Metalfest Loreley 2012 (07.06. - 09.06.2012, Loreley) - Fazit

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FAZIT
Insgesamt war das Metalfest ein richtig geiles Festival. Tolle Bands, von denen nur wenige enttäuscht haben, super Wetter (denn die zwei kurzen Regengüsse kann man nicht wirklich als schlechtes Wetter zählen) eine wunderschöne Anlage mit herrlicher Aussicht und viele, viele nette Leute. Viele Bands wollten ihre Fans wohl extra darauf hinweisen und zeigten permanent in der Gegend rum:



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Also ein rundum perfektes Wochenende. Könnte man meinen. Denn die Organisation war – vor allem wenn man bedenkt, daß dies ja bei weitem nicht das erste und einzige Festival ist, das von Rock The Nation organisiert wird – gelinde gesagt eine Katastrophe.

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Parkplätze
Es begann schon auf der Anfahrt. Die Zufahrt zum Parkplatz oder generell das Festival waren nicht ausgeschildert. Man konnte nur anhand der fest installierten Zufahrtsbeschilderung zur Loreley vermuten, wo genau man jetzt abbiegen sollte. Die Parkplätze selber befanden sich auf Feldern, die teilweise nicht einmal vorher gemäht wurden sondern es wurde einfach alles plattgefahren. Teilweise wurden die Felder auch erst während der Ankunft der Besucher gemäht.

Sanitäre Anlagen
Prinzipiell ist die Idee, Spülklos gegen Bezahlung anstelle stinkender Dixis aufzustellen, nicht schlecht. Auch die Idee der „Dusch- und Scheiß-Flatrate“ ist an sich gut (ja, sogar sehr gut). Gehapert hat es jedoch am betreuenden Personal. War dieses tagsüber oftmals verwirrt und konnte ein Flatratebändchen nicht erkennen, obwohl man es ihnen direkt unter die Nase hielt („Ach, das hab‘ ich jetzt nicht gesehen!“), war nachts gar niemand anwesend. Das hieß einerseits, daß nachts jeder umsonst Toilette und Dusche nutzen konnte (da fühlte man sich als Bezahlender schon verarscht), andererseits kam es aber auch vor, daß sich andere Festivalbesucher an die Tische setzten, kassierten und das eingenommene Geld in Alkohol umsetzten – man fühlt sich als Zahlender schon wieder verarscht.

Übel auch, daß die Waschrinne schräg gegenüber des Müllcontainers keinen Abfluß hatte (obwohl dies technisch möglich gewesen wäre), was zur Folge hatte, daß sich unterhalb der Rinne ein einziges großes Schlammloch bildete und die Zelte der unterhalb Liegenden mit dem Abwasser aus der Rinne geflutet wurden. Die Organisatoren waren nicht in der Lage, hier während des Festivals Abhilfe zu schaffen. Nur durch das Engagement eines Besuchers wurde vom ansässigen Landwirt etwas Stroh verteilt, so daß man zumindest nicht mehr durch Schlamm waten mußte. Es kann nicht Aufgabe der Festivalbesucher sein, dafür zu sorgen, daß Wege begehbar bleiben!

Schlecht war auch bei den Spültoiletten, daß es keine Mülleimer auf den Toiletten gab. Nachdem dies mehrmals von Besuchern moniert wurde, wurden schließlich Müllsäcke an die Kleiderhaken in den Toiletten gehängt – mit dem Effekt, daß einem beim Pinkeln der Müll der Vorgänger im Gesicht hängt und man seine Sachen nicht mehr aufhängen kann (bzw. sie sich den Platz mit dem Müllsack teilen müssen). Ist es so schwer, ein paar popelige Eimer aufzustellen?

Bändchenausgabe
Die Bändchenausgabe war das nächste (und wohl größte) Ärgernis. Am Donnerstag waren Wartezeiten von 3 Stunden die Regel. Während auf dem Gelände schon viele Bands spielten, standen fast mehr Leute in der Schlange (die sich vom Ausgabecontainer über das gesamte Campingelände bis fast zum Parkplatz zog) als vor der Bühne. Als Pressefritze hatte man da noch Glück, mit maximal 10 Minuten Wartezeit war das noch erträglich.

