bonfire tourplakatAuch wenn die Geschäfte für BONFIRE derzeit gut laufen, das aktuelle Album „Temple Of Lies“ es bis auf Platz 29 der deutschen Charts geschafft hat, so muss man dennoch sehen, dass die ganz großen Zeiten vorbei sind. Wenn man die Hallen sieht, die die Ingolstädter auf ihrer „Point Blank“-Tour gespielt haben, fallen die auf der laufenden Tour deutlich kleiner aus. Man muss ihnen aber zu Gute halten, dass es nach dem Ausstieg von Claus Lessmann musikalisch wieder nach oben geht, während viele das als Ende der Band wähnten. Mit verjüngtem Line-Up um Alexx Stahl hat man innerhalb eines Jahres zwei starke Scheiben vorgelegt, die jüngste gilt es nun live zu präsentieren. Die ACH-Eventhalle in Zweibrücken ist nicht gerade ein geläufiger Club, trotzdem war er NECKBREAKER einen Abstecher wert, als die Hard Rockurgesteine mit GREY ATTACK als Vorband auf der Bühne standen.

Als wir dort oben am ehemaligen Flughafengelände ankamen, hatte der Support schon begonnen, doch irgendwie schienen sie für sich selbst zu musizieren, der Abstand zwischen der Bühne und den spärlich gesäten Zuschauern war doch nicht zu übersehen. Wo man normalerweise erschrecken sollte, ist das für jemanden, der in der Gegend aufgewachsen ist nichts Neues. Und zwar weder diese Scheu vor den vorderen Reihen noch der geringe Zuspruch, der aus mangelnder lokaler Werbung resultierte. Was in der biederen alten Lagerhalle sofort auffiel, war das Oberlicht über der Bühne, das für Photographen eine echte Herausforderung darstellt, weil es draußen noch nicht dunkel war.

Das Objekt der Linse hatte zumindest einen teilweise passenden Namen, denn die Herren stellten sich als graue Panther heraus. Auch wenn sie ihre ersten musikalischen Gehversuche wohl zu der selben Zeit wie der Hauptact absolvierten, haben es die Vier nur auf bislang zwei Studioalben gebracht. Bekannt kamen mir die Musiker nicht vor, und aufgrund schräger Pseudonyme kann man nur schwerlich ihre Vergangenheit unter die Lupe nehmen. Beim Blick durch die Halle zeigte sich aber, dass die Zuschauer alterstechnisch in einem ähnlichen Bereich lagen. Dabei fiel ihr Hard Rock ein bisschen moderner aus als der ihrer Tourpartner.

Was allerdings nicht soweit ging, jemanden zu verschrecken, man blieb immer noch im angestammten Terrain. Das Material, welches wie „Leave Me Alone“ oder „Another Love Has Gone“ größtenteils vom neuen Longplayer „Grains Of Sand“ stammte, zeigte sich wie ein Versuch die Vorgaben ein wenig weiter zu entwickeln. Leider blieb dabei etwas die Zugänglichkeit auf der Strecke, denn eine gewisse Schwere haftete den Songs an, die nicht so den Weg in die Ohren der Anwesenden fanden. Der Zuspruch ließ zu wünschen übrig, ein Umstand, mit dem sich später auch der Headliner auseinandersetzen musste.

Am Engagement der Herren lag es nicht unbedingt, auch wenn die vielen Posen, in die sie sich warfen etwas steif wirkten. An Erfahrung dürfte es nicht gemangelt haben, denn sie beherrschten ihre Instrumente und wussten durchaus mit ihrem Stageacting zu gefallen. Während Frontmann Gray Charlez sehr auf sein Spiel bedacht war, suchten seine beiden Nebenleute Frank LeGov und Wulff Maahn den Kontakt zu den verstreuten Zuschauern und wechselten, trotz der engen Bühne oft ihre Positionen. Auch optisch waren GREY ATTACK auf Rockstar gebürstet, doch selbst hier machte sich eine gewisse Zurückhaltung im Gegensatz zu BONFIRE bemerkbar.

Diese schien vor allem bei der Ballade „Since I´ve Been Gone“ durch, die nicht zünden wollte und so vor sich hin plätscherte. Ja, ein bisschen mehr Frische hätte da gut getan, stattdessen war das doch ein wenig zu routiniert und eingeprobt, der Vergleich der grauen Panther zu Beginn hinkte nicht. Natürlich ließ es sich nur schwer aus sich heraus gehen, wenn die sich Resonanz auf Höflichkeitsapplaus beschränkt und die Leute am Rand der Halle klebten.
Einzig „Don´t Need Nobody“ rockte und rollte schön lässig und ließ den ein oder anderen Fuß mitwippen, der Titel fiel etwas aus dem Rahmen. So konnte am Ende „Over The Rainbow“ vom Debüt etwas mehr Power rüber bringen und wurde dementsprechend auch lauter beklatscht. Es ist im Nachhinein schwer zu beurteilen, ob die in allen Belangen angezogene Handbremse den Umständen oder dem Auftreten geschuldet war.

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Die Sonne war untergegangen, das Licht abgedunkelt, aber die Backline stand immer noch, das Schlagzeug komplett dahinter drapiert, als der Hauptact auf die Bühne kletterte. Die meisten kamen jetzt erst von der Zigarette oder dem Luft schnappen zurück, doch die erste Reihe war immer noch verwaist, ein zustand, denn so erfahrene Haudegen ändern wollten, aber daran echt lange zu kämpfen hatten. Dabei stimmte der Einsatz von der ersten Minute an, den Fünf kann man am allerwenigsten vorwerfen. Direkt mit dem eröffnenden Titelsong der neuen Scheibe ging es los, und sie gebärdeten sich als würden sie inmitten einer Arena stehen.

