Die vierte Auflage des METALCAMP bot zum ersten mal eine absolute Neuerung. Es war das erste Metal-Open-Air, das über eine Woche ging. An fünf Tagen wurde Musik geboten, an den beiden anderen konnte man sich am Strand und der Beach-Bar vergnügen. Das machte die Mischung zwischen Feriencamp und Festival noch interessanter. Dadurch konnte man das schöne Soca-Tal mit seinen vielfältigen Möglichkeiten noch besser unter die Lupe nehmen und noch mehr abseits des musikalischen Treibens unternehmen. Am Angebot mangelt es da nicht, zumal der Wettergott so was von auf unserer Seite war und uns eine Gluthitze beschert hatte. Das ließ sich oft nur am Badestrand aushalten, der in diesem Jahr wieder ausgiebig genutzt wurde, bevor es abends an die Bühnen ging, auf denen eine stilistisch weitgefächerte Auswahl der internationalen Metalelite aufspielte. Also eine durch und durch ungewöhnliche Veranstaltung, welche die Macher da auf die Beine gestellt haben. Und die wurde vom Publikum so angenommen. Deswegen gibt es auch einen eher ungewöhnlichen Festivalbericht.

(Montag, 16.07.2007)
Schon am ersten Tag waren wir mittendrin im Rock´n´Roll-Wahnsinn, als der Bus unserer Kollegen sage und schreibe fünf Stunden Verspätung hatte. Wir zogen es ja vor schon am Wochenende zuvor anzureisen, somit gingen wir großem Stress aus dem Weg. Um 11 Uhr morgens bezogen wir von einem nahen öffentlichen Campingplatz aus den noch schwach gefüllten Festivalplatz. Lediglich die über Nacht angereisten waren schon vor Ort und einige, die am Vorabend eintrafen. Diese durften auch schon sonntags aufs Gelände, aber ohne Fahrzeug, so dass sie ihr Zeug hineintragen mussten. Überhaupt ist die Wahl zwischen Zelten am Auto und nur Zelten echt eine gute Idee. Für die mit Bus und Bahn angereisten und solche mit wenig Gepäck bietet sich der Platz direkt neben der Festival Area an, während die Autocamper etwas weiter laufen müssen.

Nun war das Problem, dass eine unserer Mitstreiterinnen eingeplant war bei der Hydrospeed-Tour, so blieb gerade noch eine Stunde Zeit, um die Zelte zu errichten und deren Gepäck zu verstauen. Danach ging es sofort ins erste Abenteuer, eine irre Sache, nur mit einem kleinen Schwimmponton bestückt und von einem Helm und Neoprenanzug geschützt stürzt man sich in die härtesten Stromschnellen. Nichts für schwache Nerven und nur Leuten zu empfehlen, die mit Wassersport Erfahrung haben und von guter Konstitution sind.
Am Abend gab es dann ein abschließendes, gemütliches Grillen, bevor alle recht früh in ihre Behausungen aus Nylon und Baumwolle fielen. Die Fahrt mit wenig Schlaf zehrte doch an der Substanz und am nächsten Tag sollte es genauso weitergehen.

(Dienstag, 17.07.2007)
Am zweiten Tag stand zuerst Kajakfahren auf dem Programm, an dem neben meiner Herzdame alle anderen fünf Freunde teilnahmen. War das ein Spaß, was so einfach aussieht ist sehr kompliziert, die Boote sehr sensibel, kentern war der Normalfall. Gebucht haben wir die ganzen Aktivitäten wie auch das Rafting am Sonntag zuvor bei der Sportagentur Maya, die nur ein paar Fußminuten vom Festivalgelände entfernt an der Hauptstrasse zwischen den beiden Supermärkten liegt.
Diese ist vom Service, dem Personal und dem Equipment absolut zu empfehlen. Interessierte sollten das schon im voraus einplanen, denn man hat auch den Metaller als Kunden entdeckt. In diesem Jahr bot man auf dem Campingplatz Rafting zum vergünstigten Tarif für METALCAMP-Besucher an. Und wenn man nicht die erforderlichen 4 Personen für ein Boot zusammenbekommt, einfach mal anfragen, ob es anderen nicht ähnlich geht. Bei uns waren auch immer fremde Passagiere dabei, am Ende hat man vielleicht eine internationale Besatzung zusammen, der wahre Festival-Spirit.

Am Abend ging es dann zum ersten mal an die Bühnen, d.h. an den beiden ersten Tagen fand das ganze Programm auf der idyllisch im Wald gelegenen Talent Stage statt. Wegen der Tour fand sich der Redakteur erst zu ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET ein. Diese legten gleich mächtig mit ihrem Death´n´Roll los. Die ganze Band war ständig in Bewegung und über Johan Lindstrands Qualitäten als Fronter braucht man ohnehin keine Worte mehr zu verlieren. Unermüdlich trieb er das Publikum an, welches anfangs noch spärlich zwischen den Bäumen stand. Ein paar kleinere Pits gab es zu verzeichnen, doch so richtig wollte der Funke zuerst nicht überspringen.
Doch die Band gab nicht auf, Mikael Lagerblad feuerte einige klasse Soli ins Publikum, so dass dieses immer mehr auftaute. Die gesunde Mischung aus Songs der beiden Alben wie z.B. „Bulldozer frenzy" und „Nightmare in Ashes and Blood" tat ihr übriges. Und als dann „So grim, so true, so real" den offiziellen Set beendete, gab es laute Zugabenforderungen, die die Ein-Mann-Armee gerne erfüllte.

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Diese Stimmung konnte die österreichisch-amerikanische Kollaboration DEAD SOUL TRIBE nicht halten, zu eigenwillig kommt das Ganze rüber. Sänger und Gitarrist, der ehemalige PSYCHOTIC WALTZ-Sänger Devon Graves gibt sich betont scheu, geht kaum auf die dünn gesäte Menschenmasse ein. Manchmal kommt dann der Bogen an der Sechsaitigen oder die Querflöte zum Einsatz, aber die Songs zündeten nicht. Lag auch am dumpfen Sound, der zwar ordentlich krachte, aber die Feinheiten in den Songs wegblies.
So groovte sich das Quartett durch Jam-ähnliche Lieder vom Schlage „Spiders and Flies". Graves war mit seinem getragenen Gesang in seiner eigenen Welt und lebte die Atmosphäre aus. Bis auf wenige konnte ihm aber keiner so recht folgen.


