Powerwolf + Amaranthe + Kissin' Dynamite (17.11.2018, Saarbrücken)

live 20181117 0001 powerwolfIch muss ja gestehen, dass ich immer noch ganz begeistert bin, wie groß POWERWOLF mittlerweile geworden sind. Vor 10 Jahren spielten sie noch auf lokalen, kleinen Indoorfestivals in Dorfturnhallen von Käffern wie Nanzdietschweiler und Schiffweiler oder im nicht mehr existenten Roxy. Langsam aber sicher haben sie sich hochgearbeitet, ihr Ding durchgezogen und auf einmal füllen sie Hallen. Große Hallen. Auf ihrer aktuellen Tour sind 18 von 20 Konzerten ausverkauft. Unter anderem das in der Saarbrücker Saarlandhalle. Was so ziemlich die größte Halle ist, die die Heimat zu bieten hat. Und wie fast immer bei POWERWOLF findet auch dieses Jahr das letzte Konzert der Wolfsnächte-Tour in Saarbrücken statt. Was neben der Heimatverbundenheit natürlich auch ungemein praktisch ist, kann man so nach dem letzten Konzert auch endlich wieder im eigenen Bett schlafen. Aber davon sind wir im Moment noch weit entfernt. Denn zunächst geht es mal mit den Supportbands los.

 

KISSIN‘ DYNAMITE
Die Schwaben eröffnen den Abend und eine bessere Wahl hätte man wohl kaum treffen können. Denn genau wie der Headliner verstehen es auch KISSIN‘ DYNAMITE, ihr Publikum mit links um den Finger zu wickeln und innerhalb von Sekunden für gute Stimmung zu sorgen. Zwar wirkt die Bühne manchmal etwas groß für die Band, aber das riesige Backdrop passt da auf jeden Fall hin. Mit „I’ve Got The Fire“, das auch der erste Song auf dem aktuellen Album ist, eröffnet man den Auftritt und Sänger Hannes hat das Publikum sofort in der Hand. Von Anfang an wird begeistert mitgemacht, viele kennen auch Band und Texte und singen mit. Was man POWERWOLF ja hoch anrechnen muss (obwohl es eigentlich immer so sein sollte): Sie wissen noch, wie es ist, als Vorband arschig behandelt zu werden und gehen mit ihren Vorbands daher fair um. Die Lichtshow hat daher eine ähnliche Qualität wie beim Hauptact. Und begeistert allerspätestens beim letzten Song „Flying Colours“, bei dem die Bühne passenderweise in allen Regenbogenfarben erstrahlt. Wunderwunderschön! Leider könnte jedoch der Sound bei KISSIN‘ DYNAMITE besser sein. Stellenweise ist der Backgroundgesang fast gar nicht zu hören. Aber auch das hält die Schwaben nicht bei ihrer Mission „Bring back Stadium Rock!“ zurück. Da hält sie nichts auf. Noch nicht einmal der purpurrote, nerzverbrämte Mantel, den sich Sänger Hannes traditionell bei „I Will Be King“ überschmeißt. Um den jedoch wieder loszuwerden braucht er heute Hilfe, denn „ich habe einen Knoten gemacht!“ Aber egal, macht die Band nur noch sympathischer. Und eigentlich ist es schade, dass der Auftritt der Band dann doch recht schnell vorbei ist. Denn wie POWERWOLF sind auch KISSIN’DYNAMITE immer ein Garant für gute Laune und damit der perfekte Anheizer.

Setlist KISSIN‘ DYNAMITE:
I’ve Got The Fire
Somebody’s Gotta Do It
Highlight Zone
Love Me, Hate Me
Waging War
You’re Not Alone
I Will Be King
Flying Colours

