Sweden Rock Festival (04.-07.06.2014, Sölvesborg/SWE) - Mittwoch, 04.06.2014

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MAGNUM (Sweden Stage)
Die britischen Pomprocker legen in den letzten Jahren ein enormes Tempo vor und hauen im Schnitt alle zwei Jahre ein starkes Album heraus. Auch tourtechnisch sind sie viel unterwegs und hier gern gesehene Gäste. Um die derzeitige Stärke zu verdeutlichen, legten Tony Clarkin und seine Mannen direkt mit dem Opener ihres aktuellen Longplayers "Escape From The Shadow Garden" los. Dessen Cover zierte das große Backdrop, ansonsten beschränkten sich die Showelemente auf das Wesentliche, obwohl am Ende ein paar Pyros überraschten.
Der Fünfer weiß auf der einen Seite, was seine Fans von ihm verlangt, auf der anderen Seite nimmt er sich künstlerisch immer noch ernst. Die Hälfte seines Sets bestand aus den letzten drei Veröffentlichungen, unter die vor allem gegen Ende die Klassiker eingestreut wurden. Hier könnte man gerne ein wenig abwechseln, doch aufgrund der vielen neueren Titel blieb auch hier nur Zeit für die unverzichtbaren Standards. Dabei könnte man gerne mal einen anderen Song ihres Referenzwerkes "On A Storyteller´s Night" zum Besten geben.

Doch manchmal kann Routine auch etwas verlässliches sein, denn MAGNUM bringen ihre derzeit grandiose Form auch auf die Bühne und lieferten wieder ein durchweg gelungenes Konzert ab, das erstmals so richtig Stimmung auf das Gelände zauberte. Vor allem Clarkin selbst überraschte mit seiner Vitalität, die arbeitsame Zeit scheint ihn zu beflügeln, er wirkt jünger als noch vor ein paar Jahren. Es kann natürlich sein, dass er da auch mit seinem Bassisten Al Barrow mithalten will, der neben Sänger Bob Catley der Aktivposten auf der Bühne ist.
Der konnte wie immer die Atmosphäre mit seiner Gestik untermalen, war aber nicht so gut bei Stimme wie man es von ihm gewohnt ist. Möglicherweise konnte er bei den doch kühlen Abendtemperaturen nicht seine volle Kraft entfalten, doch angesichts seiner schon 62 Jahre ist er immer noch ein außergewöhnlicher Sänger. Anfangs hakte es auch ein wenig beim Sound, doch wie öfter an dem Wochenende konnte der Mann im Turm schnell die richtigen Knöpfe drehen. So machten sich die schönen atmosphärischen Harmonien auf dem Platz vor der Sweden Stage breit.

Dachte man bis zu der Zugabe an eine allzu standardmäßige Setlist, bei der die üblichen Verdächtigen gezockt werden, so gab es dann doch noch eine Überraschung. Natürlich sind MAGNUM in einer Zwickmühle, denn lassen sie einige Klassiker weg, gibt es auch genug, denen das nicht recht ist. Als dann der Jubel die Fünf wieder zurück auf die Bretter brachte stimmten Catley und Clarkin rein akustisch den Evergreen ihres "Chase The Dragon"-Opus an, der dann gegen Ende in eine elektrifizierte Version über ging.
Schaut sich der Interessierte die Setlist des Saarbrücker Konzertes an, so wird er feststellen, dass diese bis auf jenen grandiosen Track, der später einem Livealbum den Namen geben sollte identisch war. Das ist eine der Dinge, welche das Sweden Rock so besonders machen, dass es hier volle Showcases gibt, die mitunter länger dauern als bei den eigenen Headlinergigs. Mit einem weiteren Song aus eben jenem 82er Longplayer ging nach 90 Minuten ein souveränes Konzert zu Ende.