Security
Doch es ging schon gleich mit der Security weiter. Die war absolut uninformiert, konnte keine oder nur falsche Angaben machen und wußte nicht, wer was darf und wer wohin darf. Es dauerte einen halben Tag, herauszufinden, wo sich denn eigentlich der ominöse Pressebereich befindet (und wir waren beileibe nicht die einzigen, die ihn gesucht haben). Dort angekommen gab es noch eine zweite, tiefere Ebene. Der Zugang zu dieser wurde von einem eigenen Ordner bewacht, mal durfte man passieren, mal nicht. Hier wäre auch eine Beschilderung sinnvoll gewesen, wer überhaupt in diesen Bereich darf (nur Bands?). Am dritten Tag durfte dann niemand mehr den Pressebereich betreten. Angeblich gab es dafür Ersatz, wo der sein sollte, konnte uns jedoch kein Ordner beantworten. Ansonsten hat die Security aber weitestgehend einen guten Job gemacht. Man hatte eben nur den Eindruck, daß niemand diesen Leuten gesagt hat, was wie läuft und was sich wo befindet.

Ein weiterer negativer Punkt der Security: Ihr Umgang mit den Containertrommlern der letzten Nacht war absolut unprofessionell. Niemand hat was kaputt gemacht, niemand hat sich gestört gefühlt. Statt die Polizei zu rufen, die ihren Einsatz auch ziemlich lächerlich fand, hätte man die Leute einfach mal machen lassen sollen, dann hätten die nach einiger Zeit schon die Lust verloren. Aber mit 20 Mann einen Müllcontainer zu bewachen, ist etwas lächerlich.

Sicherheit auf dem Gelände
Die nächsten Mängel zeigten sich beim Einstieg in den Fotograben. Hier waren fast schon artistische Fähigkeiten gefragt. Unter dem Abspannungsseil durchschlängeln, über einen Wasserschlauch steigen, zwei unterschiedlich hohe Stufen runterklettern und unten dann versuchen, nicht in den nur teilweise abgedeckten Schacht zu fallen (ein einfaches Brett drübergelegt, und jede Gefahr wäre gebannt gewesen) und dann im Graben selbst versuchen, nicht über herausstehende Steine und Pfosten zu stolpern, während man sich aufs Fotografieren konzentriert und eigentlich kaum guckt, wo man hintritt. Durch diesen Hindernisparcours dauerte auch das Betreten und Verlassen des Fotograbens unnötig lange, da immer nur einer hinter dem anderen gehen konnte und man genug Abstand zu Vorder- und Hintermann brauchte um diese bei den Kletteraktionen nicht zu treten oder zu stoßen.

Auf der Tribüne selber zeigte es sich, daß viele Steinplatten lose waren. Dies ist nicht akzeptabel. Diese Steinplatten können zum einen von hirnlosen Assis als Wurfgeschosse mißbraucht werden, zum anderen droht aber auch die Gefahr zu stürzen und sich an den scharfkantigen Stufen bös zu verletzen, wenn man auf eine lose Platte tritt und keinen Halt findet. Sicher liegt der bauliche Zustand des Geländes nicht im Verantwortungsbereich des Veranstalters, aber dann muss man seine Ansprüche an den Eigner melden und man hätte zumindest das Gelände einmal täglich abgehen und lose Platten entfernen können. Auch wurde der Hang oberhalb der Tribünen nach den kurzen Regengüssen sehr rutschig, auch hier wurde einfach - nichts getan. Nicht auszudenken, wie der Hang ausgesehen hätte, wenn es mal einen ganzen Tag oder länger geregnet hätte.

Einfach nur schade war, daß die Aussicht vom Festivalgelände auf den Rhein mit mit Folien bespannten Bauzäunen versperrt war, so daß man das schöne Panorama nur sehen konnte, wenn man durch die Lücken lugte.

