Dong Open Air 2011 (13.07. - 15.07.2010, Neukirchen-Vluyn)

live_20110714_0001Im letzten Jahr feierte das DONG OPEN AIR seinen 10. Geburtstag. Doch auch im 11. Jahr seines Bestehens, wird nicht gekleckert, sondern geklotzt, und so ist das diesjährige Festival das Dong der Superlative: Es ist das bisher längste Dong mit dem internationalsten Programm (Bands aus 9 verschiedenen Nationen treten auf), den meisten Bands und den hochkarätigsten Headlinern seiner Geschichte. Außerdem hat man auch die Örtlichkeiten verfeinert und kann mit der größten Bühne und dem größten Zelt (oder ist es tatsächlich nur breiter geworden?) seiner Geschichte glänzen. Daneben gehört das Dong vermutlich bundesweit zu den günstigsten Festivals und ist auf jeden Fall eines der Festivals mit der schönsten Aussicht und der familiärsten Atmosphäre. Zudem ist es wohl eines der ganz wenigen Festivals, die einen Bildband über sich herausgebracht haben (gibt es überhaupt ein anderes Festival, das das gemacht hat? Vermutlich Wacken…von denen gibt es sicher auch Klopapier und Antibabypillen mit Wacken-Logo…). Und nicht zuletzt war die 11. Ausgabe des sympathischen Festivals auch die mit Abstand nasseste.

 

 

Zum ersten Mal in seiner Geschichte findet das Dong Open Air als dreitägiges Festival statt. Dies war wohl von vielen Fans gewünscht worden, wird von einigen aber auch kritisch gesehen. Ich persönlich verspüre vor allem Unbehagen beim Gedanken an 3 Tage ohne Dusche. Nunja. Ich bin halt nicht wirklich Metal.

Einen Vorteil hat das ganze aber: Da die Bands am Donnerstag erst abends um 18:00 anfangen, muß man nicht so früh aufstehen, um noch einen guten Platz zu bekommen. Und so können wir nach gemütlicher Fahrt auf einem Parkplatz so weit vorne wie seit Jahren nicht mehr parken. Einziger Kritikpunkt hier: Warum wird der Parkplatz entlang der Zufahrt von hinten aufgefüllt? So müssen die zuerst gekommenen am weitesten Schleppen. Denn die wunderbare neue Einrichtung auf dem Dongberg, die allseits beliebte Treppe, kann in diesem Jahr nicht benutzt werden. Aufgrund der Love Parade-Tragödie im letzten Jahr gilt die Treppe als zu eng und als Fluchtweg ungeeignet und muß daher bei Großveranstaltungen gesperrt werden. Das ist zwar leicht sinnfrei, da die Treppe weder der einzige, noch der naheliegenste (tatsächlich ist sie der am weitesten entfernte) Fluchtweg ist, aber Auflagen sind Auflagen, an die sich auch die Organisatoren des Dong halten müssen.

So geht es denn nach alter Väter Sitte den Serpentinenweg hinauf. Da der seit letztem Jahr asphaltiert ist und wir mit Sackkarre ausgestattet sind, ist das raufschleppen der Habseligkeiten auch kein großes Problem. Das erwartet uns dann aber auf dem Gipfel des Dongberges in Form einer sehr steifen Brise, die das Zeltaufbauen zum Kraftakt macht. Zusätzlich ist der Boden auf der Halde in diesem Jahr so hart, dass man die Heringe kaum in den Boden bekommt (und das, obwohl man sie dort sonst mit der Hand hineindrücken konnte). Selbst mit Gummihammer erreicht man nicht viel. Da muß schon richtig hartes Metall ran. Rundherum beginnt das große Fluchen. Nachdem wir mit dem Aufbau fertig sind, beginnt es auch noch zu regnen. Zusammen mit dem kalten Wind ergibt das ein extrem ungemütliches Klima, das sich nur im Zelt aushalten lässt. Während also die ersten Pavillons und Zelte ihren Weg in die ewigen Festivalcampinggelände antreten, wartet alles nur auf den Einlaß, um im großen Zelt vor Wind, Regen und Kälte geschützt die ersten Bands abzufeiern.

 


Donnerstag, 13.07.2011

 

Die Donnerstagbands profitieren wohl auch alle von der ungemütlichen Wettersituation, da das Bühnenzelt so ziemlich der einzige Ort auf dem Berg ist, an dem man sich stehend aufhalten kann, ohne vor Nässe und Kälte zu schlottern und ohne dass einem der Schaum vom Bier geblasen wird.

CROSSHEAD

Mit den Krefeldern CROSSHEAD eröffnet ein Quasi-Lokalmatador das Festival. An der Gitarre steht mit Jochen Pelser, gewöhnlich für den Sound des Dong zuständig, ein alter Bekannter auf der Bühne, der diese auch im letzten Jahr schon mit HATE FACTOR rockte. Es kommt recht schnell Stimmung auf, und das nicht nur, weil die Leute sich warmbangen müssen. Man kann sogar einen ersten kleinen Circle Pit verzeichnen. Der Thrash Metal des Vierers ist zwar nicht sonderlich innovativ, aber man tönt ganz ordentlich und kann mit klasse Songs wie "...Be Around" (wirklich starker Song!) das Publikum schnell mitreißen, so daß am Ende des 45-minütigen Gigs sogar zaghaft eine Zugabe verlangt wird. Als Festivalauftakt allemal ganz ordentlich.

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SHRAPHEAD
Und gleich mit der nächsten Band geht es auch schon los mit der Internationalität. Aus dem hohen Norden, aus Norwegen, sind SHRAPHEAD angereist um den Dongberg unsicher zu machen. Die Band hat bisher gerade mal ein Album auf dem Markt und wird schon als Geheimtip gehandelt. So ganz nachvollziehen kann ich das jedoch nicht. Sicher rockt die Band sehr ordentlich, macht auch recht viel Spaß, ist mit ihrem nach BULLET FOR MY VALENTINE klingenden Rock jedoch nicht so wirklich spannend. Dem Publikum ist das weitestgehend egal, es feiert die Band ab, die musikalisch auch wirklich nicht schlecht ist. Sänger Jo Johnsrud versucht sich derweil zu entscheiden, ob "awesome" oder doch besser "fucking" sein Lieblingswort ist. Warum man aber schon mehr als 10 Minuten vor dem Ende seiner Spielzeit von der Bühne geht, wenn man vom Publikum gut aufgenommen wird, erschließt sich mir nicht so ganz.

