FMA 2019 - Die Preisverleihung

fma 2019Die Faroese Music Awards gibt es seit 2014. Davor hieß die Veranstaltung noch Planet Awards. Auf Färöisch heißt das Ganze dann Føroysku Tónlistavirðislønirnar. Da das ein ganz schöner Zungenbrecher ist, wird auch auf den Färöern der Einfachheit halber von den Faroese Music Awards gesprochen. Die Faroese Music Awards werden in Zusammenarbeit von Miðlahúsið (Medienhaus), Norðurlandahúsið (Nordlandhaus), Føroya Tónleikarafelag (Vereinigung färöischer Musiker), Felagið Føroysk Tónaskøld (Vereinigung färöischer Komponisten) und Kringvarp Føroya (Färöisches Fernsehen) verliehen. Jedes Jahr im März werden die besten Musiker des Landes in einem komplizierten Verfahren von einer Jury ausgewählt und in einer großen Show gekürt. Nominiert werden dabei in der Regel Künstler, die im vergangenen Jahr ein Album veröffentlicht haben. Dabei gibt es zwei Hauptkategorien: Pop/Rock und Offene Gruppe, wobei offen hier wirklich offen meint. Hier kann von Klassik über Chorgesang bis Black Metal alles dabei sein. Schon in den letzten Jahren habe ich mir die Sendung immer im Internet angesehen und mit dem ein oder anderen auch mitgefiebert. Dieses Jahr durfte ich dann endlich einmal live dabei sein. Und das sogar auf Einladung der Veranstalter.

Aber nicht nur zu den FMA selber hat man mich und andere Journalisten aus vielen europäischen Ländern eingeladen, sondern es gab eine ganze Woche lang ein Veranstaltungsprogramm für uns, bei dem wir tief in die färöische Musikszene eintauchen konnten und uns auch noch das Land ansehen konnten. Den Bericht dazu findet ihr hier. Den Höhepunkt der Woche stellt jedoch natürlich die Preisverleihung selber dar.

Die findet am 09.03.2019 im Norðurlandahusið, dem Nordischen Haus statt. Hier trifft sich um 19:00 Uhr das Who is who der färöischen Musikszene. Innerhalb weniger Tage war die Veranstaltung, die live im färöischen Fernsehen und im Radio übertragen wird, ausverkauft. Absolut pünktlich beginnt man und nach einer kurzen Begrüßung durch Moderator Rólant Waag Dam geht es auch sofort mit der Hauptsache des Abends, der Musik, los. Die erste Band, die an diesem Abend spielt, sind PÁLL FINNUR PÁLL. Eine Truppe, von der ich schon ganz oft gelesen habe, die ich mir aber noch nie so wirklich genau angehört habe. Von daher bin ich gespannt.

Die Gruppe bietet dabei nicht einen einzelnen Song dar, sondern ein Medley aus „Trettan“, „Tað Allarbesta“ und „Hyde“, dem einzigen Stück, das ich von ihnen kenne. Und ich muss sagen – abgesehen davon, dass es jetzt eben Allerweltspop ist, wenn auch handgemacht, so kann mich die Band musikalisch nicht wirklich überzeugen, insbesondere beim Gesang. Doch da geht es auch schon weiter im Programm.

Nach einer kurzen Überleitung von Moderator Rólant, der den PÁLL FINNUR PÁLL-Song „Tað Allarbesta“ (das Allerbeste) als Aufhänger für das Motto der Show nimmt, wird auch schon der erste Preis verliehen und zwar in der Kategorie „Newcomer des Jahres“. Die Laudatio hält Gunn Hernes vom Norðurlandahusið, die wir bei der Besichtigung des Hauses gestern persönlich kennengelernt haben. Da sie Norwegerin ist, hält sie ihre Ansprache ganz selbstverständlich auf dänisch – die Färinger sprechen ohnehin alle auch Dänisch. Oder ist es norwegisch? Egal, Hauptsache, ich verstehe, was sie sagt. Sie betont, dass man diesen Preis nur ein einziges Mal gewinnen kann. Nominiert sind in dieser Kategorie: SPEGIL SPEGIL, JASMIN, VSJ, ELI TAUSEN Á LAVA, BIRITA POULSEN und SVARTMÁLM. Zwei Popbands, eine Popsängerin, ein klassischer Komponist, eine Opernsängerin und eine Black Metal-Band – also ein bunter Schnitt quer durch die Szene. Erfrischend an dieser Preisverleihung: In Deutschland gäbe es nach Vorstellung der Nominierten erst mal eine dramaturgisch wertvolle Werbepause und viel Gerede – hier wird einfach der Gewinner verkündet: ELI TAUSEN Á LAVA. Und auch der hält sich mit seiner Dankesrede ziemlich zurück. Dabei ist es das erste Mal, dass ein klassischer Komponist diesen Preis gewinnt.

