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Donnerstag, 07.06.2016

CRAZY LIXX (4 Sounds Stage)
Da es mir unmöglich war, ein 4-Tages-Ticket zu ergattern, begann für den geneigten Rezensenten das SwedenRock erstmals und ungewohnter Weise donnerstags. Dafür jedoch mit einem wahren Paukenschlag. Obgleich CRAZY LIXX lediglich 45 Minuten Zeit hatten, wussten die Schweden diese absolut zu nutzen. Gut, schwedische Bands haben in ihrem Land stets einen leichten Stand, aber dies war in diesem Fall definitiv gerechtfertigt.
Mit "Wild Child" vom aktuellen Album „Ruff Justice“ stiegen die vier in das Set ein und konnten sich einer guten Stimmung sogleich sicher sein. Der Sound stimmte zu jeder Sekunde und war - das ist bemerkenswert- besser als bei so mancher Band auf der Festival Stage. Generell lag der Schwerpunkt der Band auf der aktuellen Platte und dem großartigen Zweitwerk „My Religion“. Demzufolge bildete auch "21 Till I Die" den Schlusspunkt und hinterließ viele zufriedene Gesichter. (David)

DARK TRANQUILLITY (Rock Stage)
Eine ganz andere Härteklasse folgte fast gegenüber auf der nächsten Bühne, auch wenn eine weitere einheimische Band folgte. Die hatte in den letzten Jahren schwer zu kämpfen, verlor drei langjährige Mitglieder, doch nach dem Zwischentief ist man mit „Atoma“ wieder zurück. Mit dem im Gepäck reisten die Göteborger auch an, nachdem sie kurz zuvor noch die Clubs unsicher machten. Mit dabei hatten sie fast die identisches Setlist, die aufgrund des frühen Slots etwas knapper ausfiel. Leider waren es ausgerechnet die beiden atmosphärischen Epen ihres „Fiction“-Meisterwerkes, die neben einem neuen Stück dem Rotstift zum Opfer fielen.

Zum Glück passiert ja innerhalb eines DARK TRANQUILLITY-Liedes so viel, dass man immerhin dreizehn Titel in der vollen Stunde unterbringen konnte. Es war wie immer bemerkenswert, wie viele Details sich zwischen all den tödlichen Attacken heraus schälen. Martin Brandström gab von hinten mit seinen Tasten viel Input, während seine Vorderleute eher den Knüppel regieren ließen. Da verdiente sich vor der neue Sechssaiter Johan Reinholdz Bestnoten, denn er war viel unterwegs und versuchte ständig die Zuschauer zu animieren. Dabei hatte er immer ein Lächeln auf den Lippen und war sicherlich für einen Teil der weiblichen Zuschauer ein Blickfang.

Etwas erinnerte er auch vom Spiel her an den jungen Chris Broderick, der vielleicht noch ein bisschen muskulöser war. Für seine Soli kam er auch gerne ganz vorne auf den kleinen Steg, der ins Publikum führte, während er bei den mehrstimmigen Leads die Nähe von Axtpartner Christopher Amott suchte. Der war weit weniger agil und sah wie immer aus, als ob er frisch aufgestanden wäre. Doch wer ihn kennt, weiß wie aufgeweckt er sein Griffbrett zu beherrschen weiß, seine feinen Läufe gehören zu den besten des Genres. Die beiden neuen spielen prächtig zusammen und bilden so den Grundstock des Sounds, der von ihrer Vielfalt lebt.

Wenn einer der beiden auf den Catwalk nach vorne ging, wurde es eng, weil Mikael Stanne dort ständig rotierte, ihn hielt es gar nicht auf den normalen Brettern. Mit seinen exaltierten Bewegungen und Gesten sprang er von einer Seite zur anderen und suchte dort immer den Blickkontakt zu den vorderen Reihen. Dabei mag der Rotschopf die Mittagssonne eigentlich gar nicht, doch wenn er in Fahrt kommt, ist ihm das egal. Mit voller Inbrunst grunzte, keifte, schrie und sang der Mann seine Songs, wobei er deren Atmosphäre stets in sich aufgesogen zu haben schien.
Als Ruhepol schaltete sich die graue Eminenz der westschwedischen Metropole, Bassist Anders Iwers ins Geschehen ein, der ebenfalls sehr publikumsorientiert war. Überhaupt fiel die sehr gute Bandchemie trotz der herausragenden Individualisten auf, was die Truppe so sympathisch wirken ließ. Bei so viel Engagement und spielerischer Klasse war es nicht verwunderlich, dass das Publikum zu früher Stunde schon gut mitging. Da wurden teilweise sogar die Riffs und Leadmelodien mitgesungen, während die Ansagen von Stanne auch immer für Stimmung sorgten.

