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Mittwoch, 07.06.2017

EMMA VARG (4Sound Stage)
Den allerersten Auftritt des diesjährigen Festivals absolvierte EMMA VARG, eine 27-jährige „High Energy Rock“- Sängerin, mit ihrer Band, die in dieser Besetzung erstmalig auf der Bühne stand. Die Wahl-Stockholmerin hatte eine der begehrten Wildcards durch das Publikums-Voting gewonnen, was auf einen großen Bekanntheitsgrad im Heimatland schließen lässt. Und tatsächlich: Sie kann bereits auf einige nationale Erfolge in Form guter Charts-Platzierungen (Top Ten) zurückblicken und ein Halbfinale in der schwedischen TV-Talentshow „Fame Factory“. Bereits 2007 spielte sie auf dem Sweden Rock – nun also eine Art Festival-Comeback nach zehn Jahren Abstinenz.

In der Vorbereitung auf das Festival hatte ich in die mir unbekannten Acts reingehört und mich bereits auf diesen gefreut. Noch nicht so ganz vertraut mit Länge der Anfahrtszeit und des doch halbstündigen Gehwegs von Parkplatz zu Festivalgelände - und dem obligatorischen Akkreditierungsprozess - leider knapp den Anfang verpasst, aber für ca. zwei Drittel des Sets hat es noch gereicht. Die Vollblutmusikerin, die bereits mit 10 Jahren anfing eigene Lieder zu schreiben, merkt man der Schwedin definitiv an. Mit ihrem lauten Organ arbeitete sie sich, ganz in schwarz gekleidet, u.a. durch ihre kürzlich veröffentlichte EP „Surrender“ - und nicht nur bei ihrem 2016er Hit „Mother Mary“ sangen Teile des Publikums lauthals mit. Natürlich ist der Eröffnungs-Slot Segen und Fluch zugleich: Auf der einen Seite ist es etwas Besonderes ein Festival eröffnen zu dürfen und das Publikum ist auch noch frisch. Auf der anderen Seite sind viele auch physisch und emotional noch nicht - oder nicht ganz - angekommen, so dass es für diese Position durchaus eine extra Portion Energie braucht. War hier vorhanden: Herausforderung gut gemeistert, ein absolut gelungener Auftakt zum Warmwerden. Wer gerne Neues aus anderen Gefilden für sich entdeckt, sollte hier unbedingt mal rein hören. (Manu)

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A TRIBUTE TO LED ZEPPELIN (Sweden Stage)
Nachdem alle Formalitäten wie Akkreditierung oder Parkplatz erledigt waren, konnte ich noch während der ersten Band eines der großen Schließfächer sichern. Das war im Pressebereich auch bitter nötig um Photoausrüstung sowie Laptop wegschließen zu können. Dass man bei der unklaren Wettervorhersage auch noch einen Ort hatte, an dem man Regenbekleidung deponieren konnte, war ein positiver Nebeneffekt. Und weil man so früh auf dem Gelände war schaute man sich gleich die Eröffnung der kleinsten der drei Hauptbühnen an, welche am Warm-Up-Mittwoch traditionell die größte darstellt.

Eigentlich sind Coverbands nämlich etwas, um irgendwo in der Provinz auch mal den Geruch großer Konzerte zu schnuppern. Und vom Hammer der Götter hatte ich in meinem Leben schon reichlich Nachahmer erleben dürfen. Aber man schaut sich so etwas gerne auch mal in fremden Ländern an, wobei vor der Bühne schon ordentlich Betrieb war, was aber auch der Tatsache des verkleinerten Geländes an dem Tag geschuldet war. So war das Publikum gleich bei Opener bei der Sache, der natürlich wie immer deftig rockt.
Das Spiel der Vier, zu denen sich bei Bedarf Keyboarder Magnus Nörrenberg gesellte, war schon recht passabel, doch wirkliche Akzente vermochten sie nicht zu setzen. Es war einfach ein Nachspielen sattsam bekannter Standards, ohne wirklich in eine tiefgreifende Interpretation einzutauchen. Gerade Gitarrist Staffan Österlind hatte auch ein paar Timingschwierigkeiten, war aber derjenige, der mit seiner coolen Ausstrahlung die Show an sich riss.

