Sevendust - Streaming Event "Animosity" am 08.01.2021

Sevendust LIvestream begin1Im Oktober schrieb ich über das neuste Album „Blood & Stone“ von SEVENDUST und hatte ein nettes Interview mit Clint Lowery. Dabei unterhielten wir uns über das familiäre Band und ihr inniges Verhältnis zueinander, das sie nun seit 20 Jahren mit sich tragen. So feierten sie mit ihrem neusten Livestream das Album „Animosity“, was seinen 20ten Geburtstag feierte.

Bisher ergab sich mir nicht die Möglichkeit die Jungs live auf einem Konzert zu sehen. Vorteil: ein Livestream bietet einem nette Eindrücke und ermöglicht die Band ein wenig kennenzulernen. Trotzdem bleibt der Fakt, dass ein Livestream halt kein Konzert ist.

Zunächst überlegt sich jede Band, wie das Intro eines Streams beginnt. SEVENDSUST hat kurzer Hand Werbung für das neuste Album gemacht und ließ dieses in voller Länge vorab spielen. Die, die es bisher nicht gehört haben, konnten nun die Gelegenheit ergreifen es anzuhören. Der Rest hatte eine halbe Stunde Zeit, um den Tönen zu lauschen oder Däumchen zu drehen.

Endlich ging es los und das Logo von SEVENDUST erschien. Die letzten 10 Sekunden wurden in Zahlen in Flammenformat heruntergezählt. In dem Moment war ich so gespannt, wie auf einem Konzert, bei dem die Lichter ausgehen und der Gitarrist die ersten Töne anspielt. Das Logo „fiel“ und die Band erschien. Ein nettes Studio hatten sie im Hintergrund, welches während der Show für unglaubliche Lichtspiele sorgte und die Stimmung auf den Punkt genau traf. Das hatte ich bis dato recht selten bei Livestreams gesehen. Zu Beginn gefiel mir das Lichterspiel noch und bis zuletzt war ich überrascht von der Abwechslung der Lichter. Doch wer vergessen hatte, wie es ist, wenn man auf einem Konzert von Lichtern geblendet wird oder gar einen epileptischen Lichterschock erhält, der konnte seinem Gedächtnis hier auf die Sprünge helfen. Für meinen Geschmack teilweise zu dick aufgetragen.

Sevendust LIvestream begin2 SD LGitarre

Was mir persönlich sehr gut gefallen hat, war die Interaktion mit dem „Publikum“. Also das, was derzeit unsichtbar ist. Trotzdem hatte man zumindest ein bisschen Heimat im Herzen. Lajon forderte das Publikum auf mitzuklatschen und heizte die unsichtbare Meute ein. Mein persönlicher Favorit, der ironischer nicht sein konnte, war die Aufforderung einen Moshpit zu eröffnen. Mein Sofa verstand meine Aufforderung wohl nicht wirklich. Aber falls es jemand umsetzen konnte, bekommt er einen Daumen oben von mir. Trotzdem konnten sie damit ziemlich viel Stimmung einheizen und den Zuschauer miteinbinden. Jedoch hätte ich mir für ein Jubiläum eventuell ein paar Äußerungen wie Erinnerungen oder persönliche Erlebnisse gewünscht, die die Situation aufgelockert hätten.

Auch die Perspektive der Kamerawinkel muss ich ansprechen. Das ist Jammern auf höchstem Niveau und jeder hat andere Ansichten. Zunächst mal etwas Positives: Morgan Rose hat als Drummer tatsächlich Aufmerksamkeit bekommen und wurde nicht vergessen. Mit seinem roten Haarschopf sieht er schon besonders aus. Die Perspektive von seinem Hinterkopf und seinem Spielzeug hat dem Drummer die nötige Aufmerksamkeit gegeben, die auf Konzerten oftmals fehlt. Ich war jedoch gegen Mitte des Streams leicht genervt vom ständigen Wechsel der Perspektiven. Zu oft sind die Bilder ineinander übergegangen oder haben gewechselt. Für den Zuschauer weniger freundlich, da das Auge nicht so oft umher springt. Es ist und bleibt jedoch Ansichtssache.

Und zu guter Letzt und üblicherweise das Wichtigste: die Musik. Die mir leider den Spaß am Stream genommen hat, denn die Jungs waren unglaublich schlecht abgemischt. Der Bass war zu sehr im Vordergrund und die Stimmen sind in einer hohen Flut untergangen. Es mag vielleicht am Endgerät gelegen haben, deshalb mag ich mir kein großes Urteil bilden. Allerding war es ziemlich schade, dass die Qualität so gelitten hatte, denn zuvor hatte ich dieses Problem bei keinem der Livestreams. Doch es war nicht immer schlecht und so konnten Songs wie „Xmas Day“, welches im Duo gesungen wurde, „Trust“ oder „Angel’s Son“ mich sofort überzeugen. „Follow“ zeigte mir, dass Stimmen nach 20 Jahren eine gewaltige Veränderung hinlegen können. So waren die seichten Töne für Lajon schwer zu treffen. Dafür wurden die rauchigen Whiskey Töne auf den Tisch gehauen, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Morgan Rose, der auch noch letztes Jahr sein Soloalbum veröffentlichte, hatte ich mit melodischen Tönen kennengelernt. Dagegen war sein Background Vocal das genaue Gegenteil und kam nah an das Original Album ran.

Bereits in meinem Artikel zum Album hatte ich erwähnt, dass die Band an einem Punkt angelangt ist, an dem sie ihre Richtung ändern sollten, da viele Songs sich ähnlich anhören. Zumindest zeigen die Mitglieder auf ihren Soloalben, dass ein Mix aus melodischen und härteren Melodien vorhanden ist. Dies in Kombination mit Lajon, oder gar ein Duett, würde sicherlich neuen Wind einhauchen. Auch ein paar Mitglieder aus dem Chat schrieben, dass die Band sich ihren alten Wurzeln annähern sollte. Damit kam ich mir zumindest nicht mehr alleine mit meinen Gedanken vor.

SEVENDUST hat versucht so nah wie möglich am Original zu bleiben und das Ding auch gerockt! Als Zuschauer war man definitiv am Ball und hat Heimweh bekommen. Die gefüllten und stickigen Hallen sind noch im Hinterkopf. Natürlich war es nicht prickelnd, dass die Jungs nicht Bombe klangen, aber dafür kann ich mich bei einem Konzert selbst überzeugen, ob sie das alte Material überzeugend klingen lassen. Ansonsten war ein netter Stream, um alte Erinnerungen wieder aufleben zu lassen und 20 Jahre Vergangenheit, SEVENDUST und Animosity zu feiern.

 

 SD Lajon 3  SD Lajon4

SD Clint 2  SD Gesamt2

(Fotos von Sarah-Jane)

Kategorie: Konzerte