Metalfest Loreley 2013 (20.-22.06.2013, St. Goarshausen) - Samstag, 22.06.

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Ich hetzte mit meiner Frau über den Campingplatz um so schnell wie möglich vor der Bühne zu sein und um SKULLBOOGEY sehen zu können. Ich wimmelte ein paar Kumpels ab um schneller sein zu können, aber vergebens, SKULLBOOGEY waren schon so gut wie fertig. Was ich zu hören bekam, entsprach jedoch meinen Vorstellungen von großartigem Heavy Rock. Der Cock blieb zwar drin, aber die Stimme von Sänger Stefan macht Lust auf mehr. Nach der enttäuschend verlaufenden CD-Verteilung, fasste ich jedoch den Entschluss, die Band zu stalken und mir ihre Alben zu Gemüte zu führen. (Andreas)

 

SKULLBOOGEY
SKULLBOOGEY sind die Gewinner des Radio-Bob-Contests und treten hier etwas außerhalb der Konkurrenz auf. Sie müssen schon kurz nach 11 auf die Bühne, während das „eigentliche“ Festival erst um 12 beginnt. Auch spielt die Band eher Rock als Metal, man hat generell noch nie etwas von ihnen gehört. Also erst mal schlechte Voraussetzungen. Nichtsdestotrotz ist der gemeine Metaller ja neu- und wissbegierig und so finden sich durchaus ein paar Nasen, die sich die Sache mal ansehen wollen. Nach eigenem Bekunden auf der Bühne (womöglich im Überschwang der Gefühle) spielt man Cock Rock, so richtig cockig kommt die Sache aber nicht rüber, dafür wirkt die Band dann doch etwas zu unbeholfen und schüchtern. Schlecht sind sie ja nicht, eigentlich genau das richtige, um morgens locker flockig wach zu werden und sich auf den letzten Festivaltag einzustimmen. Aber das war’s dann auch schon. Besonders herausragend ist das hier nicht. Macht aber auch nix. Die Band hat (hoffentlich) Spaß, die Zuschauer haben Spaß und am Ende gibt’s auch noch ein paar Gratis-CDs. Schön. (Anne)

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KADAVAR
Die Berliner Combo KADAVAR war neu für mich, jedoch hatte ich im Vorfeld Nachforschungen betrieben, die mich neugierig machten. Die Band richtete sich die Bühne ein und wirkte etwas schüchtern. Der Soundcheck ließ mich jedoch aufhorchen. Der Sound dieser Dreiercombo war alles andere als gewöhnlich, nein er war sogar alt, sehr alt. So wie Verstärker und Instrumente. Die Jungs jedoch sind jung und langbärtig und voller Musikalität und Gefühl für Melodien und Soundcollagen der siebziger Jahre.
Sie starten mit dem starken „Black Sun“ in ihre Performance – ja, Performance. Sie machen die schwitzigen Rockshows der siebziger Jahre lebendig. Die Energie die von ihnen ausgeht, ist so stark, dass sich der Platz im Nu mit Interessierten füllt. Die Songs sind länger als die der meisten anderen Bands und der erste Song besteht gefühlt fast nur aus dem Gitarrensolo. Jubel brandet auf und die Band startet ohne mit der Wimper zu zucken in den nächsten Song. „Doomsday Machine“ schwappt in einer großen Klangwelle ins Amphitheater. Der Drummer ist so enthusiastisch hinter seinem Kit, dass es einem den Atem beim Zugucken verschlägt. Sänger „Lupus“ verschlägt es ein paar Mal die Stimme, jedoch fällt es nicht unangenehm auf. Basser „Dragon“ zupft im Original Geezer Butler-Stil an seinem Bass. Das Geheimnis sei der Bart, meinen einige umstehende – womöglich. Der Drummer „Tiger“ bearbeitet derart massive sein Drumkit, das ich befürchte, daß er damit vom Podest fliegt. So eine geile Show habe ich echt schon lange nicht mehr gesehen. Er nimmt Anlauf und haut mit Schwung auf die Toms. Die Hi-Hat schwingt im Takt ausladend hin und her. Ganz im Gegensatz zu Sänger „Lupus“, der wie angewurzelt vor seinem Mikro steht. Naja, er ist ja auch mit seiner Gitarre „angeleint“. Trotzdem erzeugen die drei Musiker zusammen eine organisch klingende Zeitreise. Jedoch im Hier und Jetzt und eigenen Songs in diesem Sound. Einfach großartig! Blöd finde ich, dass sie überhaupt keinen Kontakt zum Publikum suchen und auch Ansagen bleiben den begeistert klatschenden Fans verwehrt. Hat man vor dem letzten Song eine Ankündigung, gar ein Danke gehört? Nein, das war sicher Wunschdenken meinerseits. Schon beeindruckend wie die drei scheinbar gleichmütig ihr Set durchziehen. Eventuell sind sie ja doch von einem Paralleluniversum live zugeschaltet? Unter großem Jubel verlassen sie dann nach gefühlt fünf Minuten auch die Bühne, ohne auf die Zugabe-Ruf zu reagieren. Au-wau-wau war anschließend ein viel gehörter Kommentar. Ob das Verhalten jetzt der Unsicherheit oder dem Zeitplan anzulasten ist, bliebt jetzt leider unbeantwortet. Mir hat das jedenfalls bestens gemundet und ich will die definitiv nochmal sehen. (Andreas)