Da fehlte Sänger Johan Pihleke doch einiges, vielleicht war er zu sehr darauf bedacht exakt Robert Plants Gesten zu imitieren. Doch ohne eigene Identität kann man keine Menge begeistern und so blieb er ziemlich blass. Da er auch stimmlich ein Stück weit von der Vorgabe entfernt war, fragte man sich schon, warum nicht BONAFIDE-Frontmann Pontus Snibb diese Rolle übernommen hat. Der saß hinter den Kesseln und war quasi der Motor des TRIBUTE TO LED ZEPPELIN, der mit wuchtigen Schlägen die Songs nach vorne peitschte.
Bei der Songauswahl konnte man deutlich mehr Mut als beim Auftreten bescheinigen, obwohl gerade bei Page & Co. Jeder seine ganz eigenen Favoriten hat. Egal, was man aus deren Katalog spielt, ein Hard Rock-affines Publikum hat immer seinen Spaß daran, das wird sich auch in den nächsten fünfzig Jahren nicht ändern. Natürlich wurde die Band als die beste Tributformation des Landes abgefeiert, aber gegen die Konkurrenz von LETZ ZEP waren sie klar im Hintertreffen. (Pfälzer)

Setlist A TRIBUTE TO LED ZEPPELIN:
Immigrant Song
Heartbreaker
Since I´ve Been Loving You
Black Dog
Rock And Roll/-Drumsolo-/Moby Dick
The Song Remains The Same
Thank You
Kashmir
Whole Lotta Love

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ART NATION (4Sound Stage)
Die erste Band des Festivals, zumindest für mich, waren die jungen Helsingborger von Art Nation. Da schwedische Bands in Schweden immer besonders bejubelt werden, dürfte es wohl kaum verwundern, dass von Beginn an eine gute Stimmung herrschte. Etwas dumm ist es natürlich wenn der Rezensent die neue Scheibe „Liberation“ noch nicht besitzt, weshalb er zahlreiche Songs dieser den Löwenanteil der Setlist einnehmenden Songs nicht kannte. Dem guten Auftritt tat dies selbstverständlich keinen Abbruch und das Sextett legte gleich mit dem ersten Song „One Nation“ eine heiße Sohle aufs Parkett.
Trotz ihres jugendlichen Alters präsentierte sich die Combo als bestens eingespielt und hochprofessionell, was auch die anwesenden Fans durchaus zu honorieren wussten. Obgleich bloß 45 Minuten zu Buche standen, schaffen es ART NATION auf zehn Songs ohne dabei gänzlich auf Ansagen zu verzichten. Vom Vorgängeralbum gab es nur vier Nummern zu hören, wobei es seltsam verwundert, dass „Here I Am“ nicht zum Zuge kam. Zum Abschluss wurde nochmals die neue Platte bemüht und die Menge mit „Ghost Town“ verabschiedet. (David)

Setlist ART NATION:
One Nation
Alive
The Real Me
Need You To Understand
Kiss Up & Kick Down
Paralyzed
Don't Wait For Salvation
Start A Fire
All In
Ghost Town

LOST SOCIETY (Rockklassiker Stage)
Nach dem rockigen Auftakt ging es für mich mit einer Portion finnischem Trash-Metal weiter. Schon etwas voller als zum Auftakt war es geworden, und das Publikum war bereits deutlich aufgewärmt. So wurde der vorhandene Platz vor der Bühne, dann auch gleich ausgiebig für eine erste Circle Pit-Zelebrationen genutzt.