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War es dann höllisch leer auf dem Platz konnte einem schon Angst um den SEPULTURA-Auftritt werden. Doch die ersten Sprechchöre verhießen Gutes und bis zum Erscheinen der Brasilianer hatte sich der Zuschauerraum ordentlich gefüllt. Und die gingen von Beginn an mit. Nach einem langen Intro ging es mit „Refuse/Resist" gleich in die vollen. Anschließend tat sich die Band keinen Gefallen ausser „Slave new World" nur Material aus der Post-Max Cavalera-Ära wie etwa „Boycott" zu spielen. Doch das machten sie mit vollem Einsatz wieder wett, Andreas Kisser bearbeitete seine Axt wie ein Berseker, Derrick Green gab den Brüllgott und der neue Schlagwerker Jean Dollabella ist eine Maschine.
Als dann Klassiker angekündigt wurden, gab es zu aller Verwunderung das starke, eindringliche U2-Cover „Bullet the blue Sky". Dann wurden einige ältere Songs nur angespielt, bevor mit „Orgasmatron" ein weiteres Cover folgte. Erst danach wurden die Fans erhört, und mit „Troops of Doom", „Arise", dem Killer „Territory" sowie „Beneath the Remains" fand der Set ein frenetisch bejubeltes Ende. Da reichte eine Zugabe nicht, auch hier standen zuerst noch einmal neuere Songs auf dem Programm, bevor nach „Biotech is Godzilla" „Roots bloody Roots" die Berge eben stampfte. Der ganze Platz verwandelte sich in eine einzige Hüpfburg, ein erster Höhepunkt des Festivals.

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(Mittwoch, 18.07.2007)
Am nächsten Tag wurde die wunderschöne Umgebung um Tolmin erkundet, und wo könnte man das besser tun als in Tolmin Gorge, dem Eingang in den Triglav-National-Park. Hier kann der Metaller für reduzierte ein Euro tief in die Felsenlandschaft des Karsts abtauchen. Tiefe, enge Schluchten warten darauf entdeckt zu werden, teilweise geht es 60 m senkrecht herunter. Die Pfade führen einem durch die Klamm, dann auf der anderen Seite hinauf zur Felsformation „Bärenkopf" über die „Teufelsbrücke" bis zur Dante-Höhle. Hier herrscht der wahre Underground, besuchen sollte man sie aber nicht ohne Führer. Das ist aber nur eines der Naturdenkmäler die diese wunderschöne Gegend zu bieten hat.

Dann hatte wieder die Musik das Sagen, die deutschen Prog-Metaller DISILLUSION kämpften am frühen Abend vor allem gegen die Hitze. Und ihre sehr kalten Arrangements vor allem der „Gloria"-Titel sorgten leider nicht für die nötige Abkühlung. Das sehr eigenwillige Songmaterial fand nur schwer Abnehmer, Frickelpassagen wechselten sich mit alternativen-sphärischen , von Samples getragenen Momenten ab. Ein ähnliches Wechselspiel gab es bei Vurtox´ Gesang, der von getragen immer wieder zu Grunts pendelte.
Die neue Bassistin Alla Fedyntnich wäre ein Blickfang, wäre denn jemand da gewesen. So waren nur ein paar hundert auf dem Platz während es vor der Bühne noch mauer aussah. Und dass gerade das monumentale „Back to Times of Splendour" war auch eher merkwürdig.

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Schon eine ganz andere Hausnummer waren DIE APOKALYPTISCHEN REITER. Die füllten die Waldarena im Gegensatz zu ihren Landsleuten und es gab „Reiter, Reiter"-Chöre. Der guten Stimmung im Auditorium standen die Weirdos in nichts nach, Sänger Fuchs war nur am Rotieren, egal um welche Achse. Dr. Pest wurde in einen Käfig gesperrt, zeigte sich immer mal wieder Peitsche schwingend. Später wurde ihm auch eine sehr bewegungsfaule Dame als Gesellschaft gebracht, mit der durfte er nicht allzu viel Spass gehabt haben.
Die Lieder sind natürlich altbekannt, „Riders on the Storm", „Unter der Asche", „Rehvolution" oder „Seemann" wurden laut mitgesungen. Obwohl sich die Einheimischen mit dem harten Akzent unserer Sprache sicher schwer getan haben. Alles tanzte, hüpfte, war fröhlich, eine einzige große Party. Am Ende gab es wie immer das Crowdsurfer-Rennen, das natürlich wieder keine der Luftmatratzen überlebte.

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Und wer nun dachte, das Stimmungsbarometer würde abflachen, der sah sich getäuscht. Die Finnische Waldcombo KORPIKLAANI brachte die Leute so richtig zum kochen. Klar, Lieder über das Saufen und Partymachen kommen immer gut an, aber was sich da abspielte war unglaublich. Schon gleich zum Einstieg mit „Journey Man" wurde bis in die hintersten Reihen getanzt, geschunkelt, was auch immer. Jeder mit jedem, alles drehte sich, zu zweit, zu dritt zu viert, egal.
„Cottages and Saunas" oder „Wooden Pints" brachten genauso viele Reaktionen wie Songs vom neuen Dreher „Tervaskanto". Hier war es nur noch lustig, auch während eher melancholischeren Titeln. Die beiden Gitarristen Jonne und Cane suchten auch ständig den Draht zu den Fans, waren ständig unterwegs, während der Rest des Sechsers eher ruhig herumstand.
Für mich eine der Überraschungen des METALCAMP, ich kann mir diesen Zuspruch eigentlich nur damit erklären, dass Folkmusik in Slowenien einen höheren Stellenwert hat  wie bei uns. Das mit Abstand größte Publikum des Tages.

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Da konnten die Stockholmer Deather DISMEMBER natürlich nicht mehr mithalten, obwohl sie jetzt den Platz nicht gerade leer spielten. Aber ihr beinharter Schwedentod ist auch keine so Stimmungsmusik, sondern eher was zum gepflegten Rübe abschrauben. Das tat die Formation auf der Bühne auch ausgiebig, meist vorne am Rand aufgereiht. Dazwischen war man viel in Bewegung und legte eine enorme Spielfreude an den Tag.
Am meisten konnten natürlich die alten Klassiker ziehen, „Skin her alive" sei da genannt, oder Songs ihres erfolgreichsten Albums „Massive Killing Capacity" wie „Collection in Blood" und natürlich „Casket Gardens". Aber auch Neues wie „Autopsy of God" fand Anklang. Die Energie, welche DISMEMBER verströmten wurde auch von einem sehr druckvollen und lauten Sound unterstützt. So rollte ein wahres Abriss-Kommando durch die julischen Alpen, das von den Fans abgefeiert wurde.