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BLOODWORK
Mit BLOODWORK aus Paderborn betritt anschließend wieder eine deutsche Band die Bühne. Der Fünfer hat jedoch schon gleich zu Beginn mit technischen Problemen zu kämpfen, was zu einer Zwangspause mit Sängerbeschäftigungstherapie führt und Sänger David zu der verzweifelten Aussage „Mir gehen die dummen Sprüche aus…ich hätte mehr mitnehmen sollen...“ bringt. Dann kann’s aber endlich richtig losgehen und BLOODWORK beglücken uns mit erfrischendem Melodic Death. Damit kann man auch das Zelt schnell auf seine Seite ziehen und so feiert dieses Songs wie „A Cycle Once Broken“, „Hellbound“ oder „Storm Of Souls“ mit Wall Of Death und ansehnlichem Circle Pit ab. Dabei spielt man eine gelungen Mischung aus alten Songs und Songs vom neuen Album, das erst 2 Wochen nach dem Auftritt erscheinen wird. Dem Publikum ist das egal und so wird die Aussage „Wir haben noch 6 Minuten. Da schaffen wir noch zwei…ist wie beim Sex!“ begeistert aufgenommen. BLOODWORK sind auf jeden Fall die erste Band des Tages, die so richtig Spaß gemacht hat.

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MOTORJESUS
Und mit ordentlich Spaß inne Backen geht es auch gleich weiter. MOTORJESUS muß man eigentlich keinem Dongbesucher mehr vorstellen, hat die Band doch heuer den Berg schon zum dritten Mal erklommen. Frontsympath Chris Birx sammelt auch gleich mal Pluspunkte, als er sich über den Wind auskotzt („Ich hab’ zwei Stunden gebraucht, um mein Zelt aufzubauen!“) und bietet gleichzeitig den vom Sturm gebeutelten Asyl: „Sind eure Zelte kaputt? Ihr könnt bei mir pennen, ich hab’ Platz genug“. Daneben widmet man auch mal Bruce Lee und Chuck Norris den ein oder anderen Song, fistet Drachen und betet in der „Church Of Booze And Kerosene“. Nicht zu vergessen „The Howling“, der enorm wichtige Song über „Haare, Werwölfe und nackte Weiber“. Das ist der Stoff aus dem die Träume eines Metallers gemacht sind. Natürlich darf auch die Bandhymne „Motorjesus“ nicht fehlen und zum Schluß gibt es ein kleines Covermedley bestehend aus „Rock You Like A Hurricane“, „TNT“ und anderem, was zur Bildung einer Polonäse durch das Zelt führt. Mit dem Auftritt haben MOTORJESUS einmal mehr ihre Klasse unterstrichen und sich als würdiger Co-Headliner des ersten Dongtages präsentiert. Die Band (oder zumindest einige Mitglieder) ist übrigens alle drei Tage anwesend und zelebriert mit den Fans das Dong.

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EVILE
Headliner des ersten Festivaltages sind EVILE aus England. Dabei haben die Engländer nach MOTORJESUS einen echt schweren Stand und im Zelt befinden sich deutlich weniger Zuschauer. Zudem ist es mittlerweile so kalt, daß man den eigenen und den Atem der Musiker sehen kann – obwohl es sich gar nicht so kalt anfühlt, denn EVILE heizen ordentlich ein. Songs wie “Time No More“ oder „Killer From The Deep“ machen ordentlich Laune und laden zum Bangen ein. Die Band macht zwar nicht ganz so viel Spaß wie die vor Ihnen spielenden, aber das Publikum geht trotzdem gut ab und auch hier bildet sich irgendwann eine Polonäse. Wobei ich jetzt nicht wirklich die Vereinbarkeit von Thrash und Polonäse verstehe, aber das ist wohl ein Festivalphänomen. Und dennoch leert sich das Zelt zusehends. EVILE selbst scheint das aber nicht großartig zu stören; die Band bekommt das Grinsen ja kaum aus den Gesichtern. Nun, die Gegangenen verpassen dann eben so geniale Songs wie „Metamorphosis“, „Bathe In Blood“ und „Enter The Grave“. Mit „Time No More“ und „Cult“ stellt man auch zwei neue Songs vom im September erscheinenden Album „Five Serpent’s Teeth“ vor. Sänger Matt Drake faßt dann in Worte, was eigentlich alle schon den ganzen Tag denken: „Fuck your weather!“ (und das, wo sie als Engländer das doch gewohnt sein müßten…tz!). Mit „Infected Nations“ verabschieden sich die Insulaner dann in die Nacht. Eigentlich ein guter Auftritt einer guten Band, die aber irgendwie vom Publikum nicht wirklich gewürdigt wurden, denn am Ende war das Zelt nur noch gut zur Hälfte gefüllt. Das hat die Band jetzt wirklich nicht verdient. Aber vermutlich waren die meisten einfach wirklich nur von Nässe, Kälte und Wind entnervt.

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Freitag, 15.07.2011

Am Freitag ist der Wettergott dem Dong gnädiger gesinnt. Morgens ist es noch sehr bewölkt, so daß man nicht im Zelt gekocht wird. Eigentlich kann man sogar erst gegen Morgen wirklich schlafen, da das Zelt vom Sturm so durchgerüttelt wird, daß man nachts nicht wirklich gut schlafen kann. Doch schon am späten Vormittag kommt die Sonne zum Vorschein und läßt sich auch den Tag über nicht mehr vertreiben.

