Dong Open Air 2014 (17.-19.07., Neukirchen-Vluyn) - Donnerstag, 17.07.2014

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Donnerstag, 17.07.2014

Eigentlich habe ich gar keine Lust, vor die Bühne zu gehen. Im Schatten ist es gerade so schön erträglich und meine ersten 2 Liter hab‘ ich auch schon weggepumpt. Aber was soll’s, wir sind ja nicht zum Spaß hier, nich?


DYSTOPERA
Die Düsseldorfer sind die Gewinner des diesjährigen UnBaCo-Contestes und haben damit die Ehre, das Festival zu eröffnen. Die Band rockt schön locker und leicht und hat damit das Publikum schnell auf seiner Seite. Bemerkenswert ist Sängerin Lisa, die so aussieht, als sei sie erst 14 und doch mit großer Stimme rockt. Von der Stimme her erinnert sie mich etwas an Jennie Kloos von CHEENO, hat jedoch eine etwas rockigere Färbung. Das Publikum, das recht zahlreich erschienen ist, läßt sich leicht mitreißen; bei der ersten Band des Festivals sind ja auch noch alle Kräfte zahlreich vorhanden. Auch Kinder gibt es im Publikum, die mit den Erwachsenen Pogo machen wollen, und die machen dann auch mit. Pogo mit Kleinkindern hat man auch nicht jeden Tag. Die Band gefällt dem Publikum gar so gut, daß auch eine Zugabe gefordert wird, die für die erste Band des Tages aber nicht drin ist.


TEXAS IN JULY
Die Amerikaner TEXAS IN JULY bilden dazu einen krassen Gegensatz. Jetzt steht gelebter Hass auf der Bühne. Die Show des Vierers bietet jede Menge Action und eine äußerst intensive Show. Insbesondere Sänger J.T. Cavey und Bassist Ben Witkowski geben einfach alles, eine tolle Leistung der Band bei dieser Hitze. Im Graben vor der Bühne ist es einfach nur abartig schwül-heiß, sobald man den Graben betritt, läuft der Schweiß auch schon den Rücken runter (lecker). Und auf der Bühne war es bestimmt noch „angenehmer“. Vielleicht liegt es auch daran, daß die Band ihren Auftritt fast 10 Minuten vor Ende der ihnen zustehenden Spielzeit beendet. Am Publikumszuspruch kann es nicht gelegen haben, das geht gut mit und bangt fleißig zu Songs wie „Bed Of Nails“. TEXAS IN JULY sind jetzt nicht gerade das, was ich präferiert höre, aber sie liefern auf jeden Fall eine coole, energiegeladene Show ab.


PARAGON
Die Hamburger PARAGON fangen mit ihrem Auftritt schon rund 5 Minuten vor der geplanten Zeit an, was etwas verwirrend ist. Aber auf dem Dong sind die Wege ja kurz, so daß keiner allzu viel verpaßt haben dürfte. Die Band gibt von Anfang an alles, post, als gäbe es kein Morgen und kann damit, vor allem in Anbetracht der Hitze, sehr viele Zuschauer vor die Bühne locken. Die feiern die Band ordentlich ab, schon bei den ersten Songs gibt es die ersten Crowdsurfer, und die Stimmung im Zelt ist hervorragend. Einzig die sehr ruhige Ballade „Across The Wastelands“ drückt etwas die Stimmung und paßt nicht so richtig in die Setlist. Ansonsten macht der Auftritt des Fünfers aber richtig viel Spaß, auch wenn die Band seltsame Vorstellungen von den Vorlieben des Publikums hat „Ja, das gefällt euch, schwitzende Männer auf der Bühne! Merkt ihr eigentlich, daß ihr pervers seid?“ Ehm, nee, is mir noch gar nicht aufgefallen. Egal. Sänger Andreas Babuschkin wirkt sowieso mit seinen Westernfilm-“Hände hoch!”-Ansagen äußerst unterhaltsam. PARAGON waren eine der Bands, auf die ich mich am meisten gefreut habe, denn nachdem ich die Band aus den Augen verloren hatte, gefiel mir ihr aktuelles Album „Force Of Destruction“ wieder richtig gut. Und ich wurde nicht enttäuscht, wenn auch viele Aktivitäten seitens des Publikums der Hitze zum Opfer fielen.

