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woa2010Alle Jahre wieder wird der hohe Norden Deutschlands zum erbeben gebracht. Am 04.08.2010 war es wieder so weit und das mittlerweile 21. WACKEN OPEN AIR startete. Für mich persönlich war es bereits das fünfte Mal in Folge, dass ich den weiten Weg durch die Republik auf mich nahm um mir dieses Spektakel nicht entgehen zu lassen. Unser werter Tutti hat mir hierbei sogar einige Jahre voraus. Bei den letzten Malen konnte das Festival mehr als nur überzeugen und auch das Jahr 2010 schien bereits im Vorfeld so einige musikalischen Schmankerl bereit zu halten. Bereits der Donnerstag, an welchem sich Größen wie ALICE COOPER, MÖTLEY CRÜE und wieder einmal IRON MAIDEN die Ehre gaben versprach ein denkwürdiger Abend zu werden.
Doch das WACKEN OPEN AIR ist schon seit langer Zeit nicht nur noch ein reines Musikfestival. Hier wird eine Attraktion nach der anderen geboten. Sei es das BullHead City Wrestling, die Märkte oder das Wackinger Village, in Wacken wird das Metallerherz aufblühen. Die jahrelange Erfahrung der Festivalorganisation lässt das alljährliche Spektakel dann auch schließlich immer und immer wieder zu einem Leckerbissen werden. Alles Gründe genug, damit das Neckbreaker Team wieder den Norden bereist um das gepriesene, wieder einmal ausverkaufte, Metal-Mekka genau unter die Lupe zu nehmen.


Donnerstag 05.08.2010



Alice Cooper (18:30 Uhr, True Metal Stage):

Mit halbstündiger Verspätung betrat der Altmeister ALICE COOPER mit seiner Band die Bühne ... um ein Feuerwerk in Sachen Showeffekten abzufeuern. Aber nicht nur das, auch großartige Songs gab es. Alleine der Einstieg mit "Schools Out" (mit dem der Gig übrigens auch beendet wurde) und "No More Mister Nice Guy" war lohnenswert. Dem standen Songs wie "Vengeance Is Mine", das lautstark mitgesungene "Poison" und "Billion Dollar Baby" aber in nichts nach. Das alles natürlich untermalt von den eingangs erwähnten Showeffekten wie Guillotine, Riesenspritze (bei "Poison"), Galgen etc.. Eine tolle Show bei der auf einige Hits verzichtet wurde, die dennoch 90 Minuten gut unterhalten hat. (Tutti)

Mötley Crüe (20:00 Uhr, Black Stage):

Nach der phänomenalen und ausgiebigen Show von ALICE COOPER auf der True Metal Stage war es nach einer halben Stunde biergetränkter Wartezeit auch schon soweit, dass der nächste Klassiker die Black Stage betreten durfte. So war es nicht verwunderlich, dass der Großteil der anwesenden Meute ein paar Meter zur Seite pendelte um auch MÖTLEY CRÜE die Ehre zu erweisen. Für mich war es das erste Mal die Herren zu sehen und ich war doch sehr gespannt was dieses alte Gespann so zu bieten hat. Nach dem Intro „Big Balls“ von AC/DC fiel der Vorhang für die aus Los Angeles stammende Legende. Die Musiker traten durch die Bühnenkulisse, einer futuristischen Skyline von Los Angeles, und zelebrierten ihren Einstieg mit „Kickstart My Heart“. Man merkt sofort, dass die Herren schon eine lange Zeit im Geschäft sind und eine routinierte, kraftvolle Performance sollte sich als wegweisend für diesen Auftritt zeigen. Im nächsten Augenblick fiel mir erst das imposante Schlagzeug von Tommy Lee auf. Eine gigantische Bassdrum und riesige Toms zierten die Schießbude und sorgten für einen ordentlichen Wumms. Die Stimmung vor der Bühne wurde mit der Zeit immer besser und gerade bei Klassikern wie „Shout At The Devil“, oder „Looks That Kill“ fielen die Fans regelrecht in Ekstase. Den Herren auf der Bühne machte das ganze sichtlich Spaß und so vollführten sie von Anfang bis Ende des Gigs eine starke Performance, die wohl jeden Fan zufrieden stellen durfte.
Dieser Gig widerlegte eindeutig eine Textpassage in ZIMMERS HOLEs „Hair Doesn’t Grow On Steele“ in der es heißt „We need new Heroes, not Vince Neill!!!“. Jederzeit wieder würde ich mir diese Truppe zu Gemüte führen! (Sebastian)

Setlist Mötley Crüe:

Kickstart My Heart
Wild Side
Shout At The Devil
Saints Of Los Angeles
Looks That Kill
Live Wire
Don’t Go Away Mad (Just Go Away)
Same Ol’ Situation (S.O.S.)
Motherfucker Of The Year
Ten Seconds To Love    
Primal Scream
Dr. Feelgood
Girls, Girls, Girls

Iron Maiden (21:30 Uhr, True Metal Stage):

Die britische Institution gastierte zum zweiten Mal seit 2008 auf dem Wacken Open Air und diente dem diesjährigen Festival als Zugpferd. Dies spiegelte sich auch am Interesse der Zuschauer wieder, denn es wurde beim Auftritt von IRON MAIDEN richtig voll vor der Bühne. Vor zwei Jahren gab es aus gleichem Grund ein riesiges Gedränge im Innenraum, der im Folgejahr aus eben diesem Grund umkonzipiert und vergrößert wurde. Somit war es diesmal zwar voll, aber erträglich. Ein wenig seitlich der Bühne kam man sogar locker flockig ziemlich weit nach vorne um dem Treiben des Sechsers von der Insel zuzusehen.

