Gloomaar Festival (18.11.2023, Neunkirchen)

news gloomaar kleinBereits zum sechsten Mal fand das Gloomaar-Festival in diesem Jahr statt. Wie immer wurde in die Neue Gebläsehalle in Neunkirchen geladen, wo insgesamt sieben Bands auf die Fans warteten. Das Datum der Veranstaltung ist zumindest für mich generell unglücklich gewählt, denn sie findet immer am gleichen Wochenende wie das Hammer Of Doom in Würzburg statt. Deshalb war ich auch nicht auf allen Ausgaben des Festivals. In diesem Jahr war das Datum aber besonders blöd (auch wenn das nicht die Schuld der Gloomaar-Orga ist, denn das Datum steht ja schon lange fest), da am gleichen Tag GODSLAVE in Saarbrücken ihr 15-jähriges Bandjubiläum feierten, in Schmelz fand ein Benefiz-Rock-Konzert statt und in Luxemburg spielten THE DARKNESS.

Gut, das sind jetzt alles keine direkten Konkurrenzveranstaltungen, da die musikalische Ausrichtung schon deutlich anders ist, aber ich z.B. wäre auch sehr gerne zu GODSLAVE gegangen oder zum Benefiz. Schade, dass man es im Saarland immer wieder schafft, sich gegenseitig die Leute wegzuholen, während davor oder danach dann wieder wochenlang gar nichts ist. Was bei mir persönlich dann den Ausschlag für das Gloomaar gegeben hat, war wie immer das Billing – mit SPURV und HERETOIR spielen gleich zwei Bands, die ich schon lange mal sehen will, aber noch nie gesehen habe. Das gilt insbesondere für SPURV. Von daher musste ich natürlich aufs Gloomaar.


VANDERMEER
Als ich kurz nach 14:30 Uhr an der Gebläsehalle ankomme, sind noch nicht besonders viele Leute da, doch das ändert sich schnell, als mit VANDERMEER die erste Band die Bühne betritt. Die Truppe aus Trier kann man schon fast als Lokalmatadoren bezeichnen. Optisch auffallend sind die beiden riesigen Scheinwerfer auf der Bühne, die jedoch entgegen meiner Befürchtungen die eigentliche Lightshow nicht negativ beeinflussen. Die Band spielt erst mal mehrere Songs, bevor sie zum ersten Mal mit dem Publikum Kontakt aufnimmt. Insgesamt interagiert man eher weniger mit den Zuschauern, gibt sich dafür aber ganz und gar seinen Songs hin. Wobei die meisten Bandmitglieder auf der ins Halbdunkel getauchten Bühne eher steif herumstehen, einzig Sängerin Harmke van der Meer geht völlig in den Songs auf, springt über die Bühne, bangt und schlägt auch mal die Hände vors Gesicht. Hier hätte es ruhig von den übrigen Bandmitgliedern etwas mehr Action sein können. VANDERMEER sind ein netter Einstieg ins Festival und rein instrumental finde ich die Band auch wirklich spannend, leider kann mich der Gesang (sowohl von Harmke als auch von Jo Hansson) so überhaupt gar nicht überzeugen.

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SIX DAYS OF CALM
Das Debütalbum der Würzburger – oder besser des Würzburgers, denn auf Platte handelt es sich um eine Einmannband – hatte ich seinerzeit besprochen und fand es auch ziemlich gut; für das neue, gerade erst erschienene Album hatte ich jedoch leider noch keine Zeit gehabt und habe es auch leider immer noch nicht gehört. Dennoch war die Truppe um Mainman Marc Fischer eine der Bands, die ich auf jeden Fall sehen wollte. Dass die Band komplett instrumental ist, merkt man gar nicht, bzw. vermisst man den Gesang zu keiner Zeit, wie es sonst bei reinen Instrumentalbands oft der Fall ist. Marc, der auf Platte alle Instrumente selbst einspielt, begnügt sich live mit dem Bass und macht sehr viele Ansagen, was die Band nur sympathischer wirken lässt. In den langen Songs kann man sich geradezu wegträumen und obwohl die Stücke eigentlich eher dafür geeignet sind, sie alleine zu Hause zu hören, kommen sie auch live gut an. Das sehe nicht nur ich so, denn die Band wird mit viel Applaus belohnt. Und das, obwohl der Bass doch einen Ticken zu präsent im Gesamtsound ist.