Setlist PARAGON:
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Tornado          
Law Of The Blade      
Palace Of Sin          
Across The Wastelands  
Screenslaves           
Impaler

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SCARAB
SCARAB sind wohl die einzige Band des Festivals, der die Hitze nichts ausmacht, kommen sie doch aus dem noch viel heißeren Ägypten. Wie ACYL letztes Jahr machen sie schon optisch Hoffnung auf eine Abwechslung und sie enttäuschen dabei nicht. Zwar spielt die Band mehr oder weniger reinen Melodic Death und hat wenig bis keine folkigen Anleihen, an Auftreten, Songtiteln und Texten merkt man jedoch, wo die Band herkommt. Damit sind sie die erste positive Überraschung des noch jungen Festivals. Der Sechser macht ordentlich Stimmung und kann die Zuschauer problemlos mitreißen. Doch erst gegen Ende gibt es Songs vom demnächst erscheinenden Album „Serpents Of The Nile“, dessen Songs dann doch leicht orientalisch angehaucht sind. Das gut gefüllte Zelt feiert die Band, die erst zum zweiten Mal überhaupt in Deutschland spielt, ordentlich ab, und zum letzten Song, „Days Of A Burial Mask“ gibt es dann endlich den gewünschten Circle Pit. Das stolze Zeigen der ägyptischen Flagge darf dabei genauso wenig fehlen wie die CDs, die zum Abschied unters Volk geworfen werden. Die Ägypter packen natürlich die Gelegenheit beim Schopfe und verbringen alle drei Tage auf dem Festival, wo sie mit den Fans das ein oder andere interessante Gespräch führen.

Setlist SCARAB:
Valley Of The Sandwalkers            
Blinding The Masses               
Ankh                       
Devourer Of The Unjustified Souls       
Visions Of A Blood River            
Serpents Of The Nile            
Days Of A Burial Mask          

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MOTORJESUS
MOTORJUPP, pardon, MOTORJESUS kann man mittlerweile wohl nach SKYCLAD als die zweite Hausband des Dong Open Airs bezeichnen. Bereits zweimal haben die Mönchengladbacher den Berg gerockt und auch heute kann man sich auf eine ordentliche Portion Hard Rock gefasst machen. Wie Sänger Chris Birx erzählt, ist die Band froh, endlich wieder auf der Bühne stehen zu können, denn im letzten Jahr mußten ja viele Konzerte abgesagt werden, da der Sänger sich einer Herz-OP unterziehen mußte (was ihn aber nicht davon abhielt, dem Dong zumindest an einem Tag eine Stipvisite abzuhalten). Jetzt geht es dem Mann zum Glück wieder besser, und nicht nur deshalb hat er dem Dongpublikum eine Tüte leckeres, pisswarmes Bier (gereift in 20 Stunden Autolagerung) mitgebracht. Alte Traditionen muß man ja aufrecht erhalten. Angeblich hat ihm das ja sein Ziehvater Tom Angelripper so beigebracht. Und wer einen Ziehvater hat, der braucht auch eine Ziehmutter, und dazu wird heute spontan Chris Boltendahl gemacht. Doch Chris Birx hat mitnichten vor, über den GRAVE DIGGER-Fronter abzulästern und deshalb wird einfach mal spontan „Rebellion (The Clans Are Marching)“ angestimmt. Warum die Band einen lebensgroßen Aufsteller von Cindy aus Marzahn auf der Bühne stehen hat, weiß sie wohl selber nicht genau, aber der Sänger hat schon tolle Ideen, wie man ihn nutzen könnte: „Zwei davon rechts und links, die dann brennen!“ Doch der Mann hat noch viel dringlichere Probleme als die olle rosa Cindy… nach stundenlangem Fummeln im Schritt folgt das Bekenntnis: „Scheiße, meine Hose is im Arsch. War ja klar, daß das auf dem Dong passiert“. Verständlich die große Angst davor, dass gleich das komplette Publikum die Birx’schen Kronjuwelen zu sehen bekommt. Neben jeder Menge Dummgelaber und warmer Plörre gibt es aber natürlich viele Songs der Band, darunter auch einige vom neuen Album „Electric Revelation“. Außerdem werden mal noch einige Cover, wie „TNT“ oder „Rock Me Like A Hurricane“ kurz angespielt oder immer wieder „Rebellion (The Clans Are Marching)“ angestimmt. Sonderlich um Publikumsaufmerksamkeit bemühen muß die Band sich nicht, die Zuschauer fressen ihr ohnehin aus der Hand und die Securities im Graben haben ordentlich zu tun. Bei so vielen Crowdsurfern wie bei MOTORJESUS artet das schon fast in Streß aus. Die Band selber konnte wie immer begeistern und hat mal wieder so richtig Spaß gemacht.

Setlist MOTORJESUS:
Motor Discipline           
West Of Hell              
Trouble in Motor City          
Speed Of The Beast           
Fist The Dragon           
King Of The Dead End Road      
Back In The Action Car     
The Run               
The Howling               
A New War              