Die Band um den gerade mal 21 Jahre alten Gründer und Gitarristen Samy Elbanna bewies recht schnell, dass die zahlreichen Awards, die die Band in ihrem nunmehr siebjährigen Bestehen einheimsen konnte, völlig berechtigt waren. Mit viel Leidenschaft spielte man sich durch eine ausgewogene Auswahl der bisherigen drei Studioalben und heizte dem Publikum ordentlich ein. Die musikalischen Vorbilder ANTHRAX, MEGADETH oder PANTERA, vielleicht auch ein bisschen TANKARD, klangen dabei deutlich durch, wenngleich es der Band durchaus gelingt ihren eigenen Stil zu prägen. Der sehr präsente Frontmann Elbanna und seinen Mannen, Ossi Paananen am Schlagzeug, Arttu Lesonen an der Gitarre und Mirko Lehtinen am Bass, spielten sich mit viel Energie und Spielfreude durch ihr Set – begleitet von einem ziemlich lauten und engagierten Publikum. Fans des gepflegten Mitgröhlens und Headbangens kamen hier voll auf ihre Kosten. Zwischenzeitlich konnten wir uns jedoch das Schmunzeln nicht ganz verkneifen, so bemüht war die Band alle bekannten Möglichkeiten der Beteiligung des Publikums auszuschöpfen: Von den bereits erwähnten Circle-Pits über die "Wall of Death", Hinsetzen und auf Kommando aufstehen, Hüpfen, ... wurde hier alles regelrecht abgehakt. Darüber hinaus nahm man ein Bad in der Menge und kletterte selbstredend an der Bühnenkonstruktion hoch. "Das volle Programm" wurde hier serviert. Gegen Ende des Sets war das Zelt dann auch entsprechend nicht zu Unrecht ordentlich gefüllt. (Manu)

Setlist LOST SOCIETY:
Braindead
KILL (Those Who Oppose Me)
Hollow Eyes
Terror Hungry
Rage Me Up
I Am The Antidote
N.W.L.
Riot

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BLACK INGVARS (Sweden Stage)
Anschließend sorgten die BLACK INGVARS eine geschlagene Stunde für ausgelassene Partystimmung. Die Band ist eine Fun-Metal-Band, deren Namen sich parodistisch auf die legendäre, schwedische „Dansband“ SVEN-INGVARS um Sven-Erik Magnusson und Ingvar Karlsson bezieht, die von 1956 bis 2016 aktiv war und die in Schweden jede und jeder kennen dürfte.

Magnusson war einer der bekanntesten Musiker Schwedens und verstarb im März dieses Jahres, weshalb die Band ihm den Festival-Auftritt widmete. Gecovert wird alles Mögliche aus den Bereichen Pop, Rock, Kinderlieder, aber auch Chansons. Nichts ist davor sicher von den BLACK INGVARS auf unverwechselbare Weise verwurstet zu werden. Die Band hat in den 22 Jahren ihres Bestehens acht Alben veröffentlicht. Im deutschen und englischsprachigen Bereich sind zahlreiche Beispiele von Bands bekannt, die sich an punkigen Cover-Versionen versuchen. Mit Ausnahme der ME FIRST AND THE GIMME GIMMES, gibt es jedoch meines Wissens keine, die dies zu ihrem Grundkonzept erhoben hat.

In schwarzen Lederklamotten heizten die „schwarzen Ingvars“ also dem begeisterten Publikum ein, welches die ganze Zeit über lauthals mitsang. Wann auch sonst kann man die Lyrics sonst eher belächelter Klassiker mit schmettern, ohne dass es den Touch des Peinlichen bekommt? Garniert wurden die Songs jeweils mit Hommagen an Rockklassiker, so beginnt der Pippi Langstrumpf-Song („tjolahopp tjolahej tjolahoppsan-sa“) beispielsweise mit dem bekannten Riff von HEARTs „Barracuda“. Für großen Szenenapplaus und den ein oder anderen Lacher sorgte die schwungvolle Ersetzung des Backdrops durch ein Neues (jetzt Bandlogo mit Totenkopf).
Leider konnten meine Kollegen dem lustigen Spektakel nicht viel abgewinnen, so dass sie sich recht schnell vom Geschehen entfernten. Ich selbst fand das Ganze jedoch genau so unterhaltsam wie die schwedische Partymeute – auch wenn ich von den schwedischen Texten nur das Wenigste verstand.