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Ähnliche Energie besitzt auch DORO Pesch, sonst würde sie sich wohl nicht schon mehr als zwanzig Jahre in der Szene behaupten können. Trotz ihres unermüdlichen Eifers konnte sie die nach der Finnenattacke verlorengegangen Zuschauer nicht mehr alle zurückgewinnen. Aber auch so war der Platz gut gefüllt, die Titel dürften auch ziemlich alle bekannt sein. Und DORO weiß auch wie man eine Meute, die eher nach härterem lechzt anfassen muss. Hier herrscht sowohl professionelles als auch leidenschaftliches Entertainment. Die Vorzeigefrau im harten Rock ist immer noch ein Vulkan auf der Bühne, die Begleitband trotz der kürzlichen Umbesetzung sehr stark, Basser Nick Douglas tut sich immer wieder hervor.
So war das ganze ein netter Abschluss des zweiten Tages mit vielen Singalongs und gute, aber nicht frenetische Reaktionen.

Setlist DORO:
Earthshaker Rock
I Rule the Ruins
You´re my Family
Burning the Witches
True as Steel
Above the Ashes
Hellbound
Hellraiser
Metal Racer
-Drumsolo-
Burnin´ up
East meets West
Breaking the Law
All we are
-----------
Fight
Out of Control
Warrior Soul

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(Donnerstag, 19.07.2007)
Am nächsten Morgen ging es zum ersten Mal an den Strand der Soca, wo sich schon jede Menge Metaller tummelten. Überall standen Pavillons auf Inseln oder halb im Wasser unter denen Menschen Abkühlung suchten. Glücklicherweise ist es dort unten schon ein wenig kühler gewesen, aber immer noch richtig heiß. Manche saßen sogar mitsamt Campingstuhl im Wasser. Dann fand man alle paar Meter einen Staudamm vor, der zum Bierkühlen oder nur zum Spaß errichtet wurde, Metalfans sind doch die größten Kinder.
Wir hatten das Glück, einen schönen, schattigen Platz unter ein paar Weiden an einem nicht so steilen Ufer zu finden. Dort hatten wir auch einen guten Blick auf die Stromschnelle, die beide Landzungen teilte. Wer auf die andere, weniger belagerte Seite wollte, musste da durch. Nur war die Strömung dort stärker als der Mensch und so wurden Bier, Handtücher, Stühle, Schuhe, etc. zu Treibgut.
Sah oft sehr lustig aus, am besten warf man sich einfach in die Fluten und ließ sich durch die Biegung ans andere Ufer treiben, machte auch Spaß. Besitzer von wertvoller Photoausrüstung konnten wir glücklicherweise von der Überquerung abhalten. Am schönsten waren große Gruppen, die wie ein Flüchtlingstreck anmuteten. Da konnte man Wetten abschließen, wen es zuerst reißen würde, lief aber alles ohne Verletzungen ab, da der Wasserstand hoch genug war.
Eine weitere sehr fröhliche Begebenheit dort ist das, nennen wir es mal „Bachkreischen". Einer fängt irgendwo am Wasser laut an zu schreien, die nächsten steigen mit ein und dann pflanzt sich das fort. Eine akustische La Ola, wenn man so will. Am Ende tönt ein lauter Schrei aus hunderten Kehlen von der Straßenbrücke bis zur Tolminka-Mündung, das ganze Tal erbebt. Muss man erlebt haben!

 

Geschrei gab es natürlich auch wieder vor und auf der Bühne. Allerdings bei THE VISION BLEAK von ersterem recht wenig. Es ist keinem zu verdenken, wenn er bei den Temperaturen lieber noch ein kühles Bad nimmt, oder nach einem winzigen Plätzchen Schatten sucht. Denn ab Donnerstag fand das Programm auf der Main Stage statt, die mitten in der prallen Sonne steht. Die Musiker haben da den schwersten Job, blicken sie genau in selbige. Und das machte sich gleich bemerkbar, indem Sänger Allen B. Konstanz´s weißes Gesichts-Make up keine zwei Songs hielt.
Trotzdem ballerten sie ihre etwas an MOONSPELL erinnernden Riffwände mit Elan ins Publikum. Doch außer ein paar Treuen konnten sie kaum jemand ziehen. Musikalisch gab es da nichts auszusetzen, aber THE VISION BLEAK und diese Umstände passen halt leider gar nicht, da kommt keine düstere Stimmung auf, die Songs wie „Wolfmoon" oder „Carpatia" vermitteln möchten.

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Wesentlich besser erging es da GRAVEWORM, aber vor allem auch, weil sie aus dem kaum mehr als 30 Kilometer entfernten Südtirol stammen. Und so waren genug der Italiener dort, um ihren Local Heroes zu huldigen. Ihr Black Metal mit melodischem Einschlag passte nämlich auch nicht gerade zum Wetter. Und so standen die sechs auch die meiste Zeit nur auf der Bühne herum, während sie ordentlich ihre Matten kreisen ließen, einschließlich Keyboarderin Sabine Mair.
Entspannung gab es in kurzen sphärischen Ausflügen, bevor wieder die Knüppelmaschine ansetzte. Sänger Stefan Fiori, der mit einem Gattuso-Trikot bekleidet war wechselte gekonnt zwischen typischem Gekeife und tiefen Grunts. So mussten sie zu früher Stunde noch einmal für die Zugabe „Touch of hate" auf die Bühne.

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Anschließend leerte sich der Platz bei UNLEASHED wieder ein bisschen, was auch daran lag, dass weit weniger Schweden als Italiener hier waren. Nichts desto trotz rollte ein weiteres skandinavisches Todeskommando durch das Tal, die Band spielte tight wie ein Uhrwerk und Johnny Hedlund gab den gewohnt starken Frontmann. Das Stageacting fiel mit einem Mann weniger als ihre Kollegen etwas behäbiger aus, schauten die vier zu der Zeit auch direkt in die Sonne.
Doch gerade mit den Titeln älteren Datums, wie „Into Glory ride",  „The Immortals" oder „Never ending Hate" konnte man einige Hörner ernten. Letzteres, sehr groß dimensioniert leerte der Sänger und Bassist dann fast in einem Zug, als es ihm von einem Mitglied von NECROPHOBIC auf die Bühne gebracht wurde. Um was für einen Inhalt es sich handelte konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Im Vergleich mit ihren Kollegen, die am Vortag die Gunst der eingebrochenen Dunkelheit hatten, zogen sie aber den Kürzeren.

