Slipknot + Behemoth (01.02.2020, Esch-sur-Alzette (L))

20200201 SLIPKNOT BEHEMOTHEs sind einige Jahre ins Land gezogen, seit SLIPKNOT zuletzt in Europa unterwegs waren. Dementsprechend wenig verwundert es, dass das Konzert an einem Samstagabend in der Rockhal ausverkauft ist. Schon lange habe ich die Haupthalle schon nicht mehr so voll gesehen.

BEHEMOTH
Da ist es mehr als verwunderlich, dass die fünf Herren von BEHEMOTH in voller Montur von der Security durch die Menge auf die Bühne geführt werden. So kommen einige Fans schon vor dem Konzert den Polen ungewöhnlich nahe. BEHEMOTH entern pünktlich die in Nebel getauchte Bühne und öffnen für 45 Minuten die Höllenpforten. Trotz “Vorband” fährt die Band ziemlich ihr volles Showprogramm auf, Blut, Pyros, Nebel, die sehenswerten Mikroständer usw. Selten habe ich ein derart stimmiges Gesamtbild gesehen.

Das überzeugt auch das Publikum auf Anhieb, und selbst wenn man mit der Musik nicht so wirklich was anfangen kann, kommt man aus dem Staunen eigentlich nicht wirklich raus. BEHEMOTH spielen sich gekonnt durch ihr Set aus elf Songs und animieren (zu meiner Überraschung) häufig das Publikum. Auch wenn es sich um ein relativ junges Publikum handelt und ich das Package an sich für nicht unbedingt gelungen halte, kommen BEHEMOTH überraschend gut an. Die gut gefüllte Halle macht bereits ordentlich mit und die Stimmung steigt.

So kann die Band nach ca. 45 Minuten zufrieden (und böse) die Bühne verlassen und sich erneut ihren eher ungewöhnlichen Weg durchs Publikum bahnen. Ich selbst werde mich mit der Musik von BEHEMOTH so schnell nicht anfreunden können, aber sie verstehen ihr Werk und liefern eine extrem gelungene Show ab. Es wundert mich keineswegs, wenn ich oft zu hören bekomme, dass diese Band Kultstatus genießt.

 

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SLIPKNOT

Auch wenn die Techniker die Bühne mit einem großen SLIPKNOT-Banner abhängen, seitlich sieht man bereits ein wenig was von dem imposanten Aufbau. Viele Leute brauchen eben auch einiges an Platz. Da hätten wir große Laufstege, die links und rechts an die “mobilen Drumstations” von New Guy und Shawn Crahan gekoppelt sind. In der Mitte nehmen die Hauptdrums mit Jay Weinberg Platz (das letzte Mal sah ich die Band noch mit Joey Jordison!), neben den Drums die Keyboards und das Mix-Board und davor reichlich Platz für Bassist Alex Venturella, Gitarrist Mick Thomson und natürlich Sänger Corey Taylor. Allein die Farbgewalt, die sich beim ersten Song auf der Bühne ergibt muss man erstmal verdauen. Zusätzlich hängen links und rechts zwei große LED-Screens auf denen man das Geschehen verfolgen kann.

Die Show beginnt mit einem Knall, als AC/DCs “For Those About To Rock” abrupt mit einem Pyroknall unterbrochen wird. Nicht nur ich zucke hier zusammen und erkenne “Der Spaß beginnt”. So entern Slipknot mit dem stimmigen Intro “Insert Coin” nach und nach die Bühne und verwandeln die Rockhal innerhalb von wenigen Minuten zu einem Heizkessel, der seinesgleichen sucht.

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Dabei besticht das gesamte Set, wie die Musik von SLIPKNOT generell, durch ihre vertrackte Brutalität. So würde ich es zumindest mal bezeichnen. Hier steht niemand still, und selbst dann nicht, wenn er es möchte. Ständig ist etwas in Bewegung. Entweder bekommt man von hinten jemanden ab, der gerade nach einem Stage-Dive noch mal zurück zur Mitte will, oder es fliegt etwas durch die Luft. SLIPKNOT sind davon unbeeindruckt und ziehen ihr Programm sauber durch. Die prall gefüllte Rockhal dankt und macht ordentlich mit. Mein letztes SLIPKNOT Konzert fand auf einem Festival statt (Graspop), weshalb sich der ganze Wahnsinn dort etwas verteilte und nicht so auffiel, hier in der Rockhal ist das anders.

Die Setlist selbst kann sich hören lassen, wobei ich persönlich noch gerne etwas mehr von den ersten Scheiben gehört hätte. Natürlich sind mit unter anderem “Wait And Bleed”, “Surfacing” und “People = Shit” schon einige sehr coole Nummern dabei, doch für mich als Alt-Fan irgendwie dann doch zu wenige. Das neue Material wiederum überzeugt zwar auf Platte, nutzt sich live für mich aber irgendwie relativ schnell ab. Möglicherweise sehe ich das aber auch ein wenig zu kritisch. Es spiegelt aber auch nur mein persönliches Empfinden. SLIPKNOT bieten eine grandiose Show und halten die gesamte Zeit über, ohne Pause, das Stimmungsbarometer weit oben. Das gelingt bei Weitem nicht jeder Band in dieser Form. Noch dazu strahlt Corey Taylor durchgängig eine fast schon unheimliche Präsenz aus.

Die große Bühne und die genialen Outfits der Band lassen die gesamte Unternehmung so eindrucksvoll zu einem sehr willkommenen “Zirkus Des Phantastischen” werden. Das ist keineswegs negativ gemeint, selbst ROB ZOMBIE bekommt das nicht besser hin. SLIPKNOT wird in dieser Hinsicht von keiner anderen Band jemals das Wasser gereicht bekommen. Natürlich haben sich auch KISS kostümiert etc., aber SLIPKNOT sind anders, und von Nachahmern wie MUSHROOMHEAD redet inzwischen niemand mehr. Der Irrsinn steht den Mitgliedern ins Gesicht geschrieben, und zuweilen hat man das Gefühl in einem ziemlichen brutalen Comic gefangen zu sein, der mit guter Musik unterlegt wurde.

Die Security hat jedenfalls mächtig viel zu tun, und die Zuschauer geben fast zwei Stunden Vollgas. Verschnaufpausen gibt es keine, und so ist es kein Wunder, dass ich mehr Leute umkippen sehe, wie ich das normal von Konzerten gewohnt bin. Was bei “Duality” vorne im Pit vor sich geht, habe ich so auch noch nicht gesehen. Wenn ich nicht weit abseits davon gestanden hätte, würde ich diese Zeilen vermutlich nicht tippen.

Ein großartiger Abend mit zwei großartigen Bands, die ihr Publikum sehr gut unterhalten haben. Die ausverkaufte Rockhal und die Fans danken und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen mit den Maskenträgern aus Iowa. Schön zu sehen, dass sich die Band noch immer entwickelt und Alben veröffentlicht. Live immer wieder ein geniales Erlebnis. (Pascal)

Setlist SLIPKNOT:
Insert Coin
Unsainted
Disasterpiece
Eeyore
Nero Forte
Before I Forget
New Abortion
Psychosocial
Solway Firth
Vermilion
Birth of the Cruel
Wait and Bleed
Eyeless
All Out Life
Duality
742617000027
(sic)
(515)
People = Shit
Surfacing
Til We Die

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(Fotos: Alex)

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