Ghost + Halestorm + Lucifer (12.06.2023, Luxemburg)

Ghost smallMein letztes GHOST-Konzert war 2016 in der Garage Saarbrücken und demnach war die Vorfreude auf dieses Konzert immens. Nicht nur wegen den Vorbands HALESTORM und LUCIFER, sondern auch wegen der mit Spannung erwarteten Show von GHOST, die in den letzten Jahren musikalisch wahnsinnig viel geboten haben. Und eines vorweg, ich sollte nicht enttäuscht werden, denn dieses Konzert zählt zu den Besten, die ich bisher erlebt habe.

 

 

 

 

LUCIFER

LUCIFER beginnen pünktlich um 19 Uhr, leider vor einer noch nicht vollständig gefüllten Halle. Was der Stimmung auf der Bühne aber keinen Abbruch tut. Bereits beim Opener besticht der unglaubliche Beat, den die Band präsentiert und zeigt, dass die multinationale Band richtig Bock hat.

Warum die Band derart Wumms hinter den Kesseln hat, lässt sich relativ schnell klären. Mir ist nämlich gänzlich entfallen, dass seit 2017 niemand anderes als Nicke Andersson (HELLACOPTERS, IMPERIAL STATE ELECTRIC, ENTOMBED) an den Drums sitzt. Der inzwischen knapp 50-Jährige wird einfach nicht müde und überzeugt an jedem Instrument.

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Die Stimme von Johanna Sadonis überzeugt live genauso wie auf Platte und macht einfach Spaß. Noch dazu wird die Band nicht vom Headliner heruntergeschraubt, weder soundtechnisch noch showmäßig. Ohne Frage darf der Laufsteg natürlich mit verwendet werden, und so toben sich die Bandmitglieder ordentlich aus und nutzen die große Bühne nach bestem Wissen und Gewissen. So bleibt es dynamisch und man sieht, dass die Herren und Damen ordentlich Spaß haben.

Die Songs überzeugen mich und ich bin von der ersten Minute an abgeholt. Nicht nur wegen der guten Mischung aus BLACK SABBATH und rockig bluesigen Soli. Auch die Mischung zwischen doomigen Songs und deutlich freudigen Nummern kann sich sehen und hören lassen. Ich sollte nun wirklich dem Rat vieler Kollegen folgen und mich intensiver mit LUCIFER beschäftigen. Die Stimmung in der Halle wird in den gut 30 Minuten angeheizt und gegen Ende des Gigs sind deutlich mehr Leute als zu Beginn in der Halle. Ein guter Anfang, der aber noch getoppt werden wird. 

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Setlist LUCIFER:

Ghosts
Crucifix (I Burn for You)
Wild Hearses
A Coffin Has No Silver Lining
Dreamer
Bring Me His Head

 

 HALESTORM

 

Es ist gar nicht mal so lange her, dass ich auf genau dieser Bühne HALESTORM zum ersten Mal live erleben konnte (Alter Bridge + Halestorm + Mammoth WVH (09.11.2022, Luxemburg)), und nun folgt zugleich mein zweites Konzert. Live hatte mich die Truppe um Lzzy Hale schon beim ersten Mal überzeugt, entgegen meiner Erwartung ist die Setlist heute sogar eine andere. Die Band setzt etwas mehr auf Abwechslung und mischt auch ruhigere Songs unter. Natürlich sind die Kracher noch immer im Set enthalten, und die Band nutzt die 60 Minuten Bühnenzeit perfekt aus.

Was von Anfang an besticht _ ist natürlich die unglaubliche Stimme von Frontfrau Lzzy. Das Konzert wird zum Beispiel von ihr A Capella eingeläutet, und das Publikum auf Anhieb derart in den Bann zu ziehen, gelingt vermutlich auch nur den wenigsten, Lzzy aber in jedem Fall. Die hohen Schreie und Stimmakrobatik zieht sich durch das gesamte Konzert und beschert nicht nur mir eine immense Gänsehaut. Hoffen wir mal, dass ihr dieser Stimmumfang noch lange erhalten bleibt, denn viele Kollegen haben sich damit ihre Stimme schon zunichte gemacht.

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Natürlich darf auch das Drum-Solo von Arejay Hale nicht fehlen, bei dem erneut die Monster-Sticks zum Einsatz kommen. Doch nicht nur das, ich hatte ihn dieses Mal deutlich besser im Blick und muss sagen, dass er ähnlich wie der Kollege von THE BREW auch Schauspieler hätte werden können. Da gibt es so viele unterhaltsame Momente und Gesten, die aber ziemlich sicher für die meisten Anwesenden eher untergehen. Also, beim nächsten Mal bitte auf Arejay achten.

Das Publikum frisst der Band aus der Hand und hat ordentlich Spaß, auch wenn das in Luxemburg mehr schlecht als recht zu sehen ist, steigt die Stimmung weiter. Eben das, was eine Vorband tun sollte. Lzzy wirft dabei auch immerzu die passenden Sprüche ins Publikum: “Ich bin jetzt, wie sagt man das, ordentlich nass,... das wird wahnsinnig viele Leute im Publikum verunsichern”. Ich freue mich jedenfalls schon auf mein drittes Konzert der Band, das ich ganz sicher erneut feiern werde.

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Setlist HALESTORM:

Raise Your Horns
I Miss the Misery
Love Bites (So Do I)
I Get Off
Wicked Ways
Freak Like Me
Familiar Taste of Poison
Takes My Life
Drum Solo
Back From the Dead
Chemicals
Psycho Crazy
The Steeple

 

GHOST

Bereits das Bühnenbild lässt mich Großes erahnen, in der vergleichsweise kleinen Garage in Saarbrücken war 2016 keine komplette Kirche im Hintergrund zu sehen. GHOST haben sich wahnsinnig entwickelt in den letzten Jahren, und das wird mir hier auf einen Schlag auch optisch mehr als deutlich. Musikalisch konnte mich die Band mit ihrem gesamten Output in den letzten Jahren sehr gut abholen, und nun stehen alle Zeichen auf Sturm, das kann auch das große weiße Tuch, welches vor der Bühne hängt, nicht aufhalten.