 

HARASAI
Den zweiten Festivaltag eröffnen kurz vor 12:00 Uhr HARASAI aus Essen. Mit ihrem an den Göteborg-Sound angelehnten Melodic Death blasen sie dem Publikum mal so richtig die müden Ohren frei. Trotz der unfeinen Tageszeit gibt die Band alles, post, daß es eine Freude ist und macht den Auftritt für die Anwesenden zum Genuß. Leider ist das Zelt nur etwas zur Hälfte gefüllt – da haben es einige gestern Abend wohl zu wild getrieben. Pech gehabt, sie verpassen guten, soliden Death Metal, der zwar das Rad nicht neu erfindet, aber durchaus zu gefallen weiß. Neben vielen Songs vom letzten Album stellt man uns mit „Heretic Souls“ und „Psychotic Kingdom“ (sofern ich die Songtitel richtig verstanden hab’) auch zwei neue Songs des bald erscheinenden Albums vor. Insgesamt also eine Band, die durchaus Spaß gemacht hat und ein würdiger Auftakt für den zweiten Tag war und sogar einen Circle Pit mit Gitarristenbeteiligung zustande brachte.

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PAST M.D.
Mit den rockigen PAST M.D. schraubt man den Härtegrad dann etwas zurück. Erster Blickfang auf der Bühne ist der Chapman Stick, gespielt von Stefan Huth, einem Mitbegründer des Dong Open Air. Auf den ersten Blick könnte man das unförmige Teil für einen (zugegebenermaßen ziemlich häßlichen) 8-saitigen Baß halten – aber es ist ein Chapman Stick. Von dem die meisten wahrscheinlich noch nie etwas gehört haben (nein, es gibt jetzt keinen Exkurs in Instrumentenkunde. Benutzt google!). Auch PAST M.D. haben noch unter der recht frühen Urzeit zu leiden und können nicht wirklich viele Zuschauer vor die Bühne ziehen. Man zockt hauptsächlich Songs vom aktuellen Album „Circles“, wie  „Contageous“, „The Devil In Me“, „The Delivery” oder “Nevermore”. Dazu nimmt man sich mit special guest Hagen noch Verstärkung ins Boot. Der ca. 10-jährige post schon beim Betreten der Bühne mehr als manch anderer Musiker im ganzen Leben und hat sofort das Publikum auf seiner Seite. Und Gitarre spielen kann er auch schon ziemlich gut. Auch ans Mikro muß der arme Kerl und man hat manchmal das Gefühl, daß er doch etwas überfordert ist. Ansonsten wirkt er jedoch schon sehr professionell und hat sichtlich Spaß an der Sache. So sieht Nachwuchsarbeit im Pott aus. Auch musikalisch ist die Band wirklich nicht schlecht, der Vierer rockt ordentlich, wird auf Dauer dann aber doch etwas langweilig.

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ICHOR
Da sind ICHOR aus Trier sowohl musikalisch als auch optisch ein krasser Gegensatz. Als einzige Band des Festivals tritt sie mit Kriegsbemalung auf, auch wenn der eine schwarze Strich im Gesicht wirklich nur rudimentär und kaum als Corpsepaint zu bezeichnen ist. Auch ihr brutaler Death Metal holzt deutlich mehr durch die Botanik. Daß das ankommt, zeigt sich schon allein darin, daß die Band den ersten Stagediver des Tages verbuchen kann (auch wenn der noch getragen werden muß – aber der Wille zählt). Mit Songs wie “Suffocate In Ecstasy”, “Beyond The Blackgates”, “The Wreckage” oder “Among The Swarm“ weiß man durchaus zu gefallen und kann das Publikum auf seine Seite ziehen, das gerne einen Circle Pit bietet. Auch der wirkt zwar etwas verhungert, aber es ist ja auch noch früh am Tag und Hauptsache, alle hatten Spaß. Und den dürfte so ziemlich jeder der Anwesenden gehabt haben. Das einzige, was ich nicht verstehe: Wozu der Rosenkranz und warum beendet man seinen Auftritt schon fast 10 Minuten vor dem eigentlich Ende der Spielzeit?

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CONTRADICTION
Und hart geht es weiter mit den Thrashern CONTRADICTION aus Wuppertal. Die Band besteht bereits seit fast einem Vierteljahrhundert und spielte vor 5 Jahren schon einmal auf dem Dong. Trotzdem kann man nicht wirklich viele Leute vor die Bühne locken. Dabei gibt sich die Band alle Mühe, ist sehr engagiert unterwegs. Insbesondere Bassist Westi post und schneidet Grimassen als gäbe es kein Morgen. Zu danken wissen das aber nur die ersten Reihen, ansonsten ist das Zelt eher lose gefüllt. Nun ja, die Band ist ja wirklich nicht schlecht. Aber auf Dauer wird es dann doch etwas zu stumpf und langweilig und nur noch die echten Fans haben Spaß.

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VOGELFREY
Mit VOGELFREY gibt es dann wieder eine absolute musikalische Kehrtwende und man findet sich bei der einzigen Folkband des diesjährigen Dong Open Airs wieder. Und nicht nur Folk, sondern auch und vor allem Mittelalter-Metal bietet man. Neben Songs wie „Belsazar“, „Feenfleisch“ oder „Schuld ist nur der Met“ kann vor allem der charismatische und sympathische Mann am Mikro, Jannick Schmidt, begeistern. Letzterer ist nicht nur ein guter Sänger und Multiinstrumentalist, sondern auch ein geschickter Entertainer mit leicht tuckigem Einschlag, der es schafft, daß sich selbst der Violinist der eigenen Band verwundert den Bart kratzt und auch Cellistin Johanna Heesch nur noch verlegen lächelnd die Schultern zucken kann. Zwar ist das Zelt nur mäßig gefüllt, doch wer da ist hat auch mächtig Spaß. Die sympathischen Hamburger können mitreißen und von Anfang bis Ende gut Stimmung machen, so daß das Publikum auch bei den Mitsingspielchen mehr als willig ist. Zudem waren VOGELFREY zwischen all den Thrash und Death Metal-Bands des heutigen Tages eine willkommene Abwechslung. Wobei man bei diesen Barden nicht nur mit Flöten zugedudelt wurde sondern es gab auch reichlich Parts um ordentlich die Haare kreisen zu lassen.