Wie im Vorfeld schon bekannt war, sollte die Songauswahl sich fast ausschließlich auf die drei Alben seit der Rückkehr von Bruce Dickinson zur Band beschränken. Dies wurde auch von Bruce bei der ersten Ansage nochmals unterstrichen. Zwar gab es nach dem Opener „The Wicker Man“ erstmal den Uralt-Song „Wrathchild“, doch weitere ältere Lieder gab es dann erst als Zugaben in Form von „The Number of the Beast“, „Hallowed be thy Name“ und „Running Free“. Ich muss sagen, dass die neueren Stücke live zwar gut rüberkommen und auch die Performance der Band optimal war, doch einen richtigen Gefallen hätten IRON MAIDEN ihrem Publikum mit dem einen oder anderen weiteren Klassiker im Set durchaus tun können.

Das Bühnenbild und die Lightshow waren passend zum zeitnah erscheinenden neuen Album „The Final Frontier“ ausgearbeitet und sehr imposant, das muss man schon sagen. Auch Eddie hatte seinen Auftritt, er sieht jetzt aus wie Alien gepaart mit Briegel dem Busch und spielt neuerdings sogar Gitarre. Wenn man jedoch die aktuelle Sonderausgabe vom RockHard aufschlägt und den Bericht und die Fotos zum Eröffnungskonzert der aktuellen IRON MAIDEN-Tour ansieht, stellt man fest dass Setlist und Outfit der Musiker sich anscheinend jeden Abend eins zu eins gleichen. Die Jungs hatten auf dem W:O:A sogar samt und sonders die gleichen Shirts an als auf dem im RockHard reviewten Konzert. Jetzt kann man IRON MAIDEN natürlich vorwerfen, dass sie ihre Fans lediglich mit einem abgespulten Standardprogramm beglücken, das soll aber nun keinesfalls die absolut gelungene Performance auf dem W:O:A schmälern.

Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis dass IRON MAIDEN immer noch zu den absoluten Größen im Metaluniversum zählen und die Songs der letzten Platten live gut funktionieren, vor allem „These Colours don’t run“, „No More Lies“ und „Blood Brothers“. Über die Agilität eines Bruce Dickinson auf der Bühne lässt sich auch nicht streiten, der Mann rannte und kletterte die Bühnendeko rauf und runter wie eh und je. Janick Gers ist dagegen immer noch Weltmeister im Gitarrenhochwurf. IRON MAIDEN waren ein Headliner, der echt Spaß gemacht hat. (Thomas)


Freitag 06.08.2010


Dew-Scented (11:00 Uhr, Black Stage):

Geprügel am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen oder so irgendwie war das doch. Hach wie ich das auf Festivals einfach liebe. Der Alkoholspiegel ist vom Vortag noch recht weit oben oder wurde bereits morgens auf ein gewisses Level gebracht. Der Schlaf der Nacht strebte gegen Null und spätestens ab 10:00 Uhr in der Früh muss man völlig ausgetrocknet aus seinem Zelt rauskrabbeln weil aufgrund der Temperatur jede Sauna neidisch wird. Was gibt es da also besseres als völlig im Arsch auf das Festivalgelände zu wanken und sich zum Frühstück mittels ordentlichem, modern gehaltenem, Thrash übelst das Leben in die Glieder zurückballern zu lassen. An dem Freitag des 21. WACKEN OPEN AIRS sollte die Reanimation durch die deutschen DEW-SCENTED in die Wege geleitet werden. Das schien auch gut zu funktionieren, wenn man sich bei dem zunächst noch eher zaghaften Publikum umschaute. Nach kurzer Zeit tauten die Leute auf und auch erste Stagediver wurden in Richtung Bühne befördert. Bei einer Spielzeit von 40 Minuten stellt es sich für eine Band natürlich schwierig der komplette Discographie von nunmehr acht Alben gerecht zu werden. Der hauptfokus lag hierbei zum einen bei dem kurz zuvor veröffentlichten aktuellen Album „Invocation“ von welchem Songs wie „Arise From Decay“ und „Condemnation“ zum besten gegeben wurde. Auch die „Impact“ kam mit Songs wie „Cities Of The Dead“, Soul Poison“ und „Acts of Rage“ keineswegs zu kurz und das Material der sympathischen Truppe ballerte über den Festivalground. Ein absolut geniales Brett, das die Thrasher von DEW-SCENTED präsentierten. Endlich war ich verhältnismäßig wach. ;-) (Sebastian)

End of Green (11:00 Uhr, Party Stage):

Früh aufstehen mussten alle Fans der süddeutschen Melodic-Combo END OF GREEN. Der Fünfer konnte eine beachtliche Fangemeinde vor der Party Stage versammeln. Partystimmung konnte jedoch nicht wirklich vermittelt werden, dazu ist der Sound von END OF GREEN zu melancholisch. Die Menge lauscht stattdessen andächtig den Klängen der Band, die heute einen guten Sound erwischt hatte, und den netten Ansagen des Sängers in einem lustigen süddeutschen Dialekt. Eine schöne, harmonische Einstimmung in den ersten richtigen Wacken-Tag. (Thomas)

Brutus (11:00 Uhr, W.E.T. Stage):

Zu früher Vormittagsstunde um 11 Uhr gab es bereits das volle Death Metal-Brett. BRUTUS enterten die W.E.T.-Stage und zelebrierten eine halbstündige Prügelorgie vom feinsten. Interressanterweise mit dreifachen Growls, denn jeder der ein Saiteninstrument bedient, darf sich auch gesanglich einbringen. Resultat dessen ist ein besonders intensiver Sound und andererseits eine etwas limitiertere Performance als bei vergleichbaren Acts. Die Stücke ähnelten sich zwar oft, für die halbe Stunde war das aber absolut in Ordnung. Holland hat wieder mal eine starke Death Metal Kapelle am Start. Daumen hoch! (Tutti)

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Amorphis (11:45 Uhr, True Metal Stage):