Setlist KADAVAR:
Black Sun
Doomsday Machine
All Out Thoughts
Eye Of The Storm
Creature Of The Demon
Goddess Of Dawn

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ESSENCE
Nach dieser äußerst kernigen und fleischigen Vorlage von KADAVAR haben die Jungspunde von ESSENCE kein leichtes Spiel bei mir mit ihrem simplen Thrash. Es ist mir ein Rätsel, warum so junge Kerle bei dieser Art Musik wie angewurzelt herumstehen.
Außerdem kommt mir die Essenz der Songs, die die Dänen da oben abliefern, äußerst mager vor. Zwanzigmal schon gehört und schlecht umgesetzt. „New Danish Thrash Kids On The Block“ nennen sich die vier selbstbewusst auf ihrer Facebook-Seite. Von Frische oder gar neu kann hier leider keine Rede sein. Gut, ich will mal nicht zu kritisch sein. Es fetzt ab und an ja doch ganz ordentlich und animiert zum mitwippen. Jedoch machen die umstehenden Leute auch keine großartigen Anstalten sich zur Musik zu bewegen, also kann ich mit meinen Eindruck nicht allzu sehr falsch liegen. Der Gesang ist grässlich und liegt oft daneben. Es ist mir ein Rätsel, wie eine dermaßen schwache Combo auf die Liste kommen konnte. Naja, jeder fängt mal klein an. Der Bassist ist jedenfalls klasse, denn er zaubert ein Solo am Beginn von „Blood Culture“, welches sich gewaschen hatte. Den gesehenen und gehörten Rest hake ich einfach Mal unter „glanzlosester Auftritt des Festivals“ ab. (Andreas)