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Ein weiterer Veteran der Stockholmer Szene betrat anschließend die Bühne, allerdings ließ er seine Todesschergen zuhause und kam mit seinem Nebenprojekt PAIN. Mit Horgh am Schlagzeug und Peter Iwers am Bass, brachte der eher rhythmische Elektrometal dann die Meute ordentlich in Wallung. Und hier machte sich zum ersten mal die tolle Lightshow der Mainstage bemerkbar. Also an der Technik wurde auch nicht gespart bei den Verantwortlichen.
Dass die meisten Zuschauer aber dem härteren Stoff zugeneigt sind merkte man daran, dass ständig ein anders „P"-Wort als der Bandname skandiert wurde. Herr Tägtgren ist natürlich auch unbestritten der Herr im Ring, manche sagen auch der Herr der (Augen-) Ringe. So ist er der agilste auf den Brettern, springt ständig umher und weiß das Publikum zu nehmen. Die fette, von Samples unterstützte Soundwand tut ihr übriges. Und so bewegte sich das Publikum zu den Stampfern der Marke „Walking on Glass", „Just hate me" oder „Shout your Mouth" hübsch auf und ab und sang die oft poppigen Refrains lauthals mit.

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Anschließend enterten die norwegischen Black-Metal-Fürsten SATYRICON die Bühne und brachten die Berge so richtig zum Beben. Die Zuschauer standen jetzt zum ersten Male dicht gedrängt bis hinter den Turm, es waren doch noch einige erst am heutigen Tag angereist. Und schon von Anfang an legten die Sechs auf der Bühne richtig los. Frontmann Satyr überlässt ja mittlerweile die Gitarrenparts Live-Musikern und erfüllt seine Rolle ausgezeichnet. Mit ihm dürfte der vom Auftreten her beste Shouter der schwarzen Szene dort oben stehen.
Seine Mitmusiker indes spielen sehr kompakt, obwohl mit Obsidian C. der zweite Tour-Gitarrist erst seinen Dienst quittiert hat, um sich mehr um seine eigene Formation KEEP OF KALESSIN zu kümmern. Herausragend wie immer Höllendrummer Frost, der die Felle unnachgiebig bearbeitet und dabei noch Zeit hat zu bangen. Die Nordmänner präsentierten einen munteren Querschnitt durch ihr Repertoire, aus allen Stilphasen. Von Folk-Black der Anfangstage über die avantgardistischen Experimente bis zu den ursprünglich-rockenden Titeln der beiden letzten Alben.
Die Lichtshow konnte auch alles, die vielen Vari-Lights unterstrichen das hypnotische Feeling der Songs. Herr Wongraven ließ ja in der nachmittäglichen Pressekonferenz durchblicken, dass dieses Festival wohl der geeigneteste Ort ist, an dem eine Black-Metal-Combo auftreten kann. Und in der Tat, die Wucht der Lieder passte perfekt zur Umgebung, majestätisch und gewaltig. Ganz großes Kino, die beste Show des Festivals.

Setlist SATYRICON:
Walking the Paths of Sorrow
Nemesis Divina
Now, Diabolical
Havoc Vulture
With Ravenous Hunger
The Pentagram burns
A new Enemy
K.I.N.G.
Fuel for hatred
------------------
Mother North

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Da bedarf es schon einer Truppe wie KREATOR, um danach als Headliner bestehen zu können. Doch die Thrash-Urgesteine sind routiniert, da ein ordentliches Pfund rauszuhauen. Auf die Bühne, Licht an, den Altenessener Katzenbuckel krummgemacht und schon geht es los. Ich kann nach dem fünften Konzert der „Enemy of God“- Tour, das ich erlebe, die Leistung nicht mehr wirklich einschätzen.
Die Vier wussten aber sich nicht zu wiederholen und hatten ein paar Überraschungen parat. Zuerst gab es ein paar länger nicht mehr gespielte Stücke und dann auch noch eine neue Bühnenshow. Hatte man im letzten Jahr noch massive Rampenaufbauten, so hing dieses mal eine Videoleinwand hinter dem Drumkit, auf der die Songs optisch untermalt wurden. Dementsprechend war die Stimmung auch wieder sehr gut, vorne kreiselte der Pit, auch wenn gegen Ende einige erschöpfte Zuschauer früher zu ihren Zelten aufbrachen.
Legendär wie immer Milles gekeifte Ansagen. Besonders zu erwähnen der Aufruf an alle, jeden der die Szene mit rechtem Gedankengut verschmutzt sofort rauszuwerfen, da man die hier nicht bräuchte. Und das Auditorium stand voll hinter ihm! Ich habe auch selten so ein internationales Publikum gesehen, nach Angaben der Veranstalter sind etwa nur 40% Einheimische, die aber nicht nur ihre Fahnen, sondern auch den schwarzen Panther als Wappen der dortigen Provinz wehen ließen. Ansonsten sah man so ziemlich alles, was es an Bannern aufzubieten gab. Kroaten, Italiener, Griechen, Ungarn, Schweizer, Österreicher, Schweden, Finnen, Briten, Schotten. Ja sogar eine neuseeländische Flagge wurde geschwenkt und die spanische und baskische flatterten einträchtig nebeneinander. 


Setlist KREATOR:
Violent Revolution
Pleasure to kill
Some Pain will last
Enemy of God
People of the Lie
Out of the Dark, into the Light
Suicide Terrorists
Awakening of the Gods
Extreme Agressions
Phobia
Betrayer
Voices of the Dead
Reconquering the Throne
-----------------------------------
Impossible Brutality
Flag of Hate
Tormentor

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(Freitag, 20.07.2007)
Nachdem es dann am nächsten Tag noch etwas früher vom Ufergelage zurückging fanden sich bei ELUVEITIE trotzdem mehr Besucher als am Vortag zu späterer Zeit ein. Und sie kamen zurecht, denn die Schweizer trotzen der Hitze, brachten recht heftigen Folk-Metal und waren sehr agil. Vor allem die Gebrüder Kirder, Rafi am Bass und Sevan an den Flöteninstrumenten rannten herum wie wildgewordene Waldschrate, denen sie optisch mit ihren Rauschebärten auch nahe kommen.
Teilweise ging es mit den acht Leuten auf der Bühne zu wie auf einem Ameisenhaufen. Die Fans vor der Bühne ließen sich von der guten Stimmung, welche die Eidgenossen verbreiteten anstecken und feierten die Songs ihres Debüts unter anderem „Your Gaulish War" und Of Fire, Wind & Wisdom" ordentlich ab. Auch von einigen technischen Problemen ließ sich die Band nicht aus der Ruhe bringen. Für diejenigen, die mit dem Songmaterial nicht vertraut sind, fällt es bei den vielschichtigen Kompositionen schwer, viel mitzubekommen, aber der Spaß regiert.