Setlist DARK TRANQUILLITY:
Encircled
Monochromatic Stains
Clearing Skies
The Treason Wall
The Science Of Noise
Forward Momentum
Atoma
Terminus (Where Death Is Most Alive)
Wonders At Your Feet
ThereIn
Final Resistance
Lost In Apathy
Misery´s Crown

live 20180607 0109 darktranquillitylive 20180607 0102 darktranquillity

BUCKCHERRY (Festival Stage)
Mit etwas Verspätung starteten die vier Amerikaner in ihr Set und eröffneten - wie bereits 2011- die Festival Stage. Leider aber war die Gruppe sehr leise, ein Problem das sich bei allen Bands der Hauptbühne über die gesamte Dauer des Festivals hindurch zog. Dies ändert jedoch nichts daran, dass der Auftritt der Band professionell und als richtig gut zu klassifizieren ist.
"Ridin", "Lit it Up", "Sorry" oder das lang gejammte "Crazy Bitch" sind Nummern, die einen einfach nicht kalt lassen können. Es ist wirklich schade, wie selten diese Truppe in europäischen Gefilden unterwegs ist und dass sie trotz ihres vergleichsweise langen Bestehens oft immer noch als Geheimtipp gelten. Denn bis auf die geringe Lautstärke sind die Jungs aus San Francisco immer beiden Augen und vor allem Ohren wert. (David)

NAZARETH (Sweden Stage)
Siebzigerlegenden gab es in dem Jahr einige im Programm, die Schotten gehören zweifelsohne dazu, waren sie doch neben URIAH HEEP die Kronprinzen hinter den drei ganz großen jener Zeit. Gerade mit denen kreuzen sich die Wege häufig, die letzten Alben wurden zeitgleich veröffentlicht, und auch auf dem SwedenRock sollten beide auftreten. Vor zwanzig Jahren lagen beide Formationen noch gleichauf, spielten Co-Headliner-Touren, doch das Alter setzte vor allem Frontmann Dan McCafferty zu, der vor vier Jahren seinen Dienst quittieren musste. Für ihn kam Carl Sentance, der einst bei PERSIAN RISK bekannt wurde und auch KROKUS wieder auf die Sprünge half, nicht die einzige Verjüngungskur in ihrer Historie.

Und der gute Carl machte seine Sache sehr gut, war sehr präsent auf der Bühne, man sieht ihm an, dass er derzeit viel Bühnenerfahrung sammelt, zuletzt tourte er ja mit Don Airey. Stimmlich kann er durchaus mit dem Reibeisen seines Vorgängers mithalten, technisch ist sicher die bessere Alternative. Vor allem seine Agilität wusste zu überzeugen, oft war er ganz vorne zu finden und poste auch lässig und ein bisschen achtzigeraffin, was zu seinem Minipli passte. Den Charme des guten, alten Dan hat er zwar nicht in seinen Ansagen, dafür rockt der Mann amtlich.
Das würde man sich auch von Jimmy Murrison wünschen, der mit seiner Les Paul am rechten Bühnenrand verharrt. Seit ein paar Jahren wirkt der Mann irgendwie müde, was sich auch auf sein Spiel auswirkte. Das war alles sauber und mit Gefühl eingespielt, doch so richtig mit Power krachten seine Riffs nicht heraus. Hinzu kam, dass er im Mix etwas unterging, der Bass von Pete Agnew war zu dominant. Dazu war er auch recht hoch gestimmt und klackerte zu viel, der tiefe Groove, welcher ihre Songs trägt, kam nicht so auf, was auch zusätzlich Kraft kostete.

Wenigstens war der Urheber jener Töne bester Dinge, das Grinsen ist ihm auch in schwächeren Jahren wohl nur operabel aus seinem Gesicht zu entfernen. Mit einer Leichtigkeit tänzelte er herum und steuerte neben vielen Backing Vocals auch ein paar Leadgesänge bei. Auch hier schien sein Humor durch, das alte Schlitzohr hatte immer ein Zwinkern in den Augen. Der Letzte des Originalvierers lebte seine Kompositionen und wird wohl bis zum letzten Atemzug die gute Seele der Band sein. Deswegen hat er ja seinen Filius Lee auf den Drumschemel gehievt, doch auch der vermochte nicht, dem Auftritt den nötigen Drive zu verpassen. Sicher war das ansprechend, was NAZARETH da veranstalteten, doch der Funke wollte nicht überspringen.