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KRISIUN
Da lohnt es sich doch glatt, sich für KRISIUN in die lichte erste Reihe zu stellen. Denn Viele hatten ESSENCE nicht gerade begeistert. Die sympathischen Brasilianer waren schon zum Soundcheck auf der Bühne und reagierten auf jeden Jubel aus dem Publikum. Die Brüder sind ein Team, das merkt man bei allem was sie anpacken. Ich finde das beeindruckend. Auch wenn ich dem wilden Klanggewitter nicht immer ganz folgen kann, haben sie für immer einen festen Platz in meinem Herzen. Solange sie wissen, was sie da gerade tun, soll es mir auch recht sein. Der Dreier startet mit rasender Geschwindigkeit in Form von „Kings Of Killing“ in seinen Rundumschlag. Ab und an kann ich in den Dankesreden zwischen den Songs von Sänger Alex auch eine Titelankündigung entdecken. „Combustion Inferno“ folgt also als nächstes. Auch höre ich die Ankündigung zu „The Will To Potency“ heraus. Immer wieder faszinierend wie man zu dritt so ein Inferno veranstalten kann. Ich bin mit den neueren Alben nicht so vertraut, jedoch bekommt man zu den Songs immer irgendwie doch Zugang, denn zwischen all dem Geprügel stecken oft verdammt gute Melodien. Zeit für ein Brutal-Death-Metal-Drum-Solo? Klar, das geht immer! Drummer (Mad-) Max drischt exakt wie eine Maschine auf die Felle ein. Danach erstmal was zum Hüftenschwingen. „Dankeschön Deutschlöönd!“ grunzt Alex ins Mikro und freut sich dabei kaputt. Das Massaker ist dann leider auch nach gut vierzig Minuten mit „Blood Of Lions“ zu Ende. Ein Western-Outro begleitet die Band beim Abbauen. Immer wieder strecken sie den erhoben Daumen ins Publikum. So stelle ich mir eine Band vor, die nur wegen der Fans und sonst niemandem soweit gekommen ist. (Andreas)

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SUICIDAL ANGELS
Das können aber auch die SUICIDAL ANGELS aus dem sonnigen Griechenland behaupten. Wer zu dieser Band nicht mit dem Kopf wackelt, muss tot sein! Die mit griechischen Akzent angereicherten Vocals von Bandgründer Nick sind einfach ultrasympathisch. Die Fans sind jetzt hellwach und das Amphitheater bangt kollektiv zu „Bleeding Holocaust“. Der Sound ist wie auch schon bei KRISIUN einwandfrei. Nick verkündet: „Wir sind SUICIDAL ANGELS!“ und neben mir meint eine junge Dame: „Natürlich seid ihr das, wir kennen euch!“ „Reborn In Violence“ wird kräftig abgefeiert und mitgegrölt. Diesen Zuspruch hätte ich so nicht erwartet. Die Band hat über Jahre an ihrem Stil gefeilt, und kann nun die Früchte ihrer Arbeit ernten. Sie hat vor allem ihren Signature-Sound auf die Bühne gerettet, was gerade bei einem Festival nicht einfach ist. Auch hier gibt’s mitten im Auftritt ein Drum-Solo zu bewundern. Mir gefällt sowas ja und ich wünschte, die Bands würden mehr Gebrauch davon machen. Gerade haben sich SUICIDAL ANGELS mit dem letzten Song „Apokathilosis“ warmgespielt, da ist nach wieder nur gut vierzig Minuten schon wieder Schluß. Die Band nutzt die Gelegenheit um nochmal zum Abschluß kräftig Stimmung zu machen.
Dann herrscht scheinbar kurz Chaos in der Technik, denn zum Umbau ertönt „Gimme All You Lovin’“ von ZZ TOP, das jäh mit einem lauten Rumms endet. Egal, wir gehen jetzt erstmal was essen und bewundern die tolle Aussicht auf die Loreley vom Biergarten aus.. Die nächste Band TRESHOLD ist Annes Baustelle und da hatte sie im Vorfeld auch mehrfach und ausdrücklich drauf hingewiesen. Der Sänger kommt aber auch einfach sympathisch rüber. Von der musikalischen Qualität konnte ich mich im WDR-Livestream vom RockHard-Festival in diesem Jahr selbst überzeugen. Also schnell was essen gehen! (Andreas)