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VIRGIN SNATCH
Wieder einmal hat es eine polnische Band auf den Dongberg geschafft. VIRGIN SNATCH aus Krakau holzen mit ihrem Thrash Metal ordentlich los und auch hier gilt: Die Bassisten posen am meisten. Der Zuschauerzuspruch ist leider deutlich geringer als bei VOGELFREY, offensichtlich muß man sich von den mittelalterlichen Recken erst erholen. VIRGIN SNATCH lassen sich davon nicht beirren und ziehen einfach gnadenlos ihr Ding durch. Und treffen damit den Nerv der Anwesenden, die gerne mitgehen. Zudem unternimmt Sänger Łukasz Zieliński mehr als nur einen Ausflug ins Publikum, sehr zu dessen Freude. So macht Thrash Spaß! Wer diese Band verpaßt hat ist einfach selber schuld. Und wer auf leicht melodischen Thrash steht, sollte die Polen auf jeden Fall mal anchecken.

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BALFOR
Weiter geht es mit Metal aus osteuropäischen Landen: Mit BALFOR aus der Ukraine betritt nun die erste (und einzige „echte“) Black Metal Band die Bühne. Und sie sind richtig, richtig gut. Ich bin nur erstaunt, daß ich mit meiner Ansicht wohl zu einer Minderheit gehöre, denn das Zelt ist vielleicht zu einem Viertel gefüllt und die Band kann das Publikum nicht wirklich mitreißen. Absolut unverständlich. Kompromißlos holzt der Vierer über den Berg und gibt alles. Insbesondere der Gesang mit dem Wechsel zwischen Clean und Growls kann begeistern (ja, ich gebe zu, ich steh da drauf). Wer auf ältere DIMMU BORGIR, IMMORTAL oder allgemein melodischen Black Metal steht, sollte die Band auf jeden Fall mal antesten.

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ARTAS
Mit der nächsten Band bin ich bisher einfach nicht warm geworden. Und das liegt noch nicht mal daran, daß es Österreicher sind. Sondern eher daran, daß ich mit dem Debüt der Band nicht viel anfangen konnte. Laut Programmheft sollen ARTAS Thrash spielen, laut Plattenfirma Modern Metal, was nach einer Umschreibung für das böse Nu Metal klingt. Aber genau dort würde ich sie am ehesten ansiedeln. Doch genauso strange wie ihre Musik sind auch ihre Bühnenklamotten, die wohl irgendwo zwischen duct tape for everyone (Instrumente eingeschlossen), Kartoffelsackapplikationen und innovativen Eigenkreationen anzusiedeln sind. Außerdem stehen wohl alle auf Tücher, die sich während des Auftritts mehr oder weniger verabschieden und man ist ein Meister im aus Versehen Flaschen umtreten. Nunja. Vor lauter Maskierung kann man die wohl einfach nicht sehen. Nebenbei spielt man die Songs der letzten beiden Alben, meist mit gemischt deutschem und englischem Text. Daneben bietet man mit „Bastardo“ auch einen Song mit spanischem Text. „Barbossa“ finde ich live genauso grauenvoll wie auf Platte, die fiesen, den Song lächerlich wirken lassenden Lalalalala-Gesänge gehen einfach gar nicht. Auch „Fick das Fett“ gefällt mir immer noch ganz und gar nicht. Stark ist dagegen das Coolio-Cover „Gangsta’s Paradise“, das live doch wesentlich besser als auf Platte rüberkommt. Auch bei den Zuschauern kommt man gut an, die Menge geht ordentlich mit. Und ich muß zugeben: Live sind ARTAS tatsächlich besser als auf Platte, aber ein Freund ihrer Kunst werde ich wohl nie werden.

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HACKNEYED
HACKNEYED sind sicher die jüngste Band des diesjährigen Dong Open Airs und auf jeden Fall der jüngste Co-Headliner in der Geschichte des Festivals. Ich kann den Status der Band zwar nicht so ganz nachvollziehen, das Dong-Publikum dagegen offenbar schon. Von Anfang an ist das Zelt gut gefüllt. Die Band präsentiert uns erstmal mit „Axe Splatter“, „Worlds Collide“ und „Ravenous“ einen flotten Dreier vom Debüt „Death Prevails“ bevor man sich mit 2 Songs von der „Burn After Reaping“ in der Bandgeschichte nach vorne kämpft. Und als Höhepunkt gibt es dann noch mit „Maculate Conception“ und „Bugging For Mercy“ zwei Songs vom im August erscheinenden neuen Album „Carnival Cadavre“. Und trotz der jungen Jahre haut man schon „Songs für’s Tütchenrauchen“ („Weed Flavoured Meat“) raus. Nun denn. Irgendwie muß man sich ja dem Alter der Bands auf gleichem musikalischem Level anpassen. Insgesamt sind HACKNEYED wirklich gut, gemessen an ihrem Alter sogar sehr gut, auf Dauer wirken sie aber doch etwas langweilig. Oder besser: unaufregend. Auch die Bühnenpräsenz ist noch ausbaufähig, wobei man den Jungs (und dem Mädel) zugute halten muß, daß das schon viel besser als noch vor 3 Jahren (als ich die Band zum ersten und bisher auch letzten Mal gesehen habe) ist. Und gemessen am jungen Alter wird das auf jeden Fall noch was. Weiter so!