Es war nicht zu übersehen, dass man die Zuschauer nicht vor der Bühne halten konnte, das Interesse war groß, doch die Fluktuation vor der Bühne ebenso. An der Songauswahl kann es nicht gelegen haben, noch mehr als sonst bedient man sich beim Überalbum “Hair Of The Dog”. Neben dem hätte man noch ein paar andere Stücke auspacken können, einige Hits mussten sogar im Gepäck bleiben, was zeigt, welchen Fundus sie angesammelt haben. Das ist leider schon etwas her, so schön es war die Nummern zu hören und abzufeiern, doch mittlerweile haben sie an Relevanz verloren. Trotz eines guten Carl Sentance müssen die alten Recken aufpassen, dass ihre Zukunft nicht bei irgendwelchen Oldie-Abenden liegt.

Setlist NAZARETH:
Silver Dollar Forger
Miss Misery
Razamanaz
This Flight Tonight
Dream On
Shanghai´d In Shanghai
My White Bicycle
Beggars Day
Changin´ Times
Hair Of The Dog
Expect No Mercy
Love Hurts
Morning Dew

live 20180607 0206 nazarethlive 20180607 0202 nazareth

GLENN HUGHES (Festival Stage)
Wie man die Huldigung seiner Vergangenheit richtig bewältigt zeigte im Anschluss der “The Voice Of Rock” genannte Sänger und Bassist. Seine Geschichte verlief durchaus wild, doch irgendwie hat er es geschafft, sich durch die stürmischste See zu manövrieren. Langjährige Drogenprobleme, viele kurze Engagements in den Achtziger, schließlich musste er sogar ein Angebot einer Technoband annehmen. Doch nach langer Solokarriere bekam der Mann mit BLACK COUNTRY COMMUNION seit ein paar Jahren wieder weltweite Anerkennung und Aufmerksamkeit. So hielt er es an der Zeit, nochmal auf seine erfolgreichste Zeit zurück zu blicken, als er für drei Alben bei DEEP PURPLE anheuerte.

Und der Elan und der Spirit stimmten von Beginn an, schon der Opener groovte wie die Hölle, der Bass von GLENN HUGHES pumpte und verlieh den Songs jene Tiefe, die sie so großartig macht. Neben seinem sehr vitalen Äußeren hatte er eine Backingband dabei, welche sich in die Reihe der scharf angezogenen Formationen bei dem Festival einreihte. Während der Meister selbst wie auch auf dem Backdrop sehr hippiemäßig rüberkam, waren seine Mitstreiter zwar auch siebzigertechnisch unterwegs, wenn auch mit ein wenig mehr Rockstarattitüde.
Da wären die offenen Hemden von Gitarrist Sören Anderson und Keyboarder Jesper Bo Hanson zu nennen, während der Schlagzeuger mit seiner übergroßen Sonnenbrille die Coolness in Person war. Die ganze Zeit über hatte er ein lässiges Grinsen auf den Backen, während er seine Rhythmen trocken abfeuerte. Als er am Ende der Show die Sonnenbrille abnahm, kam er mir irgendwie bekannt vor, doch erst der Hinweis von Hughes, das er aus Karlsruhe stamme, ließ mich Markus Kullmann erkennen, der ganz kurzfristig eingesprungen war.

Das er ohne zu proben direkt einsteigen konnte, zeigte wie beseelt die Vier zu Werke gingen. Wo WHITESNAKE vor ein paar Jahren etwas zuviel Kraft in den Sound jener Stücke steckten, ließ ihnen das Quartett die Luft zu atmen. Das Ganze wurde mit einer so unglaublichen Wärme und Authentizität vorgetragen, dass der Hörer völlig eingenommen wurde. Hier war jedes einzelne Detail perfekt heraus gearbeitet, jede Phrasierung stimmte, die Musiker bewiesen ein phantastisches Feeling, dosierten ihre Einsätze sehr fein. Der nebenher als Produzent tätige Däne mimte zwar den wilden Guitar Hero, doch neben all seiner Power wusste er dem Song genau das zu geben, was er brauchte.

Bei deren Auswahl wurde tief im Fundus gegraben, das “Burn”-Album stand im Mittelpunkt und bescherte einige schon lange nicht mehr gehörte Titel. Dabei hätte man meinen können, man befände sich im Jahr ihres Entstehens, mit solch einer Klasse brachten die Vier diese rüber. Die Orgel heulte, die Riffs knallten, die dezenten Funkeinflüsse gingen ins Bein, was das fachkundige Publikum in Entzücken versetzte. Vor allem die schwermütige Bluesballade, eines von David Coverdales Signatureliedern wurde in einer unfassbaren Version dargeboten, dass sich alle Haare stellten, bis einem das Solo fast in die Knie zwang. So und nicht anders muss der Blues gelebt und gespielt werden.