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THRESHOLD
Diese Band gehört zu meinen persönlichen Festivalhighlights. Schon das ganze Wochenende freue ich mich auf THRESHOLD. Aus unerklärlichen Gründen ist die Band jedoch noch immer ziemlich unbekannt und so versammeln sich nicht gerade viele Zuschauer vor der Bühne. Schade. Denn die, die nicht da waren, haben wirklich was verpaßt. Die Briten waren wie immer von Anfang an eine Macht. Die Band ist mal wieder bestens aufgelegt und Sänger Damian Wilson (der sich in den letzten Jahren zu einem formidablen Frontmann entwickelt hat und schon beim Soundcheck mit einem liebe- und kraftvoll intonierten „This is only a soundcheck“ begeistert) rennt schon beim zweiten Song „Don’t Look Down“ durch die Ränge und begrüßt das Publikum per Handschlag. Damian fühlt sich sowieso – wie immer – vom Publikum sehr angezogen und sucht immer wieder die Nähe der Zuschauer, stellt sich zur ersten Reihe und klatscht die Leute ab. Und natürlich läßt er es sich nicht nehmen, sich wieder direkt nach dem Auftritt ins Publikum zu stellen und sich mit den Fans zu unterhalten. Für Damian Wilson ist Fannähe wahrlich kein Fremdwort. Aber auch als Animateur macht er eine gute Figur und verspricht den Leuten „The more you sing, the more the sun will shine!“. Und – es funktioniert. Je länger der Auftritt der Briten dauert, desto schöner wird das Wetter. Da kann sich Hannes „G. Laber“ Holzmann von J.B.O., der gedroht hatte, daß die Eisbären sterben, wenn man nicht mitsingt, noch eine Scheibe abschneiden. Die Setlist besteht bis auf „Mission Profile“ ausschließlich aus Songs der letzten beiden Alben. Das macht aber nichts, denn die haben durchweg gute Songs zu bieten. THRESHOLD beweisen, daß man auch mit einem zehnminütigem Song wie „The Rubicon“ auf einem Festival punkten kann und beim Abschluß mit „Slipstream“ singen dann so ziemlich alle Anwesenden mit. Dieser Auftritt war einfach großartig und es ist schade, daß die Band keine längere Spielzeit hatte. Musikalisch fallen sie zwar zwischen den anderen Bands des heutigen Tages etwas aus dem Rahmen, aber das macht nichts. Von THRESHOLD kann man nicht genug kriegen. (Anne)

Setlist THRESHOLD:
Mission Profile
Don’t Look Down
Coda
Ashes
Hollow
The Rubicon
Slipstream