Und es geht gleich weiter. Nun wird der Preis „Sänger bzw. Solist des Jahres“ in der Kategorie „Offene Gruppe“ verliehen. Für die Laudatio ist hier Annika Olsen, Bürgermeisterin von Tórshavn zuständig. Nominiert sind: EIVØR PÁLSDÓTTIR, HÚS (Rólant av Reyni) und KRISTIAN BLAK. Hier fällt die Gewinnerin wenig überraschend aus: Natürlich gewinnt Eivør Pálsdóttir, die bekannteste Sängerin der Färöer, diesen Preis. Sie ist jedoch selber nicht anwesend, da sie gerade in Skandinavien auf Tour ist. Für sie nimmt ihre ehemalige Managerin Sigvør Laksá den Preis in Empfang. Eivør ist jedoch live aus Stockholm zugeschaltet und übermittelt ihren Dank und ihre Grüße.

Nun ist es an der Zeit für den nächsten Liveact. Den stellt Birita Poulsen, die junge Opernsängerin, die auch als Newcomer des Jahres nominiert war, dar. Sie wohnt derzeit in Berlin, wo sie an der Hochschule für Musik studiert. Sie singt ein Lied von Sunleif Rasmussen, der genau wie sie aus Sandur auf Sandoy stammt. Den Text dazu hat Oddfríður Marni Rasmussen geschrieben, der ebenfalls aus Sandur stammt – es ist also ein reines Sandur-Lied. Begleitet wird sie von Mattias Kapnas am Klavier (der ist übrigens der Bruder von Theodor Kapnas, der die komplette Livesendung abmischt, und der einzige hier Beteiligte, der nicht aus Sandur stammt). Nur wie das Lied heißt, wird erst hinterher verraten: „Gypsy“.

Im Anschluss werden wieder Preise verliehen. Man bleibt in der „offenen Kategorie“ und verleiht den Preis für die „Gruppe oder den Chor des Jahres“. Eyðdis Hartmann Niklassen hält hierfür die Laudatio. Auch sie haben wir in der vergangenen Woche bereits persönlich kennengelernt. Nominiert sind: Das Färöische Symphonieorchester (Føroya Symfoniorkestur), YGGDRASIL und TARIRA. Gewonnen hat das Färöische Symphonieorchester, das natürlich nicht vollzählig zur Entgegennahme des Preises erscheint, sondern einen Vertreter entsendet.


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Man bleibt nun in der offenen Gruppe und es steht die Verleihung des Preises für „Veröffentlichung oder Konzert des Jahres“ an. Die Nominierten sind: „Sálmar Í Nýggjum Hami“, „The Last Kingdom“ von Eivør & John Lunn und „Voyage“ von Óli Jógvansson. Und wieder gewinnt wenig überraschend Eivør, die in Zusammenarbeit mit dem Briten John Lunn den Soundtrack für die BBC-Serie „The Last Kingdom“ geschrieben hat. Wieder wird der Preis von Sigvør Laksá abgeholt. Dieses Mal wird aber nicht Eivør zugeschaltet, sondern es gibt eine Live-Schaltung zu John Lunn, der sich ebenfalls herzlich für den Preis bedankt und sagt, dass er zwar noch nie auf den Färöern war, aber doch hofft, sie eines Tages zu besuchen.

