Bisher habe ich ZZ TOP immer verpasst, und auch für diesen Termin standen die Zeichen erst mal nicht gut. Wie man das so kennt, arbeitet man unter Umständen zu lange um es noch pünktlich zu schaffen, abgesehen davon hielt uns noch ein Stau von der pünktlichen Ankunft an der Halle ab. Dennoch haben es Alex und ich an diesem Abend geschafft und eine Legende live erlebt. Die gut gefüllte Rockhal feierte ein kurzes, aber großartiges Konzert. 50 Jahre ZZ TOP.
REMO CAVALLINI
Für REMO CAVALLINI waren wir dank des Verkehrs und der recht späten Zusage leider erst zur Mitte des Sets in der Halle. Doch auch die verbleibenden 15 Minuten lassen einen Eindruck zu, und der ist durchweg positiv. Der Blues-Gitarrist und seine Band spielen Blues in Reinkultur. Was mich persönlich überrascht ist die Tatsache, dass er häufig das Publikum mit einbezieht, und zwar derart wie das in der Regel nur die Hauptband macht. Das stört aber keineswegs und trägt weiter zur guten Stimmung in der Halle bei.
Die Band erhält verdienten Zuspruch, selbst die langen Solos scheinen niemanden zu langweilen. Als dann für zwei Songs noch die Slide-Gitarre ausgepackt wird, ist sowieso die ganze Halle am Mitwippen, großartig die Wirkung von Musik derart live zu erleben.
Nach insgesamt 30 Minuten ist Schluss, schade, dass wir hier den Anfang verpasst haben. Für Blues-Fans und Gitarristen definitiv einen Blick wert. Auch der weibliche Gesang von Priscila da Costa passt hervorragend, auch wenn er nicht bei jedem Song zum Einsatz kommt.
ZZ TOP
Für ihre langen und ausladenden Konzerte werden die drei Herren sicherlich nicht mehr bekannt. Doch das ist kein Geheimnis, und geht man mit den richtigen Erwartungen an ein ZZ TOP Konzert heran, rechnet man auch nicht mit einem Zwei-Stunden-Programm von der texanischen Legende. Die Rockhal ist sehr gut gefüllt, das Interesse an den drei (bzw. zwei) Bartträgern ist nach wie vor ungebrochen. “50 Years”, unter diesem Motto touren ZZ TOP aktuell durch Europa und untergraben einmal mehr ihren Legendenstatus.
Und das völlig zu Recht, denn die Herren bieten noch immer das, was sie bereits 1986 boten (Wie mir Kollege Alex vor dem Konzert noch erzählt). Älter geworden sind sie dennoch, doch weder Billy Gibbons noch Dusty Hill sieht man das Alter wirklich an. Was mitunter natürlich an den Sonnenbrillen, Hüten und Bärten liegen mag. Auch Schlagzeuger Frank Beard, ohne Bart, sitzt wie gewohnt auf dem heißen Stuhl und erledigt cool mit Zigarette seinen Job.
Es ist durchweg deutlich zu spüren, dass die “Jungs” bereits seit 50 Jahren zusammen Musik machen. Die Leichtigkeit, wie sie sich auf der Bühne die Songs und Riffs zuwerfen, ist legendär. Kaum eine Band ist mit derart viel Humor bei der Sache und verliert dennoch keinen Deut an Glaubwürdigkeit. Noch dazu kommen die arschgeilen Texte und Songs, die Billy Gibbons sichtlich Spaß bereiten und er noch immer locker leicht aus den Ärmeln schüttelt.
Die Stimmung im Publikum tut ihr übriges, große Hits wie “Gimme All Your Lovin”, “Sharp Dressed Man”, oder “Tush” ziehen natürlich mehr Aufmerksamkeit auf sich, doch auch Stücke aus der zweiten Reihe wie “I’m Bad I’m Nationwide” machen Laune und treiben das Stimmungsbarometer in die Höhe. Der Einsatz der Plüschgitarren bei “Legs” ist dabei genauso selbstverständlich wie die unwilden Bewegungen auf der Bühne. Doch viel Bewegung ist bei ZZ TOP nicht wirklich notwendig, hier regiert der Blues und der Rock’n’Roll. Es handelt sich eben noch immer um eine Band, die von Anfang an dabei ist und das merkt man deutlich. Was auch am Songmaterial deutlich wird, die 17 Nummern sind allesamt Klassiker.
Nach gerade mal 60 Minuten verlassen die fast 70-jährigen die Bühne und kehren für insgesamt 3 Zugaben kurz darauf zurück. Nach 70 Minuten ist Schicht, wirklich enttäuschte Gesichter sind jedoch nicht zu sehen. Einige tippen auf ihre Uhren, andere lachen und kommentieren “Die ziehen das echt durch!”. Dabei wurde mir bereits im Vorfeld mehrfach berichtet, die Band würde lediglich eine Stunde spielen, auf der letzten Tour waren es dahingehend auch schon mal 90 Minuten. Ich bin jedenfalls dennoch zufrieden, da ich hier nicht mit extrem viel Zeit gerechnet habe, und letzten Endes war es trotz der Kürze ein verdammt gutes Konzert, mit vielen guten Songs, die ich allesamt sehr genossen habe. (Pascal)
Setlist ZZ TOP:
Got Me Under Pressure
I Thank You
Waitin' for the Bus
Jesus Just Left Chicago
Gimme All Your Lovin'
Pearl Necklace
I'm Bad, I'm Nationwide
I Gotsta Get Paid
My Head's in Mississippi
Sixteen Tons
Beer Drinkers & Hell Raisers
Just Got Paid
Sharp Dressed Man
Legs
La Grange
Tush
Jailhouse Rock
(Fotos: Alex)