Gar nicht lustig: Gitarrist Magnus Tengby hatte im Vorfeld mehrere Morddrohungen erhalten, nachdem die Band im Vorjahr einen Auftritt auf einem Sommerfestival in Sölvesborg abgesagt hatte.Hintergrund war, dass mit den Sverigedemokraterne eine rechtspopulistische Partei Veranstalter war und auch die berüchtigte Rechtsrockband ULTIMA THULE zu den gebuchten Bands gehörte. Man vertraute seitens der Band auf das Sicherheits-Team des Sweden Rock und entschloss sich dennoch zu spielen. Sollte eine (verständliche) Anspannung vorhanden gewesen sein, so war sie weder Tengby, noch dem Rest des Quartetts, anzumerken.... (Manu)

Setlist BLACK INGVARS:
Leende Guldbruna Ögon (VIKINGAMA)
Eloise (ARVINGAMA)
Bang En Boomerang (SVENNE & LOTTA)
Dansa I Neon (LENA PHILIPSSON)
Jag Ringer På Fredag (SVEN-INGVARS)
Fröken Fräken (SVEN-INGVARS)
Torparrock
(SVEN-INGVARS)
Om (NIKLAS STRÖMSTEDT)
Till Mitt Eget Blue Hawaii (VIKINGAMA)
Kolla Kolla (NATIONALTEATERN)
Emil (Hujedamej sånt barn han var - Astrid Lindgren)
Här Kommer Pippi Långstrump (Astrid Lindgren)
Take On Me (A-HA)
Diggi-Loo Diggi Ley (HERREYS)
I Natt Är Jäg Din (TOMAS LEDIN)

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HEAVY TIGER (Rockklassiker Stage)
Von meiner Begeisterung für die schwedische All-Women-Band HEAVY TIGER habe ich ja bereits bei meinem CD-Review („Glitter“) keinen Hehl gemacht. So viel vorweg: Das Stockholmer Trio wusste auch live zu überzeugen. Das AC/DC Instrumental-Intro kann somit nicht als Overstatement verstanden werden: Die drei wissen was sie tun, und tun das verdammt gut.

Überraschend erklärte sich die von mir angenommene, enorme Vielseitigkeit der Stimme von Sängerin Maja Linn Samuelsson dann während des Auftritts doch anders: So wechselten sich die drei nämlich bei ihren kurzen „Voll-auf-die-Zwölf“-Songs in Bezug auf den Gesangspart fleißig ab, und auch Bassistin Sara Frendin und Schlagzeugerin Astrid Carsbring stellten ihr Talent neben der Rotzröhre Maja Linn gekonnt unter Beweis. Neben den eigenen Songs wurden auch gecoverter Stücke von THE ARK und den FLAMING SIDEBURNS zum Besten gegeben – deren Lied „Heavy Tiger“ ja auch als Namensgeber der Band fungierte.

Maja Linn und Sara genossen es sichtlich gemeinsam zu jammen. Selbstverständlich durfte auch das Markenzeichen, die goldenen Glitzer-Hosenanzüge, nicht fehlten. Im rappelvollen Rockklassiker-Zelt wussten die Schwedinnen das Publikum mit ihrem „Feline Feeling“ bei Laune zu halten und mit ihrem glitzernden Raubkatzen-Rock anzustecken. (Manu)

Setlist HEAVY TIGER:
Riff Raff (AC/DC Cover, instrumental)
Saigon Kiss
Feline Feeling
Superstar (THE ARK)
I Go For The Cheap Ones
Heavy Tiger (THE FLAMING SIDEBURNS)
No Tears In Tokyo
Catwalking On A Dog Day Afternoon
Keeper Of The Flame
Shake Me
Jemma
The Only Way Is Up
Highway Knees
Tonight

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HELIX (Sweden Stage)
Zugegeben, die Absage von Y & T schmerzte schon, doch wurde mit HELIX im Gegenzug eine Gruppe verpflichtet, die weitaus seltener in europäischen Gefilden zu sehen ist. Pünktlich um 21 Uhr betraten die Kanadier die Bühne der Sweden Stage und der Platz vor der Bühne füllte sich bereits zu den ersten Klängen von „Long Way To Heaven“ vom gleichnamigen 1985er Output recht schnell. Kein Wunder, präsentierte sich die Band doch schon von diesem Zeitpunkt an als unzweifelhaft überzeugend und aufeinander abgestimmt, was im Hinblick auf die lange Historie, die sie vorzuweisen haben, nicht außergewöhnlich ist.