Gerade fünf Minuten nach dem ultimativen Gerappel wurde es aber Zeit für ganz andere Klänge. Die Finnen von AMORPHIS erklommen die True Metal Stage und stiegen mit „Silver Bride“ des aktuellen Albums „Skyforger“ in ihr Set ein. Leider war zu Beginn der Sound etwas arg dünn, was sich glücklicherweise in den darauf folgenden Track stetig besserte. So wurde beispielsweise das anschließende „Sky Is Mine“ wie immer zu einem wahrlich wundervollen Moment. AMORPHIS waren auf der Bühne guter Dinge und präsentierten sich zu solch früher Spielzeit von ihrer besten Seite. Musikalisch würde das Material der Finnen sicherlich besser in den Sonnenuntergang und die anschließende Dunkelheit passen, doch leider kann man sich das auf so großen Festivals wie dem WACKEN nicht aussuchen. Das Hauptaugenmerk lag auf dem 2009 erschienen „Skyforger“, von welchem schließlich noch „From The Heaven Of My Heart“ und „Sampo“ präsentiert wurden. Doch sonst gab es einen guten Querschnitt über das Schaffen der Band und auch Alben wie „Tales From The Thousand Lakes“. „Am Universum“. „Elegy“, „Eclipse“ und der Vorgänger „Silent Waters“ erhielten ihre Beachtung. Ein super Auftritt, welcher durch den besser werdenden Sound für die meisten Anwesenden einen perfekten Einstieg in den Mittag war. (Sebastian)

Suicidal Angels (12:50 Uhr, W.E.T. Stage):

Die der christlichen Religion gegenüber gelinde gesagt sehr kritisch gegenüber stehenden Griechen SUICIDAL ANGELS brachten dass Zelt in der ihnen zugeteilten halben Stunde ordentlich zum Rauchen. Sei es durch die bratenden Akkorde und das unglaublich wuchtige Gebrüll des Sängers als auch durch die nicht zu knapp angeschmissene Nebelmaschine. Zwei bärenstarke, derbe Death/Thrash-Alben im Gepäck und bereits neues Material in der Pipeline, da bot sich reichlich Songmaterial, welches man dem Publikum um die Ohren schmeißen konnte. Der Schwerpunkt lag ganz klar auf dem letzten Machwerk „Sanctify the Darkness“, von dem besonders der abschließend gespielte Gassenhauer „Apokathilosis“ besondere Erwähnung verlangt. (Thomas)

Orphaned Land (13:00 Uhr, Black Stage):

ORPHANED LAND schlugen mit ihrem Anfang des Jahres veröffentlichten Album “The Never Ending Way Of ORWarriOR“ ein wie eine Bombe. In nahezu jedem Magazin räumte die aus Israel stammende Band Höchstwertungen ab. Ordentliche Promo, ausgedehnte Touren und so einige Festivals sorgten dafür, dass sie stetig im Gedächtnis blieben. Nachdem ich die sechsköpfige Truppe vor einigen Jahren auf dem Summer Breeze verpasst hatte war ich sehr froh endliche musikalische live Bekanntschaft mit der Band zu machen. Die Präsenz vor der Bühne war deutlich voller als ich es je erwartet hätte und die Freunde progressiver Klänge wurden von ORPHANED LAND in den verschiedensten religiösen Gewändern empfangen. Den Einstieg in das Set gab es nicht in Fom des Openers des neuen Albums, sondern „Birth  Of The Three“ des sechs Jahre zurückliegenden „Mabool“ wurde gekonnt zum Besten gegeben. Die Selist hielt die Waage zwischen dem neuesten Output und dessen Vorgänger. Lediglich der Abschlusstrack „Ornaments Of Gold“ präsentierte einen Song aus der ganz frühen Schaffensphase der Band. Dennoch waren die Fans sichtlich zufrieden und auch ORPHANED LAND schienen ihren Spaß auf der Bühne gehabt zu haben. (Sebastian)

Die Apokalyptischen Reiter (15:00 Uhr, Black Stage)

In der prallen Mittagssonne gaben sich DIE APOKALYPTISCHEN REITER wieder einmal die Ehre auf dem WACKEN OPEN AIR aufzutreten. Während die akuten stilistischen Änderungen der Musik bei den alteingesessenen Fans noch immer sauer aufstoßen kommt das neue Material in neuem Fankreis jedoch extrem gut an, was das Publikum deutlich unter Beweis stellte. Halb Wacken schien sich vor der Black Stage zu versammeln um die altbekannten Musiker zu begrüßen. Erstaunlich wie voll das Gelände zur immer noch recht frühen Stund herangewachsen war. Dagegen sah die Meute, die vor der Party Stage auf ihre Helden von Voivod ausharrte, quantitativ gesehen aus wie ein Fliegenschiss. Mit dem letzten Output „Licht“ im Gepäck betrat die Band um den sympathischen Fronter Fuchs die Bühne und begann zu rocken. In typisch energiegeladener und freudestrahlender Manier gaben die Jungs gewohnt Vollgas. Die Stimmung des Publikums wurde von Song zu Song immer besser und der Festivalground wurde wie schon so oft bei einem Gig der Weimarer zu einer einzigen großen Party. Den wirklich alten Fans der Band, die ihnen noch nicht den Rücken gekehrt haben erteilten die Reiter mit dieser Setlist aber einen gnadenlosen Schlag in die Fresse. Von den alten Tagen wurde fast überhaupt nichts gespielt. Mit persönlich blieb nur „Unter Der Asche“ des Kultalbums „All You Need Is Love“ im Gedächtnis. Während sich die alten Fans normalerweise immerhin über Songs wie „Iron Fist“ oder andere Tracks der „Soft And Stronger“ oder „Allegro Barbaro“ freuen durften, wurde diesmal das Hauptaugenmerk auf die „All You Need Is Love“ post ära gelegt. So wurden Anhänger des neuen Albums mit Songs wie „Wir Sind Das Licht“, „Es Wird Schlimmer“ oder „Adrenalin“ zufrieden gestellt. Auch „Friede Sei Mit Dir“ und „Revolution“ des Vorgängeralbums erhielt Einzug in die Setlist der Reiter. Fans durften sich extrem glücklich schätzen, denn so gab es mit „Die Boten“ auch noch einen nicht veröffentlichten Track zu hören. Nachdem schließlich als Zugabe noch „Seemann“ gespielt wurde schien das Publikum vollends glücklich zu sein. Ich für meinen Teil war als Reiterfan der alten Tage allerdings maßlos enttäuscht was aus der Band geworden ist, deren musikalisches Schaffen ich absolut verehrt habe. Vor allem, dass auf einem Festivalgig ihr Ursprung komplett außen vorgelassen wird und nur die neuen Tracks ihre Berechtigung fanden. (Sebastian)

