Týr + Hamradun (25.02.2023, Runavík (FO))

live 20230225 0001Beim ersten Mal war es so eine einmalige Sache, die man halt mal macht, weil man schon so ein bisschen verrückt ist. Und weil es ja auch was ganz besonderes war. Beim zweiten Mal war es dann schon sehr verrückt, aber hey, es war das zweite Coronajahr, endlich wieder reisen und Konzerte und so. Beim dritten Mal ist es dann Tradition. Und so wird es denn von nun an wohl meine persönliche Tradition sein, im Februar auf die Färöer zu fahren, um Týr zu sehen. Mich könnte auch ein schwereres Los treffen. Der Termin für nächstes Jahr steht auch schon fest, von daher kann ich mich ja jetzt schon mal drauf vorbereiten. Dieses Mal hat die Anreise auch ohne Probleme und ohne Umweg über Bergen geklappt und mit dem Wetter hatten wir mehr als nur Glück.

Und so konnten wir vor dem Konzert noch eine Wanderung bei bestem Wetter machen und statt durch Regenmassen wie letztes Jahr ging es nun im Sonnenschein nach Runavík. Deutsch wie wir nun mal sind, waren wir mit die ersten vor Ort und mussten daher als Versuchskaninchen für die neuen QR-Code-Reader herhalten, die erst mal streikten. Doch bereits kurz darauf strömten auch die Färinger in die Løkshøll, deren zum Café ausgebauter Vorraum bald aus allen Nähten platzte, da man noch nicht in die eigentliche Konzerthalle durfte. Als sich dort endlich die Türen öffneten verlagerte sich das Publikum schnell dorthin – musste aber trotzdem noch ziemlich lange warten, bis es endlich los ging. So lange, dass selbst die geduldigen Färinger mit Pfiffen und Rufen darauf hinwiesen, dass jetzt so langsam bitte mal was passieren könnte.

Erste positive Feststellung: Dieses Jahr gibt es Getränke! Sowohl im Vorraum als auch in der Konzerthalle kann man dieses Mal Getränke kaufen und auch wenn nach dem Konzert die nichtalkoholischen Getränke ausverkauft sind, so wird dies färöisch-praktisch gelöst: Man bekommt einen Becher in die Hand gedrückt, damit man sich auf der Toilette Wasser aus dem Hahn zapfen kann.

HAMRADUN
Um 20:30 Uhr, eine Stunde später als auf dem Ticket angegeben, ging es dann endlich mit HAMRADUN los. Die Band ist prädestiniert wie kaum eine andere, um auf dem Týrfest zu spielen, immerhin war Sänger Pól Arni Holm einst Sänger bei TÝR. HAMRADUN sind auf den Färöern beliebt und können ihre Popularität stets steigern, das merkt man schon daran, dass alle so unfäröisch überpünktlich waren, um die Band auch ja nicht zu verpassen. Mit großem Jubel wird die Truppe empfangen, die ihren Auftritt – wie so oft – mit „Kirsten Piils Kilde“ beginnt. Mit „Sneppan“ zeigt die Truppe ihre metallische Seite, bevor es mit „Sinklars Vísa“ traditionell wird. Man fragt sich hier schon, wie oft man diesen Song heute Abend wohl hören wird. Aber es macht nichts, dass beide Bands ihre Version des Stückes aufgenommen haben, denn beide haben ganz unterschiedliche Herangehensweisen. HAMRADUN spielen das Stück in voller Länge, wobei Pól Arni zunächst mit minimalster instrumentaler Unterstützung beginnt, was sehr an die traditionelle Darbietungsweise der alten färöischen Kvæði erinnert. Nach und nach setzen alle Instrumente ein und kreieren eine geradezu hypnotische Atmosphäre, so dass der Song auch gerne noch 20 weitere Strophen haben könnte, man würde es gar nicht merken. Die Band konzentriert sich heute vor allem auf ihre Versionen der traditionellen Kvæði und spielt nur wenige Eigenkompositionen. Und auch der letzte Song stammt nicht von der Band selbst, ist aber unverzichtbarer Bestandteil ihrer Shows auf den Färöern: „Fagra Blóma“, im Original von Poul F. Joensen und vom großen HANUS G. bekannt gemacht. Es gibt wohl keinen Färinger, der dieses Lied nicht kennt und so singt der ganze Saal voller Begeisterung und Inbrunst mit. HAMRADUN möchten sie am liebsten nicht gehen lassen, aber irgendwann muss ja auch die Hauptband ran.