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Zeltbühne
Die Zeltbühne war ein seltsames Konstrukt. Stockdunkel war es im Inneren, dazu schwül, heiß und staubig. Warum man die Bühne an die Längsseite gebaut hat, ist nur teilweise verständlich (Hanglage). Warum dort drinnen aber auch ein nie geöffneter Bierstand sein Dasein fristete ist ebenso unverständlich wie die Tatsache, warum man nicht einfach einen Teil der Zeltwände geöffnet hat, wie das auch auf anderen Festivals mit Zeltbühnen praktiziert wird. Ein paarmal war es wohl auch so, daß Zuschauer wegen Überfüllung nicht mehr ins Zelt gelassen wurden. Ob es diese Überfüllung wirklich gab, ist jedoch fragwürdig, da zumindest gegenüber dem Eingang immer noch massig Platz war. Auch Fotografen wurden dann nicht mehr in das Zelt gelassen - man wurde an der Ausübung seines Berufes gehindert. Überhaupt konnten wir in den drei Tagen nicht herausfinden, wo denn nun der offizielle Zugang zum Fotograben ist. Ganz offensichtlich gab' es nämlich keinen. Als Fotograf mußte man wahlweise links oder rechts von der Bühne über die Absperrung klettern und stand dann neben den Bandausrüstungen, wo man sich mal schön hätte bedienen können, wenn man gewollt hätte. Ob die Bands das so lustig fänden? Die Ordner störten sich daran nur manchmal. Sie störten sich auch nur manchmal an den Fotografen generell, so daß man oft auch länger als nur die ersten 3 Songs im Fotograben bleiben konnte. Die Zeltbühne selber war im Grunde eine Frechheit gegenüber den dort spielenden Bands. Der Sound schlecht, die Bühne düster und nur mit rudimentärer Lichtanlage ausgestattet – hier waren die Auftritte der Bands kein Genuß. Ärgerlich auch die vielen Überschneidungen, so daß man einige Bands, die man gerne gesehen hätte, nicht sehen konnte.

Absperrung Hauptbühne
Hier bin ich mir nicht sicher, ob ich das gut oder schlecht finden soll. Als Fotograf hatte man ja dadurch, daß der komplette Bereich vor der Bühne zum Fotograben umfunktioniert wurde unheimlich viel Platz. Auch für die Pyroshow von IN EXTREMO war dies sehr vorteilhaft (bzw. für die Zuschauer in der ersten Reihe, die sonst wirklich gegrillt worden wären). Aber die meisten Musiker schienen ihre Probleme mit dem großen Abstand zum Publikum zu haben. Fast alle Frontmänner gingen irgendwann zu den Fans in den ersten Reihen. Auch als Fan ist es ziemlich doof, wenn man zwar in der ersten Reihe steht, aber trotzdem 20 Meter von der Band entfernt ist. Aber naja, so sind eben die Gegebenheiten vor Ort.

Müllpfand
Der Müllpfand – prinzipiell auch eine gute Sache. Zurück bekam man den direkt am Container, ausschließlich am Sonntag. Seinen Sack durfte man dann selber in den Container werfen. Dumm nur, daß der Container schon lange voll war, als nicht mal die Hälfte der Besucher abgereist war. Dumm auch, daß immer wieder starke Männer mit zu viel Kraft die Säcke statt in den Container, über den Container warfen. Auf der anderen Seite konnte man sich dann einfach einen Sack schnappen und Müllpfand kassieren ohne selber Müll gesammelt zu haben. Das kann ja auch nicht Sinn der Sache sein.

Etwas seltsam war auch, daß der Müllcontainer nachts vor den Trommlern mit Dutzenden Securities beschützt wurde, während er zuvor tagelang ohne jede Aufsicht stand – bis er angezündet wurde (oder war es am Ende Selbstentzündung durch die hohen Temperaturen?) und die Feuerwehr anrücken mußte. Statt hier einfach die ganzen Tage eine Person abzustellen, die dann auch schon während des Festivals Müllpfand ausgibt (und den Container beaufsichtigt und ein Anzünden hätte verhindern können bzw. bei Selbstentzündung schnell hätte reagieren können), wurde der Container einfach unbeaufsichtigt gelassen. Das wirkt auch nicht gerade professionell und durchdacht.

Positives:
Aber es war natürlich nicht alles negativ. Die Preise auf dem Gelände waren zwar relativ hoch (vor allem für Getränke), aber durchaus noch erträglich. Die Auswahl gerade an Speisen war erfreulich hoch und vor allem die Sachen von den „Mittelalterständen“ sehr lecker. Alle Wege waren erfreulich kurz, sowohl vom Parken zum Campen als auch vom Campen zum Festivalgelände. Und die Stimmung war, wie oben schon erwähnt, allen Widrigkeiten zum Trotz hervorragend. An der Loreley würde ich gerne wieder ein Festival besuchen. Allerdings muß sich bei der Organisation da einiges ändern. (Anne)

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