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ICED EARTH
Der Headliner des heutigen Abend ist etwas ganz besonderes. Nicht nur, daß es die größte Band ist, die je auf dem Dong gespielt hat. ICED EARTH befinden sich auch mit Matthew Barlow auf Abschiedstour (der Sänger wird die Band nach der Festivalsaison verlassen) und der Auftritt auf dem Dong Open Air ist eine der letzten Gelegenheiten, die Band noch einmal mit ihrem charismatischsten und prägensten Sänger zu erleben. Vor ein paar Wochen auf dem Graspop war die Band gut, solide. Doch das war nichts im Vergleich zu dem, was jetzt noch kommt. Mit dem Instrumental "1776" als Intro beginnt man seinen Auftritt und nach "Burning Times" spielt man zur Einstimmung mit "Declaration Day" einen neuen Song bevor man die alten Sachen auspackt. Mit "Violate" gibt es einen weiteren Klassiker der Band und spätestens bei "Watching Over Me", das vom kompletten Zelt mitgesungen wird, ist die Stimmung einfach nur noch unglaublich. Wer da keine Gänsehaut hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Einfach nur gut. Bei "Last December" gibt es eine kurze Ruhephase, aber schon bei "Travel In Stygian" kocht das Zelt wieder. Egal wohin man schaut, überall sieht man nur glückliche Gesichter ob der oldschooligen Setlist. Immer wieder gibt es Matt-Barlow-Sprechchöre und der Sänger, dessen Lieblingswort wohl "man" ist, bedankt sich artig. Und legt die großartigste Performance hin, die ich je von ihm gesehen habe. Da verblaßt der Rest der Band neben ihm fast, obwohl auch diese eine großartige Leistung zeigen und insbesondere Jon Schaffer, der mit seinem Undercut neue Maßstäbe in Sachen Häßlichkeit setzt, anständig post. Man setzt auf seine größten "Hits" und bringt mit "I Died For You" und "The Hunter" zwei Songs, deren Refrains komplett vom Publikum übernommen werden. Unterbrochen nur von "Jack" das eigentlich der einzige wirkliche Kritikpunkt auf der Setlist ist. Da hat "Horrorshow" doch mehr zu bieten. Doch mit solchen Kleinigkeiten wollen wir uns hier nicht aufhalten. Der Auftritt ist einfach zu ergreifend, zu großartig, zu erhaben, als daß nicht jede Kritik daran abprallen würde. Mit "Melancholy" (sooo genial!), "Pure Evil" und „Prophecy“ setzt man wieder mehr auf alte Songs. Das Zelt kocht und an sämtlichen Metallteilen schlägt sich der Schweiß der Zuschauer nieder. Es herrscht ein abartiges schwüles Klima, aber das ist scheißegal, denn ICED EARTH ziehen eine Wahnsinnsshow ab und das ist alles, was zählt. Zum Finale gibt es nach „Birth Of The Wicked“ mit "The Coming Curse" auch noch mal einen richtigen Kracher, bevor die Band von der Bühne geht. Doch so einfach läßt das Dong die Amerikaner nicht gehen und brüllt sie auf die Bühne zurück. Mit „Colors“, "My Own Saviour" und dem unvermeidbaren "Iced Earth" gibt die Band noch eine Zugabe, bevor sie endgültig die Bühne verläßt. Obwohl der Auftritt fast 2 Stunden gedauert hat, war er einfach viel zu kurz. Und - man muß es so sagen: Es war der geilste Auftritt, den ich (und viele andere auch) von ICED EARTH je gesehen habe. Man kann mit Worten nicht beschreiben, wie unglaublich diese Show war. Es hat einfach alles gestimmt: Die Band war bester Laune, Matthew Barlow ein Gott am Mikro, die Stimmung im Zelt war einfach nur großartig, es war zum heulen schön und ich hoffe wirklich, daß das Dong-Publikum dem Herrn Barlow seinen Abschied richtig, richtig schwer gemacht hat. Und vielleicht, vielleicht, vielleicht überlegt er es sich ja doch noch anders oder ist in ein paar Jahren wieder mit dabei. Dieser Auftritt war so gut, daß es fast weh tut. Besonders wenn man sich bewußt wird, daß man diese Songs wohl nie mehr in dieser Form und so genial live erleben wird. ICED FUCKING EARTH!!! Schade ist nur, daß die Band auf dem Festival keine Autogrammstunde gab, wie es sonst bei den Headlinern des Dong üblich ist.

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RANZ BÖLLNER
Nach den fulminanten ICED EARTH gibt es eine weitere Neuerung auf dem Dong Open Air; nämlich einen Rausschmeiß- und Aftershow-Party-Act (den eigentlich niemand braucht, der aber trotzdem ganz witzig ist). RANZ BÖLLNER sehen scheiße aus, spielen sexy Metal, singen Songs über ihre Schwänze und posen genau so, wie es im 80er-Jahre-Metal-Handbuch steht. Nuff Said.


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Samstag, 15.07.2011

SHELLYCOAT
Der heutige Tag beginnt ziemlich trüb. Da kommen die Hamburger SHELLYCOAT mit ihrer farbenfrohen Sängerin gerade richtig. Denn Trübsal blasen bei dieser Band is nich. Mit dem von ihnen zelebrierten Punkrock fällt man musikalisch zwar ein kleines bißchen aus dem Rahmen, aber das stört weder Bands noch Frühaufsteher. Songs wie „Get Up“ (wie passend), „Unbreakable“ (das sollte man bei den günstigen Bierpreisen hier wirklich sein) oder „Never Giving Up“ (es kommt ja auch noch ein ganzer Festivaltag) machen Spaß, laden zum Haareschütteln ein und treiben den Schlaf aus den müden Äuglein und Öhrlein. SHELLYCOAT sind mit ihrer eher leichten Kost ideal zum Wachwerden und das wird von einem ordentlich gefüllten Zelt und begeisterten Zuschauern quittiert. Eine Band, die man sich gerne öfter mal ansehen kann (und das nicht nur wegen der sehr sympathischen Frontfrau).

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SYMBOLIC
SYMBOLIC können dagegen nicht wirklich anstinken. Zwar passen sie musikalisch wesentlich besser auf’s Festival, bollern auch ganz ordentlich, können aber deutlich weniger Zuschauer vor die Bühne locken als die Hamburger. Vielleicht liegt das aber auch daran, daß viele beim Blick ins Programmheft erschraken, als sie dort eine Band sahen, die zu 50 % aus mürrisch dreinblickenden Kiddies mit schief sitzenden Baseballcaps besteht. Die (also die Baseballcaps) hat man aber zu Hause gelassen, man guckt nicht so böse, sieht auch nicht wie 15 aus und so ist das alles nicht so schlimm. Die Band gibt sich auch redlich Mühe, Gitarrist und Bassist lassen die Rübe dauerkreisen, aber es will nicht wirklich Stimmung aufkommen. Gut, die Band ist auf Dauer etwas eintönig, aber im Zelt hängt auch immer noch die Schwüle, die sich gestern bei ICED EARTH aufgebaut hat und man mag sich nicht wirklich bewegen. Erst beim letzten Song, dem PRIEST-Cover „Breaking The Law“ geht das Publikum richtig ab.