Dabei hätte ich die die beiden Mark II-Nummern gar nicht gebraucht, aber der Mann weiß, dass er diese bringen muss, wenn er unter dem Banner “Classic DEEP PURPLE” firmiert. Vielleicht hat man diese zu oft gehört, doch es sind Standards der gesamten Rockgeschichte. Wenigstens wurden diese in den Versionen aufgeführt, wie sie Mitte der Siebziger arrangiert worden sind, vor allem später mit dem viel zu früh verstorbenen Tommy Bolin. Mir persönlich wäre es lieber gewesen, man wäre komplett in der Hughes-Phase geblieben und hätte noch “The Gypsy”, “Lady Double Dealer” sowie “Love Child” spendiert. Doch egal, was diese Herren gebracht hätten, es wäre ein Genuss gewesen zuzuhören, sie spielten sich fast in einen Rausch.

GLENN HUGHES hat ihn sicherlich, den Blues, das hat er hinlänglich bewiesen, doch im Grunde seines Herzens ist er ein ewiger Hippie geblieben. Zwischen den Songs fabulierte er immer von wieder von der Kraft der Liebe und der Hoffnung auf eine friedliche Welt, wären wir doch alle ein bisschen GLENN HUGHES. Zumindest könnte man dann im vorgerückten Alter von 67 Jahren noch solche Höhen mit unserer Stimme erklimmen, denn sein Gesangsbeitrag war das Sahnehäubchen auf dem phänomenalen Gig, der die Sonne noch heller strahlen ließ. Am Ende gab es dann anstatt üblicher Photos eine liebevolle Gruppenumarmung auf der Bühne, bei der die Seele von Hughes offenbar wurde.

Setlist GLENN HUGHES:
Stormbringer
Might Just Take Your Life
Sail Away
Mistreated
You Keep On Moving
Smoke On The Water/Georgia On My Mind
Highway Star
Burn

live 20180607 0305 glennhugheslive 20180607 0301 glennhughes

ROSE TATTOO (Festival Stage)
Es glich einem Paukenschlag als ROSE TATTOO letztes Jahr ihre Reunion bekannt gaben und auf einigen europäischen Festivals mächtig abräumten. Demzufolge musste man im Vorfeld gar nicht einmal mehr gespannt sein, ob die Aussie-Rocklegende noch überzeugen kann, nein, man konnte sich einfach darauf freuen. Und sie lieferten demgemäß auch ab. Allerdings hatten sie auch die dankbare Aufgabe vor zahlreichen ihrer treuesten Anhänger aufzutreten. Die Setlist war im Vergleich zum letzten Jahr jedoch etwas verändert, das relativ weniger geliebte „Blood Brothers“-Album von 2007 wurde gar mit drei Songs bedacht, wofür solche Göttergaben wie "The Butcher And Fast Eddy" vom genialen Debüt geopfert wurden.
Von diesem wurden dennoch und glücklicherweise die meisten Songs, sechs an der Zahl gespielt und somit konnte man sich auch sehr leicht über die "vielen“ neuen Songs hinwegtrösten. Angry Anderson ist trotz seines vorgerückten Alters noch immer einer der besten Frontmänner und hinsichtlich Präsenz und Stage Acting wirklich keinen Tag gealtert. Top eingespielt demonstrierte sich natürlich auch die Instrumental-Sektion und nachdem die letzten Töne von "Nice Boys" verklungen waren, gab es niemanden der der Kapelle ihre Fähigkeit des Co-Headliners abgesprochen hätte. (David)