Setlist MAGNUM:
Live ´Til You Die
Black Skies
Freedom Day
Dance Of The Black Tattoo
Blood Red Laughter
Unwritten Sacrifice
How Far Jerusalem
Les Morts Dansant
Falling For The Big Plan
All Englands Eyes
Vigilante
Kingdom Of Madness
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The Spirit
Sacred Hour

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BLAZE BAILEY VS. PAUL DI´ANNO (4 Sounds Stage)
Ein wenig unken, dass es die Veranstalter nicht schafften IRON MAIDEN zu verpflichten, kann man beim folgenden Act schon. Rein auf die musikalische Qualität und die Show bezogen sind die beiden ehemaligen Frontmänner der Eisernen Jungfrauen kein adäquater Ersatz, doch hier gibt es auch Titel zu hören, die ihre früheren Kollegen heute nicht mehr zum Besten geben. Wo noch weitere Konzerte der beiden stattfinden weiß ich nicht, aber zumindest auf dem Backdrop prangt "Double Trouble Tour". Wer hier die Instrumente bedient, kann ich nicht in Erfahrung bringen, doch vor allem das gelockte Gitarrenduo weiß zu überzeugen. Vor allem, wenn die doppelläufigen Leads kommen, bringen sie eine eigene Note, etwas ursprünglicher, an THIN LIZZY geschult herein. Ganz an die Brillanz der etatmäßigen Axtmänner kommen sie aber nicht heran.

Dabei hatte der gute BLAZE BAILEY natürlich mit seinen Stücken den weitaus schwierigeren Stand, denn sie entstammen einer Phase, in der seine Formation in der Rockszene nicht vorne mitmischten. Doch die Reaktionen zeigen, dass die Fans auch die Nummern nicht vergessen haben. Natürlich fanden sich vor der 4 Sounds Stage so viel Publikum ein, wie den Rest des Festivals über nicht mehr. Vor allem die schnellen Stücke machten Spaß und präsentierten den Sänger sehr agil. Dabei ging er immer wieder auf seine Fans ein, feuerte diese immer wieder an und kam dabei sehr sympathisch rüber. Doch ein wenig wirkte das auch anbiedernd, ein bisschen mehr große Geste könnten die Kompositionen vertragen.

Aber immer noch weit mehr Präsenz als sein Partner, der später die Bühne enterte, oder besser gesagt hinauf kroch. Mit einem Stock bewaffnet kam der Mann nicht weiter als zum Drumriser, von wo aus er sich nach einem Lied entschuldigte. Sein Bein sei völlig kaputt, körperlich ist er unübersehbar ein Wrack, welches sich die gesamte Spielzeit über nicht von seinem Platz erhob. Seine raue Stimme würzt die ebenso veranlagten Songs, welche die Stimmung deutlich hoben. Klar, das sind die ganz alten Klassiker, welche seine ehemalige Band groß gemacht haben, und die kennt jeder Metaller. Aber für Paule wurden sie zum Fluch, ihm glückte nach seinem Rauswurf nichts mehr Annäherndes und er wird immer noch darauf reduziert. Am Ende kam auch Blaze zurück, so dass die beiden, die letzten zwei Stücke gemeinsam bestritten.

Setlist PAUL DI´ANNO VS. BLAZE BAILEY
Lord Of The Flies
Futureal
Sings Of The Cross
Clansman
Man On The Edge
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Sanctuary
Wrathchild
Remember Tomorrow
Killers
Phantom Of The Opera
Transylvannia
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Running Free
Iron Maiden