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AMARANTHE

Die Schweden AMARANTHE spalten. So recht wollen sie auch nicht ins Billing passen und wirken etwas zwischen die beiden doch eher amüsanten und mit einem Augenzwinkern zu genießenden Bands KISSIN‘ DYNAMITE und POWERWOLF reingequetscht. Mich stört es nicht, ich sehe mir die Band recht gerne an und habe schon beim letzten Mal festgestellt, dass die Band sich weiterentwickelt hat und wirklich gut geworden ist. Das ist aber auch schon einige Zeit her und daher bin ich mal gespannt, wie sie sich heute machen. Dass sie nicht so wirklich ins Billing passen, ist der Band wohl auch bewusst und vielleicht ist das der Grund, warum man songtechnisch eher auf Nummer sicher geht und viele Songs des Debütalbums spielt. Und wenn man sich die Reaktionen im Publikum ansieht, dann sieht man, dass so manch einer gar nichts damit anfangen kann, während andere hellauf begeistert sind. Und ja, AMARANTHE sind speziell. Aber mir gefällt diese Mischung aus Death Metal und Pop sowie die Mischung von cleanem Gesang beiderlei Geschlechts und Growls. Dass man gleich 3 Sängerinnen und Sänger auf der Bühne stehen hat, finde ich richtig gut. Natürlich spielt Elize Ryd die Hauptrolle und ein kleines bißchen nervt das. Aber gut, sex sells. Aber auch AMARANTHE schaffen es, das Publikum zu begeistern und bei kurzen Mitsingspielchen wird auch gerne mitgemacht. Die Ansagen teilt sich Elize mit ihren beiden Sangespartnern, und da heute der letzte Tag der Tour ist wird sich auch nochmal fleißig bei allen bedankt. Ich muss sagen, die war nicht der beste Auftritt, den ich von den Schweden gesehen habe, aber ich glaube, diese Bands kommt auf kleinen Bühnen, wo das Publikum näher dran ist, auch einfach besser rüber.

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POWERWOLF

Nun folgt endlich der Headliner. Die Band, weswegen heute diese Halle so voll ist. Deren Anhänger gerne schon mal komplette Touren mitfahren und sich wie die Band schminken und nun vom ersten Song an Stimmung in der altehrwürdigen Saarlandhalle (lang leben die Toiletten im originallen 70er-Style!) machen. „Fire And Forgive“ vom neuen Album eröffnet sowohl das Konzert als auch den Reigen der vielen Songs mit einem „and“ im Titel. Dass zu diesem Song ordentlich Pyros abgefeuert werden, das versteht sich ja von selbst. „Incense & Iron“ ist ein Song, den die Band eigentlich schon vor 10 Jahren hätte veröffentlichen sollen. Mittlerweile hat man auf POWERWOLF-Konzerten ja mehr Weihrauch eingeatmet als in Kirchenbesuchen. Da ist es nur würdig und recht, dass diesem Teufelswerk nun auch ein eigener Song gewidmet wird. „Amen & Attack“ (wir sind jetzt bei Song Nr. 4 und es ist der dritte mit „and“ im Titel. Ich will ja nicht meckern, aber… ja. Egal.) ist ja geradezu prädestiniert, um mitgesungen zu werden und das muss man dem Publikum nicht zweimal sagen. „Attack! Attack!“ donnert es durch die Halle. Mit “Let There Be Night” lässt man eine Hymne folgen, die für mich ein erstes persönliches Highlight darstellt. Fantastischer Song. Hier wird Attila dann auch von Hannes von KISSIN‘ DYNAMITE unterstützt, der sich dazu extra in Schale bzw. Schminke geschmissen hat und als kleiner Wölfling aufläuft.