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TURISAS
Und noch eine Band, auf die ich mich schon die ganze Zeit freue. Ich liebe TURISAS. Ich liebe Violinist Olli Vänskä, und das spätestens seit er damals im Cotton Club im Kammgarn Kaiserslautern fragte: “Wollen Sie eine Solo, Deutschland?”. Und den äußerst unterhaltsamen Warlord Nygård liebe ich spätestens seit dem kultigen Konzert im Club Schulz in Mainzweiler. Schade finde ich jedoch, daß es seit dem Ausstieg von Netta Skog keinen Akkordeonspieler mehr in der Band gibt, dafür aber einen Keyboarder. Irgendwie nimmt das der Musik etwas den Zauber. Nicht jedoch den Spaß. Geiger Olli Vänskä macht den Co-Anheizer und animiert das Publikum immer wieder zum Mitmachen, wenn er nicht gerade wie ein Derwisch über die Bühne hopst oder irre in die Gegend stiert (ich sach nur: „Da madness…I can see it in your eyes!“). Auch TURISAS punkten schon beim Soundcheck, bei dem „Cookiiiiiieeeees! Cookies good!“ ins Mikro gegrummelt wird. Da TURISAS mehr eine Partyband sind, können sie auch deutlich mehr Zuschauer vor die Bühne ziehen als THRESHOLD; einige kommen sogar wie die Band geschminkt oder in Fell gehüllt. Aprospos Fell: Wann haben die Finnen eigentlich ihre Felle verloren? In neuem Bühnenoutfit präsentieren sie sich und das ist rot und schwarz. Die schönen Fellstiefel sind verschwunden. Naja. Man kann ja nicht alles haben. Dafür gibt es aber mit „Into The Free“ schon einen Ausblick auf das im Herbst erscheinende neue Album. Und der gute Warlord spricht auch ein paar Wahrheiten in seinen vielen Ansagen an. So sagt er, daß die Leute in Deutschland doch großes Glück haben, daß sie immer und überall Bier trinken können, auch in der Öffentlichkeit, ohne daß sich jemand beschwert. Die Deutschen jammern zu viel, immer wird nur gejammert, aber hier und jetzt gibt es Bier in Massen, die Sonne scheint (während in Finnland immer schlechtes Wetter sei), tolle Bands spielen – es gibt keinen Grund zum Jammern! Und Recht hat er. Entsprechend wird auch „One More“ dem Bier gewidmet – wem auch sonst? Doch im Laufe des Auftritts gerät der Gute in ein echtes Dilemma. Denn er schleppt immer sein Bier mit sich herum und läßt das dann irgendwo stehen. So stellt er dann nach „Stand Up And Fight“ – als er seine Biere wieder eingesammelt hat – fest, daß er nun zwei Bier für nur noch einen verbleibenden Song hat. Was tun? „Ex, Ex, Ex!“ schallt es aus dem Publikum und der lustige Warlord ist davon sichtlich angetan… “Those Germans…you have a solution for everything!“. Und leistet unter lautem Jubel Folge. Jetzt gibt es nur noch ein Bier für den einen Song, aber auch der wird auf Wunsch des Publikums geext. Denn: „Ihr seid jetzt selber schuld. Mein Bauch ist dick und voll, ich kann mich nicht mehr bewegen, jetzt müßt ihr singen!“ Was bei „Battle Metal“ nun aber wirklich nicht schwer fällt. Ich muß ja sagen, daß mir die neuen Sachen von TURISAS auf Platte nicht so gut gefallen, aber live ist die Band immer sehr unterhaltsam. Einen großen Anteil daran hat Mathias Nygård mit seinen sympathischen Ansagen. Damit gehören TURISAS zu den Bands, die man sich einfach immer wieder ansehen kann. (Anne)

Setlist TURISAS:
The March Of The Varangian Guard
Take The Day
To Holmgard And Beyond
The Great Escape
One More
Into The Free
Stand Up And Fight
Battle Metal

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KVELERTAK
KVELERTAK sind vor 3 Jahren mit ihrem selbstbetitelten Debüt eingeschlagen wie eine Bombe. Vor einigen Wochen ist nun ihr zweites Album „Meir“ erschienen. Dessen Cover prangt nun auch als Backdrop auf der Bühne und bietet uns Blümchen, Titten und Vogelscheiße. Was braucht man mehr als alter Romantiker? Sänger Erlend Hjelvik erscheint auf der Bühne mit einer ausgestopften Eule (die man schon im Video zu „Bruane Brenn“ bewundern konnte) auf dem Kopf – naja, wer’s tragen kann. Mit der Eule kann man natürlich nicht so wirklich abgehen, deshalb darf die nach dem ersten Song auch wieder runter und dann geht es rund auf der Bühne des Amphitheaters. Die Norweger legen eine energiegeladene Show hin, die sich gewaschen hat. Und sie schaffen es mühelos, diese Energie auch auf das Publikum zu übertragen, das ordentlich mitgeht. Zum abschließenden „Blodtørst“ springt Sänger Erlend gar von der Bühne und singt direkt vor dem Publikum weiter. Ansonsten gibt es eine gesunde Mischung aus den beiden Alben „Kvelertak“ und „Meir“ zu hören und die Band kennt keine Gnade. Hier geht es von der ersten bis zu letzten Minute ab und das macht richtig Spaß. Zwar waren KVELERTAK nicht ganz so gut wie letztes Jahr auf dem Rock Hard Festival, aber ein super Auftritt war es trotzdem. Gerne wieder. (Anne)