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QUEENSRYCHE (Sweden Stage)
Nun durfte man gespannt sein, wie sich die neuformierte Prog Metallegende als Headliner präsentiert. In den letzten zwei Jahren war bei den Jungs aus Seattle ziemlich Feuer unterm Dach, und man verlor weiter vom einstigen Status. Ohne den schwierigen Frontmann Geoff Tate versucht man an die ganz frühen Tage anzuknüpfen und betont das, indem man direkt mit einem Track der Debüt-EP startete. Und hier präsentierte sich Todd La Torre direkt als Dreh - und Angelpunkt der Show, der alles im Griff hatte.
Die Befürchtung, der Mann konzentriere sich zu sehr darauf, die Songs möglichst originalgetreu rüber zu bringen, wurden im Nu zerstreut. Der neue Sänger war viel unterwegs ging bis zu den äußersten Bühnenrändern, animierte die Zuschauer immer wieder und strahlt eine ungemeine Präsenz aus. Stimmlich kam er sehr in die Nähe seines Vorgängers, wusste technisch voll zu überzeugen, wenn gleich Tate ein paar Nuancen mehr Ausdruck rein legen konnte. Doch das liegt auch in der Tatsache bedingt, dass er der Urheber der Titel ist.

Dem früheren CRIMSON GLORY-Mann war keinerlei Unsicherheit anzusehen, mit seinem schwarzen Mantel stolzierte er selbstbewusst auf der Bühne herum. Hier scheint sich wirklich jemand gefunden zu haben, der zu der Truppe passt. Kein Wunder, denn vor QUEENSRYCHE hatte er mit der Instrumentalisten schon ein Nebenprojekt am Start. Das zeigte schon damals, dass die übrigen Mitglieder gerne raus aus dem Korsett, auch die alten Stücke spielen wollten. Nun wirken sie unter La Torre tatsächlich wie befreit.
Als ob eine Last von ihnen gefallen wäre, agierten sie angestachelt vom Hunger ihres neuen Fronters wie gelöst. Michael Wilton schien wieder Spaß an seinem Spiel zu haben, war glänzend aufgelegt und bewegungsfreudig. Sein Partner Parker Lundgren und Bassist Jackson waren ebenfalls spielfreudig und steuerten tolle Backgroundgesänge bei. Dabei traten sie als eine Einheit auf, die klar erkennbar miteinander kommunizierte und sehr kompakt war. Angesichts dieser Leistung fragten sich nicht wenige, wer da noch einen Geoff Tate braucht.

Vor allem die frühen Fans kamen auf ihre Kosten, mit Ausnahme der drei Songs vom aktuellen Album, bedachte man nur die Phase bis "Empire". Vier Nummern von "The Warning", wann gab es das das letzte Mal? Da stand sogar "Operation: Mindcrime" etwas zurück, aber das kam ja in den letzten Jahren auch sehr häufig zum Einsatz. Bei der ganzen Problematik der letzten Jahre kann ich beide Parteien gut verstehen, sowohl Tate mit seinem Bestreben nach stetiger Weiterentwicklung als auch der Rest der Band, die dem Wunsch der Fans nachkommen wollte.
Seien wir ehrlich, oft wirkten die Ambitionen Tates etwas kopflastig, und neue Fans konnten sie damit nicht erreichen. Die Trennung war unvermeidlich und wurde vielleicht zu lange hinaus gezögert. Das sieht man daran, was für einen Sprung die Band nun gemacht hat, und auch, dass beide Lager ein Album veröffentlichten, welches stark zu den Anfängen zurück geht. Mit dem frischen Wind unter den Flügeln brannten QUEENSRYCHE ein Feuerwerk ab, welches von den Fans abgefeiert wurde. Wenn sie dieses Selbstvertrauen in die nächste Produktion mitnehmen, und dabei intuitiv nicht nur ihre Hochzeit kopieren, könnte ihnen das große Alterswerk gelingen, das noch aussteht. Schon jetzt der Gewinner des Festivals.

Setlist QUEENSRYCHE:
Nightrider
Breaking The Silence
Walk In The Shadows
The Whisper
En Force
Spore
Warning
Silent Lucidity
Where Dreams Go To Die
A World Without
The Needle Lies
NM 156
The Lady Wore Black
My Empty Room
Eyes Of The Stranger
Empire
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Queen Of The Reich
Jet City Woman
Take Hold Of The Flame

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