Und – wie immer – nach zwei verliehenen Preisen ist es wieder Zeit für eine musikalische Einlage. Und gratis dazu gibt es auch noch eine komödiantische. Denn die nächste Band ist SILVURDRONGUR, hinter der sich Trygvi Danielsen verbirgt, der derzeit angesagteste Rapper auf den Färöern. Der schlendert während der Anmoderation von Rólant lässig an der ersten Reihe vorbei und schaut Rólant dann ganz gemütlich von hinten in die Karten und nickt immer wieder wissend und zustimmend. Leider kann man das am Fernsehbildschirm nicht so gut sehen, so dass sich der ein oder andere zu Hause gefragt haben mag, warum gerade so gelacht wird. Der Moderator überschlägt sich geradezu mit Lob, was darin gipfelt, dass er meint, dass der Name SILVURDRONGUR (Silberjunge) etwas missverständlich sei, handele es sich bei ihm doch um einen Mann aus Gold. Und so lässig wie dieser herbeigeschlendert kam, so lässig steckt Rólant ihm seinen zusammengefalteten Spickzettel in die Tasche. Und dann gibt es auch schon die Einlage von SILVURDRONGUR: „Rógv Ella Ró“. Letztes Jahr auf dem G!-Festival fand ich ihn ja eher langweilig. Heute überzeugt er mich dagegen. Dabei klingt der Song live im Norðurlandahusið viel besser als in der Fernsehübertragung. Trygvi Danielsen ist auch der einzige Künstler, der an diesem Abend richtig mit den Kameras spielt und dieses Medium auch wirklich nutzt.

Nun hätte man grade Lust auf ein ganzes Konzert bekommen, jetzt ist es wieder an der Zeit für die nächsten Preisverleihungen. Zunächst wird der Preis für das Cover des Jahres verliehen. Hier gibt es nun ausnahmsweise eine lange Einleitung, wobei die Nominierten nicht vorgestellt werden. Wenn man sich etwas in der Färöischen Musikszene auskennt, dann kommt man aber schon bei der umfangreichen Beschreibung darauf, wer hier der Gewinner ist. Von maskuliner, harter, dunkler Musik ist die Rede. Von einer Künstlerin, die vor 100 Jahren geboren wurde. Elinborg Lützen. Der Gewinner kann also nur SVARTMÁLM sein. Lena Mohr bedankt sich sogar bei der Band, dass sie Elinborg Lützens Kunst wieder aktuell gemacht haben. Lustigerweise passiert hier dann ein Fehler, den außer Metalfans wohl kaum jemand bemerkt: Denn während man auf Uni Árting, der den Preis entgegen nimmt, wartet, wird nicht etwa die Musik von SVARTMÁLM eingespielt, sondern „Frosthvarv“ von HAMFERĐ. Moderator Rólant entschuldigt sich trotzdem anschließend dafür.

Auch wenn die Frage danach, was zuerst kommt, Musik oder Text, der Frage nach Henne und Ei ähnelt, wie Rólant Waag Dam meint, so wird jetzt doch der Preis für den „Text des Jahres“ verliehen. Auch hier werden keine Nominierten bekanntgegeben. Sissal Kampmann und Vónbjørt Vang werden diesen Preis präsentieren. Und während die beiden so reden und die Texte, um die es geht, beschreiben, da denke ich mir: „Ich kenne ja längst nicht alle Texte, die auf den Färöern im Laufe eines Jahres veröffentlicht werden, aber das hier, das klingt verdammt nach HAMFERĐ. Und je länger die beiden reden, desto sicherer bin ich mir: Hier geht es um HAMFERĐ. Und schließlich wird auch endlich Jón Aldará als Gewinner verkündet, der selbst etwas überrascht wirkt. Wie er mir hinterher erzählt, hat ihm im Vorfeld keiner gesagt, dass er überhaupt nominiert ist, was ungewöhnlich ist. Und so sagt er auch in seiner Dankesrede, dass das hier jetzt etwas unerwartet kam.

Dieses Mal werden drei Preise hintereinander vergeben und Petur Petersen hält die Laudatio für die Kompositon des Jahres in der offenen Gruppe. In dieser Kategorie sind SUNLEIF RASMUSSEN – “FSOuvertura“, EIVØR & JOHN LUNN – “The Last Kingdom” und UNN PATURSSON – “Kantina Magica” nominiert. Und – langsam wird es etwas langweilig – auch hier gewinnen Eivør und John Lunn noch einmal. Dieses Mal ist wieder Eivør aus Stockholm zugeschaltet, die sich bedankt, wenn auch nicht so wortreich wie beim ersten Mal.

Dann ist wieder Zeit für eine musikalische Einlage. Dieses Mal ist MARIUS ZISKA dran, der mit Band den Song „Ongin Er Orsøk“ präsentiert, ein wunderschönes, sanftes und ruhiges Stück, bei dem man sich einfach wegträumen kann. Hans Marius Ziska ist einfach ein toller Sänger mit einer wunderbaren Stimme. Auch hier hätte ich gerne noch mehr gehört, aber dummerweise muss ja die Preisverleihung weitergehen.