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WINTERSUN
WINTERSUN sind eine Macht (und eine weitere Band des heutigen Tages, auf die ich mich richtig gefreut habe). Das demonstriert Drummer Kai Hahto schon beim Soundcheck, dem ein Teil des Schlagzeugs zum Opfer fällt, was seitens des Publikums mit lautem Jubel bedacht wird. So kann man schon vor dem Auftritt der Band Spaß haben. Los geht es mit zwei neuen Songs, die von den Fans ordentlich aufgenommen werden; größer ist die Begeisterung jedoch bei „Winter Madness“ vom Debüt. Mainman Jari Mäenpää verzichtet auf ausschweifende Ansagen, das geht schließlich alles von der Zeit ab. Und die ist für die Musik des Vierers ohnehin knapp bemessen. Leider wagt sich auch kaum einer der Vier mal auf den Steg zu den Zuschauern heraus, nur Jari schafft es ab und zu, diese Grenze zu überschreiten, was etwas schade ist. Showtechnisch hätte da noch deutlich mehr gehen können, aber das ist bei WINTERSUN ja immer so. „Time“, muß ich sagen, klingt live doch besser als auf CD, wo ich mit den neuen Songs nicht so recht warmgeworden bin. Dennoch freue ich mich über den gelungenen Abschluß des Auftritts mit „Beyond The Dark Sun“ und dem genialen „Starchild“. Wobei – jetzt ist man grade richtig drin und könnte locker noch eine Stunde WINTERSUN mitmachen – da ist der Auftritt der Band auch schon zu Ende. Schade. Die Truppe konnte das Amphitheater gut füllen und es herrschte eine super Stimmung – auch ohne Anheizen von Seiten der Band, was zusätzlich für ihre Qualitäten spricht. (Anne)

Setlist WINTERSUN:
Sons Of Winter And Stars
Land Of Snow And Sorrow
Winter Madness
Time
Beyond The Dark Sun
Starchild

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SAXON
Nach all den “neumodischen” Bands wird es jetzt klassisch. Richtig klassisch. SAXON kommen aus England und bringen uns feinsten NWOBHM-Stoff. Als Co-Headliner können sie richtig viel Publikum ziehen. SAXON gehören aber auch zu den Bands, die man einfach mal gesehen haben sollte und das denken sich wohl die meisten, denn das Amphitheater ist richtig proppenvoll. Die Band macht vom ersten Song an Stimmung und Frontmann Biff Byford steht nicht eine Sekunde still, was einen als Fotograf schon mal zur Verzweiflung treiben kann. Vom Steg macht er ausgiebig Gebrauch und sucht damit oft den Kontakt zum Publikum, das ihm aber sowieso aus der Hand frißt. Wie alt SAXON wirklich sind, wird einem bewußt, als Herr Byford über vergangene Konzerte schwadroniert und ankündigt, daß mit „747 (Strangers In The Night)“ nun ein Song gespielt wird, den die Band 1981 zum letzten Mal auf der Loreley gespielt hat. Hölle! Da konnte ich grade mal Köpfchen heben und die Windeln vollmachen… Nichtsdestotrotz ist die Band live eine Macht und wenn die Zuschauer nicht genug Action für einen Herrn Byford bringen, dann werden sie auch gerne mal mit „Fucking headbangen, Deutschland!“ angefeuert. SAXON gehören nicht zu meinen Lieblingsbands, das werden sie auch nie. Aber live ist der Fünfer mit dem sympathischen Sänger einfach immer wieder ein Genuß. (Anne)