HELLOWEEN (Rock Stage)
Den Einfluss der deutschen Legende gerade auf schwedische Bands ist kam zu leugnen und so wurde die Ankündigung, dass die Reunion-Show auch in Sölvesborg Station macht, begeistert aufgenommen. Nach all den Jahren er persönlichen Fehden und stilistischen Irrungen standen die sieben wichtigsten Musiker der Bandgeschichte gemeinsam auf der Bühne, um die „Pumpkins United“-Tour zu zelebrieren. Wer weiß wie groß HELLOWEEN heute wären, wenn man sich vor 25, 30 Jahren zusammen gerauft hätte, um an einem Strang zu ziehen.
Groß war auch der Andrang vor der Bühne, auch wenn es ein paar Minuten früher losging, um den Wechsel zum Headliner des Abends reibungsloser zu gestalten. So standen die Reihen dicht gedrängt, als es nach dem Intro direkt in die Bandhymne ging und die Norje Bucht ging zum ersten Mal richtig steil. Dazu gaben die Hamburger auch richtig Gas, die zwei Frontmänner waren viel unterwegs und suchten den Weg ganz nach vorne. Wobei allerdings Andi Deris eher den Zugang zum Publikum fand als Michael Kiske.
Klar, dessen stimmliche Fähigkeiten stehen außer Frage und es war überraschend zu sehen, dass er in den all der Zeit nichts davon verloren hat. So kam auch der meiste Jubel auf, als er das Geschehen an sich riss. Leider versteckte er sich allzu sehr hinter seiner Sonnenbrille, die aufgrund der tief stehenden Sonne nötig war. Da war sein Kollege schon mehr der Entertainer, der immer wieder versuchte die Menge anzustacheln. Schön auch den Respekt der beiden voreinander zu sehen, die sich immer wieder gegenseitig präsentierten.

Als dann direkt noch der größte Hit angestimmt wurde, waren die Leute kaum mehr zu halten, tausende Kehlen sangen lauthals mit. Auch wenn die späteren Lieder ebenfalls abgefeiert wurden, so waren die Reaktionen darauf doch spürbar verhaltener als die Euphorie bei den Gassenhauern. Ebenso nicht zu verkennen war, dass die Stimme des dritten Sängers Kai Hansen nicht mehr ganz auf der Höhe ist. Seine Beiträge, vor allem im von ihm alleine gesungenen Medley aus der Frühphase wirkten ein wenig gequält, kein Wunder, dass er mittlerweile bei GAMMA RAY wieder mit einem weiteren Vokalisten arbeitet. Das war vor allem bei den Stücken aus eben jenem Medley ein Manko.

Wobei eben diese Zusammenstreichung der Setlist trotz der Spielzeit von eineinhalb Stunden auch zu bemängeln wäre. Doch was will man bei der Fülle an Material auch machen, so vieles, das die Fans hören wollen, weswegen die Songs auch mal geschickt kombiniert wurden. Auch die beiden Longtracks der „Keeper Of The Seven Keys“-Alben wurden stark gekürzt, um so wenigstens ein paar Melodien mehr servieren zu können, bei denen sich die Anhänger austoben konnten.
Zum Glück blieb genug Zeit, damit sich die drei Gitarristen in Szene setzen konnten, hier hatte Kai Hansen seine besseren Momente. Teilweise standen sie zu dritt vorne an der Rampe und hauten sich die Soloparts um die Ohren. Da gab es auch keine Egoprobleme, wer mehr Soli spielen durfte wie in früheren Zeiten, Michael Weikath zockte gewohnt lässig mit allerlei Grimassen. Derweil bliebe Sascha Gerstner vornehmlich am linken Rand und fungierte die komplette Show über als so etwas wie ein Moderator.
Wer die guten, alten Kürbisse vermisste, die kamen zumeist über die Videoleinwand, dazu stand Dani Löbles Drumkit inmitten einer riesigen Attrappe. Bei der mit einem von Edvard Grieg inspirierten Solo eingeleiteten Zugabe flogen dann große orangene Bälle mit Kürbislogo in die Menge. Diese spielte nur allzu gerne damit, während sie gemeinsam mit der Band bei den zwei absoluten Mitsinggranaten noch einmal alles aus sich herausholte. Obwohl schon etwas anzumerken war, dass die meisten Zahlenden ihre Kräfte für den kommende Headliner schonten.

Setlist HELLOWEEN:
Helloween
Dr. Stein
I´m Alive
Waiting For Thunder
Starlight/Ride The Sky/Judas/Heavy Metal (Is The Law)
Little Time
If I Could Fly
Power
How Many Tears
Eagle Fly Free/Keeper Of The Seven Keys
-------------------------------------------------------------------------
Hall Of The Mountain King
Future World
I Want Out

live 20180607 0408 helloweenlive 20180607 0406 helloweenlive 20180607 0404 helloween

IRON MAIDEN (Festival Stage)
Nun war der Augenblick gekommen, auf denen die meisten SwedenRock-Gänger so sehnlichst gewartet haben. Ein wenig wurde der Ticketverkauf von ihrer Buchung beeinflusst, doch wenn man solch einen Giganten bekommt, muss man zuschlagen. Schon das Bühnenbild machte Appetit auf das was kommen sollte, eine Rampe verlief um die ganze Bühne herum, die komplett mit einem Tarnnetz verhüllt war und ein paar Tore hatte. In Zeiten von LED-Leinwänden bleiben die eisernen Jungfrauen lieber analog und drapieren ihre Backdrops als massive Vorhänge, die bei jedem Song wechseln. Als dann passend zum Bild ein riesiges Flugzeug hinter den Aufbauten hervorgehoben wurde, erklang Churchill´s Stimme und der Wahnsinn begann, als die Sechs aus den Toren hervor stürmten und in den Opener von „Powerslave“ einstiegen.