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Levi Mørk und Uni Leitisstein Hansen betreten die Bühne; die beiden halten die Laudatio für den Produzenten des Jahres. Ein überaus wichtiger Job im Musikgeschäft, wie Moderator Rólant betont, und der nicht Gutes besser macht, sondern Besseres zum Besten. Nominiert sind: Mikael Blak für „Portur“ von MARIUS ZISKA, Theodor Kapnas für „Támsins Likam“ von HAMFERĐ und Kristoffur Mørkøre für Swardi, Lailu av Reyni, Jón Mørkøre, Bjarki Hansen und andere. Wie die Laudatoren bemerken, hört man bei allen deutlich, dass viel Zeit und Geld in die Produktion gesteckt wurden. Zu leichter Verwirrung führt dann die Bekanntgabe des Gewinners. Levi muss erst darauf hingewiesen werden, dass er den Gewinner verkünden muss. Aber auf färöischen Preisverleihungen wird auch gerne mal gelacht. Und vor lauter Aufregung verspricht sich Levi dann auch noch beim Vorlesen von Theodor Kapnas‘ Namen. Der muss seinen Arbeitsplatz verlassen, um den Preis entgegen zu nehmen, denn er mischt heute die Sendung ab. In seiner ausschweifenden Dankesrede lässt er sich auch darüber aus, dass man bei einem solchen Werk genau die Zeit hineinsteckt, die man dafür benötigt – oder vielleicht auch mehr, als man eigentlich benötigt.

Als nächstes wird der Preis für die „Initiative des Jahres“ vergeben. Die Laudatio halten Kristian Blak und Torleik Mortensen. Während sich Torleik Mortensen noch um eine Einleitung bemüht, kommt Kristian Blak gleich zur Sache und verkündet das Maggies auf und in Nólsoy für seine Videoaufnahmen als Gewinner. Und wieder wird es lustig. Denn Terji Rasmussen, Inhaber des Maggies, taucht einfach nicht auf. Man applaudiert, man hält Ausschau, man wundert sich. Man applaudiert nochmal – doch kein Terji in Sicht. Obwohl mehrere Leute wissen, dass er heute anwesend ist. Und als die Laudatoren schon aufgegeben haben, da kommt er doch noch angerannt. Der Gute war mal schnell eine rauchen – und verpasst damit fast die eigene Preisverleihung. Aber dem fröhlichen und sympathischen Mann kann man nicht böse sein. Überschwenglich freut er sich und dankt nicht ohne darauf hinzuweisen, dass viele Konzerte im Maggies auch aufgezeichnet werden und auch die neuen Öffnungszeiten werden gleich bekannt gegeben. Und zum Schluss kündigt er noch mit einem Augenzwinkern an, nächstes Jahr den Preis für den Song des Jahres gewinnen zu wollen.

Und schon ist es Zeit für die nächste musikalische Einlage. Davor kann es sich Moderator Rólant aber nicht verkneifen, Terji den Tipp zu geben, dann aber zuerst den Preis abzuholen und erst danach eine zu rauchen. Nun steht Ingi Poulsen auf der Bühne und gibt „Tá Ið Eg Síggi Teg“ zum Besten. Dabei wird er fast schon von einer Big Band begleitet. Neben zahlreichen anderen stehen alleine drei Blechbläser mit ihm auf der Bühne. Und auch wenn die Musik des jungen Künstlers nicht unbedingt meins ist, ist dieser Song wirklich hörenswert und geht sofort ins Ohr.

Und damit ist auch schon die Hälfte der Sendung erreicht. Zumindest, was das Nordische Haus angeht. Hier ist jetzt erst mal Pause angesagt, und die ist auch dringend nötig. Es ist wahnsinnig warm hier drinnen und im Foyer gibt es nun kalte Getränke. Außerdem kann man die Zeit nutzen, um alle möglichen Bekannten zu treffen und um den Freunden, die bisher einen Preis gewonnen haben, zu gratulieren. Am Fernsehschirm gibt es dagegen keine Pause, hier werden Liveinterviews mit den bisherigen Gewinnern und auftretenden Künstlern gesendet. Interviews werden geführt mit Páll Finnur Páll, Theodor Kapnas (eigentlich sollte auch Jón Aldará hier stehen, doch der ging irgendwo in der Menge verloren), VSJ, Gunn Hernes und Kári Jacobsen. Dazwischen werden immer wieder Sequenzen aus den verschiedenen Videos, die als Video des Jahres nominiert sind, gezeigt. Nach einer guten halben Stunde, als alle wieder auf ihren Plätzen sitzen, geht es weiter im Programm.