Endstille (18:00 Uhr, Black Stage):

Endlich durfte die Black Stage auch mal ihrem Namen gerecht werden und mit ENDSTILLE betrat eine Band die Bühne die nur bedingt zum Sonnenschein passte. Dass die Kieler Truppe bereits im letzten Jahr zu Gast auf dem WACKEN war interessierte niemanden und so verschlug es einige Schwarzmetall begeisterten vor die Bühne. Die goldene Klausel, dass Bands nicht im Jahrestakt auf dem Festival auftreten sollen gilt wohl schon lange nicht mehr, was andere Bands wie beispielsweise in der Vergangenheit die vorangegangenen Reiter auch schon unter Beweis stellten.
Aber wie dem auch sei, es war an der Zeit sich den Arsch wegrumpeln zu lassen. In der Bühnenfront wurde blutbefleckter Stacheldraht zur Schau gestellt und der neue Fronter Zingultus betrat mit blutbeschmiertem weißem Shirt die Bühne. Irgendwie sah das Ganze schon ein bisschen lächerlich aus. Er sorgte, meiner Meinung nach, auch einfach nicht wirklich für dieselbe Atmosphäre die vorher bei ENDSTILLE herrschte. Ich habe schon so einige druckvolle Auftritte der Band gesehen. Gerade in dem Jahr davor, als der Sänger von KAMPFAR aushalf waren die Live Auftritte wahre Offenbahrungen. Mit Zingultus wollte das ganze bei mir irgendwie nicht so zünden, obwohl die Mannen alles aus sich rausholten. Dennoch stellten ENDSTILLE wieder einmal unter Beweis, dass sie eine wahnsinnig geniale deutsche Blackmetaltruppe sind. Man merkt ihnen auch an, dass sie Spaß auf der Bühne haben und für ihre Musik leben. Sei es der Schlagzeuger, der überwältigt von der Fanmasse, sogleich Fotographien machen muss oder der Sänger der in den Graben springt um bei den Fans zu sein. Selbstverständlich vernachlässigten die Kieler in ihrer Setlist kaum ihre Hits und so wurden Songs wie „Dominanz“, „Navigator“ oder „Enstilles Reich“ in das Publikum gefeuert. In der Mitte ihrer Setlist bekam die Truppe noch besuch von ihrem mexikanischen Gastsänger, welcher wohl auch einige Male in der sängerlosen Zeit aushalf. Er und Zingultus übergossen sich mit Blut und präsentierten weitere schwarzmetall Spielereien, welche ich von ENDSTILLE bisher nie erlebt habe. Eigentlich bin ich der Meinung, dass die Band perfekt ohne solchen Krams auskam, aber jedem das seine. Die Fans waren zufrieden und der Gehörgang wurde reichlich beschallt, was will man mehr? (Sebastian)

Frei.Wild (18:00 Uhr, Party Stage):

Das FREI.WILD musikalisch sowie imagemäßig die BÖHSEN ONKELZ als Vorbilder haben ist unbestreitbar. Den Status des Originals müssen sich die Südtiroler aber erst noch erarbeiten, wobei sie auch heute schon auf eine beachtlich große Fangemeinde blicken können. Dies jedenfalls bewies das diesjährige W:O:A, denn die rotzigen Gassenhauer der Alpenländer wurden aus vielen, vielen Kehlen mitgeschmettert und tausende Fäuste wurden gen Himmel gereckt zu Songs wie „Niemand“, „Südtirol“ oder „Das Land der Vollidioten“. Solider Auftritt mit gutem Sound und guter Stimmung. (Thomas)

Evile (18:25 Uhr, W.E.T. Stage):

EVILE sind auf dem besten Weg sich an die erweiterte Spitze des Thrash Metals zu spielen. Der Auftritt auf dem Wacken Open Air war ein weiterer Schritt dahin. Die Briten feuerten ein halbstündiges Thrash-Feuerwerk ab, das die Menge austicken ließ. Sogar so sehr das mich mal die Feinstaubbelastung interessieren würde. Die Wolke die da durch das Zelt zog, war zwischenzeitlich so dicht, dass von der Mitte des Zeltes die Band gar nicht mehr zu sehen war. Vor allem beim letzten Song "Enter The Grave". Der Gig war sicher einer der Höhepunkte auf dem diesjährigen Festival, nur leider versteckt auf der W.E.T.-Stage. Wenn die Band so weitermacht, dann aber sicher schon bald auf der Black-Stage. (Tutti)

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Arch Enemy (20:30 Uhr, Black Stage):

Die beiden Amott Brüder sind mit ARCH ENEMY mehr als nur bekannt in der melodic Death Branche. Auch Growlfrau Angela Gossow trägt mit ihrem mächtigen Organ so einiges zum Bekanntheitsgrad dabei. Eine Seltenheit ist es nicht dieser Truppe live zu begegnen und jedes Mal wird man aufs Neue einfach umgehauen. So sollte es auch auf dem diesjährigen Wacken sein. Frau Gossow betritt mit einem Elan die Bühne, tritt aufs Gaspedal und geht den ganzen Gig von jenem nicht mehr runter. Selbstverständlich galt das auch für ihre Kollegen. Mit wahnsinnig geilen Songs wie „lood On Your Hands“, „I Will Live Again“ oder “Revolution Begins” des neuen Albums wussten sie ganz genau wie sie die Fanmassen auf Temperatur bringen. Die Leute waren voll und ganz dabei und lediglich das Circle Pit Verbot unterdrückte die totale Ekstase des druckvollen Sounds von ARCH ENEMY. Eigentlich braucht man zu dem Auftitt gar nicht mehr Worte zu verlieren. Wer die Truppe schon gesehen hat weiß einfach wie heiß es dort zur Sache geht und dass sie einem wie ein Schweizer Uhrwerk Song um Song in wahrer Perfektion um den Latz knallen. (Sebastian)