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SUBWAY TO SALLY
Wie schon im letzten Jahr, so wird auch jetzt das Festival von einer Mittelalter-Metalband beschlossen. Dieses Mal sind es SUBWAY TO SALLY, die neben jeder Menge guter Songs auch viel Feuer und Bummbumm versprechen. Anders als IN EXTREMO müssen sie dazu aber nicht den ganzen Fotograben blockieren. Wie auch immer, die Band spaltet mich heute so ein bißchen. Denn man versucht, möglichst viele Songs in der Setlist unterzubringen und greift daher auf Medleys zurück. Ganze drei Stück gibt es davon im Laufe des Auftritts. Jetzt sind Medleys ja schön und gut, aber ich hätte lieber die entsprechenden Songs in ganzer Länge gehört und dafür dann auf den ein oder anderen verzichtet. Ansonsten bietet die Setlist aber nicht viel Ansatz zum Meckern; es geht quer durch die Bandgeschichte und neben neueren Songs wie „Das schwarze Meer“ (zu dem sich Eric Fish im Stagediven versucht, was aber an der Loreley zum Scheitern verurteilt ist (und außerdem faß‘ ich den nicht mehr an, der hat wirklich nix an unterm Rock)) oder „Besser du rennst“ gibt es auch die ganz alten Bandklassiker wie „Henkersbraut“, „Mephisto“, „Ohne Liebe“ oder den „Veitstanz“. Nicht zu vergessen natürlich auch „Kleid aus Rosen“, das unverzichtbar zur Setlist gehört. Sehr schön übrigens, daß SUBWAY TO SALLY die einzige Band sind, die noch Ahnung von deutscher Grammatik hat. Fragten alle anderen deutschen Bands stets „Seid ihr mit uns“ und sind meine Fußnägel schon ganz elastisch vom vielen Aufrollen, so fragen die Potsdamer „Seid ihr bei uns?“ Ja, gerne! Und bitte auf dem nächsten Festival allen anderen deutschen Bands Grammatiknachhilfe geben! Dann, zum Ende hin, als Eric Fish anscheinend von den Dämpfen und Gerüchen der Pyros etwas benebelt ist (insbesondere zu „Tanz auf dem Vulkan“ wird offenbar versucht, die Kulisse möglichst authentisch nachzubilden) und in seinem Wahn behauptet, Bodensky sähe aus wie die Loreley (welcher Fischer läßt sich denn von einer solch haarigen Loreley verzaubern?), da packt man die richtig alten Schoten aus, mit denen niemand gerechnet hat. Anläßlich des 20jährigen Bandjubiläums, das man eigentlich schon im letzten Jahr gefeiert hat, gibt es auch noch ein Stück vom zweiten Album „MCMXCV“, nämlich „Carrickfergus“. Da lacht das Fanherz. Eigentlich soll danach Schluß sein, Eric Fish begründet dies damit, daß auch Peter Maffay morgen noch auf der Loreley spielen möchte und man nun mal um 0:00 Uhr Schluß machen müsse. Doch mehrere Minuten vom kompletten Publikum gesungenes „Julia und die Räuber“ holt die Band auf die Bühne zurück. Damit hat kaum noch jemand gerechnet und die Ränge haben sich geleert. Macht aber nix, der Song wird trotzdem ein Fest. Und so gehören die letzten Töne des diesjährigen Metalfests an der Loreley dem Publikum. Denn das singt auch noch, als SUBWAY TO SALLY schon nicht mehr auf der Bühne stehen. (Anne)

Setlist SUBWAY TO SALLY:
Eisblumen (Intro)
Das Schwarze Meer
Henkersbraut / Falscher Heiland / Knochenschiff (Medley)
Das Rätsel II
Liebeszauber
Wenn Engel hassen
Mephisto / Unsterblich (Medley)
Kleid aus Rosen
Tanz auf dem Vulkan
Besser du rennst
Sieben
Ohne Liebe / Veitstanz (Medley)
Carrickfergus
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Julia und die Räuber

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