Der Song gehört zwar nicht zu den stärksten des aktuellen Outputs, aber er hatte ordentlich Dampf dahinter, die DoubleBass tat ihr Übriges. Doch es sollte einer der Hits ihres ewigen Topalbums „Fire Works“ sein, das im Anschluss wenigstens ein bisschen so etwas wie Reaktionen beim Publikum hervor rief. BONFIRE gaben umso mehr Gas, man muss einfach anerkennen, dass da mehr kam, als für die paar Anwesenden das Programm runter zu nudeln, immerhin ist Bandgründer Hans Ziller anders gewohnt. Die Spiellaune war allen Akteuren anzusehen, und übertrug sich allmählich auf die Zuschauer, die dann gleich mit einem Stück des Debüts verwöhnt wurden.

Mittelpunkt der Show war natürlich der sehr agile Sänger Alexx Stahl, mit dem man einen echten Glücksgriff gemacht hat, denn eigentlich war er nur als Übergangslösung gedacht. Er beherrschte die gesamte Klaviatur der Rockstarposen, ob mit oder ohne Mikroständer, dazu kam eine exaltierte Gestik, mit der er die Melodien untermalte. Gesanglich war er ebenso absolut auf der Höhe, was man nur von seinen Ansagen nicht behaupten konnte, denn die Witze waren eher flach.
Mit sonst nichts als einer Brokatweste als Oberbekleidung war er auch optisch voll auf Achtziger-Rockstar getrimmt, was mir ja bekanntlicherweise gefällt. Auch der Rest übte sich in cooler Optik, Ziller trug seine eigenen Patches neben viel Nieten auf, dazu permanent eine Sonnenbrille, während sein Axtpartner Frank Pané ebenfalls auf die kurze Weste setzte. Am linken Bühnenrand schlurfte Bassist Ronnie Parkes wie der Rest in schwarz gehüllt und Kopfsocke lässig daher.

Jener Leadgitarrist Pané war es auch, der sich neben Stahl am aktivsten präsentierte. Bei jedem Solo kam er nach vorne an den Rand der Bühne, den ihm sein Frontmann überließ und bewies seine Fingerfertigkeiten und poste dabei auch in allen erdenklichen Lagen. Gerade bei den neueren Stücken kam der Mastermind zu ihm nach vorne und sorgte mit doppelten Leads für ein paar THIN LIZZY-Momente, wobei sie durchaus Klasse in der Disziplin bewiesen. Auch die mehrstimmigen Shouts ihrer Hymnen saßen sehr gut, bei denen die gesamte Saitenfraktion ihren Frontmann unterstützte, das neue Line-Up erwies sich als sehr eingespielt.

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Indes hatte man das größte Talent ganz hinten versteckt, denn mit seinen 24 Lenzen könnte Tim Breideband locker der Sohn des Urgesteins sein. Als ob man ihn nicht genug beachten würde, machte er hinter seiner Schießbude auf sich aufmerksam, die irgendwo zwischen der Backline geparkt war. Da wirbelten die Sticks nur so, die knalligen Arrangements trieben die Songs mächtig voran, oft stand er dabei auch auf und feuerte das Publikum an. Wenn er dann nur den Takt zu halten hatte, nutzte er die Wand direkt hinter dem Backdrop aus und lehnte sich gemütlich zurück, wobei er immer noch einen ordentlichen Punch hatte.

Dabei hätte sich der Junge nicht so zu strecken brauchen, denn im Gesamtsound war er sehr präsent, was der Lokalität geschuldet war. Dennoch konnte man klanglich nicht meckern, ein schöner krachender, roher Clubsound war genau das Richtige. Solche Gigs in den ganz kleinen Clubs haben schon ihren Charme und erinnern den Verfasser dieser Zeilen neben vielen Liedern an seine Jugendzeit.
Und von jenen Songs gab es an dem Abend reichlich, alleine von ihrem Refrerenzwerk spendierten die Fünf sechs Stück und vom Debüt noch einmal drei. Dazu kamen ein paar vom neuen Album und je einen von den beiden Vorgängern, während die Zeit dazwischen ziemlich verwaist blieb. Gut, wenn man die neben „Hide Your Heart“ obskurste KISS/Desmond Child-Kollaboration zu „Point Blank“, in dessen Sessions BONFIRE den Track eingespielt hatten dazu zählt, gab es davon wenigstens zwei.

Mit solchen Gassenhauern im Gepäck und der amtlichen Leistung auf den Brettern, gelang es ihnen den Abstand immer mehr zu verkürzen, auch wenn Stahl immer mal wieder bitten musste, näher zu treten. Besonders bei den Hits am Ende des Sets kam Stimmung auf und viele sangen lautstark mit, so dass doch noch gemeinsam gerockt werden konnte. Doch auch in den ruhigen Momenten konnte die Truppe überzeugen und packten die Klampfen aus.
Mit der ersten Zugabe haben sie immer noch eine der stärksten Kompositionen der deutschen Rockgeschichte am Start, die für einen Gänsehautmoment sorgte. In der Form ist mit den Ingolstädtern noch lange zu rechnen, der Zug ist noch lange nicht an der Endstation angekommen. Und vielleicht kommt auch die Kunde des Auftritts beim nächsten Konzert besser unters Volk, dieses hätte viel mehr Zuspruch verdient gehabt. (Pfälzer)

Setlist BONFIRE:
Temple Of Lies
Never Mind
Don´t Touch The Light
Stand Or Fall
Under Blue Skies
Praying 4 A Miracle
Give It A Try
Sword And Stone
American Nights
Can´t Break Away
Tony´s Roulette
Crazy Over You
SDI
Sweet Obsession
Ready 4 Reaction
-------------------------------
You Make Me Feel
Champion

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