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RED CIRCUIT
Die nächste Band bietet einen alten Bekannten. Sänger Chitral Somapala spielte bereits 2008 mit seiner damaligen Band CIVILISATION ONE auf dem Dong Open Air. Dieses Jahr ist er mit RED CIRCUIT zu Gast und begeistert sofort mit seiner Mode, die ihn zum heißen Anwärter auf den Sieg in den Kategorien häßlichstes und buntestes Shirt des Festivals machen. Daneben erschreckt er sich auch mal gerne vor kleinen Niederländerinnen – doch das ist ein anderes Thema. Auch in einer anderen Hinsicht sind RED CIRCUIT etwas Besonderes. Denn bei Ihnen erlebt man das erste (und einzige) Keyboard des Festivals. Der Anfang des Auftritts ist etwas holprig, man hat Probleme mit dem Sound, Chitral ist oft kaum zu hören. Doch im Laufe des Auftritts bessert sich das zusehends und man kann immer mehr Zuschauer vor die Bühne locken. Hinzu kommen die kultigen Ansagen des Sängers („Wir haben vieles dramatisches Lieder!“). So kann man das Publikum schnell auf seine Seite ziehen und man kann den Auftritt am Ende als Erfolg verbuchen.

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CANOPY
Mit CANOPY aus Schweden geht es dann gleich viel düsterer und härter zu. Die sympathischen Skandinavier sind schon das ganze Wochenende unterwegs mit der Mission möglichst viele Zuschauer zu ihrer Show zu locken und verteilen dazu neben Flyern auch viele Demos. Auch CANOPY haben zu Beginn mit schlechtem Sound zu kämpfen, der sich zum Glück aber recht schnell bessert. Die Band ist sehr engagiert bei der Sache, und wirkt man zu Beginn noch etwas schüchtern, so gehen die Jungs mehr und mehr aus sich heraus, stehen keine Sekunde still und machen sich teilweise nackig. Songs wie „Menhir“, „Common Walls“ oder „And Oceans“ sind doch herrliche Nackenbrecher und es geht ordentlich rund. Die Band kommt auch bei den Zuschauern gut an und kann starke Publikumsreaktionen verbuchen. Schade, daß man diese Band hierzulande wohl kaum öfter sehen wird.

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VULTURE INDUSTRIES
Wir bleiben in Skandinavien und wechseln ins Nachbarland Norwegen. VULTURE INDUSTRIES haben dabei nicht nur einen besonders wohlklingenden Namen, sondern sollen laut Programmheft auch ganz besondere Musik machen: Avantgarde Black Metal. Nun denn. Und gleich vorweg: Also ich habe keine Probleme, die Avantgarde in der Musik des Fünfers zu entdecken. Aber der Black Metal hat sich doch irgendwie sehr gut versteckt. Wie auch immer, die Norweger, die bis auf den Drummer alle barfuß auftreten, kommen extrem sympathisch rüber und Gitarrist Eivind Huse begeistert zudem durch eine Haarpracht, die jedes Shampoo-Werbe-Haarmodel vor Neid erblassen läßt. Dabei gibt man vom ersten Song an Vollgas, sucht stets den Kontakt zum Publikum. Und der darf auch gerne mal besonders intensiv sein. So legt sich Sänger Bjørnar Nilsen zu „The Hangman’s Hatch“ einen Strick um den Hals und wirft das andere Ende des Seils ins Publikum, mit dem er dann ein Tauziehen um Kopf und Kragen veranstaltet. Zudem vergreift sich der verspielte Frontmann auch gerne mal an den Haaren seiner Mitstreiter. Die Band bietet eine wirklich engagierte, mitreißende Show (v.a. Sänger Bjørnar Nilsen mit beeindruckender Mimik und Gestik); umso unverständlicher ist es, daß das Zelt nur mäßig gefüllt ist. Songs wie „The Bolted Door”, “The Benevolent Pawn” oder “A Path Of Infamy” machen einfach Spaß und laden zum Bangen ein. VULTURE INDUSTRIES waren auf jeden Fall eine der besten Bands des Festivals und eine Band, die ich mir definitiv wieder ansehen würde.

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THE ROTTED
„We are THE ROTTED from the United Kingdom and we play Death Metal!“. Das ist auf jeden Fall mal eine klare Ansage. Und genauso spielen die Londonder auch: hart, schnell, direkt. Und haben schon gleich ein Handicap: Gitarrist Tim Carley hat sich den kleinen Finger der linken Hand übel verletzt, so daß er nur drei Finger zum Greifen benutzen kann und man zum Teil improvisieren muß. Das mitfühlende Publikum indes ist ganz hingerissen vom Unglück des Musikers und startet fröhliche „He cut is finger!“-Sprechchöre. Die Band und insbesondere der Geschädigte nehmen’s mit Humor. Ansonsten steckt man all seine Energie in die Show und scheint auch sonst sehr begeistert vom Dong Open Air zu sein und Sänger Ben McCrow lobt nicht nur das Festival, sondern will auch gerne wieder kommen. Musikalisch neigt man leicht zum rumpeln und zum Punk, das paßt in dem Fall aber äußerst gut. Neben vielen Songs vom letzten Album „Get Dead Or Die Trying“ präsentiert man uns auch mit „Just Add Nauseam“ einen Song vom neuen, bald erscheinenden und fast gleichnamigen Album „Ad Nauseam“. Insgesamt macht auch diese Band viel Spaß und liefert noch einmal eine ordentliche Portion Geboller, bevor es mit ORDEN OGAN etwas ruhiger wird.