Es geht sofort mit einer Musiknummer weiter. Kári Sverisson und Hans Jacob Kollslíð eröffnen mit „Samrøða Fjalla Millim“ den Reigen. Auch dies ist wieder eine ruhige Nummer im Singer/Songwriter-Stil, die es jedoch in sich hat und sich zu einem echten Ohrwurm entwickelt. Auch hier steht man mit vielen Musikern, darunter Blechbläser und Streicher, auf der Bühne um ein authentisches Klangbild zu bieten. Leider ist das Stück viel zu kurz.

Über den Preis, der jetzt vergeben wird, entscheiden die Vereinigung färöischer Filmschaffender (Felagið Føroysk Filmsfólk), und Kringvarp Føroya. Es geht natürlich um das Musikvideo des Jahres. Die Laudatio hält Susanna Sørensen von Visit Faroe Islands. Nominiert sind VSJ – „God’s Work“, REBEKKA PETERSEN – „Eg Veksi“, FROSTFELT – „Angel“, HEIÐRIK – „Black For The Occasion“, und GUT Productions – „Aftur (ein prologur)“. Der Gewinner ist „God’s Work“ von VSJ. Den Preis nimmt Pætur Høj als Regisseur entgegen.

Und ohne Umschweife geht es weiter zum nächsten Preis. Das ist nun der erste Preis, der in der Kategorie Pop/Rock vergeben wird. Es geht also langsam an die wirklich prestigeträchtigen Preise. Vergeben wird der Preis für den Song des Jahres. Nominiert in dieser Kategorie sind INGI POULSEN – “Tá Ið Eg Síggi Teg”, BYRTA – “Hennara Dansigólv”, TEITUR – „Sara“, MARIUS ZISKA – “Silvurlín” und VSJ – “Something Magical”. Ich muss ja gestehen, dass ich eigentlich alle diese Songs gut finde. Das wird also eine ganz schön schwere Entscheidung. Gemessen an der Intensität des Applauses würde der Publikumssieger MARIUS ZISKA heißen. Ivan Niclasen von Kringvarp Føroya hält die Laudatio und verkündet den Gewinner, der im Grunde auch wenig überraschend ausfällt: TEITUR. Der wirkt wie meistens etwas unbeholfen und bedankt sich schnell und schmerzlos.

Die musikalische Einlage, die nun folgt, ist die extremste des Abends und wie Moderator Rólant richtig bemerkt, gibt es keine vergleichbare Band auf den Färöern: JOE & THE SHITBOYS. Die spielen Hardcore und entsprechend kurz sind ihre Songs. Also spielen sie, statt wie alle anderen nur einen gleich drei Songs, nämlich „Drugs R‘4 Kidz“, „Pretend Serious“ sowie ihren neuen Song „If You believe in Eating Meat Start WIth Your Dog“. Und das alles in unter drei Minuten. Außerdem bin ich nachhaltig beeindruckt, wie es Sänger Joe, der die ganze Zeit auf der Bühne auf und ab rennt, schafft, dabei niemals versehentlich die mitten auf der Bühne stehende Flasche umzutreten.


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Nun geht es an die wichtigsten Preise. Zunächst wird der Preis für den Sänger des Jahres verliehen. Pætur Trónd Thomsen, Leiter des Hotel Hafnia, hält die Laudatio für diese Auszeichnung. Die Nominierten sind Jón Aldará, Teitur Lassen, Kári Sverrisson, Hans Marius Ziska und Janus á Húsagarði. Eine verdammt starke Konkurrenz, denn alle sind fantastische Sänger, aber ich denke, die meisten gehen wie ich davon aus, dass Teitur wieder gewinnen wird. Doch als Sieger wird Jón Aldará von HAMFERĐ gekürt und darf damit bereits zum zweiten Mal an diesem Abend zum Rednerpult kommen. Und es ist auch nicht das erste Mal, dass er diesen Preis gewonnen hat – bereits 2014 durfte er ihn mit nach Hause nehmen. Dieses Mal bedankt er sich etwas ausführlicher und weist darauf hin, dass er ohne seine beiden Bands HAMFERĐ und BARREN EARTH niemals hier stehen würde, es also auch als Auszeichnung für diese Bands zu sehen ist.