Tarja Turunen (20:30 Uhr, Party Stage):

Der Auftritt von TARJA TURUNEN war sicher sowas wie das Damenprogramm des Tages. Wer aber dachte die ehemalige Nightwish-Frontfrau würde nur eine seichte Vorstellung abliefern, der sah sie getäuscht. Neben Eigenkompositionen gab es auch eine ganze Reihe an gut umgesetzer Coverversionen wie "Sleeping Sun" (Nightwish), Still Of The Night (Whitesknake), Over The Hills And Far Away (Gary Moore), Wishmaster (Nightwish). Interessant auch umgesetzt, u.a. mit Cello und Keyboard. Guter Gig und für mich wegen der doch sehr rockigen Vorstellung die Überraschung des Festivals. (Tutti)

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Broilers (20:45 Uhr, W.E.T. Stage):

Die Düsseldorfer waren einer der vielen, bunten Farbtupfer auf dem diesjährigen W:O:A. So langsam scheint das Festival seine musikalischen Tore auch vermehrt Musikrichtungen wie Oi! Und Ska zu öffnen. Die BROILERS machen eine gute Mischung aus diesen beiden Stilen und konnten das Partyzelt mit ihrer guten Laune und ihrer kraftvollen Darbietung im Sturm nehmen. Beim Blick ins Publikum konnte man mal sehen, wie viele Punks und Skins das Metal-Festival besuchen, denn hier waren sie alle versammelt. Und die BROILERS heizten ihrem tanzwütigen Publikum auch gut ein. Los ging es mit „Zurück zum Beton“, dem Opener des aktuellen Albums „Vanitas“. Schon hier kochte die Stimmung im Zelt und es wurde jede Textzeile aus hunderten von Kehlen lautstark mitgesungen. Die Songauswahl war breit gefächert, neben vielen Songs von „Vanitas“ gab es z.B. auch ältere Stücke wie „Nur die Nacht weiß“ und „Mit einem Fuß im Grab“. Der Fünfer aus der Stadt am Rhein hat mit diesem Auftritt in Wacken einen astreinen Eindruck hinterlassen und damit eventuell auch neue Fans im Metal-Sektor gewonnen. (Thomas)

Grave Digger (21:45 Uhr, True Metal Stage):

Eine wahre Institution der deutschen Metalgeschichte erweiste dem WACKEN OPEN AIR wieder einmal die Ehre. Zur ihrem 30 jährigen Jubiläum betraten die Legenden die True Metal Stage und entfachten ein Feuerwerk wie ich es schon lange nicht mehr gehört habe. Wenn ich mich nicht ganz täusche haben die Herren schlichtweg ihr komplettes Kultalbum „Tunes Of War“ runtergezockt und lediglich gegen Ende weitere Songs dazu gepackt. So gab es dem Album gemäß den Einstieg mit „The Brave“ an welches sich sogleich das druckvolle „Scotland United“ anschloss. Spätestens bei dem Folgetrack „The Dark Of The Sun“ war die Stimmung absolut auf dem Höhepunkt und das Fass begann zu explodieren. Für mich persönlich sind „Tunes Of War“ und „Knights Of The Cross“ die absoluten Götterscheiben der Band, weshalb dieser Auftritt mehr als nur eine Erfüllung war. Von zweitgenannter wurde, wenn ich mich nicht täusche zwar kein Song präsentiert, aber die komplette „Tunes Of War“ live um die Ohren gehauen zu bekommen ist mehr als nur eine Erfahrung wert. Da gegen Ende noch Zeit über blieb wurden noch Klassiker wie „Excalibur“ oder „Heavy Metal Breakdown“ angeschoben. Ein hervorragender Gig einer Band, die Live immer wieder für ein besonderes Feeling sorgt. (Sebastian)

Secrets Of The Moon (22:40 Uhr, W.E.T. Stage):

Zu später Stunde gab es noch ein Schmankerl auf der W.E.T.-Stage. SECRETS OF THE MOON sind live einfach eine Macht und für Freunde anspruchsvolleren Black Metals ein Muss. Die Menge im Zelt war aber dennoch überschaubar, was wohl eher der Uhrzeit zuzuschreiben ist. Nicht jeder hat Bock zur tiefsten Nachtzeit auf Black Metal im Arte Niveau. Geboten wurden überwiegend Songs vom aktuellen Album "Privilegivm" und auf Ansagen wurde natürlich auch ziemlich verzichtet. Ein grandioser Auftritt, der sich alleine schon wegen des wuchtigen Sounds gelohnt hat. (Tutti)

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Slayer (23:15 Uhr, Black Stage):

Im Vorfeld des Festivals stand die Frage, welcher Headliner auf dem W:O:A mehr abräumen würde, IRON MAIDEN am Donnerstag oder SLAYER am Freitag. Nachdem beide Auftritte absolviert waren muss ich sagen, dass diese Frage schwer zu beantworten ist, denn beide Bands waren richtig fett und eines Headliners würdig. Müsste ich mich nun wirklich entscheiden würde ich sagen, dass SLAYER die Punkte eingefahren haben. Ausschlaggebend dafür ist einzig und allein der bombastische Sound den die Herren Araya, King, Hanneman und Lombardo von der Technik kredenzt bekamen. Endlos laut und glasklar kamen die Riffgewitter aus den Boxen, so als wollte man den Fauxpas von 2003 doppelt und dreifach wieder gut machen. Das Publikum war in Massen erschienen. Wer rechtzeitig kam und sich etwas seitlich an die Bühne heran arbeitete konnte ohne Probleme sehr weit vorne stehen. Ein Blick nach hinten zeigte dann dass sich die Menge so ziemlich bis zurück an die Eingänge erstreckte, um dem feinen Sound von SLAYER zu lauschen. Die Lightshow während des Konzertes war auch über alle Maßen stark, nicht aufgrund ihrer Vielfältigkeit, sondern vielmehr wegen ihrer Intensität. Einen Großteil der Zeit über war die Bühne in rotes Licht gehüllt, was für eine gespenstische und atmosphärische Stimmung sorgte. Auch von den dargebotenen Songs her war der Gig eine Offenbarung, nach dem Opener und Titelsong der aktuellen Scheibe „World Painted Blood“ sowie „Hate Worldwide“ reihte sich Klassiker an Klassiker. Los gings mit „War Ensemble“, schon hier kochte die Stimmung im Publikum. Es folgten mit „Expendable Youth” und “Dead Skin Mask” weitere starke Nummern, bevor mit dem immer wieder gern gehörten “Seasons in the Abyss” der erste Höhepunkt der Show erreicht wurde. Den Uralt-Kracher „Hell Awaits” schob man dann bereitwillig nach. Zum Ende raus gab es noch „Spirit in Black”, “Mandatory Suicide”, “Chemical Warfare” und natürlich “Raining Blood“, bevor die Band von der Bühne verschwand. Doch fehlten da nicht noch zwei Nummern, die man bei SLAYER als unverzichtbar erachten kann? Klar doch, nach den obligatorischen Zugabe-Rufen wurden selbstverständlich noch „South of Heaven“ und „Angel of Death“ gespielt. (Thomas)