Man sah es den Herren nicht an, dass sie alle um die sechzig sind, so wie sie über zwei Stunden Gas gaben. Adrian Smith war immer ganz vorne zu finden, während Dave Murray noch am ruhigsten agierte. Die beiden teilten sich die linke Bühnenseite und die meisten Soli, aber auf rechts war ohnehin Janick Gers in Dauerrotation, so dass er den Platz dort für sich beanspruchte. Seine Performance war unglaublich, immer wieder drehte er Pirouetten, warf seine Gitarre in die Luft oder legte seinen Fuß ganz lässig auf den vorderen Rand der Aufbauten. Dennoch beherrschte er sein Instrument fehlerfrei, hatte zwar weniger Soli, dafür standen ihm die atmosphärischen Fils zu. Und Steve Harris war ohnehin überall zu finden, egal ob er das Publikum anfeuerte oder mit einem seiner Mitstreiter poste, der Bandboss brennt immer noch.

Und dann war da noch Bruce „The Bruce“, der es bei solch aktiven Mitstreitern immer noch fertig bringt, die Show an sich zu reißen. Sein Pensum ist wirklich unglaublich, vor allem, weil er dabei jeden Ton traf und immer noch über dieses kraftvolle Organ verfügt. Dazu wusste er die Stimmung der Songs mit seinen Gesten und seiner Theatralik zusätzlich zu steigern. Mal kämpfte er mit einem Säbel gegen Bandmaskottchen Eddie, dann stand er komplett mit Kapuze verhüllt da und hatte ein Kreuz als Mikroständer.
Später war Dickinson mit einem Flammenwerfer unterwegs, während Ikarus von oben herabschwebte und auch sein „Psycho Ward“-Shirt wurde wieder aufgetragen. Dabei wusste man nie so genau, wo er gerade steckte, ab und an, war er in den Katakomben abgetaucht, um dann völlig unerwartet woanders auf den artifiziellen Hügeln aufzutauchen. Und beim großen Fanfavoriten vom gleichnamigen 92er Album mimte er den Nachtwächter, der sein Gesicht mit der Laterne grün anstrahlte.

Und wer gesehen hat, wie ich die Nummer, mit der ich seit jeher meine Probleme habe abfeierte, der kann erahnen, dass Großes geboten wurde an dem Abend. Die Show war einfach überragend, diese Bühnenbilder faszinierend, dafür wurde sogar Drummer Nicko McBrain bei den ersten Nummern geopfert. Hinter den ganzen Tarnnetzen war er nur schemenhaft zu erkennen, dafür boten die Draufsichten der Kamera auf den Leinwänden tolle Einblicke in seine Arbeit. Erst als die Netze weggeräumt wurden, konnte man ihn in voller Pracht wahrnehmen, dann wandelte sich das Szenario in ein altes Gewölbe, von dessen Decke massive Leuchter herab hingen. Das untermalte die Stimmung der Songs, wobei ich ja das Ganze mit dem Computerspiel nun weniger verstanden habe, doch das war nicht unbedingt nötig.

Immer schön zu sehen, wie die Fans den nächsten Song anhand des Backdrops zu erraten versuchten. Schon das zweite schien recht interessant, erinnerten mich die brennende Gondel und das winterliche Schloss in den Alpen an „Agenten Sterben Einsam“ mit Clint Eastwood und Richard Burton. Und tatsächlich ist der englischen Originaltitel des Streifens identisch mit einem der progressivsten Songs der Formation, der dann auch gespielt wurde.
Natürlich bestand die Setlist wie bei den früheren Hits-Touren fast ausschließlich aus Achtzigermaterial, doch selbst vor Stücken der Blaze Bayley-Ära machte man nicht halt. Diese passten wohl thematisch gut zu der Story, und gerade der „Virtual XI“-Auszug eignet sich immer wieder prima zum Mitsingen. Dazu war dann auch am Ende noch genügend Gelegenheit, als die ganz offensichtlichen Klassiker gezockt wurden, ohne die man nie von der Bühne geht.