„Demons Are A Girl’s Best Friend“ wird von Sänger Attila Dorn mit „Wer kein Sünder ist, der werfe bitte ein Stofftier!“ eingeleitet und als hätten die Leute nur darauf gewartet fliegt ein Stofftier nach dem anderen gen Bühne. Da stehen offenbar einige sehr fromme Leute im Publikum… Zu „Armata Strigoi“ wird dann zum ersten Mal das Backdrop gewechselt. Und ich muss ja sagen, dass ich das ziemlich cool finde. Da sind POWERWOLF doch eine der wenigen Bands, die das so durchziehen. Und es ist auch eigentlich cooler als diese ganzen Projektionen, auf die ja doch viele Bands heutzutage setzen. So hat das ganze einen netten Oldschoolanstrich, auch wenn ich dieses spezielle Motiv nicht verstehe (zwei Kirchen nebeneinander? Und dazwischen eine Straße mit einem Friedhof drauf? Hä? Sieht aber geil aus, von daher egal.). Beim fast schon romantischen „Where The Wild Wolves Have Gone” gibt es eine weitere Neuerung in der Show: Sanften Schneefall. Sooo schön! Und sehr fotogen noch dazu. Wenn man sich schon mal so romantisch in Stimmung gesungen hat, bleibt ja nur noch eins: “Resurrection By Erection!” Und wenn man dann schon mal mit Ständer in der Botanik rumläuft, dann kann es auch gleich zum „Stoßgebet“ kommen. Wenn bei selbigem das Kondom geplatzt ist, hofft man auf eine baldige Menstruation und denkt sich „All We Need Is Blood“! Ganz, ganz großartige, dramaturgisch wertvolle Songreihenfolge. Und so wie ich die Wölfe kenne, war das doch pure Absicht. Und dafür liebe ich sie. Zu letztgenanntem Stück gibt es auch wieder einen Backdropwechsel – hier passiert einfach ständig irgendwas auf der Bühne, da lassen sich die Wölfe nicht lumpen. Und trotz nicht zu kurz bemessener Spielzeit geht das Konzert dann viel zu früh zu Ende.

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Aber POWERWOLF wären natürlich nicht POWERWOLF ohne umfangreiche Zugabe. Los geht’s mit dem Dauerbrenner „Sanctified With Dynamite“ (Wieso gab es hier keinen KISSIN‘ DYNAMITE-Witz?). Da wir uns vorhin schon ausgiebig mit dem männlichen primären Geschlechtsmerkmal beschäftigt haben, darf nun natürlich nicht das Gewürzsäckchen vergessen werden und so zelebriert man „Coleus Sanctus“. Wie man allerdings als Mann gleichzeitig Attilas Aufforderung sein Gemächt zu berühren folgen und dabei noch mitklatschen soll, dass hätte ich gerne mal von Herrn Dorn vorgemacht. Da es sich um das letzte Konzert der Tour handelt, gibt es natürlich auch noch die obligatorische Danksagung an alle Beteiligten und das mindestens genauso obligatorische Wettpublikumanimieren zwischen Attila Dorn und Falk Maria Schlegel, das ganz schön ausgereizt wird. Und der Frontkeyboarder darf dieses Mal sogar ans Mikro. Und findet’s geil. Wenn da mal nicht ein neuer Sänger geboren wurde… Im Anschluss haut man mit „Wherewolves Of Armenia“ nochmal einen richtig geilen Song raus, bevor das Konzert mit dem ruhigen „Wolves Against The World“ endgültig ausklingt. Und das ist schade, denn eigentlich vermisst man noch so einige Songs. POWERWOLF haben mittlerweile einen so umfangreichen Backkatalog, dass es unmöglich ist, auch nur die größten Hits unterzubringen. Und das neue Album will ja auch beworben werden. Wie auch immer – POWERWOLF haben die Saarlandhalle zum Beben gebracht. Im Publikum war eine Stimmung wie selten. Da wurde jedes Lied mitgesungen, jedes noch so bescheuerte Mitsingspielchen freudig mitgemacht, den Flammen getrotzt, gesprungen, die Haare geschüttelt und auch mal spontan niedergekniet. Und das, das hat die Band voll und ganz verdient. Wie immer waren die Jungs einfach nur großartig. Auf noch viele, viele weitere POWERWOLF-Konzerte! (Anne)

Setlist POWERWOLF:
Lupus Daemonis
Fire And Forgive
Army Of The Night
Incense & Iron
Amen & Attack
Let There Be Night
Demons Are A Girl’s Best Friend
Killers With The Cross
Armata Strigoi
Blessed & Possessed
Where The Wild Wolves Have Gone
Resurrection By Erection
Stoßgebet
All We Need Is Blood
We Drink Your Blood
Lupus Dei
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Agnus Dei
Sanctified With Dynamite
Coleus Sanctus
Werewolves Of Armenia
Wolves Against The World

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