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FVNERALS
Die Briten FVNERALS (die jedoch derzeit in Leipzig leben) sind recht kurzfristig für E-L-R eingesprungen, die krankheitsbedingt ihren Auftritt leider absagen mussten. Ende letzten Jahres hat die Band schon einmal in Neunkirchen gespielt, damals als Vorband von SYLVAINE vor peinlich wenig Publikum (peinlich für die nicht Erschienenen, nicht für die Band). Schon damals fand ich sie ziemlich spannend, von daher hätte es auch durchaus schlechteren Ersatz geben können. Musikalisch passen sie mit ihren düsteren Drone- und Ambientklängen nicht ganz so gut zum Rest des Billings – was die Zuschauer jedoch nicht davon abhält, die Band abzufeiern. Einige erklären sie sogar zur besten Band des Abends. Ich hoffe, das hat FVNERALS gezeigt, dass Neunkirchen auch anders kann. Denn verdient hat es die Band allemal. Wie schon bei ihrem letzten Auftritt werden viele Bilder aufs Backdrop projiziert, allerdings gehen diese in der überbordenden Lightshow etwas unter. Hier wäre in Sachen Licht manchmal weniger mehr gewesen. FVNERALS hingegen haben gezeigt, was sie können und konnten hoffentlich ein paar neue Fans hinzugewinnen.

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SPURV
Die Norweger sind die Band des Festivals, auf die ich mich am meisten freue und mit der Hauptgrund dafür, dass ich heute hier bin. Schon das letzte Album „Myra“ hat mich einfach umgehauen, das neue „Brefjære“ ist mindestens genauso gut. Und obwohl ich seit Jahren Fan der Band bin, habe ich es noch nie geschafft, sie auch live zu sehen. Das ändert sich nun endlich, und das auch noch so heimatnah. Danke, Gloomaar! Die Norweger fahren mit drei Gitarren auf der Bühne ordentlich auf und zeigen, dass auch Posaunen im Metal überhaupt nicht fehl am Platz sind, sondern sogar sehr, sehr gut funktionieren. Mit „En Brennende Vogn Over Jordet“ (mein Lieblingssong auf dem aktuellen Album) starten sie verdammt stark in ihren Gig und man fragt sich, wie sie das eigentlich noch toppen wollen. Indem sie ausschließlich Stücke der beiden Alben „Myra“ und „Brefjære“ spielen, wo ein Song stärker als der andere ist. In ihren urtümlich anmutenden, zugleich aber mächtigen und erhabenen Melodien kann man sich geradezu verlieren und am liebsten möchte man die ganze Zeit mit geschlossenen Augen lauschen, aber man ist ja schließlich zum sehen (und fotografieren) da. Für mich eindeutig die beste Band des Abends und der eigentliche Headliner. Das sehen wohl auch viele andere so, denn SPURV können mit die meisten Zuschauer verzeichnen.

Setlist SPURV:
En Brennende Vogn Over Jordet
Fra Dypet Under Stenen
Til En Ny Vår
Et Blekt Lys Lyder
Og Ny Skog Bæres Frem
Urdråpene

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HERETOIR
Doch das gleiche gilt auch für HERETOIR – die zweiten eigentlichen Headliner und der zweite Grund, warum ich heute hier und nicht auf einer der vielen Parallelveranstaltungen bin. Denn irgendwie habe ich es geschafft, auch die Augsburger bisher noch nie gesehen zu haben. Die Band um David C. macht von Anfang an keine Gefangenen und legt so richtig los. Bei der Setlist geht man eher auf Nummer sicher, spielt nur einen Song vom neuen Album „Nightsphere“ und setzt ansonsten auf Bewährtes, vor allem von „The Circle“. Zwischen den einzelnen Songs nimmt sich der sympathische Sänger und Gitarrist viel Zeit für Interaktion mit dem Publikum, das der Band aus der Hand frisst. Ich sage ja: HERETOIR hätten eigentlich Headliner sein sollen. Mit ihrer harten Mischung aus Shoegaze und Ambient, die oft an ALCEST erinnert, sind die Bayern genau das richtige für einen Samstagabend und machen einfach Spaß. Davon hätte ich wirklich gerne mehr gehabt. Hoffentlich kommt die Truppe mal wieder nach Neunkirchen oder die nähere Umgebung.