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Dann wurde es Zeit, dass Neckbreaker mal den Nachwuchs unter die Lupe nimmt, also ging es wieder zur Waldbühne auf die Talent Stage, wo sich die deutschen Thrasher CRIPPER ankündigten. Und das taten sie persönlich, da mir am Vortag eine nett anzusehende Dame eine Promo zusteckte. Dass ich mir den Auftritt angeschaut habe, lag aber nicht an ihren optischen Reizen sondern am guten, modernen Thrashmetal mit derben Growls, den ich mir morgens anhörte.
Mich irritierte nur etwas, dass die selbe junge Frau während des kurzen Line-Checks am Mikro rumnestelte. Als dann die Musiker loslegten und sie immer noch in der Mitte stand, dachte ich an Sabina Classen oder Angela Gossow. Aber die Stimme auf der Promo, Britta Görtz ist sehr schlank, nein, das kann nicht sein. Doch, mit den beiden genannten kann sie durchaus mithalten, da fällt die Lade runter, was ein Organ! Und ein Wirbelwind auf der Bühne, der Albtraum aller Photographen. Immer unterwegs, ständig mit dem Publikum in Kontakt, absolut professionelles Stageacting. Die Saitenfraktion lieferte den fetten Unterbau dazu, schredderte ordentlich los, zockten ihre Staccatos tight runter. Christian Bröhenhorst unterstütze mit ein paar Vocals seine Frontfrau und feuerte eine Riffsalve nach der anderen ab. Die Herren waren natürlich auch ständig unterwegs, gaben mächtig Gas.
Leider waren wenig Leute dort, wie fast immer auf der Talent Stage, aber die, die da waren kamen bald nach vorne und schraubten sich die Rübe ab, so dass es schon beim dritten Song ein Singalong gab. So muss Thrash sein, voll ins Mett. Wenn es der Truppe gelingt das Songwriting noch ein wenig variabler zu gestalten könnte da in Zukunft viel gehen. Den Namen sollte man sich hierzulande merken.

Setlist CRIPPER:
Trapped
Vicious Condition
Fire walk with me
Slowly beaten Hate Machine
Shortcut
Sun; Colour: Black
---------------------------
Black Terra

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Da konnten selbst die gestandenen Recken von DEW-SCENTED keinen mehr drauf setzen, wenn sie auch beileibe nicht schlechter waren. Thrash „Made in Germany" entwickelte sich in den Tagen von Tolmin zu einem echten Qualitätsprodukt. Das allerdings auch hier wieder zu wenig Abnehmer fand. Dabei sprühten die Mannen um Fronttier Leif Jensen genauso vor Energie wie ihre Landsleute kurz zuvor. Der Power kam auch der Soundmensch nach, der eine Mörderlautstärke fuhr, da wackelte der ganze Hügel bedrohlich. Die Basswellen drängten tief in die Magengrube und an Unterhaltungen während des Gigs war nicht zu denken. Zum Glück wurde die Befürchtung nicht wahr, dass man sich für den Headliner einschießt.
Aber krachen tat es auch so auf der Bühne, in Songs wie „Turn to Ash", That´s why I despise you" oder „Cities of the Dead" wechselten sich schnelle Knüppel - und groovige Moshparts gekonnt ab. Dazu warfen die Fünf ordentlich den Haar-Rotor an, was ihnen am Ende doch noch einigen Applaus einbrachte.

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Der folgende Gig von THRESHOLD begann mit einer dicken Überraschung, als ein Mann mit Zetteln in der Hand auf die Bühne kam. Er stellte sich als Damian Wilson vor, der heute abend der Sänger der Prog-Metaller ist. Der Wilson, der sich schon mehr als einmal aus dieser Formation verabschiedet hat. Dann sprach er die Blätter an, die er brauche, weil er erst am Dienstag davon erfahren habe und man solle ihm das Texte ablesen doch bitte verzeihen.
Die Menge war erst einmal ratlos, manche freuten sich über das Auftreten von Wilson, er ist ja in der Prog-Szene wegen seines genialen Organs sehr angesehen. Und so richtig Zeit zum Proben hatten die Briten auch nicht, denn trotz Hilfe von Keyboarder Richard West verpasste Wilson ein paar mal die Einsätze bei den für die Band so typischen Chöre. Saßen die aber, kamen sie sehr fett rüber, erzeugten echte Gänsehaut. Ebenso die vielen warmen, gefühlvollen Soli von Karl Groom, der vollen Einsatz zeigte und dazu noch amtlich poste. Überhaupt gaben THRESHOLD alles, Wilson stieg einmal in den Photograben zu den Fans hinab und mit Johanne James haben sie einen Extraklasse-Drummer in ihren Reihen. Das alles nützte nicht viel, ein Sänger mit Textblatt kann mit der Mucke nicht viele der eher auf hart geeichten Fans vor die Bühne ziehen. Und das obwohl sie wohl das beste Songmaterial des ganzen Festivals im Gepäck hatten.
Auch wenn THRESHOLD den Mut hatte den Auftritt durchzuziehen, dürfte er ihnen nicht viel gebracht haben. Aber Respekt davor, dass sie ihre Fans in der Alpenregion nicht hängen ließen. Nach dem Konzert konnte ich kurz mit Richard West sprechen, der sich das Verhalten ihres Sängers Mac nicht erklären kann. Er hatte vier Tage vor dem Festival mitgeteilt, dass er nicht mitfahren werde, sich dann nicht mehr gemeldet und mittlerweile seinen Ausstieg bekannt gegeben. Neckbreaker bleibt an der Sache dran.

Setlist THRESHOLD:
Mission Profile
Hollow
Sanity´s End
Slipstream
Pressure
Fragmentation
This is your Life

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Anschließend ritt das Soca-Tal mit ENSIFERUM in die Nacht. Die Finnen hatten wieder eine ganze Horde Wikingerhymnen am Start, ließen es aber eher gemächlich angehen. Nach dem Intro ihres neuen Longplayers gab es erst mal sehr Folk-lastiges Material und auch „Old Man" bringt die Meute nur auf Trab-Geschwindigkeit. Erst mit „Ahti" ging es so richtig ab, der Mob wütete, Körpergulasch pur, ein Pit jagte den nächsten. Und auf der Bühne ein Galopp den anderen, „Tales of Revenge", „One more magic Potion", Hero in a Dream" und „Lei Lei Hai".
Dazu poste die Band, natürlich stilecht oben ohne was die Hörner hergaben, die Gitarren wurden in bisher unbekannten Lagen gespielt. Man merkte beiden Seiten den Spaß an, schon auf der Frühjahrstour waren ihre Konzerte tolle Partys. Und hier in das Gebirge passten sie noch viel besser als in die Clubs. Man fühlte sich wie auf dem Rücken eines nordischen Ponys, wenn man durch den Wald streift, von Schenke zu Schenke.
Dass der Sound wie schon zuvor bei THRESHOLD nicht optimal war, störte niemanden, alle wollten feiern. Wahrscheinlich haben DEW-SCENTED der PA doch zugesetzt. Und auch die Spielzeit war mir zu spät, was hätte ich gerne die Sonne zu dem mächtigen „Victory Song" hinter den Bergen versinken gesehen. Das kann keine noch so tolle Lightshow besser untermalen. So kam nach der Zugabe „Iron" noch die Frage auf, wo denn „Token of Time" geblieben war.