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IWRESTLEDABEARONCE
Ich weiß von einigen meiner Freunde, die gerne mal etwas seltsame Musik hören, dass sie die Amerikaner IWRESTELDABEARONCE mögen. Ich hatte da irgendwann mal reingehört und entschieden, dass das nicht so mein Ding ist. Ganz unvorbereitet bin ich also nicht, trotzdem denke ich mir während des Auftritts mehrmals: What the fuck is this??? Beeindruckend ist auf jeden Fall, wie spielend leicht Sängerin Courtney LaPlante zwischen Growls und cleanem Gesang hin und her wechselt und wie schnell diese Wechsel erfolgen. Die Musik selber ist das totale Chaos, das muß man wohl schon mögen. Einige Fans haben Gemüse mitgebracht, vor allem Lauch, das sie auch auf die Bühne werfen, was den positiven Nebeneffekt hat, daß es mal nicht nach Bierfurz, sondern nach Lauch riecht. Auch Courtney bemerkt das („You guys smell great!“). Außerdem scheint sich die Dame außerordentlich am Namen des Festivals zu ergötzen, immer wieder macht sie ihre Witze. Und will am Ende gar einen echten Dong sehen. Ob sie es geschafft hat, weiß ich nicht, ich konnte es leider (?) nicht sehen. Aber, wohl zwecks Gleichberechtigung, möchte sie auch gerne Titten sehen, bevorzugt die einer Frau und auch das scheint zu funktionieren. IWRESTELDABEARONCE scheinen viele Fans auf dem Dong zu haben, man sieht doch zahlreiche Leute in sogar teilweise lustigen Shirts der Band herumlaufen. Nichtsdestotrotz ist mir das hier einfach zu chaotisch, zu unmelodisch und überhaupt einfach zu wirr. Da scheine ich nicht der einzige zu sein, denn die Band spielt das Zelt, das noch bei MOTORJESUS headlinerverdächtig gefüllt war, ordentlich leer. Ich will nicht mal sagen, dass die Band schlecht ist – ich kann da nur einfach gar nichts finden, was mich in irgendeiner Art und Weise anspricht.

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GRAVE DIGGER
Da freut man sich richtig, wenn im Anschluß mit GRAVE DIGGER wieder was melodischeres mit klareren Linien kommt, obwohl die Deutschen jetzt alles andere als meine Lieblingsband sind. Und etwas nervig sind die „Ohoho“-Mitsingspielchen halt schon. Aber was soll’s. Längst nicht so peinlich wie die Drums im Glitzerdesign. Aber nun gut, bei GRAVE DIGGER gibt es so einiges, was ich nicht verstehe. Wie auch immer – nach dem Einstieg mit 2 neuen Songs gibt es erstmal Material aus den 90ern, was auch Cindy aus Marzahn zum Stagediven bringt. Sänger Chris Boltendahl neigt heute zu etwas seltsamen Ansagen, und da wundert es nicht, dass er „Wedding Day“ allen Verheirateten im Zelt widmet. Kurz darauf gesteht der Fronter, dass er auf dem Dong ja quasi ein Heimspiel habe, da er aus Gladbeck komme (das is aber schon noch ein ganz schönes Stück, Herr Boltendahl. Und auf der falschen Rheinseite liegt’s auch.). Da interessiert ihn natürlich, wer denn alles aus Gladbeck anwesend ist, bezichtigt aber prompt einen Zuschauer des Schwindels (“Du nicht. Dich hab‘ ich da noch nie gesehen!“). Richtig seltsam wird es aber erst bei der Ankündigung von “Excalibur”: “Wie macht die Kuh? – Buuuuuuuur!“. Äh, jaja, Chris, in Gladbeck machen die Kühe vielleicht so. Im Rest der Welt nicht. Aber egal. GRAVE DIGGER machen heute Abend außerordentlich Spaß, die Ansagen des Mannes mit der Vorliebe für häßliche Shirts sind äußerst amüsant und die Setlist läßt auch nicht allzuviel zu wünschen übrig. Das Zelt ist zwar gut gefüllt, es gibt aber auch noch große Lücken. Trotzdem ist es abartig heiß in dem Ding und da trifft es sich gut, dass Chris Boltendahl so nett ist und den Fans ein paar von den Wasserflaschen der Band abgibt. Als erste Zugabe gibt es einen Song, den man von der Band noch nicht so oft gehört hat: Das romantische „Yesterday“, das zwar kein BEATLES-Cover ist, bei dem der ein oder andere im Zelt aber trotzdem die BEATLES-Version anstimmt. Chris Boltendahl dreht hier jedoch erst richtig auf und zeigt, wie gut er singen kann, wenn er will. Beim endgültigen Finale, „Heavy Metal Breakdown“, kommt dann auch der Boltendahl’sche Ziehsohn Chris Birx von MOTORJESUS mit auf die Bühne, um den Song gebührend zu zelebrieren. Meine Lieblingsband werden GRAVE DIGGER zwar nicht mehr, aber sie haben den Dongberg heute Abend ordentlich gerockt und richtig gut Stimmung gemacht. Aber jetzt nix wie raus aus dem Saunazelt!

Setlist GRAVE DIGGER:
Return Of The Reaper           
Hell Funeral                  
Killing Time                  
Knights If The Cross               
Grave Desecrator              
Ballad Of A Hangman         
Wedding Day                 
Tattooed Rider              
Hammer Of The Scots          
The Dark Of The Sun               
Season Of The Witch               
Excalibur                   
The Round Table              
Rebellion (The Clans Are Marching)   
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Yesterday                  
Highland Farewell              
Heavy Metal Breakdown          

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