Pernille Rostgaard Olsen stellt anschließend die Nominierten in der Kategorie „Album des Jahres“ vor: MARIUS ZISKA – “Portur”, TEITUR – “I Want To Be Kind”, THE CROWBERRY BAND – “Good Luck To You All”, HAMFERÐ – “Támsins Likam” und SILVURDRONGUR – “Silvurpláta” und kürt den Sieger: MARIUS ZISKA. Und obwohl ich natürlich am meisten meinen Freunden von HAMFERĐ die Daumen gedrückt habe, so kann ich auch mit dieser Entscheidung sehr gut leben, denn „Portur“ ist einfach ein verdammt tolles Album, daran gibt es nichts zu rütteln. Der Preis ist daher absolut verdient. Neben Hans Marius selbst kommen auch Heðin Ziska Davidsen und Allan Tausen mit nach vorne um den Preis entgegen zu nehmen und sich dafür zu bedanken. Auch sie sind der Meinung, dass die Konkurrenz hier ganz schön hart war.

Nun tritt JASMIN auf, die wir ja schon gestern erleben durften. Und wie gestern hat sie schon wieder ihre eigene Fanbase mitgebracht. Wohl kein Künstler wird an diesem Abend begeisterter empfangen als sie – ihre Fans machen ordentlich Krach. Wie schon gestern präsentiert sie ihren Song „Remember“, wobei ich sagen muss, dass ich sie gestern besser fand. Aber da könnte auch die Aufregung eine große Rolle gespielt haben.

Es geht weiter mit dem einzigen Preis, bei dem vorher keine Nominierten bekanntgegeben wurden (gut, was wurde bei mindestens einem weiteren Preis wohl vergessen, aber sei’s drum). Es geht um den Zuschauerpreis, der Preis, der durch die Musikfans im Land vergeben wurde. Einige Tage lang konnte man im Vorfeld per SMS seinen Vorschlag für den Gewinner dieses Preises einsenden. Kurz und knapp werden VSJ als Gewinner verkündet. Bis die auftauchen dauert es einen Moment, da sie sich bereits hinter der Bühne auf ihren Auftritt vorbereiten. Die junge Truppe freut sich über alle Maßen über diesen Preis und ist sich weder einig, wer nun ans Mikro soll, noch was sie sagen sollen – aber man merkt ihnen an, wie sehr sie sich freuen.

Anschließend ist es Zeit für die Verleihung eines weiteren Hauptpreises – nun wird die Sängerin des Jahres gekürt. Nominiert sind: Jasmin Mote, Lea Kampmann, Guðrið Hansdóttir, Edith Dahl Jakobsen und Sissal Grækarisdóttir Magnussen. Genau wie bei den Männern eine verdammt starke Konkurrenz. Árni Olsen von Atlantic Airways wird hierfür die Laudatio halten. Und als Jasmin als Gewinnerin verkündet wird, da gibt es kein Halten mehr. Ihre Fanschar kreischt und schreit, es gibt tosenden Applaus. Ihr aus Kenia stammender Vater flippt völlig aus, springt aus seinem Sitz und jubelt lautstark. Da muss sogar Jasmin am Rednerpult vor Freude lachen. Ansonsten ist sie aber mehr oder weniger sprachlos, weiß gar nicht, was sie sagen soll, außer dass das ganze letzte Jahr einfach nur verrückt war, und dankt dann vor allem ihrer Band und ihrer Familie.

Nun spielt ein Künstler, der bereits deutlich öfter als einmal einen Preis bei den FMA gewonnen hat. TEITUR sitzt am Flügel und spielt seinen Song „I Would Love You All The Same“. Und neben dem Spielen und Singen bedient er auch noch mehrere Synthesizer, die auf dem Flügel stehen. Und als wäre das noch nicht genug, greift er zwischendurch auch noch zur Geige. Diese Darbietung ist musikalisch gesehen ganz große Klasse, aber ich kann machen, was ich will, mit Teitur werde ich einfach nicht warm. Dennoch ist dies sicherlich eine der besten musikalischen Vorführungen an diesem Abend.


