Byrta + Sakaris (23.02.2024, Tórshavn (FO))

Bereits im letzten Jahr hatten BYRTA ein Konzert im Sjónleikarhúsið in Tórshavn angekündigt, dummerweise am 24.02., also am gleichen Tag, an dem auch TÝR in Runavík spielen sollten. Da ich das Konzert also verpassen würde, obwohl ich auf den Inseln war, habe ich die Sache nicht weiter verfolgt. Als ich jedoch kurz vor meiner Reise nachschaute, welche Konzerte denn noch so stattfinden würden, musste ich feststellen, dass das Elektro-Pop-Duo aufgrund der hohen Nachfrage freitags ein Zusatzkonzert gab – das allerdings auch schon ausverkauft war. Für ein weiteres Zusatzkonzert donnerstags gab es noch Tickets – aber an dem Tag spielten auch 200 in Fuglafjørður. Ich war also in der Zwickmühle, denn ich wollte gerne beide Bands sehen. Zum Glück kenne ich die richtigen Leute, so dass ich eine Akkreditierung für das Freitagskonzert erhielt – und somit in den Genuss von drei Konzerten an drei Tagen kam.

Doch bevor es losging hieß es erst mal anstehen. Laut Ticket sollte es um 20:00 Uhr los gehen – doch da öffneten sich gerade mal die Türen. Es war kalt und die Leute wurden ungehalten, aber wenn man einmal drin war, war der Ärger verflogen. Das Sjónleikarhús (Schauspielhaus) ist einfach eine der schönsten Konzertstätten auf den Färöern und hat eine ganz eigene Atmosphäre. Hier bin ich immer gerne. Bevor es mit den Bands los geht treffe ich einige Bekannte und führe interessante Gespräche.


SAKARIS
Dann ist es an der Zeit für SAKARIS. Dass er als Vorband spielt freut mich besonders, denn auf dem G! letztes Jahr habe ich ihn verpasst und nur auf den Festlichkeiten zur Faroe Pride gesehen. Und – SAKARIS ist halt schon eine Nummer für sich. Rosa Baskenmütze, lila Glanzjogginghose, Turnschuhe, ein weites, weißes Hemd, riesige Brille, undefinierbare Krawatte und eine silberne Glitzer-Keytar - man möchte rufen: "Sakaris, die 80er haben angerufen! Sie möchten ihren Modegeschmack zurück!" Doch Sakaris wäre ja nicht Sakaris wenn er sich kleiden würde wie anderer Leute Kinder. Oder die Bühne wie diese dekorieren würde. Von Anfang an ist hier gute Laune angesagt und SAKARIS stellt sich und seine Band vor: „Mein Name ist Sakaris und das ist meine Band! Sie heißt: ‚Band von Sakaris‘!“ Und die macht ordentlich Spaß. SAKARIS ist keine Musik, die man sich zu Hause im stillen Kämmerlein anhört (also zumindest ich nicht), aber so live auf einem Konzert ist das ganze doch sehr unterhaltsam. Zumal SAKARIS sich selbst auch nicht bierernst nimmt. Zu jedem Song erzählt er noch eine Geschichte, die mal länger, mal kürzer ausfällt. „Music Is Never Gonna Make Me Rich“ ist ja selbsterklärend, aber dass „Beach Bod“ der Motivationssong fürs Fitnessstudio ist, erzählt uns Sakaris ausschweifend (obwohl das ja eigentlich auch selbsterklärend ist). Zu „Swift Ballad“ soll es eigentlich ein spezielles Diskolicht von einem kleinen niedlichen Roboter auf der Bühne geben. Leider versagt der jedoch den Dienst – doch eine SAKARIS-Show wäre ja keine SAKARIS-Show wenn alles glatt gehen würde. Aber es gibt ja noch genügend andere Effekte, die die Show von SAKARIS unterhaltsam machen. SAKARIS ist schon etwas seltsam, aber auch lustig, ehrlich und einfach unterhaltsam. Er kommt gut an und feiert vor vollem Haus eine tolle Party zu Songs wie „Thank You“, in denen er Bon Jovi und Celine Dion huldigt. Wie schon gesagt: Würde ich mir nie zu Hause anhören, aber macht live wirklich Spaß.

 

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BYRTA
Doch dann ist es an der Zeit für die Band, auf die alle gewartet haben. Wie beliebt die Truppe auf den Färöern ist, das konnte man schon letztes Jahr auf dem G!-Festival sehen, wo der Strand bei ihrem Auftritt brechend voll war. Aber drei ausverkaufte Konzerte in drei Tagen sprechen ja auch eine deutliche Sprache. Doch auch ohne diese Infos würde man es merken. Ich gehe ja wirklich auf viele Konzerte, aber ich war noch selten auf einem, auf dem das Publikum vom ersten Song an jede einzelne Zeile mitsingt. Was hier von Anfang an für eine Stimmung herrscht, das sucht schon seinesgleichen. Im Vergleich zu ihrem Auftritt auf dem G! sind die Bandmitglieder heute ganz schlicht gekleidet, jedoch tragen alle die gleichen Ketten als verbindendes Element. Nach „Andvekur“ verschwindet Guðrið Hansdóttir unauffällig von der Bühne, nur um kurz darauf im goldenen Glitzerkleid und mit goldenen Pumps wieder aufzutauchen. Alleine das lässt Jubel aufbranden. Doch schon nach einem Song entledigt sie sich der Schuhe und singt barfuß weiter. Janus Rasmussen stachelt das Publikum immer wieder an, doch eigentlich ist das gar nicht nötig, die Zuschauer sind begeistert und feiern eine große Party. Im Saal wird es wortwörtlich immer wärmer, insbesondere auf der Empore. Steigt man die Treppe zum Saal herab kann man förmlich spüren, wie es immer kühler wird. Ihren Hit „Hennara Dansigólv“, bei dem im Original SILVURDRONGUR rappt, spielen sie heute ohne diesen und ich muss sagen: Mir fehlt da was. Das wäre aber auch das einzige, was ich an diesem Auftritt auszusetzen hätte. Nach dem wunderbaren „Norðlýsið“ ist der Auftritt erst mal zu Ende, doch das will das Publikum nicht akzeptieren. Es wird nach einer Zugabe geschrien und natürlich kehren BYRTA noch einmal zurück. Für die erste Zugabe brauchen sie jedoch Hilfe. Denn in diesem Jahr haben sie die Single „Frøknur“ herausgebracht – in Zusammenarbeit mit SAKARIS und da ist natürlich klar, dass er mit auf die Bühne muss, um den Song zu performen. Da es sich bei dem Song um einen Cover der färöischen Band FRIENDS aus den 1980ern handelt kennt jeder der Anwesenden den Song und singt begeistert mit. Man glaubt eigentlich nicht, dass es noch besser werden kann, doch mit „Loyndarmál“ können BYRTA das noch einmal toppen. Hier singt und tanzt wirklich jeder mit, das Sjónleikahús kocht – und dann ist das Konzert wirklich zu Ende. Die Band bedankt und verabschiedet sich ausgiebig bei den Zuschauern – die so lange nach einer weiteren Zugabe rufen, bis das Licht im Saal angeht und signalisiert, dass es jetzt wirklich zu Ende ist. Ein großartiges Konzert. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich dieses oder das Konzert auf dem G! besser finde. Auf dem G! war es bombastischer, optisch beeindruckender, aber heute waren Band und Publikum einfach näher beieinander, die Energie ist besser geflossen und man konnte die Begeisterung der Zuschauer besser spüren. Was eine Party! Was für eine Atmosphäre! (Anne)

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Kategorie: Konzerte