERSUN die Bühne und Mastermind Jari Mäenpää läutete eine Lehrstunde in Sachen Gitarrenarbeit ein. Dabei hatte die "Steffi Graf des Metals" von Anfang an das Publikum fest im Griff, das die Finnen als einen der Höhepunkte des Abends handelte. Enthusiastischer Jubel brach schon bei dem symphonischen Intro los, als der Meister mit seiner Gefolgschaft die Bühne betrat. Bei einem spitzenmäßigen Sound eröffnete die Band den Auftritt mit "Beyond The Dark Sun", dem Opener des aktuellen Albums und sorgte beim zweiten Song "Battle Against Time" für massig Crowdsurfer. Dabei trat nicht nur der Bandchef selbst spieltechnisch in den Vordergrund, sondern auch seine Mitstreiter sorgten für offene Münder, da auch Gitarrist Teemu Mäntysaari bei Soloeinlagen Jari nur wenig nachstand und Drummer Kai Hahto wie ein Schweizer Uhrwerk funktionierte. Klasse! Jari selbst war auch hervorragend bei Stimme und meisterte selbst die hohen Gesangspassagen ohne weitere Probleme. Bei der knapp bemessenen Spielzeit von nur einer halben Stunde blieb leider nur Platz für insgesamt fünf Songs, doch enttäuschte Gesichter sah man nach dem Konzert nirgends, besonders auch da Jari viel mit dem Publikum kommunizierte und die Fans zum Mitklatschen und Mitsingen animierte. Eine faszinierende Band, die sich wohl ohne Probleme in Kürze in die Oberliga spielen wird. (Mika)

Setlist Wintersun:
Beyond the Dark Sun
Battle Against Time
Sleeping Stars
Death and the Healing
Winter Madness



Von Finnland nach Schweden. Nun betreten die Black Metaller von NAGLFAR die Bühne. Im Gegensatz zu dem sehr knackigen Sound von WINTERSUN wirken NAGLFAR etwas drucklos. Die Band genießt großes Ansehen unter den toleranten Black Metallern, deshalb kann Frontmann Kristoffer Olivius das Publikum auch auf seine Seite ziehen. Besonders der letzte Song "I am vengeance" wird stark bejubelt. Die Atmosphäre ist dämonisch und Olivius hat enorme Ausstrahlung trotz seinem geringen Bewegungsradius. Die Band ist technisch durchaus kompetent und die Stimme des Sängers klingt schon sehr fies. Die Musik der Schweden wirkt aber nur mittelmäßig und im Gegensatz zu den Vorgängern und Nachfolgern einfach nicht besonders genug. (Bernie)



TIME TO THRASH !!! Besser kann man es wirklich nicht ausdrücken. Nach dem drucklosen Black Metal kommt nun die Bay Area Vollbedienung. Faust in die Kauleiste. Und zwar mit Schmackes. EXODUS wirken auf der Bühne wie Jungspunde Mitte Zwanzig. Man sieht Gary Holt und seiner neuen Truppe den riesigen Spaß an, den sie haben. Hier ist Bewegung drin, hoffentlich werden die Recken nach Zeit und nicht nach Kilometer bezahlt, sonst wird's teuer für den Veranstalter. Lee Altus und Paul Bostaph (wird bejubelt wie ein Rockstar) passen perfekt und das Bandklima scheint besser denn je. Aber vor allem tut sich Rob Dukes als neuer Frontkreischer bei EXODUS hervor! Wer zur Hölle ist Steve Souza??? Dukes steht dem abgewanderten Souza in überhaupt gar nichts nach. Optisch eine Mischung aus Landstreicher und Kobold rast Dukes über die Bühne, stachelt die Fans Song um Song an und kreischt, keift und spuckt, dass es eine wahre Freude ist. Es ist völlig unverständlich, wie man diesen Kerl mit dieser Wahnsinns Stimme nicht mögen kann. EXODUS 2005 sind eine wahnsinnig geile Truppe die mit Sicherheit noch eine sehr lange Karriere vor sich hat. EXODUS muss man einfach sehn und die Energie spüren, die sie an ihr Publikum weitergeben. Die Fans danken es den Old Schoolern mit tosendem Beifall.
Fazit: Genick gebrochen, Bude zerlegt! (Bernie)

