Michael Schenker Fest + Absolva (02.11.2018, Karlsruhe)

live 20181102 MSF 00Wenn mir jemand vor sechs Jahren in Mannheim gesagt hätte, dass Michael Schenker eines Tages mit mehreren Sängern aus seiner Karriere auf Tour gehen würde, hätte ich ihn glatt ausgelacht. Beim damaligen Gig sah er für mich weder fit noch freundlich genug dazu aus. Das hat sich nun offensichtlich geändert, und mit der “Resurrection”-Tour wurde ein wirklich wahnwitziges Paket geschnürt, mehr MSG geht nicht!

 

 

 

 

 

 

 

ABSOLVA

Bevor die Gitarrenlegende die Bretter betritt, dürfen die vier Engländer ABSOLVA ran. Bereits vor der Halle wurde mir davon berichtet, wie gut dieses Quartett ist und dem lässt sich nicht widersprechen. Es ist tatsächlich das erste Mal, dass ich von den Engländern etwas höre, und das was ich höre gefällt mir auf Anhieb. Die Songs sind griffig, gehen gut ins Ohr, und ABSOLVA schaffen es die gut gefüllte Festhalle ordentlich aufzuheizen. Das Publikum geht mit und alle Beteiligten haben sichtlich Spaß.

Auffällig ist auch, dass Sound und Licht für ABSOLVA keineswegs beschnitten wirken. So kann sich Sänger Chris Appleton sehr gut in Szene setzen, wenn er zu einem seiner coolen Soli ausholt. Seine schwarze SG macht sich dazu sehr gut, auch wenn man die Gitarre eher mit Angus Young verbindet und seltener im “Melodic Metal”-Bereich antrifft. Immer wieder interagiert er gekonnt mit der Menge und schafft es so Sympathiepunkte einzufahren. Ich habe selten eine derart gute Vorband erlebt.

Zum Abschied kündigen sich die vier Herren für den Merch-Stand an, wo sie einmal mehr mit den Fans auf Tuchfühlung gehen. Autogramme werden geschrieben, Fotos werden gemacht, und die ein oder andere CD geht über die Ladentheke. Gerne mehr davon, auf jeden Fall eine sehr interessante Band, mit der man sich näher beschäftigen sollte.

 

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MICHAEL SCHENKER FEST

Nach einer kurzen Umbaupause ist es soweit, das Licht wird runtergefahren und Michael Schenker betritt die Bühne. Schon beim ersten Blick auf den Gitarristen wird klar, dass sich im Vergleich zu 2013 einiges in seinem Leben getan hat. Zunächst einmal grinst er ordentlich und sieht darüber hinaus körperlich richtig fit aus. Bei seinem letzten Gig, dem ich beiwohnte, scheute er Blicke ins Publikum und spielte fast das gesamte Konzert über in gebückter Haltung. Ganz anders an diesem Abend, bei ziemlich jedem Song interagiert er mit dem Publikum und dem jeweiligen Sänger.

Begonnen wird das Konzert mit einer kurzen Begrüßung des Saitenhexers, das Ende der Begrüßung wird von seinem Ego ein wenig überschattet. Der erste Schlag gegen seinen Bruder und die weltweit bekannten SCORPIONS. “I was never credited for it.”, dieser Spruch wird an diesem Abend noch mehrmals fallen und sich nicht nur mir in die Hirnrinde einbrennen. So beginnt er das Set mit dem von ihm gesungenen “Holiday”, ein wirklich großartiger Auftakt.

Anschließend folgt der nächste Donnerschlag, für “Doctor Doctor” kommen alle Gastsänger des Abends auf die Bühne. Was andere als Zugabe präsentieren würden, lässt das Publikum hier bereits früh im Set jegliche Skepsis verlieren. Die Interaktion der Sänger Graham Bonnet, Robin McAuley, Doogie White und Gary Barden ist außergewöhnlich. Als ich zum ersten Mal von diesem Projekt erfahren habe, konnte ich mir einfach nicht vorstellen, dass ein solches Unterfangen funktionieren könnte. Was habe ich mich hier getäuscht! Auch Bassist Chris Glen, Schlagzeuger Ted McKenn und Rhythmusgitarrist (und Keyboarder) Steve Mann fügen sich perfekt ins Bandgefüge ein. So entsteht genau das, was sich jeder an diesem Abend erhofft haben dürfte: Eine fast perfekte Reinkarnation der jeweiligen MSG-Besetzung.