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ORDEN OGAN
Denn die fröhlichen Barden ORDEN OGAN, die offensichtlich auf Partnerlook stehen (Gitarren, Schuhe), entern anschließend die Bühne. Die Arnsberger sind wohl eine der ganz wenigen Bands, die sich selbst auch als Pussy Metal bezeichnen und auch besonderen Wert darauf legen mit „Fuck You Pussy!“ angeredet zu werden, was das Dong-Publikum natürlich ganz formidabel schafft. Das ist aber auch kein Wunder, sind doch heute überdurchschnittlich viele Zuschauer in ORDEN OGAN-Shirts gekleidet. Da ist es auch ganz natürlich, daß das Zelt trotz der relativ frühen Uhrzeit sehr gut gefüllt ist und die Leute richtig mitgehen. Songs wie „Welcome Liberty“ oder DER Hit der Band „We Are Pirates!“, beide vom noch aktuellen Album „Easton Hope“ kommen gut an. Anschließend stellt man mit „Angels War“ einen Song vom neuen, bald erscheinenden Album vor. Und fordert die Fans auf, mit Ihren Handys, Kameras, was-auch-immer Videos vom Auftritt zu machen und ungeachtet der Qualität auf youtube hochzuladen, damit die Band daraus ein Video basteln kann. Das wird ja was werden. Wie auch immer, die Fans leisten der Bitte fleißig Folge und man sieht nur noch Displays. Ansonsten sind ORDEN OGAN zwar nichts sonderlich Besonderes, machen aber jede Menge Spaß und können daher auch ein volles Zelt und viele Stagediver verbuchen. Da bleibt es auch nicht aus, daß nach einer Zugabe verlangt wird, was aber leider heute nicht drin ist.

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DEW-SCENTED
DEW-SCENTED hätten eigentlich schon vor 2 Jahren, im Jahr 2009, auf dem Dong spielen sollen. Damals mußten sie Ihren Auftritt krankheitsbedingt leider sehr kurzfristig absagen. Die Wiedergutmachung gibt es dann in diesem Jahr. Mit „Downfall“ und „Arise From Decay“ startet man mit zwei Songs vom aktuellen Album „Invocation“ in den Auftritt. Von Anfang an hat die Band leichtes Spiel, das Zelt ist gut gefüllt und es wird eigentlich permanent wild herumgepogt. Und daneben gibt es natürlich noch den ein oder anderen Circle Pit. Mit „Turn To Ash“, „Cities Of The Dead“ und „Bitter Conflict“ arbeitet man sich weiter durch seine Historie. Doch das Publikum wird nach 3 Tagen Festival wohl allmählich etwas müde, so daß Sänger Leif Jensen sich genötigt fühlt zu fragen: „Seid ihr müde??“. Doch die Zuschauer lassen sich eine solche Frage nicht zweimal gefallen und so wird nochmal ordentlich abgeschädelt, während DEW-SCENTED mit „Condemnation“ und „Acts Of Rage“ ihren Auftritt beenden. Die Norddeutschen kommen beim Publikum gut an, laufen für mich persönlich aber eher unter dem Label „Kann man haben, muß man aber nicht“.

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HATESPHERE
Mit HATESPHERE stehen zum ersten Mal dänische Musiker auf der Bühne des Dong Open Airs. Und sie werden noch begeisterter empfangen als DEW-SCENTED. Das Publikum tobt und schon nach wenigen Songs verlangt die Meute nach einer Wall Of Death, bei der es dann auch ordentlich zur Sache geht. Sänger Esben Hansen verteilt derweil Tequila (oder ein tequilaartiges Produkt, so genau kann und will man das gar nicht wissen) an die Zuschauer in den ersten Reihen und genehmigt sich selber auch den ein oder anderen guten Schluck. Vielleicht kommen daher die öfter mal leicht sinnfreien Ansagen. Aber egal, Hauptsache es macht Spaß. Und so gibt es zu „To The Nines“ und passend zu „The Coming Of Chaos“ wieder Circle Pits und natürlich Stagediver en masse. Da kann es leicht mal zu „Sickness Within“ oder auch außen kommen. Doch Betrunkene tun sich ja bekanntlich nicht weh und daher dürfte eigentlich jeder gut davongekommen sein. HATESPHERE entfachen ein wahres Feuerwerk und wecken Kräfte beim Dong-Publikum, von denen man nicht dachte, daß sie noch da sind. Das Zelt ist voll, die Zuschauer auch, die Stimme ist prima. Was will man mehr?

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OVERKILL
OVERKILL! Die sind der zweite hochkarätige Headliner bei der diesjährigen Ausgabe des Festivals. Und sie sind wohl die einzige Band, die es je gewagt hat, mit dem Tourbus den Berg zu erklimmen. Und das tun sie samstags schon in aller Frühe, so daß sich so mancher Besucher verwundert die müden Äuglein reibt und sich fragt, ob er da grade richtig sieht. Und nachdem endlich ein Standort für den großen Bus gefunden ist, bekommen die Amis auch noch einen kleinen Garten abgesteckt. Ordnung muß sein. Den Auftritt läutet die Band mit „The Green And Black“ vom aktuellen Album „Ironbound“ ein. Sänger Bobby Blitz geht vom ersten Song an ab wie Schmitts Katze und springt auch schon mal mit soviel Elan auf die Bühne, daß man Angst hat, daß er sich richtig übel auf die Fresse legt. Doch der Sänger, der offenbar über eine ähnliche unzerstörbare Konstitution wie Lemmy verfügt, läßt sich von ein paar glatten Bühnen nicht aus dem Konzept bringen. Die Pausen zwischen den Songs werden mit lautstarken „Overkill!“-Sprechchören gefüllt, so daß der Mann am Mikro kaum zu Wort kommt. Ein deutsches „Dankeschön, meine Freunde!“ schafft er aber doch gegen den Lärm. Und dann packt man mit „Wrecking Crew“ und „Hello From The Gutter“ noch zwei richtig alte Songs aus, bei denen das Publikum schier ausflippt – gemeinsam mit dem entfesselten Bobby Blitz, dem man sein Alter zu keiner Zeit anmerkt (naja, soo alt ist er ja auch wieder nicht – er sieht nur so aus). Und bei der Bandhymne „In Union We Stand“ kann dann wirklich jeder mitsingen und so kann der Sänger sich den Refrain sparen, denn den übernimmt das Publikum im komplett gefüllten Zelt (auch wenn nicht ganz so viele Zuschauer anwesend sind wie gestern bei ICED EARTH). Auch jetzt gibt es wieder „Overkill!“-Sprechchöre, doch nur wenige Songs später ist der Auftritt der New Yorker auch schon zu Ende. Selbstverständlich gibt es aber noch eine Zugabe mit „Elimination“ und „Fuck You“ bevor die Band die Bühne endgültig verläßt. Das Publikum gibt nicht auf und schreit nach einer weiteren Zugabe. Wieso die Band diese nicht spielt, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Die Stimmung auf und vor allem vor der Bühne war einfach spitzenmäßig, es gibt kein Zeitlimit…ist am Ende doch das Alter der Bandmitglieder limitierender Faktor? Wie auch immer, OVERKILL waren ein Erlebnis und haben das diesjährige Dong würdevoll abgeschlossen. An der engergiegeladenen Show des Fünfers kann sich so manch einer noch eine dicke Scheibe abschneiden. Geiler Auftritt!