Die fünf Herren spielten sich in den verfügbaren 75 Minuten Spielzeit nicht nur in die Herzen des Publikums, sondern boten wie üblich einen repräsentativen Querschnitt ihrer Karriere, wobei kein Hit außen vor blieb. Abzüglich Bass- und Drum- Solo immerhin siebzehn Songs sprechen hierbei eine deutliche Sprache. Doch wer solche Lieder wie „Heavy Metal Love“, „Deep Cuts The Knife“, „Wild In The Streets“ oder “Rock You” im Gepäck hat, kann auch schwerlich Fehler begehen.
Selbst Nummern neueren Datums wie beispielsweise „Even Jesus (Wasn’t Loved In His Hometwon) vom letzten Studiooutput kamen zum Zug. Den Schlusspunkt bildete – wie bei HELIX üblich- selbstverständlich das heftige und schnelle „Animal House“, dessen Titel Stimmung am Ende des Sets auch bestens umschrieb. (David)

Setlist HELIX:
Long Way to Heaven
Wild In The Streets
Get Up!
The Kids Are All Shakin’
Feel the Fire
Even Jesus (Wasn't Loved In His Hometown)
I'm A Live Frankenstein
  -Bass Solo-
Danger Zone
When The Hammer Falls
Never Want To Lose You
Deep Cuts The Knife
No Rest For The Wicked
  -Drum Solo-
Gimme Gimme Good Lovin'
Heavy Metal Love
Dirty Dog
Rock You
------------------------------------------------------------------
Animal House

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GRAVE DIGGER (4Sound Stage)
Nachdem zum Ende von HELIX leichter Regen eingesetzt hat, ging es nun auf der anderen Seite des Hügels verstärkt weiter. Dies sollte leider die ganze Nacht anhalten, so dass die Stimmung etwas geknickt wurde. Keine leichte Aufgabe für die Grabschaufler, zumal sie selbst mit Widrigkeiten zu kämpfen hatten. Zum einen war auch die Bühne nass, so dass die Musiker ständig aufpassen mussten, nicht auszurutschen, während Axel Ritt bei trocknen seiner Gitarren einen hohen Handtücherverschleiß hatte. Zudem war der Sound zu Beginn alles andere als optimal, für die gewohnt guten SwedenRock-Verhältnisse recht matschig.

Doch in den Situationen muss man eben die alte Rock´n´Roll-Tugend vom Zusammenhalt bemühen, Band und Publikum enger zusammen rücken. Nun hatte man das Glück, dass Teutonenstahl sich in Schweden seit jeher großer Beliebtheit erfreut und die Band abgefeiert wurde. Immer wieder ertönten Sprechchöre und auch das neuere Material wurde begeistert mitgesungen. Das nahm Frontmann Chris Boltendahl gerührt zur Kenntnis und bedankte sich artig. Als auch der Soundmann die Sache besser in den Griff bekam, stand der Party nichts mehr im Wege.

Nachdem die Herren mit zwei Songs des aktuellen Longplayers eröffnet hatten, stand mit „Witch Hunter“ die erste Achtziger-Hommage an. Dabei sind Stücke des zweiten Albums eher eine Seltenheit, und wurden erst in den letzten Jahren entstaubt. Neben Titeln von „Healed By Metal“ wie „Lawbreaker“ gab es nur noch vom ihrem bekanntesten Albums „Tunes Of War“ mehr als eine Kostprobe. Ansonsten ging es mit „Excalibur“ und „Ballad Of The Hangman“ quer durch die Geschichte. Die Fans rechten immer wieder die Fäuste dem Wasser von oben entgegen und feuerten die Formation unentwegt an.

Zwar waren die Nebenleute von Boltendahl weniger unterwegs als der Frontmann, doch lieferten sie einen druckvollen Metalsound ab, der ebenjene Reaktionen förderte. Auch Keyboarder Marcus Kniep hat endlich die Möglichkeit auf sich aufmerksam zu machen. Nachdem sein Vorgänger Hans-Peter Katzenburg meist hinter der Bühne agierte, setzte er mit Reaper-Kostümierung optisch Akzente. Als dann am Ende mit „Rebellion (The Clans Are Marching)“ sowie „Heavy Metal Breakdown“ die größten Hits rausgehauen wurden, waren alle Umstände vergessen und GRAVE DIGGER hatten die Norje Bucht endgültig erobert. (Pfälzer)