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Der nächste Preis, der vorletzte des Abends, ist gleichzeitig der letzte in der Kategorie Pop/Rock. Es ist der Preis für den Künstler des Jahres. Sophus Dal Christiansen von Føroya Bjór hält hierfür die Laudatio. Nominiert sind hier: MARIUS ZISKA, VSJ, TEITUR, SILVURDRONGUR und JASMIN. Wenig überraschend geht auch dieser Preis an Teitur. Der ist zwar erst etwas ratlos, was er denn jetzt schon wieder erzählen soll, kommt dann aber doch ins Reden und philosophiert darüber, wie toll es ist, überall auf den Inseln zu spielen und dass es sehr wohl möglich ist, auf den Färöern regelrecht zu touren, auch wenn viele Menschen sagen, das sei nicht machbar.

Und nun geht es auch schon an die Verleihung des letzten Preises bei den diesjährigen FMA. Kristina Háfoss hält die Laudation hierfür. Die Rede ist vom Preis für das Lebenswerk eines Künstlers. Dabei wird zunächst nicht gesagt, wer den Preis gewinnt, sondern schlicht eine Aufnahme gezeigt. Nach wenigen Sekunden haben die färöischen Zuschauer die Künstler erkannt und jubeln lautstark. Es geht um Nicolina Jacobsen und ihre Geschwister, die bereits ab den Fünfziger Jahren auf den Färöern in der Band TEY AV KAMARINUM Musik gemacht haben. Ich muss gestehen, dass ich von ihnen noch nie etwas gehört habe, aber auf den Färöern scheinen sie als Pioniere großes Ansehen zu genießen. Das ist sogar so groß, dass sich noch während der Filmeinspielung alle von ihren Sitzen erheben und im Stehen applaudieren. Den Preis nehmen zwei der männlichen Mitglieder entgegen, die kurz etwas zur Band erzählen und sich herzlich bedanken. Die Band bestand aus sieben Geschwistern, von denen nun nur noch fünf am Leben sind.

Als Abschluss des Abends treten nun VSJ auf, die heute zwei Preise mit nach Hause nehmen können. VSJ sind eine sehr junge Band, die fröhlichen Pop für fröhliche junge Leute machen. Das ist Musik, die ich mir persönlich eher nicht anhören würde, aber man muss ihnen schon zugestehen, dass diese Musik echt Laune macht und wirklich tanzbar ist. Um das eindrucksvoll unter Beweis zu stellen haben sie auch noch einen Breakdancer dabei, der irgendwann die Bühne stürmt und eine Tanzeinlage hinlegt. Später kommt noch eine weitere Tänzerin hinzu. Dazu wird in typischer alter Boybandmanier synchron getanzt und auch der Keyboarder kann sich kaum halten. Live kann die Band nicht ganz halten, was sie auf Platte verspricht, allerdings kann man das nach einem Lied nicht wirklich beurteilen. Für mich klingt es, als würden die beiden Sänger sich selbst nicht richtig hören. Das tut der guten Laune auf und vor der Bühne aber keinen Abbruch.


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Hier zur Übersicht noch einmal alle Gewinner auf einen Blick:

In der Kategorie Pop/Rock:

Sängerin des Jahres:
Jasmin Mote

Sänger des Jahres:
Jón Aldará

Album des Jahres:
MARIUS ZISKA – „Portur“

Song des Jahres:
TEITUR - Sara

Künstler des Jahres:
TEITUR

In der Kategorie Offene Gruppe:

Künstler des Jahres:
Eivør Pálsdóttir

Gruppe des Jahres:
Føroya Symfoniorkestur

Veröffentlichung/Konzert des Jahres:
Eivør & John Lunn – „The Last Kingdom“

Komposition des Jahres:
Eivør & John Lunn – „The Last Kingdom“

Video des Jahres:
Regisseur Pætur Høj für VSJ – „God's Work“

Cover des Jahres:
Uni Árting für SVARTMÁLM – „Svartmálm“

Texte des Jahres:
Jón Aldará für HAMFERĐ – „Támsins Likam“

Newcomer des Jahres:
Eli Tausen á Lava

Produzent des Jahres:
Theodor Kapnas für HAMFERĐ – „Támsins Likam“

Zuschauerpreis:
VSJ

Initiative des Jahres:
Terji Rasmussen für Videoaufnahmen im Maggies

Ehrenpreis des Jahres:
TEY AV KAMARINUM


Die Gewinner des Abends sind damit EIVØR und HAMFERĐ mit jeweils drei Preisen, gefolgt von TEITUR und VSJ mit jeweils zwei Preisen. Ich persönlich freue mich, dass meine Freunde von HAMFERĐ so abgeräumt haben, aber auch alle anderen haben verdient gewonnen und ich freue mich für sie. Die Färöer haben wieder eindrucksvoll bewiesen, welch qualitativ hochwertige Musik auf den Inseln produziert wird. Einen herzlichen Glückwunsch noch einmal an alle Gewinner!