Anvil (0:45 Uhr, True Metal Stage):

Lips war die Freude über den Auftritt jederzeit anzusehen. Für ANVIL ist es ja auch etwas Besonderes vor so einer Menge auf so einer Bühne zu spielen. Und so fuhren die Kanadier das volle Programm auf. Ausufernde Soli, natürlich auch mit Dildoeinlage (bei "Mothra") und Lips Geschreie in die Gitarre. Ein Gig der wirklich mal mit Leidenschaft vorgetragen wurde, wenn auch stellenweise leicht anstrengend. Vielleicht sollten sich die Kanadier mehr mit den eigentlichen Songs als mit irgendwelchen Spielereien beschäftigen. (Tutti)

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Setlist Anvil:

- 666
- School Love
- Winged Assassins
- This Is Thirteen
- Mothra
- Thumb Hang
- Drumsolo
- Forged In Fire
- Metal On Metal

Samstag 07.08.2010


Ektomorf (12:00 Uhr, Black Stage):

Und schon wieder gab es die perfekte Gelegenheit sich zu relativ früher Stund die Müdigkeit aus den Gliedern prügeln zu lassen. Die Ungarn von EKTOMORF enterten die Black Stage und präsentierten einen druckvollen Start in den Tag. Überraschend viele Leute fanden bereits ihren Weg vor die Bühne und in der prallen Mittagssonne ging es gleich zu Beginn heiß her. Durch das tagelange geniale Wetter sorgte die aktive Meute vor der Bühne schnell für eine Staubwolke des Todes. Das hinderte niemanden im Geringsten einfach weiter Gas zu geben. Wer EKTOMORF schon Live gesehen hat weiß einfach wie genial und druckvoll die Ungarn ihre Arbeit verichten. Leider wird das ganze auf Dauer ein wenig monoton und wenn man die Jungs schon ein paar Mal gesehen hat, wird leider auch nicht unbedingt viel Neues geboten. (Sebastian)

The New Black (12:55 Uhr, W.E.T. Stage):

Wer von dem druckvollen Sound von EKTOMORF nun die Nase voll hatte und sich auch nicht von den Core-lern von CALIBAN verprügeln lassen wollte, der war an Bühne Nummer vier des Wackens wunderbar aufgehoben. Hier wurde man mit feinstem derckigen Rock bedient. Leider sahen das aber wohl nicht so enorm viele so, denn das Zelt war nicht gerade gefüllt. Die Stimmung litt aber glücklicherweise kein bisschen darunter und die Fans der Band feierten ihre Helden auf der Bühne. Mit Songs wie „Welcome To Point Black“ konnten die Jungs aber auch wirklich problemlos die Leute für sich begeistern. Auch das enorm groovende „Everlasting“ des Debüts konnte mit seinen eingängigen, ohrwurmverdächtigen Riffs sofort zum mitbewegen animieren. Schließlich wurde die musikhungrige Meute noch mit einem neuen Track gefüttert, welcher sehr gut beim Publikum ankam. Wunderbare Show die hier abgeliefert wurde. Wer auf schönen rotzigen Rock steht sollte sich diese Jungs unbedingt einmal zu Gemüte führen. (Sebastian)

Caliban (13:15 Uhr, True Metal Stage):

Los ging der Samstag mit der Ruhrpottcombo CALIBAN. Die Jungs um Brüllwürfel Andy mussten ihrem aktionswütigen Publikum schon vor dem Gig die traurige Nachricht überbringen, dass vom Veranstalter aus Sicherheitsgründen ein Wall-of-Death-Verbot aufgebürdet wurde. Dieselbe Problematik gab es im Vorjahr auch schon bei HEAVEN SHALL BURN, nichts Neues also im Lande Wacken. CALIBAN nahmen es gelasen, teilten ein paar verbale Seitenhiebe zur Situation aus und rieten stattdessen zum „guten alten Pogo im Pit“. Musikalisch gab es gut was auf die Ohren, die Stück vom neue Album „Say Hello to Tragedy“ zünden live recht amtlich. Auch die Menge ging zu Brechern wie „Caliban’s Revenge“ oder „No one is safe“ gut ab und lieferte einen astreinen Circlepit, bei dem es aufgrund der Trockenheit des Bodens dermaßen staubte, dass man die Bühne zwischenzeitlich nicht mehr sehen konnte. Alles in allem war es eine gute Performance zum Einstieg in den letzten Wacken-Tag, die Lust auf mehr machte. (Thomas)

Kampfar (14:30 Uhr, Party Stage):

Black Metal bei strahlendem Sonnenschein ist bekanntlich immer so eine Sache. Im Falle von KAMPFAR funktionierte es aber dennoch, weil die Norweger einfach einen mitreißenden Gig spielten und mit Dolk einen charismatischen Frontmann in ihren Reihen haben, der ganz klar zum Blickfang wurde. Dazu eine gute Show mit Pyros und Feuersäulen und natürlich grimmiges Songmaterial wie "Norse", "Troll, Død Og Trolldom" und "Vettekult". Der Gig hätte nur etwas mehr Besucher vertragen, litt aber hier unter den zeitgleich spielenden Unleashed. (Tutti)