Setlist HERETOIR:
Exhale
Twilight Of The Machines
Heretoir
Graue Bauten
Golden Dust
Wastelands
The Circle (Omega)

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LEECH
Bei LEECH dagegen sind bereits deutlich weniger Zuschauer zugegen als noch bei den beiden Bands davor. Musikalisch sind die Schweizer zwar ganz nett, sind mir auf Dauer dann aber doch zu eintönig. Die vielen Synths, die die Band verwendet, lassen sie fast schon poppig klingen. Was jetzt nicht per se schlecht ist, aber irgendwie ist es auch gerade nach HERETOIR ein recht krasser Unterschied im Sound. Apropos Sound: Der lässt zu wünschen übrig, Schlagzeug und Bass sind viel zu laut, dafür ist der Sänger oft kaum zu hören. Immer wieder sind aber auch Parts dabei, die mir wirklich gut gefallen und zumindest in Sachen Stimmung auf der Bühne kann ihnen heute kaum eine andere Band das Wasser reichen und es gibt auch endlich mal ein standesgemäßes Posing auf der Bühne. Nichtsdestotrotz finde ich die Band dann doch leider immer wieder eher langweilig. LEECH konnten mich nicht voll überzeugen.

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COLOUR HAZE
Und dann ist es auch schon Zeit für den Headliner und COLOUR HAZE betreten die Bühne. Auffallend ist zunächst einmal die ungewöhnliche Anordnung der Musiker auf der Bühne, denn Schlagzeuger und Keyboarder sitzen sich gegenüber und schauen einander an statt das Publikum. Mittlerweile sind ziemlich viele Leute nach Hause gegangen und die Reihen haben sich zunehmend gelichtet. Das ist einerseits verständlich, denn warum soll man bleiben, wenn einen die Band nicht interessiert? Aber andererseits bestätigt es auch meine These von den falschen Headlinern. Schade für die Bands, die vor deutlich weniger Zuschauern spielen müssen als die Bands vor ihnen. Und ich muss sagen, ähnlich wie LEECH finde ich COLOUR HAZE jetzt eher minder aufregend. Es gibt nur wenige Ansagen, kaum Gesang und die Musiker sind eher einander als dem Publikum zugewandt. So springt der Funke nicht über und auf die Dauer langweilt mich die Band einfach. Ich bin ehrlich: Wäre ich nicht als Pressevertreter hier, wäre ich jetzt auch gegangen. COLOUR HAZE sind nicht mein Bier.


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Alles in allem bin ich aber froh, nach einem Jahr Pause wieder auf dem Gloomaar zu sein. Das Festival hat einfach seine ganz eigene, besondere Atmosphäre. Das beginnt schon draußen, wo die bunt angestrahlten Industrieruinen der Neunkircher Hütte im Novembernebel eine passende Kulisse abgeben. Aber auch die Orga ist hervorragend, es gibt nahezu keine Zeitverschiebungen, alles klappt wie am Schnürchen. Wie immer gab es eine schöne Shoppingmeile, wo man sich mit Material der auftretenden, aber auch anderer Bands eindecken konnte. Außerdem konnte man sich dort in den Pausen auch mal hinsetzen und ausruhen. Ein ganz großes Plus von Konzerten in der Neuen Gebläsehalle ist die Lichtanlage die einfach fantastische Lightshows ermöglicht, die die Musik der Bands perfekt in Szene setzen.

Leider war dieses Mal der Sound bei einigen Bands nicht so gut, Bass und Schlagzeug viel zu laut. Aber jetzt auch nicht so schlimm, dass es absolut störend gewesen wäre. Etwas unglücklich fand ich auch die diesjährigen Headliner gewählt, wie oben schon beschrieben – aber das ist nur meine persönliche Meinung. Auch hat ein ganz großer Headliner, wie es ihn in den vergangenen Jahren meist gab, gefehlt. Ob es daran lag oder an den vielen Parallelveranstaltungen an dem Tag weiß ich nicht, aber es kam mir zumindest so vor, als seien weniger Zuschauer zugegen als sonst.

Was schade ist, denn das Gloomaar ist einfach ein tolles Festival, wo die Leute nicht zum Saufen hinkommen, sondern um die Musik zu genießen und über selbige zu fachsimpeln. Man traf viele Freunde und Bekannte und konnte in den Pausen stets nette Gespräche führen, so dass es letztendlich ein richtig schöner Tag mit Gleichgesinnten war. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt und ich habe mich sehr gefreut, dass es problemlos auch veganes Essen gab. Auch wenn das Essen grundsätzlich etwas teuer war – es war auch jeden Fall sehr lecker.
Alles in allem bin ich froh, dass es das Gloomaar Festival gibt, das einen Jahr für Jahr neue Bands entdecken lässt und immer eine Reise wert ist. Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!

 

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