Setlist Exodus:
Bonded by blood
Raze
Deathamphetamine
Blacklist
Lesson in violence
I am abomination
Scar spangled banner
Fabulous disaster
44 Magnum Opus
Shovel headed kill machine
War is my Sheppard



Für den furiosen Abschluss des Abends sorgten schließlich die Schweden von HYPOCRISY. Szene-Urgestein Peter Tägtgren hat seine Truppe inzwischen um zwei neue Mitglieder verstärkt, mit Horgh (ex Immortal) an den Drums und Live-Gitarristen Andreas Holma, denen man die Spielfreude, wie auch den anderen beiden Mitgliedern förmlich ansah. Die Band startete mit "Warpath" vom aktuellen Album "Virus" in ein ausgesprochen hartes Set und gab von Anfang an mächtig Gas. Dabei hatte die Band tierisch Spaß in den Backen: Peter Tägtgren und Andreas Holma veranstalteten ständig Schubs-Spielchen auf der Bühne, während Basser Mikael Hedlund pausenlos ins Publikum grinste und Horgh ständig die Matte schwang. Zu dem Stampfer "Let The Knife Do The Talking" gab es dann auch noch coole Sonnenbrillen für die ganze Band. :-) Ansonsten gab es natürlich eine routinierte Hypocrisy-Show, wie man sie von einer Band dieser Güte einfach erwarten kann, abgesehen von einigen unerwartenen Gästen auf der Bühne, die zwischenzeitlich für Verwirrung sorgten: So schaffte es zu "Fractured Millenium" ein weiblicher Fan auf die Bühne, der von der Security wohl erst in die Kategorie "Stagediver" eingeordnet und daher erstmal ignoriert wurde. Die begeisterte Dame selbst sah sich selbst wohl eher im Bereich "Bühnentänzerin", denn sie tanzte fröhlich überall auf der Bühne herum, poste und bangte, bevor sie nach einer minutenlangen Showeinlage erst von einem Security von der Bühne geführt wurde. Wesentlich kürzeren Prozess machte die Security dann bei "Roswell 47" mit einem männlichen Besucher, der es aus dem Fotograben auf die Bühne schaffte und dort versuchte Haschmisch mit den den Sicherheitsleuten zu spielen...besonders weit kam er allerdings nicht. "Roswell 47" läutete dann das Ende des regulären Sets ein und wurde von Tägtgren auch gleich in "Straßburg 47" umbenannt.
Nach den lautstarken Zugabe-Rufen kehrte die Band auch recht flott wieder auf die Bühne zurück, allerdings ohne Drummer Horgh, der erst nach einer kleinen Blues-Einlage der Gitarristen mit etwas Verspätung an seinem Arbeitsplatz eintraf. So gab es mit "Impotent God" vom ersten Album, "Eraser" und "Final Chapter" noch einen leckeren Zugabenteil bevor endgültig der Vorhang fiel. (Mika)

Setlist Hypocrisy:
Warpath
Buried
Scrutinized
Until the end
Adjusting the sun
Fire in the sky
A thousand lies
Turn the page
Apocalypse
Let the knife do the talking
Fractured millennium
Inferior devoties
Straßburg 47
------------------------------
Impotent god
Eraser
The final chapter



Ein sehr gelungener Abend, der auch durch den reibungslosen Ablauf und das perfekte Einhalten des Zeitplans positiv auffiel. So macht die Vorweihnachtszeit richtig Spaß!

Weitere Bilder vom Konzert findet Ihr in unserer Galerie.

Alle Fotos von Mika.
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