Sie Sendung selbst geht recht unspektakulär zu Ende. Das war wirklich interessant, mal so eine Sendung live zu erleben. Sehr positiv ist aufgefallen, dass es keine unnötigen Werbepausen gibt, nicht künstlich Spannung erzeugt und Preisvergaben künstlich in die Länge gezogen werden, wie das in Deutschland oft der Fall ist. Was auch auffällt: In der Fernsehausstrahlung werden nie Namen eingeblendet. Man kennt sich eben. Insgesamt lief alles eher locker ab, es wurde viel gelacht und gefeiert. Und das ist auch ein gutes Stichwort für den Rest des Abends. Denn der ist noch lange nicht zu Ende. Wer den Eintritt für die Show bezahlt hat, der hat auch kostenlosen Eintritt zur Aftershowparty. Busse bringen die Gäste vom Nordischen Haus runter in die Stadt zum Reinsaríið, wo es kräftig weiter geht. Schon am Eingang bekommt man den ersten Schnaps in die Hand gedrückt, drinnen gibt es Freibier und Schnittchen. Und jede Menge Musik, diesmal aus der Konserve.

Hier hat man noch einmal die Gelegenheit, sich mit vielen der Preisträger und auch den leer Ausgegangenen in aller Ruhe zu unterhalten, fast jeder ist vor Ort. Dank den in dieser Woche neu geknüpften Kontakten kann ich auch endlich das Mysterium lüften, welche Musiker sich hinter SVARTMÁLM verbergen. Der Abend wird lang und länger, der Alkohol fließt in Strömen und wir haben alle einfach eine gute Zeit. Viele meiner Journalistenkollegen sehe ich heute Abend zum letzten Mal, da sie am nächsten Tag den Flug früh morgens gebucht haben. Als ich mich um etwa 03:00 Uhr morgens gerade verabschieden will, erlaubt mein Freund Theodor das nicht. „Nee! Wir gehen jetzt ins Studio. Dort gibt es einen Kühlschrank mit Bier. Und du kommst mit!“. Na gut. Wenn er das so bestimmt, dann muss ich da wohl gehorchen.

Wir wandern also mit mehreren Leuten ab ins Studio Bloch, wo wir noch ungefähr eine Stunde Musik über die Studioanlage hören und Bier trinken, bis ich dann aber wirklich fertig bin und mich auf den Weg Richtung Hotel mache. Am nächsten Morgen schaffe ich es gerade noch rechtzeitig zum Frühstück, dann ist noch etwas Zeit zum Koffer packen und einen kurzen Spaziergang durch die Stadt. In der Nacht hat es geschneit, es liegt Schnee bis auf Meereshöhe, die Sonne scheint vom Himmel – die Färöer sehen wunderschön aus. Mir blutet das Herz, dass ich die Inseln heute schon wieder verlassen muss. Bei diesem Anblick!

Doch alles muss einmal ein Ende haben, so auch diese wunderschöne, fantastische Woche. Ich bin zutiefst dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, diese Woche und die Faroese Music Awards 2019 zu erleben! Ich danke allen, die dies möglich gemacht haben und mich auf die Färöer eingeladen haben: Fróði T. Vestergaard, Sölvi Símonarson, Sólvá Svartafoss, Sigvør Laksá, Fróði Tórálvsson Stenberg, Kristian Blak, Knút Háberg Eysturstein, TUTL Records und auch den Sponsoren Atlantic Airways und Hotel Hafnia. Und nicht zuletzt möchte ich allen Musikern, die für uns gespielt haben, danken sowie all den Journalisten, Bookern und Konzertveranstaltern in unserer Gruppe. Es war mir eine Freude, euch kennenzulernen! Es ist einfach toll, dass Menschen, die aus so unterschiedlichen Ländern wie Grönland, Island, Schweden, Norwegen, Dänemark, Russland, Deutschland und Spanien kommen, durch die Liebe zur Musik sofort verbunden sind und sich gut verstehen. Ich habe noch selten so viel gelacht wie in dieser Woche. Ich hoffe, dass ich jeden von Euch eines Tages wieder sehe! (Anne)

FMA2019 klein                                                              Foto: Myndaboks/Norðurlandahúsið

 

 

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