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Von einem Höhepunkt des METALCAMP zum Skandal schlechthin. Schon als CRADLE OF FILTH auf die Bühne kamen war der Zustand von Dani Filth merkwürdig bis besorgniserregend. Und als die Black-Metaler loslegten fiel durch den wieder besser gewordenen Sound auf, dass der Mann keinen Ton vernünftig hinbekommt. Dazu hatte er beim Bangen so seine Standschwierigkeiten. Trinken in der Gluthitze soll nicht so gut sein, oder was war los? Die Band spielte die bombastischen Kompositionen sauber herunter, die Soundteppiche legten sich schön in das abkühlende Tal. Doch kaum meldete sich der Mann am Mikro machte er mit seiner dünnen Stimme und seinem überheblichen Herumstolzieren die theatralische Atmosphäre zunichte.
Den Zuschauern in den ersten Reihen gefiel das zwar, aber dahinter wurde es doch merklich ruhiger. Die Instrumentalisten, die noch positiv heraus zuheben waren, blieben alle im Hintergrund. Selbst in den schönen schwelgerischen Passagen bildete Herr Filth den Mittelpunkt.
Doch dann „übertrieb" er es mit der „Show". Keine Ahnung warum, wohl weil er stark angetrunken war, was auch am Anschluss bestätigt wurde, begann er die Security zu bespucken. Diese reagierte zunächst nicht darauf, auch nicht als er diese wüst beschimpfte. Unfassbar, Versuche ihn zu beruhigen scheiterten kläglich, der Mann wurde immer wilder. Am Ende nahm er die zwischen den Frontmonitoren positionierten Ventilatoren und warf sie in den Graben vor der Bühne. Die Sicherheitsleute wollten den Rückzug unter die Bühne antreten, mussten aber das Publikum schützen. Zu guter Letzt flog noch ein Vari-Light hinab, was die Begleittruppe mit dem Niederlegen ihrer Instrumente quittierte. Dies bekam der Frontmann gar nicht mit und kündigte „The Principle of Evil made Flesh" an. Als dann nichts passierte, schaute er sich um und verließ ebenfalls die Bühne.
Die obigen Infos habe ich von der zuverlässigen und vertauenswürdigen Security. Diese wurden auch im nachhinein bestätigt. Ebenso dass Dani Filth schon am Nachmittag sein Hotelzimmer zerlegt hatte. Wie es mit der Zukunft der Formation aussieht, ist bislang noch nicht bekannt.

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Nachdem sich heute alle britischen Bands nicht mit Ruhm bekleckert hatten, mussten MOTÖRHEAD die Kohlen für das Königreich aus dem Feuer holen. Aber was können die den schon falsch machen? Gemütlich schlurfte die berühmteste Warze der Welt mit seinen Mannen auf die Bühne, stöpselte sein Instrument ein, und klimperte kurz darauf rum. Die wohl legendärsten 9 Worte der Rockgeschichte, die der Gute nun murmelte, spare ich mir an dieser Stelle. Etwas besser war schon die Ansage bei der Zugabe, die es natürlich gab, auch wenn sich das Publikum zum Ende hin auch wieder etwas ausdünnte: „We have a couple of more Songs. We are not CRADLE OF FILTH, because we will stay". Lemmy so trocken wie die Felsen der Gipfel rundherum.
Der große Showmann ist er natürlich nicht, steht angewurzelt da, den Kopf ins Genick geworfen und röhrt einen Klassiker nach dem anderen raus. Auch Phil Campbell ist nicht das Bewegungstier, wippt immer nur lässig im Takt. Das meiste für das Auge bietet Schlagzeuger Mikkey Dee, dessen blonde Mähne hinter den Kesseln umherfliegt, während er seine Felle verdrischt. Der Hammer war bei „Iron Fist" als er einen Stick aufnahm einen Schlag spielte und diesen im hohen Bogen hinter sich warf, um gleich den nächsten am Start zu haben. Sah irre aus meist waren fünf, sechs Stöcke in der Luft. Zur Zugabe kam er nach vorne bediente eine Bassdrum , ein Hi-Hat und die Akustische, Campbell eine zweite, und Lemmy gab mit der Mundharmonika den „Whorehouse Blues" zum Besten. Sehr cool!

Setlist MOTÖRHEAD:
Sucker
Stay Clean
Killers
Metropolis
Over the Top
One Night Stand
I got mine
In the name of Tragedy
Kingdom of the Worm
Sword of Glory
Rosalie
Sacrifice
-Drumsolo-
Just ´cos you got he Power, you got the Right
Going to Brazil
Killed by Death
Iron Fist
----------------------------------------------------
Whorehouse Blues
Ace of Spades
Overkill

 

(Samstag, 21. 07.2007)
Eine letzte Post-Frühstück-Badeaction war spätestens zu Beginn von ABORTED zu Ende.Denn die Belgier walzten mit ihrem Todesmörtel in der Nachmittagssonne alles nieder, was sich schon vor die Bühne verirrt hatte. Und die starteten sofort bei den ersten Tönen ein paar ordentliche Pits. Sänger Sven de Caluwe war der Aktivposten der Metzelformation und verfügt über eine unglaubliche Stimme. So ein abartig tiefes Gegurgel habe ich selten gehört. Seine Mitstreiter brachten tonnenschwere Grooves an den Start, welche die Berge beben ließen. Dazu lieferten sie im Wechsel ultra-schnelle Knüppelparts und starke, flinke Soli. Leider bebte das laute Soundgebräu nicht sehr differenziert, so dass so manches im Klangmatsch unterging. Dennoch fand die Mucke dankenswerte Abnehmer, es waren ja die meisten wegen der härteren Klänge da.