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Neben den Eigenkompositionen des gemeinsamen Albums “Resurrection” ist das Set in vier Teile aufgesplittet. Beim ersten kommen die Songs der Doogie White-Phase zum Zuge, anschließend darf Graham Bonnet ran, gefolgt von Gary Barden und zum Abschluss Robin Mc Auley. Zu den Set-Übergängen werden immer wieder Songs der gemeinsamen MICHAEL SCHENKER FEST-Platte eingestreut. Die Setlist ist dabei wirklich großartig zusammengestellt, auch wenn ich persönlich “Gimme Your Love” vermisst habe, werden eigentlich alle großen Hits gespielt. Auch Songs aus der zweiten Reihe kommen zum Zuge, was einige Fans begeistert aufschreien lässt. Neben den MSG-Stücken gibt es zwischen den Set-Teilen auch SCORPIONS-Nummern (“Coast To Cast”) und zum Abschluss einen größeren U.F.O.-Teil, der großartig ankommt.

Gesanglich macht jeder Sänger einen großartigen Job, wobei Graham Bonnet leider etwas leise abgemischt wirkt. Mir persönlich gefällt Robin McAuley mit seinen sehr hohen Achtziger-Jahre- Stimmlage am besten. Die Eigenkompositionen von “Resurrection” kommen live deutlich druckvoller rüber und zeigen, wie gut dieses Projekt funktioniert. Die Stimmung kennt das gesamte Set über keine Grenzen im Publikum. Auch wenn mir nicht alle Songs bekannt sind, versteht es die Band die Setlist möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Bei den großen Hits wie “Into The Arena”, “Attack Of The Mad Axeman” oder “Armed and Ready” wird lauthals mitgesungen. Gänsehaut pur. Dabei hat die gesamte Band durchgängig ein breites Grinsen aufgesetzt. Nach mehr als zwei Stunden und der Zugabe “Lights Out” dürfte hier kein Zuschauer unzufrieden die Festhalle verlassen haben.

Dennoch bleibt ein etwas bitterer Beigeschmack, dass in fast jeder Ansage von Michael Schenker sein Bruder Rudolf Schenker die volle Breitseite abbekommt. Der Höhepunkt dieser Ansagen zielt sogar darauf, dass Rudolf letzten Endes alles von Michael kopiert hätte und seine gesamte Karriere nur ihm zu verdanken hätte. Woher diese plötzliche Verbitterung rührt oder was der erneute Auslöser dafür ist, bleibt ein Rätsel. Ein paar Jahre war es schließlich ruhig geworden um die Sticheleien. Auch die Ansagen in Englisch sind mir noch immer ein Gräuel. Letzten Endes ist das aber auch nur ein kleiner Minuspunkt für diesen ansonsten rundum gelungenen Abend. Ich selbst würde sein Verhalten da fast schon als unprofessionell bezeichnen, aber nun gut, es soll jeder tun und lassen, was er für richtig hält.

Ich hätte im Leben nicht mehr mit einem solch umfangreichen Konzert von Michael Schenker gerechnet. Mit fast zweieinhalb Stunden Programm ist das MICHAEL SCHENKER FEST genau das, was sein Name verspricht. Ein Fest! (Pascal)

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Setlist MICHAEL SCHENKER FEST:

Holiday (Scorpions)
Doctor Doctor (U.F.O.)
Vigilante Man (Temple of Rock)
Lord of the Lost and Lonely (Temple of Rock)
Take Me to the Church (Michael Schenker Fest)
Before the Devil Knows You're Dead
Natural Thing (U.F.O.)
Captain Nemo (MSG)
Dancer (MSG)
Searching for a Reason (MSG)
Desert Song (MSG)
Night Moods (Michael Schenker Fest)
Assault Attack (MSG)
Coast to Coast (Scorpions)
Are You Ready to Rock (MSG)
Attack of the Mad Axeman (MSG)
Rock My Nights Away (MSG)
Messin' Around (Michael Schenker Fest)
Armed and Ready (MSG)
Warrior (Michael Schenker Fest)
Into the Arena (MSG)
Bad Boys (McAuleySchenker Group)
Shoot Shoot (U.F.O.)
Heart and Soul (Fest)
Only You Can Rock Me (U.F.O.)
Too Hot to Handle (U.F.O.)
Rock Bottom (U.F.O.)
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Lights Out (U.F.O.)

(Fotos: Pascal)

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