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BLACK STAR RIDERS (Sweden Stage)
Nun hatte der Schleuser im Himmel gar kein Erbarmen mehr mit den Besuchern, die schlimmsten Vorhersagen schienen einzutreffen, wenngleich der Wind sich in Grenzen hielt. Was nicht wenig daran änderte, dass man sich schon tief in den Pulk wühlen musste, um nicht zu frieren. Den meisten war es egal, in Schweden kannten sie in dem Frühjahr nicht die Temperaturen, die wir hatten, von daher gab jeder zum Abschluss des ersten Tages nochmal alles. Auch den Musikern schien das Wetter nicht so viel auszumachen, wobei der ein oder andere das von der Insel gewohnt ist. Vor allem im Gegensatz zu den deutschen zuvor war man im Bewegungsradius nicht so gehemmt.

Die THIN LIZZY-Nachfolger taten gut daran, direkt mit ihrer stärksten Nummer zu beginnen, der eröffnende Titeltrack des Debüts ist bis heute unübertroffen, doch auch sonst musste sich das Material nicht hinter dem Erbe von Phil Lynott verstecken. Ob geradlinige Abgehnummer, Hymne, punkig abgehauchtes, Ballade oder Folkschunkler, die Herren hatten das volle Programm im Gepäck und dennoch mittlerweile ihren eigenen Stil gefunden. So war es nicht verwunderlich, dass man nur zweimal auf Liedgut der Vorgängerlegende zurückgreifen musste, wobei man schön über die bisherigen Studiodreher verteilte.

Im Mittelpunkt stand wie immer Ricky Warwick, der seinen Bauchansatz nicht mehr unter dem Shirt verstecken kann und lieber eine Nummer größer gewählt hätte. Seiner Agilität tat das keinen Abbruch, ob mit E-Gitarre, Klampfe oder Mikroständer bewaffnet stapfte er in seinem typisch breitbeinig federnden Schritt über die Bühne. Mal erinnerte sein raues Organ an seine Vergangenheit mit THE ALMIGHTY, dann wieder an den viel zu früh verstorbenen Lynott.
Mittlerweile hat er ja mit Damon Johnson mehr oder minder das Zepter übernommen, insofern war der eine Sechssaiter auch sein treuester Partner auf der Bühne. Den beiden schien der Regen nichts auszumachen, weswegen sie immer wieder vorne standen und die Menge animierten. Bassist Robbie Crane zeigte auch immer wieder gerne was er in seiner Hair Metal-Vergangenheit an Posen gelernt hat und wirbelte sein Langholz viel herum.

Scott Gorham hingegen schien eher sein eigenes Ding zu machen und suchte viel Kontakt zum Publikum, während er seine Riffs und Licks raushaute. Natürlich durfte das klar älteste Bandmitglied es auch mal eine Spur ruhiger angehen lasse, er besitzt immer noch eine würdevolle Ausstrahlung und bekam auch den meisten Applaus für seine Soli. Ein richtiges Solo durfte Chad Szeliga, der neue Mann an den Kesseln zu Besten geben, auf welches man allerdings auch hätte verzichten können.
In Anbetracht dessen und dass man ein paar Minuten früher aufhörte, wäre der ein oder andere Gassenhauer der „dünnen Lizzy“ drin gewesen. Aber schön zu sehen, wie sich die Fünf immer weiter von den Wurzeln emanzipieren und auch mit ihren eigenen Sachen für Begeisterung sorgen können. So erntete Warwick auch bei den BLACK STAR RIDERS-Songs die geforderten Singalongs, die allerdings klar im Schatten dessen standen, was der gute alte Folkevergreen am Ende für Reaktionen aus den durchnässten Leibern kitzelte. (Pfälzer)

Setlist BLACK STAR RIDERS:
All Hell Breaks Loose
Heavy Fire
Bloodshot
The Killer Instinct
Dancing With The Wrong Girl
Soldierstown
Hey Judas
When The Night Comes In
Cold War Love
Charlie I Gotta Go
The Boys Are Back In Town
Who Rides The Tiger
Testify Or Say Goodbye
 -Drumsolo-
Finest Hour
Kingdom Of The Lost
Bound For Glory
Whiskey In The Jar

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