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Das mussten anschließend auch GRAVE DIGGER spüren, denn die Reaktionen waren bei ihrer Popularität doch eher bescheiden. Dass vor allem die schnelleren Doublebass-Granaten ankamen war natürlich logisch, dazu war nur in den ersten Reihen Alarm zu verzeichnen. Der Sound hatte sich zwar auch gebessert, doch die Keyboards kamen zu wenig zur Geltung. Den Musikern auf der Bühne schien das egal, sie gaben alles, auch wenn sie nicht mehr die jüngsten sind, wie Jens Becker doch anzusehen ist. Aber Onkel Bolle rannte wieder rum wie ein Derwisch, kämpfte um jeden Zuschauer und Manni Schmidt poste an der Axt was das Zeug hielt. Er war auch einer der wenigen, die auf die Idee kamen sich eine Sonnenbrille aufzusetzen, um so weniger von der direkten Sonne geblendet zu werden. Ich möchte nicht wissen, wie viele Musiker ihr Publikum kaum sehen konnten, weil die Augen verblitzt waren, das runde Ding da oben stand echt auf zwölf Uhr.
Und mit fortlauf des Konzertes besserte sich die Stimmung merklich. So waren die vielen Mühen der Teutonen nicht vergebens und die letzten Songs wurden lautstark abgefeiert.

Setlist GRAVE DIGGER:
Scotland United
The dark of the Sun
Silent Revolution
Excalibur
The last Supper
Morgana Lefay
Liberty or Death
Knights of the Cross
Rebellion (The Clans are marching)
Heavy Metal Breakdown

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Einen Krieg wollten dann THE EXPLOITED starten, wie immer wenn sie die Bühne mit dem gleichnamigen Song entern. Und viele kamen ihrer Auforderung nach. Zwar waren weniger Leute vor der Bühne als noch zum Schluss von GRAVE DIGGER, und vor allem andere. Da gingen ein paar ab, die man die ganze Woche kaum zu Gesicht bekommen hat. Es staubte nur so in der Menge, so wild wurde gepogt. Sänger Wattie Buchan rannte die ganze Zeit leicht affektiert auf der Bühne rum, während er seine Schlachthymnen rausposaunte. Ähnlich seltsame Grimassen schnitt Gitarrist „Steed" Davidson, der recht viel solierte für diese Art von Musik und die typischen Gang Vocals beisteuerte. Das Programm bestand aus Old School-Klassikern wie „Maggie", „U.S.A." und „Dead Cities" sowie neuerem eher Hardcore-lastigen Nummern a la „Beat the Bastards" und „Massacre".

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Ordentlich gemosht wurde natürlich auch bei SODOM, der letzten der deutschen Thrash-Veteranen in dieser Woche. Und die gaben sich nicht die Blöße gegenüber ihrer nationalen Konkurrenz zurückzustehen, sondern brannten ebenfalls ein Feuerwerk ab. Und das bestand zum 25-jährigen Bandjubiläum vor allem aus ganz alten Klassikern, was das zur Dämmerung wieder wesentlich zahlreicher erscheinende Publikum erfreute. Jeder Song wurde ordentlich abgefeiert, „SODOM"- Sprechchöre hallten, die Stimmung ging dem Höhepunkt entgegen.
Dass Angelripper und seine Mannen aus dem Arbeitergebiet Ruhrpott kommen war auch auf der Bühne zu sehen. Perfekte Arbeitsteilung, soviel Bewegung bringt selten ein Trio. Wenn Tom seine Vocals rausbrüllte war Bernemann ständig unterwegs, während er seine Riffs zockte. Und umgekehrt kam der Fronter mit seinem Bass vorne an die Bühne, um das Publikum anzuheizen, während sein Gitarrist die Solos zelebriert. Das fraß dem Urgestein selbstverständlich aus der Hand und so wurde der Slowenienfeldzug zu einem Triumphzug.

Setlist SODOM
Blood on your Lips
Outbreak of Evil
Napalm in the Morning
Witching Metal
City of Gods
Wachturm
Sodomy and Lust
Baptism of Fire
The Saw is the Law
Blasphemer
Agent Orange
Remember the Fallen
Ace of Spades

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Bombenhagel

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Da nun mit BLIND GUARDIAN der zweite große Namen auf dem Programm stand, konnte man schon etwas Angst haben wie sie bei dem Publikum ankommen. Bisher hatten Powermetal-Formationen in diesen Tagen einen schweren Stand. Doch schon im Photograben schallten mir die „Guardian, Guardian"- Rufe mit einer imposanten Lautstärke entgegen, als die Sechs zum „War of Wrath"-Intro auf die Bühne kamen. Auch am südlichsten Rand der Alpen scheinen die Krefelder genauso viele Anhänger zu haben wie am nördlichen. Und die legten mit Liedern aus ihrer erfolgreichsten Phase genau richtig los, ließen nichts anbrennen oder die Intensität absinken.
Auch an ihrer Live-Performance scheint die Truppe gearbeitet haben, Hansi Kürsch wirkte sehr locker ging viel auf die Fans ein. Und das Saiten-Duo Andre Olbrich und Marcus Siepen zeigte sich sehr agil und spielfreudig, bangte unermüdlich. Die drei anderen blieben aber, egal wie sehr sie zur Band gehören im Hintergrund und überließen den Protagonisten das Feld. Der Sound war zwar ganz vorne wieder schlechter ausgesteuert, in den hinteren Reihen jedoch klar und druckvoll. Das kam den bombastischen Kompositionen entgegen, wie auch die phänomenale Lightshow.
Und die Meute hatte ihren Spass, der Platz war zum bersten voll, die Hörner wurden bis hinter den FOH-Turm gereckt. Neben dem meisten Applaus ernteten BLIND GUARDIAN vor allem den größten Chor des gesamten Festivals. Und das nicht nur beim Folk-Schunckler „Bard´s Song", bei dem sich ganze Reihen in den Armen lagen.

Setlist BLIND GUARDIAN:
Into the Storm
Born in a Mourning Hall
Nightfall
Script for my Requiem
Fly
Valhalla
Otherland
Welcome to Dying
This will never end
Quest for Tanelorn
The Bard´s Song (In the Forest)
Time stands still (at the Iron Hill)
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Imaginations from the other Side
Lord of the Rings
Mirror, Mirror