Und wie auch die band hielten die Zuschauer die ganze Zeit das hohe Energielevel, kein Wunder wenn ein Hammersong auf den nächsten folgte. Da war kein Einhören ins aktuelle Album nötig, hier wurden einfach ein paar Stücke Metalgeschichte zelebriert. Das erledigte die Band in herausragender Weise, spielerisch war das auf höchstem Level, das Zusammenspiel ist nach all den gemeinsamen Jahren absolut auf den Punkt. So gerieten auch immer wieder Soli, die jeder im Schlaf mitsummen kann zu Höhepunkten in einem daran nicht armen Auftritt. Unglaublich wie sie sich auch ihre Parts gegenseitig zuspielten und trotz des Stageactings nie den Einsatz verpassten. Hier mischte sich alles, was den Metal ausmacht, die Komplexität, die Rasanz, die Power, die Technik. IRON MAIDEN stehen ganz oben in dieser Bewegung, das hat dieser Abend eindrucksvoll bestätigt.

Setlist IRON MAIDEN:
Aces High
Where Eagles Dare
2 Minutes To Midnight
The Clansman
The Trooper
Revelations
For The Greater Good Of God
The Wicker Man
Sign Of The Cross
Flight Of Icarus
Fear Of The Dark
Number Of The Beast
Iron Maiden
-----------------------------------------
The Evil That Men Do
Hallowed Be Thy Name
Run To The Hills

live 20180607 0703 ironmaidenlive 20180607 0701 ironmaiden

Photos von SwedenRock

H.E.A.T. (Sweden Stage)
Danach war natürlich erst einmal der große Almabtrieb angesagt, doch viele stolperten vor dem Ausgang noch an der kleinsten der drei Hauptbühnen vorbei. Dort wollten die Hair Metal-Helden beweisen, dass sie hinter jeder Szenegröße bestehen können. Okay, vor drei Jahren bei MOETLEY CRÜE war das ja ein geringes Problem, doch dieses Mal hatten ihnen die eisernen Jungfrauen ein Päckchen mitgegeben. Doch das stachelte die Jungs erst richtig an, so dass sie sich richtig ins Zeug legten.
Allen voran natürlich Frontmann Erik Grönwall, der die Show wie gewohnt an sich riss, er hat aber auch die Qualitäten dazu. Mit seinem Charisma hatte er die Zuschauer sofort im Griff und ihre müden Knochen noch einmal wachgerüttelt. Dabei war er kaum zu bremsen, kein Zentimeter der Bühne den er nicht beschritten hätte. Dabei machte er besonders mit einer Art Duckwalk und gleichzeitigem Headbanging auf sich aufmerksam, während der den vordersten Rand beschritt.
Doch das reichte ihm nicht aus, so dass er immer wieder Ausflüge in den Photograben unternahm. Und selbst diese Aktionen erschienen ihm nicht verrückt genug, irgendwann ließ er sich über die Menge tragen, wobei er einfach weitersang und das ohne einen Aussetzer. Stimmlich war er ohnehin in Topform du brachte sogar die Höhen mit richtig Volumen rüber. Natürlich durfte das kokettieren vor allem mit dem weiblichen Publikum nicht fehlen, seine Gesten waren nur selten eindeutig, oder besser genau das.

Da standen seine Nebenleute nicht viel nach, vor allem Gitarrist Sky Davids rotierte auf der rechten Seite und feuerte knackige Riffs heraus. Auch im Solospiel wusste er zu überzeugen, ich hätte aber gerne wieder die Besetzung mit zwei Sechssaitern zurück, der in den Momenten fehlt mir etwas der Druck im Rhythmus. Dabei waren die Jungs gut aufgelegt, Jimmy Jay pumpte breitbeinig seine Bässe heraus und Crash ließ die Stöcke nur so kreisen. Er ist immer eine Augenweide, keine Ahnung wie er es fertig bringt, dass sich seine Mähne nicht um die Arme wickelt, zwischendurch stand er immer mal wieder auf und feuerte die Fans zusätzlich an.

Auch musikalisch boten H.E.A.T. einiges, ihre Hymnen wurden stets mit Wucht serviert, ohne dabei die Melodien zu vernachlässigen. Da wurden auch mal kurz ein paar Rockklassiker in den Song eingebaut, ohne dass die Übergänge groß aufgefallen wären. Dieser Druck, den sie entfachen können bei gleichzeitiger Harmonieseligkeit, spülte sie an die Spitze der jungen Wilden das Haarsprayrock. Die dazugehörigen herrlich cheesigen Backgroundchöre kamen ebenso schön auf den Punkt und unterstützten die Eingängigkeit zusätzlich, als ob das hier noch nötig gewesen wäre. Vieles wurde direkt mitgesungen und Material dazu hatten die Jungs genug im Gepäck.