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Unleashed (14:30 Uhr, Black Stage):

Die schwedischen Death-Metal-Veteranen um Sänger Johnny Hedlund haben es auch 2010 noch drauf. Zwar war es aufgrund der frühen Stunde noch nicht so voll im Innenraum, doch die Leute, die zu UNLEASHED gekommen waren, bekamen die volle Breitseite geboten. Die Musik der Jungs bewegt sich ja fast ausschließlich im Midtempo-Bereich, was live zuweilen recht ermüdend sein kann. Auch mit Bewegung auf der Bühne hat der Elchtod-Vierer nicht viel am Hut. Diese vermeintlichen Schwachpunkte können UNLEASHED jedoch mit eingängigen Songs und spielerischer Intensität wettmachen. Los ging es mit „Vinterland”, bevor man mit “Shadows in the Deep“ bereits beim zweiten Song tief in die Klamottenkiste griff. Dem Publikum gefiel so ein Old-School-Ausflug natürlich gut. Mit „Hammer Battalion Unleashed”, “The Greatest of All Lies” und “Your Children Will Burn“ gab es dann neuere Sachen zu hören, aber was war eigentlich mit Songs vom neuen Album “As Yggdrasil Trmbles”? Die Sachen scheinen die Jungs noch nicht im Repertoire zu haben, was mich bei der Qualität der Platte eigentlich wundert. Einzig und allein „Wir kapitulieren niemals“ wurde gespielt, sozusagen als Verneigung vor der großen deutschen UNLEASHED-Fangemeinde. Die beiden Old-School-Kracher „Into Glory Ride” und “Legal Rapes” folgten sogleich, bevor mit “The Longships are Coming” und dem obligatorischen “Death Metal Victory” ein ordentlicher Auftritt beendet wurde. (Thomas)

Overkill (15:45, True Metal Stage):

Auch nach über 25 Jahren im Dienst hat die US-Thrash-Legende OVERKILL noch keinen Deut an Biss verloren, wie die Jungs auf dem W:O:A eindrucksvoll bewiesen. Die Menge lag ihnen von der ersten Note an zu Füßen und OVERKILL haben natürlich ein feines Gespür dafür, was die Leute hören wollen. Und so gab es sämtliche Klassiker der Bandgeschichte am laufenden Band, angefangen bei „Rotten to the Core“, über „Wrecking Crew”, “Hello from the Gutter“, „Coma“, „Hammerhead“ und „Elimination“ bis hin zum immer wieder gerne gehörten und mitgesungenen „In Union we stand“. Fehlen durfte in Form des Titeltracks „Ironbound“ natürlich auch nicht die Kostprobe vom aktuellen Album. Einziger Wermutstropfen war der Sound beim Auftritt der Mannen um Blitz Ellsworth, denn OVERKILL waren die komplette Stunde über aus einem nicht ersichtlichen Grund komplett auf „Leise“ gestellt. Da hätte man sich ruhig mal ein paar Dezibel von SLAYER am Vortag ausleihen können. (Thomas)

Die Kassierer (16:35 Uhr, W.E.T. Stage):

Ich würde an dieser Stelle ja gern etwas über den Auftritt der KASSIERER im Partyzelt schreiben, aber das ist aus ich nenne es mal technischen Gründen leider nicht möglich. Diese technischen Gründe lassen sich mit gnadenloser Überfüllung des Partyzeltes beziffern. Man kam einfach nicht rein oder auch nur in die Nähe des Zeltes, da bereits 50 Meter vor der zum Innenraum geöffneten Zeltseite Schluss war. Kaum zu glauben, aber die kultige Punkband aus Bochum sorgte für den größten Andrang am ganzen Wochenende. Muss ja zwangsläufig gut gewesen sein der Auftritt. Ich für meinen Teil habe nach fünf Minuten aufgegeben, doch noch rein zu kommen. (Thomas)

Metsatöll (17:45 Uhr, W.E.T. Stage):

Auch Estland ist dank METSATÖLL auf der Folk Metal-Weltkarte vertreten. Dabei ist die Band aber auf keinen fahrenden Zug aufgesprungen, sondern bereits seit vielen Jahren aktiv und kann auf einige Alben zurückblicken. Entsprechend reich gefüllt war die 30-minütige Show. Ganz im Gegensatz zum Zelt der W.E.T.-Stage das zu zwei Dritteln leer blieb. Und dabei waren dann sogar noch einige Fans aus Estland anwesend. Dabei hätten auch hiesige Folk-Metal Fans die Band ruhig mal live antesten dürfen, gehen die Jungs doch etwas härter zu Werke als vergleichbare Bands aus unseren Breitengraden. (Tutti)

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Varg (18:40 Uhr, W.E.T. Stage):

Rappelvoll war das Zelt hingegen bei den hiesigen VARG. Pagan Metal ist halt 'in' und besonders wenn er so gespielt wird wie von VARG, die mir musikalisch zu fröhlich rüberkommen, aber damit besonders beim jungen Publikum den Nerv treffen. Der noch immer recht aktuellen Diskussion um die Vergangenheit von Frontmann Freki zum trotz wurde die Band ordentlich abgefeiert. Freki übrigens kann offensichtlich auch gut ohne Alkohol feiern, griff immer nur zu Wasserflaschen um diese dann aber dankenswerterweise ins Publikum zu werfen. Das hatte die Abkühlung wiederum dringend nötig. Guter Gig, ob das letztlich reicht um sich aus der Masse der Pagan Metal Bands abzuheben bleibt abzuwarten. (Tutti)

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Setlist Varg:

- Viel Feind viel Ehr
- Skål
- Blutaar
- ?
- Wolfszeit

Cannibal Corpse (19:30 Uhr, Black Stage):