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Und heute blieben auch die Zuschauer bis zum Ende, denn wer weiß wann sie IMMORTAL noch einmal zu sehen bekommen. Schon als Abbath bei SATYRICON und KREATOR auf die Bühne kam um ihnen zu huldigen, feierte ihn das Publikum. Und da stand er nun, mit dem AURA NOIR - Bassisten Apollyon an seiner Seite, beide oben ohne, mit Corpsepaint bemalt. Von den Händen bis zum Ellenbogen reichten die überdimensionalen, beängstigenden Nietenbänder. Doch das war nicht das einzige martialische an der Show, die Pyros ballerten nur so, das Licht variierte nun weniger, es strahlte nur noch grell und der gute Mann spuckte als Höhepunkt auch noch Feuer.
Mit der Umgebung der perfekte Rahmen für dieses Event. Und die Norweger gaben Gas als gäbe es kein Morgen, die totale Apokalypse. Abbath schredderte brutal über seine Axt, während er die Black-Metal-Hymnen herausschrie. Apollyon und Horgh, eine menschliche Maschine an den Kesseln bildeten das perfekte Rückgrat für ihn. Im wilden Galopp peitschten einem die messerscharfen Riffs entgegen. Die „Sons of northern Darkness" legten eine Intensität an den Tag, der sich keiner entziehen konnte. Das Stimmungsbarometer war seit den letzten herausragenden Acts kaum gefallen, die Fans gaben ihr letztes und nach einer Stunde konnte keiner glauben, dass es schon vorbei war.
Doch IMMORTAL kamen noch einmal mächtig zurück und hauten ihnen mit „At the Heart of the Winter", Battles of the North" und dem legendären „Blashyrk" ein geniales Dreiergeschoss um die Ohren. Ein letztes mal ritt man durch die Wälder, ein letztes mal fühlte man sich im eisigen Norden, ein letztes mal erstrahlte das Tal in majestätischem Glanz. Der perfekte Abschluss eines perfekten Festivals.

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(Sonntag, 22.07.2007)
Da unsere Freunde mit dem Bus schon früh los mussten fand die Verabschiedung schon am Vorabend statt. Laut Berichten brauchte das zweistöckige Vehikel auch wieder ewig für die Heimreise. Nach dem Frühstück wurde das Gepäck der übrigen Besatzung eingeladen und diese auf den Nachhauseweg geschickt. Der Verfasser dieser Zeilen brach dann am Nachmittag seine Zelte ab und begab sich noch einmal in die Fluten der Soca, die er noch einmal von den oberen Zeltplätzen bis zur Beachbar durchschwamm. Anschließend setzte er mit seiner Herzdame seine Reise Richtung Adria fort, dort zog er in Ruhe ein

 

Fazit:
Die Idee mit einer Woche Campen und Festival wurde von den Metalfans angenommen. Den Veranstaltern ist es geglückt etwas besonderes auf die Beine zu stellen. Dafür ein ganz großes Lob, vor allem für den Mut so was durchzuziehen.
Da wäre in erster Linie das Gelände zu nennen, ein Traum, wer hat schon einen Badefluss in der Camp Area? Und wo kann man sonst mitten im Wald seine Zelte aufschlagen? Und wer keinen Bock auf Abenteuer hatte, sondern lieber den ganzen Tag Party machen wollte, für den gab es die Beachbar, die bis um fünf Uhr morgens geöffnet hatte. Neben Cocktails gab es auch Musik aus der Konserve, aus allen Stilarten des Metal.
Und auch zum Entspannen lud das METALCAMP ein, man wurde nicht mit Mucke bombardiert, die Spielzeit belief sich auf 8-11 Stunden am Tag. Sogar im Festivalgelände konnte man hervorragend relaxen, da sich links von der Bühne ein Hügel in die Höhe zog, auf dem mehrere hundert Leute Platz hatten. Dort konnte man selbst im Sitzen und sogar im Liegen die Bühne noch gut einsehen.
Auf dem Weg zur idyllischen Waldbühne (Talent Forum) war auch eine Händlermeile, die alles an Klamotten und CDs bot, was das Herz begehrt. Dazu gab es noch einen großen Merch-Stand, wo man Artikel der auftretenden Bands kaufen konnte. Auch das Essensangebot war sehr umfangreich, es gab sogar einen Vegetarierstand. Und günstig war es auch noch, bei Döner für 3, ganzer Pizza für 4 und 0,5er Bier für 3 Euro konnte man gewiss nicht meckern. Etwas umständlich war nur das Pfandsystem mit „wertvollen" Pfandmarken und nur einer zentralen Abgabestelle.
Ein besonderes Lob gebührt der sehr netten, kollegialen, umsichtigen und souveränen Security. Immer ein leidiges Thema auf Festivals, aber vor allem die Österreicher vor der Bühne machten einen prima Job und zogen ihren Spaß dabei nicht aus unnötigem zurechtweisen des zahlenden Publikums. Vielmehr hatten sie ihre Freude daran Teil der Veranstaltung zu sein, machten selbst ein paar Schnappschüsse von den Bands und den Menschen in den ersten Reihen und reichten den durstigen unter ihnen Wasser. Dazu kamen freundliche und klare Ansagen, nicht so ein Anweisungsgewirr wie oft anderswo.
Die sanitäre Situation war auch recht gut, nur die Toiletten auf den Campingplätzen wurden dieses Jahr nur einmal pro Tag geleert, das war zu wenig. Dafür waren die am Hauptweg und im Festival selbst auch nach einer Woche immer in gutem Zustand, es war meist sogar Papier vorhanden.
Bei den Duschen hatte man die Auswahl zwischen Containern mit warmem Wasser für 2 Euro, kostenlosen Dixi-Duschen (zum ersten mal gesehen) und der Open-Air-Dusche. Diese kalten Duschhähne auf einer Holzplattform auf dem Weg zum Strand waren zwar nur zum groben Abduschen nach dem Baden gedacht, doch immer mehr schleppten den ganzen Kulturbeutel mit an. Die ganz hartgesottenen verzichteten trotz vorbeilaufender Menschenmassen auf jegliche Kleidung.
Auch sehr nett war die Müllabfuhr, welche die in der langen Zeit anfallenden Abfälle entsorgte. Ein paar Helfer fuhren mit einem Kleinbus über das Gelände und luden die an den Sammelpunkten gestapelten Säcke ein. Ein weiterer von ihnen kam an die Zelte und verteilte neue Müllbeutel, nahm auch gerne einen vergessenen mit.

Das alles sind so Sachen die dem Veranstalter einfielen oder gelangen, um dem Besucher den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Auch die Metaller trugen zum Gelingen bei, denn die Stimmung auf dem gesamten Festival war selbst für ein Metalevent noch sehr entspannt und fröhlich. Man hat einfach mehr Möglichkeiten, kann mit Gleichgesinnten viel unternehmen. Die Bandauswahl ist sehr gut gemischt, auch wenn von den meisten härteres Material bevorzugt wurde.
Hier ist etwas einzigartiges entstanden und nach der vierten Ausgabe dürfte sich das METALCAMP ganz oben in der Liste der europäischen Veranstaltungen dieser Art festgesetzt haben. Jeder Metalhead, egal aus welcher Sparte, sollte sich diese Woche ganz dick im Kalender anstreichen. Denn das hier muss man einfach zumindest einmal gesehen haben. (MetalPfälzer)

Mehr Bilder findet ihr wie immer in unserer Galerie . Alle Bilder von MetalPfälzer und Bernie.

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