Mit “Imperium” gelingt der Band ein epischer Auftakt, und man staunt nicht schlecht, als die halbe aufgebaute Zitadelle zum ersten Mal in vollem Glanz zu sehen ist. Musikalisch wird mir bereits jetzt bewusst, dass ein Feuerwerk an Hits bevorstehen wird, denn das aktuelle Album läuft bei mir noch immer in Rotation. So ist die Freude groß, als es gleich mit “Kaisarion” weitergeht. Das Publikum nimmt die Band freudestrahlend an und die Stimmung ist gleich ganz weit oben. So weit oben und wild, wie es für luxemburgische Verhältnisse eben typisch ist.

 

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Die Band lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und setzt ihr Set perfekt in Szene. Es ist unfassbar, wie viel Charisma die einzelnen “Nameless Ghouls” dann doch noch mit sich bringen. Rein durch ihre Bewegung und das Kopfnicken. Noch dazu nimmt sich die Band meines Erachtens nicht zu ernst und nimmt alles mit einer ordentlichen Schippe Humor. Ob das nun Papa selbst ist, der während einer Gesangs-Pause mit seinem Finger den Mikroständer befriedigt oder ob es die Gitarristen sind, die sich untereinander beim Solo belustigen. Auch die laszive Bewegung passend zu der Textstelle “In God We Trust” sollte nicht unerwähnt bleiben. Die gleiche Kritik, die in der Coverversion von “Jesus He Knows Me” mitschwingt (die leider an diesem Abend nicht zum Zug kommt).

An zwei Stellen im Set kommt es leider zu lautem Bass-Brummen, was bei “Con Clavi Con Dio” den Anfang des Songs stark holprig geraten lässt, doch die Band geht damit sehr professionell um und lässt sich nicht von ihrer Mission abbringen. Die Showeinlage mit dem Glaskasten und dem Saxophon-Solo ist herzallerliebst und absolut großartig. Ich warte auf den Tag, an dem sich Papa Emeritus mit einem Papamobil zur Bühne durchs Publikum fahren lässt. Auch sein Fledermaus-Kostüm, welches er für eine Nummer trägt, ist absolut fantastisch und bringt eine ganz besondere Atmosphäre mit sich.

Über weite Teile interagiert die Band extrem gut mit dem Publikum und man spürt, wie viel Spaß das der Band bereitet. Die große Bühne wird perfekt genutzt und es steht niemand still. Eine perfekte, fast schon filmische Inszenierung, die hier zu sehen ist. Was mir persönlich an GHOST immer besonders gut gefällt, ist der hohe Abwechslungsreichtum der Songs. Wir haben auf einer Seite sehr poppige Nummern wie “Spillways”, “Call Me Little Sunshine” und auch “Watcher In The Sky”, auf der anderen Seite dann deutliche härtere Nummern wie “Mummy Dust”, “Rituals” und natürlich “Square Hammer”. Die Band mischt die Zusammenstellung dabei extrem gekonnt, und so entsteht ein wahnsinnig gutes und abwechlungsreiches Konzert.

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Noch dazu ist Papa Emeritus einfach unglaublich sympathisch, so redet er immerzu mit dem Publikum, wünscht einem Fan “Happy Birthday", weil er es unabsichtlich und nicht nach Aufmerksamkeit ringend auf ein Schild geschrieben und hochgehalten hat. Ganz besonders gelungen ist dabei aber der Zugabenblock, denn auch hier schwingt einfach eine gesunde Prise Humor mit. “Was macht ihr hier noch?! Ich habe bereits mein After-Show-Sakko an. Worauf wartet ihr? Verschwindet! Wir sind fertig.” Und nach kurzer Diskussion/Interaktion mit dem Publikum folgen noch ganze drei Songs, womit die Band dann fast zwei Stunden vollmacht. Eine Tatsache, die in der heutigen Zeit und bei einem solchen Band-Paket extrem selten geworden ist. Noch dazu spielen sie “Kiss The Go-Goat”, etwas, das ich nie im Leben erwartet hätte. Zum Abschluss gibt es bei “Squarehammer” erneut Konfetti, was bereits während des Konzertes einmal der Fall samt Dollar-Noten war.

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Ein großartiger Abend mit einem großartigen Konzert, genau genommen sogar eines der besten Konzerte, die ich bisher erleben durfte. GHOST verstehen ihr Handwerk und schmücken ihre Songs opulent aus. Ich habe selten einen derart guten Sound in Kombination mit dem Bühnenbild erlebt _ wie an diesem Abend. Die beiden großartigen Vorbands runden das Erlebnis noch einmal ab und lassen mich als Fan und Zuschauer nur staunend zurück. Wenn es bei GHOST so weitergeht, haben wir hier etwas sehr Großes, das hoffentlich noch viele Jahre sehr vielen Fans sehr viel Spaß bereiten wird. Ganz großes Kino! (Pascal)

Setlist GHOST:

Imperium
Kaisarion
Rats
Faith
Spillways
Cirice
Hunter's Moon
Ritual
Call Me Little Sunshine
Con Clavi Con Dio
Watcher in the Sky
Year Zero
Spöksona
He Is
Miasma
Mary on a Cross
Mummy Dust
Respite on the Spitalfields
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Kiss the Go-Goat
Dance Macabre
Square Hammer

(Fotos: Alex)

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