Joe Bonamassa (27.04.2022, Saarbrücken)

Poster joe bonamassa tour 2022 rocksMehrfach verschoben und doch konnte man sich endlich an einem Mittwochabend in der Saarlandhalle zum Konzert von JOE BONAMASSA zusammenfinden. Die Fans dankten, der Gitarrero ebenfalls.

 

 

 

 

 

 

 

 

JOE BONAMASSA

Den großen Hype um den derzeit hoch gelobten Blues-Maestro konnte ich nie so richtig nachvollziehen. Natürlich ist sein Spiel überaus erhaben, und auch live konnte ich mich bereits in Luxemburg vor einigen Jahren von seinen Qualitäten überzeugen lassen, auf den Hype bin ich dennoch nicht aufgesprungen. Ein paar Jahre später, inklusive einer intimen Umgebung in der Saarlandhalle und zwei weiteren Alben im Rücken, sieht das schon etwas anders aus.

Zunächst einmal zeigt sich Joe sehr sympathisch, und auch wenn er nur wenige Ansagen ans Publikum macht, da er nach eigener Aussage den Klang seiner Stimme nicht mag, sind diese sehr gekonnt, und mein Eindruck seiner Arroganz wird etwas gemildert. Allein schon aufgrund seiner ersten Ansage. In dieser bestätigt er, dass er wirklich froh ist, nach so vielen Jahren wieder auf der Bühne zu stehen und ist besonders uns Fans dankbar, dass wir mitten in der Woche herkommen. Aber noch glücklicher ist er darüber, dass er mit seinen 45 Jahren und nach drei Jahren Pause noch immer in den Anzug passt. Ich mag derartigen Humor und Bonamassa hätte ich ihn nicht wirklich zugetraut, damals in Luxemburg zeigte er sich nicht so charismatisch.

Die Backing-Band ist unfassbar gut aufgestellt und sehr gut eingespielt. Kein Wunder, wenn man bedenkt welche Profis Joe mit an Bord hat. Keyboarder Reese Wynans stand bereits mit STEVIE RAY VAUGHAN auf den Bühnen dieser Welt, und man sieht allen Beteiligten deutlich ihre Liebe zur Musik an.

So natürlich auch dem Gitarrenmeister höchstselbst, der jedes Solo sozusagen ”mitkaut” und sein Songmaterial wahnsinnig gut präsentiert. Seine Soli sind zu keinem Zeitpunkt zu lange und stets extrem abwechslungsreich, es macht wahnsinnig viel Spaß, ihm dabei zuzusehen, wie er auf den stets wechselnden Gitarren seine Finger fast schon magisch flitzen lässt. Noch dazu bietet wirklich jedes Solo etwas Neues und wird nicht einfach nur gleichbleibend in die Länge gezogen.

Ein Solo wird sogar dem Rhythmusgitarristen und guten Freund Josh Smith überlassen. Ziemlich alle Begleitmusiker stammen zudem aus Nashville, wofür Bonamassa in den letzten Jahren ja eine gewisse Vorliebe entwickelt hat. Auch die Backing-Vocals bekommen viel Raum zum Entfalten, inklusive Solo-Teil bei “The Ballad Of John Henry”.

Die großartige Songauswahl tut ihr Übriges zu einem ziemlich denkwürdigen und großartigen Abend. Zu “The Ballad Of John Henry” ruft Joe die Menge nach vorne zur Bühne, und das Sitz-Konzert ist vorerst in den ersten Reihen vergessen. Die erste Zugabe “Woke Up Dreaming” haut mich anschließend ziemlich weg, noch nie habe ich jemanden einen derartig coolen Rhythmus im Alleingang auf der Akustik spielen sehen. BONAMASSA lässt sich entsprechend vom Publikum für seine Darbietung feiern, was absolut verdient ist. Für “Mountain Time”, was zusammen mit Will Jennings entstanden ist, haut er noch eine Anekdote raus, die erklärt, weshalb Jennings inzwischen in Rente ist (“My Heart Will Go On”).

Ich habe in den letzten Jahren viel über JOE BONAMASSA gelesen und gehört, in den allermeisten Fällen scheint er von vielen aber immer noch sehr kritisch oder mit schlechten Augen gesehen zu werden. Ich selbst hatte immer ein wenig das Gefühl, dass der gute Joe etwas arrogant rüberkommt, was sich nach diesem Konzert aber deutlich geändert hat. Die Sache ist die - Joe erfindet auf der Gitarre nichts neu, die Dinge, die er spielt, spielt er aber wahnsinnig gut. Noch dazu ist sein Spiel extrem flexibel und abwechslungsreich, was gerade bei einem Konzert mehr als deutlich wird. Also an alle Kritiker und Nörgler, schaut euch den Mann live an, ihr werdet es nicht bereuen.

Nach so langer Auszeit war dieses Konzert eine wirklich phänomenale Rückkehr ins Live-Geschehen. Allen Beteiligten war die Freude deutlich anzusehen, und die Band spielte mit einer so großen Freude, dass man selbst aus dem Grinsen fast nicht mehr rauskam. Ich kann JOE BONAMASSA nur jedem herzlichst empfehlen, live noch eine Kante mehr als auf Platte, und wer sich noch immer scheut, da er “nicht so auf Blues” steht, sollte unbedingt die Scheuklappen für einen Abend abnehmen. Denn JOE BONAMASSA ist so viel mehr als das. (Pascal)

 

JoeBonamassa 01

Setlist JOE BONAMASSA: 

Evil Mama
Dust Bowl
Love Ain´t A Love Song
Midnight Blues
The Heart That Never Waits
I Didn´t Think She Would Do It
Just ´Cos You Can Don´t Mean You Should
Sloe Gin
A Conversation With Alice
Lonely Boy
The Ballad Of John Henry
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Woke Up Dreaming
Mountain Time

(Fotos: Netinfect)

Kategorie: Konzerte