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FAZIT:

Und damit ist das Dong Open Air 2011 auch schon wieder Geschichte. Im Vorfeld gab es ja einige Diskussionen aufgrund der Ausdehnung des Festivals auf 3 Tage. Und nachdem man es jetzt selber durchlebt hat kann man sagen, daß es eigentlich nur Vorteile hat. Da der Campingplatz donnerstags später öffnete als sonst freitags mußte man nicht so früh aufstehen. Wir bekamen einen Parkplatz soweit vorne wie seit Jahren nicht mehr (wobei ich mich dann doch frage, warum die verfügbaren Parkplätze am Fuß des Berges von hinten nach vorne aufgefüllt wurden, so daß die Leute, die zuerst da waren, den weitesten Weg hatten. Irgendwie unlogisch und unfair.). Auch der Campingplatz war bei unserer Ankunft noch recht übersichtlich.

Etwas überrascht waren wir über den Boden. Konnte man in all den Jahren davor die Zeltheringe mit der bloßen Hand oder dem Fuß in den Boden eindrücken, so nutzte in diesem Jahr noch nicht mal ein Gummihammer. Da mußte man schon härtere Geschütze auffahren (only Metal is real!). Daß wir mit unserem Problem nicht alleine dastanden zeigte sich im Laufe des Festivals immer mehr (insbesondere MOTORJESUS-Sänger Chris Birx kotzte sich von der Bühne runter aus). Liebes Dong-Orga-Team: Habt ihr da Zement in den Boden gemischt und euch heimlich über uns kaputtgelacht???

Nervig waren die Spuren der vergangenen Festivals: Jede Menge Glasscherben von zerdepperten Bierflaschen lagen im Gras, so daß man permanent aufpassen mußte, daß man sich nicht schneidet, wenn man das Zelt betritt oder verläßt. Daß man die Scherben nicht alle aufsammeln kann, ist klar. Aber muß man unbedingt zum Leidwesen seiner Mitcamper Flaschen zerschlagen, wenn es genügend Mülleimer und auch Pfand gibt?

Noch nerviger war nur das Wetter am ersten Tag. Zeltaufbau bei den starken Windböen war eine ganz neue Herausforderung. Der feine Nieselregen dazu machte einen Aufenthalt draußen extrem ungemütlich. An das Aufstellen von Pavillons war gar nicht zu denken – hatten manche doch gerade mal einige Minuten überlebt. Da noch kein Einlaß im großen Zelt war, blieb einem nichts anderes übrig, als sich im eigenen engen Zelt zu verlustieren. Zum Glück hatte wenigstens der T-Shirt-Verkauf schon begonnen, so daß man sich das Buch zum Festival kaufen konnte (das übrigens sehr gelungen und sehr lesenwert ist!) und immerhin was zu lesen hatte.

Richtig positiv ist jedoch, daß die Dixies dreimal täglich gereinigt wurden, so daß man eigentlich nie ein volles gesehen hat (außer einmal ein extrem zugeschissenes, in dem wohl jemandem der Anus explodiert ist). Auch Backstage wurde die Anzahl der Dixies aufgestockt, so daß es auch dort keinerlei Probleme mehr gab. Luxuriös waren dort wieder mal die Dixihandwaschstationen (von denen es auch mehr als im letzten Jahr gab). Auf dem Campingplatz gab es dieses Jahr auch Wasserstellen, um die herum es erstaunlich unmatschig war, so daß doch anzunehmen ist, daß der gemeine Dong-Besucher mit dem auf dem Berg raren Gut umzugehen weiß. Daumen hoch!

Die Verpflegung war wie immer großartig. 0,5 l Bier, Cola, Limo, Wasser für schlappe 1,50 € - da kann keiner meckern. Auch beim altbewährten und beliebten Essenstand gab es für faire Preise gutes und vor allem leckeres Essen und auch der Dongburger war nicht wie schon öfter passiert bereits am ersten Tag ausverkauft. Da konnte der Thailänder daneben nicht wirklich mithalten. Zwar war das Essen dort auch lecker, aber eben auch relativ teuer (normale Festivalpreise eben).

Großartig war die Liebe zum Detail, mit der das diesjährige Motto - § 328 II Nr. 3 STGB (googelt selber!) – in der Gestaltung und Dekoration umgesetzt wurde. So standen nicht nur auf der Bühne zwei qualmende Tonnen Atommüll, sondern man konnte auch seine lebenswichtigen Getränkerationen nur gegen Bezugsscheine des Staatlichen Amtes für Atomsicherheit und Reaktorschutz erhalten und die Kühlräume waren mit „Vorsicht, radioaktiv!“-Aufklebern „gesichert“. Besonders liebevoll und auch echt fair waren die Preise für dumme Fragen: 1 Frage: 1 Schein, 2 Fragen: nur 3 Scheine. Wenn das mal nicht günstig war.

Musikalisch war dies eines des besten Dong Open Airs der letzten Jahre (insbesondere für die Keyboardnazis, da es es dieses Jahr nur eine einzige Band mit Keyboard gab). Die Orga hat es wieder mal geschafft, daß es keine einzige miese Band gab, daß man die ein oder andere Band entdeckte, von der man noch nie zuvor etwas gehört hat und daß alle einen riesen Spaß hatten. So gingen die drei Tage des Festivals viel zu schnell vorbei und man wartet jetzt schon gespannt darauf, welche Bands wohl nächstes Jahr spielen werden. (Anne)

 

Kategorie: Festivals