CANNIBAL CORPSE ist sicher eine Band die ich live so oft gesehen habe wie kaum eine andere. Und Überraschungen gibt es ... nie. Auch in Wacken hämmerten die US-Deather ihren Gig mit klinischer Präzision herunter. Auf ausufernde Ansagen verzichtete George "Corpsegrinder" Fisher, nicht aber darauf wieder seine Nackenmuskulatur zu testen. Dazu hatte er bei Songs wie "Savage Butchery", "Sentenced To Burn", "The Wretched Spawn", "I Will Kill You", "I Cum Blood", "The Time To Kill Is Now", "Death Walking Terror", "Make Them Suffer", "Priests Of Sodom", "Staring Through The Eyes Of The Dead" und natürlich "Hammer Smashed Face" reichlich Gelegenheit. Das Publikum nutze den Gig um eifrig riesige Moshpits zu produzieren. Intensive Vorstellung der Band die sich bei der Performance allerdings auch treu geblieben ist und halt eher die Musik sprechen ließ. (Tutti)

Debauchery (19:35 Uhr, W.E.T. Stage):

An diesem musikalisch bereits wundervollen Samstag sollte gegen Abend die W.E.T. Stage mal wieder erneut zum kochen gebracht werden. Die Stuttgarter Extremtruppe DEBAUCHERY um den sympathischen Thomas Gurrath betrat die Bühne und gab sogleich Vollgas. Die Leute stapelten sich schon bis weit aus dem Zelt heraus. Das wäre eigentlich gar nicht nötig gewesen, denn hatte man sich erst einmal durch die Meute in das Zelt gekämpft war auf der linken Seite eigentlich noch genügend Platz. Aber wie dem auch sei, die Stimmung war direkt auf einem Höchstpunkt und die blutverschmierten Stuttgarter feuerten mit „There Is Only War“ den Opener des aktuellen Albums „Rockers&War“ in das hungrige Publikum. Zur Freude der männlichen anwesenden Gäste räkelte sich schließlich noch eine blutverschmierte leicht bekleidete Frau auf der Bühne. Das lässt das Metallerherz doch gleich höher schlagen. Ordentlicher Deathmetal, jede Menge Bier, eine blutige Show und halbnackte Frauen, was will man(n) eigentlich mehr? DEBAUCHERY lieferten das ganze Set über wieder ein Brett der Extraklasse. Die Spielfreude war den Jungs wie immer anzusehen und mit ihrem Abschlusstrack „Death Metal Warmachine“ machten sie dem Songtitel wieder einmal alle Ehre! (Sebastian)

Immortal (22:00 Uhr, Black Stage):

Drei Jahre nachdem die Blackmetal-Ikonen IMMORTAL bereits das WACKEN OPEN AIR nach ihrer Reunion beehrten kehrten sie schließlich wieder, zur Freude vieler, auf die Black Stage zurück. Vor der Bühne war so einiges los und man sah den Leuten die Spannung auf die Blackmetal Helden ins Gesicht geschrieben. Mit dem Titeltrack des aktuellen Albums „All Shall Fall“ starteten die Norweger mit pyrotechnischem Funkenregen in ihr Set. Der neue Output stand absolut im Vordergrund, von welchem die Mannen Songs wie „Hordes To War“, „Rise Of Darkness“ und „Norden On Fire“ präsentierten. Sehr zum Leid der alteingesessenen Fans wurde die ganz alte Ära der Band eher weniger berücksichtigt. Einige Klassiker fanden ihren Weg leider nicht in die Setlist. Das Publikum wirkte die meiste Zeit auch eher verhalten, was aber durchaus auf die vergangenen Tage des Festivals zurückgeführt werden könnte, welche den meisten wohl in den Knochen steckte. Doch auch wenn die Setlist für die meisten vielleicht nicht unbedingt spektakulär war so muss man sagen, dass die dargebotene Performance nicht von schlechten Eltern war. Ganz im Gegensatz zum Auftritt vor ein paar Jahren konnte man diesmal sogar die Ansagen halbwegs verstehen und die Mannen schienen ganz klar bei der Sache zu sein. Mit dem abschließenden „One By One“ wurde letztlich auch noch einmal eine wahsninns Keule ausgepackt und ich für meinen Teil war zumindest vollauf zufrieden. (Sebastian)

Candlemass (22:00 Uhr, Party Stage):

Für mich zum Höhepunkt des Wochenendes wurde der Auftritt von CANDLEMASS. Endlich konnte ich die Schweden mal mit Sänger Robert Lowe sehen. Wobei seine Qualitäten ja hinlänglich bekannt sind. Die Schweden gingen bei ihrer einstündigen Show so doomig zur Sache wie selten. Die Songs wurden schleppender vorgetragen als auf den Alben. Das natürlich alles mit dem fanstatischen Gesang von Robert Lowe. Die Setlist war ordentlich zusammengestellt. Ein paar Klassiker haben gefehlt, aber mehr als 60 Minuten Spielzeit stand nun mal nicht zur Verfügung. Sehr stark! (Tutti)

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Setlist Candlemass:

- March Funebre
- Mirror Mirror
- Dark Are The Veils Of Death
- Samarithan
- If I Ever Die
- Hammer Of Doom
- Emperor Of The Void
- At The Gallows End
- Bleeding Baroness
- Solitude

Fear Factory (0:30 Uhr, Black Stage):

FEAR FACTORY lebten ganz klar von ihrem wuchtigen Sound. Denn die Performance würde ich eher als 'gewöhnlich' bezeichnen. Dies aber glich alleine schon Schlagzeuggott Gene Hoglan aus. Der hat ja nun schon bei gefühlten hundert Bands gespielt und bisher noch immer seine Durchschlagskraft unter Beweis stellen können. Auch in Wacken war er es der herausstach. Die Saiteninstrumente gingen zumindest ab und zu in einem Brei unter, aber das ist nur schwer zu vermeiden. Stücke wie "Powershifter", "Fear Campaign", "Martyr" und "Replica" verfehlten ihre Wirkung jedenfalls nicht. Ein netter Gig bei der sich die Lightshow dem Sound anpasste. (Tutti)
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