Vom Programm her war da nicht viel anders als auf der letzten Tour, wenn auch etwas zusammen gekürzt. Die aktuelle Langrille bekam deutlich weniger Platz, selbst vom Vorgänger wurden mehr Titel gespielt, wobei vor allem dessen Titelsong wieder zurück ins Set gehievt wurde. Irgendwie schienen sie auch gar nicht genug bekommen zu wollen, die Fünf steckten so voller Euphorie, dass sie die eigene Spielzeit vergaßen, den Fans kam dies natürlich gerade recht.
Freunde des gepflegten Hair Metal waren ohnehin etwas zu kurz gekommen beim diesjährigen SwedenRock. Die Party sollte einfach weitergehen, große Abwanderungsbewegungen waren auch nicht festzustellen. Leider kam beim zweiten Lied, mit dem die Schweden überzogen haben der Stage Chief auf die Bühne und teilte ihnen mit, dass sie doch bitte unverzüglich aufhören sollten. Keine Ahnung wie lange die Truppe noch gedachte zu spielen und was noch auf der Liste stand, aber leider war nach siebzig Minuten wirklich Schluss.

Setlist H.E.A.T.:
Bastards Of Society
Late Night Lady
Mannequin Show
Redefined
Heartbreaker
Shit City
Beg Beg Beg/Whole Lotta Rosie/Piece Of My Heart
Tearing Down The Walls
Eye Of The Storm
Emergency
Inferno
Living On The Run
A Shot At Redemption

live 20180607 0502 heatlive 20180607 0501 heat

KREATOR (Rock Stage)
Da wurde es spät für die Altenessener, von denen wir weniger zu sehen bekamen als wir angenommen hatten. Das Programm war schon deutlich fortgeschritten, als die Klänge der zweitgrößten Bühne uns erfassten. Mille war in seinem Element, keifte und wütete und stachelte damit die Meute vor der Bühne an. Die war zwar eher gering, was aber sicherlich der späten Uhrzeit geschuldet war, doch diejenigen die ausharrten ließen wahlweise die Matte oder den Pit kreiseln. Da kamen einem ein paar Titel aus den jüngeren wie „Hordes Of Chaos“ und „Violent Revolution“ Werken gerade recht, die ja die Rohheit und das packende Songwriting perfekt verquicken.

KREATOR hatten für diesen Showcase mächtig aufgefahren, die Bühne hing voller Leinwände, die wie Spiegel gestaltet waren, so dass man sich wie in einem unheimlichen Ballsaal vorkam. Noch unheimlicher waren die Projektionen auf eben diesen Leinwänden, die einen nicht unbedingt verschonten und dem ein oder anderen schlechte Träume verursacht haben dürften. Die Vertäfelungen um die Leinwände hatten ein paar Löcher, durch welche die Varilights zuckten, wenn IRON MAIDEN so vorlagen wollen die Teutonenthrasher nicht nachstehen. Besonders berührend waren die Projektionen bei „Fallen Brother“, bei denen Bilder verstorbener musikalischer Helden sich abwechselten.

Überhaupt fanden sich die Beiträge aus ihrem aktuellen Nummer-Eins-Album „Gods Of Violence“ recht spät im Set, wo man hätte altbewährtes vermuten können. Das zeigt, wie sehr die Vier ihrem Material vertrauen, von dem sie zu Recht überzeugt sind. So setzten sie eine Maschinerie in Gange, die seit Jahren wie geölt läuft und auch an dem Abend über die Köpfe im Auditorium hinweg bügelte. Da saß alles, Sami Yli-Sirniös Soli waren fein und zugleich kraftvoll, Christian Giessler bangte wie ein Wilder, während Ventor hinten in seinen Kesseln rührte.
Und die Fans da draußen waren immer noch hungrig, schließlich will man bedient werden, wenn man sich durch so einen anstrengenden Tag gekämpft hat. Und der Frontmann gab ihnen wonach sie verlangten, wobei natürlich seine berühmten Tiraden ebenso auf dem Speiseplan standen. So gingen eineinhalb Stunden mit einer geballten Ladung Old-School in Form von „Betrayer“ und „Pleasure To Kill“ zu Ende. Die nach wie vor immense Power dieser Band ging auf ihre Anhänger über, die ihrerseits auch noch einmal alles mobilisierten.

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