Setlist HAMRADUN:
Kirsten Piils Kilde
Sneppan
Sinklars Vísa
Hevndin
Grimmer Går På Gulvet
Kvæðið um Hargarbrøður
Jallgríms Kvæði
Naglfar
Fagra Blóma

 

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TÝR
Nach kurzer Umbaupause kommen die Gastgeber endlich zum Intro „Gandkvæði Tróndar“ auf die Bühne. Wer sich gefragt hat, wie oft wir heute „Sinklars Vísa“ hören werden, der bekommt die Antwort ziemlich schnell, denn die Band eröffnet damit. Thematisch schließt man mit „Tróndur Í Gøtu“ jedoch schnell wieder zum Intro auf. Ich hätte mir ja gewünscht, dass man dabei bleibt und vor färöischem Publikum auch viele färöische Songs spielt, die im Ausland vielleicht nicht ganz so gut funktionieren. Doch leider (ja, ich sage das so) greift man wieder auf das Standardprogramm mit Songs wie „Mare Of My Night“, „By The Light Of The Northern Star“, „Blood Of Heroes“ und „By The Sword In My Hand“ zurück. Nicht gerade meine Lieblingssongs der Band, muss ich gestehen. Etwas schade finde ich auch, dass man Pól Arni nicht wieder, wie im letzten Jahr, „Hail To The Hammer“ singen lässt. Immerhin ist der doch sowieso da.

Dafür hat man aber meinen Wunsch vom letzten Jahr erhört (ok, es wird wohl nicht wirklich an mir gelegen haben, aber man wird sich ja noch was einbilden dürfen) und spielt „The Rune“, vom Debütalbum - eine echte, positive Überraschung für die meisten Anwesenden. Sänger Heri Joensen kündigt den Song an mit „Wir haben mit Pól Arni ja nicht nur ‚Ormurin Langi‘ aufgenommen!“ Entsprechend lädt man sich hier dann auch den angesprochenen auf die Bühne ein. Das funktioniert auch wirklich super und es war so schön, diesen Song endlich, endlich nach so vielen Jahren mal wieder live zu hören. Ich würde mir wirklich wünschen, dass man für das Týrfest (das Event soll jetzt tatsächlich eine Tradition werden und hat daher auch einen passenden Namen bekommen) auch ein paar besondere Songs einübt. Und ja, ich weiß, das ist viel Aufwand.

Doch zurück zur Show. Man merkt, dass Hans Hammer sich immer besser in die Band einfindet und auf der Bühne wirklich Spaß zu haben scheint – besonders bei der kleinen stampfenden Showeinlage zusammen mit Gunnar während “Hail To The Hammer”. Aber auch sonst wirkt der junge Mann immer selbstbewusster. Bandboss Heri Joensen hat derweil vor wenigen Tagen seinen 50. Geburtstag gefeiert, was Bassist Gunnar Thomsen zum Anlass nimmt, das Publikum ein Geburtstagsständchen singen zu lassen. Und so singen wir alle im Chor „Til lukku“. Nach “The Rune” geht es – zumindest für mich persönlich – songtechnisch abwärts. Diese Songs gehören nun wirklich nicht zu meinen Favoriten. Da hätte ich mir mehr – ich habe es schon mal gesagt – färöische Songs oder auch Songs der ersten drei Alben gewünscht. Dass ich mit diesem Wunsch nicht alleine war, zeigte die Reaktion der Zuschauer. Nach der Zugabe wurde weiterhin eine gefordert und als klar war, dass keine mehr kommt, begannen die Leute einfach, selbst „Ormurin Langi“ zu singen und den Kettentanz zu tanzen. Ich denke, das ist ein recht eindeutiges Zeichen, dass der Song fest in die Setlist bei färöischen Konzerten gehört.

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Alles in allem hat es sich aber wieder absolut gelohnt, den weiten Weg auf sich zu nehmen (zumal ich natürlich nicht nur für das Konzert auf die Färöer fahre, sondern dort auch noch Urlaub mache). Warum es am Anfang so lange gedauert hat, bis etwas passiert ist, klärt sich übrigens hinterher auf. Sänger Heri lies extra nur eine Uhrzeit (eine Stunde vor Beginn), ohne Angabe ob Einlass oder Beginn auf die Tickets drucken, in der Hoffnung, dass dann die chronisch unpünktlichen Färinger rechtzeitig zum Konzert da sind. Hat auf jeden Fall gut funktioniert, eigentlich sogar zu gut. Vielleicht sollte man da nächstes Jahr nur eine halbe Stunde Puffer einplanen. Aber nächstes Jahr soll das Týrfest ja auch nochmal größer werden, mit noch mehr Bands und da es ja jetzt eine Tradition ist, werde ich wohl wieder hinfahren (müssen). (Anne)

Setlist TÝR:
Gandkvæði Tróndar
Sinklars Vísa
Tróndur í Gøtu
Mare Of My Night
Valkyrja
Hail To The Hammer
Regin Smiður
By The Light Of The Northern Star
Evening Star
Ragnars Kvæði
The Lay Of Thrym
The Rune
Blood Of Heros
By The Sword In My Hand
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Hold The Heathen Hammer High

 

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