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20150604 interview TheAnswer PaulMahon 00Nachdem sich die Iren durch ihr neues Album "Raise A Little Hell" erneut mit Ruhm bekleckern konnten, habe ich mich mit Gitarrist Paul Mahon über die neue Platte, die Inspiration zu extrem coolen Riffs und das allgemeine Befinden innerhalb der Band erkundigt. Dabei stellte sich heraus, dass Paul ein sehr redseliger Zeitgenosse ist, der darüber hinaus sehr ehrlich und authentisch wirkt. Ein Gefühl, das einen auch beim Hören der Musik von THE ANSWER beschleicht.

Pascal: Hi Paul, meiner Meinung nach schielt „Raise A Little Hell" wieder mehr Richtung „Everyday Demons" und trotzdem klingt die Platte sehr frisch. Wie viel Einfluss hatte der Produzent Will Maya auf das Album?

Paul: Da wir über die Jahre schon häufig mit ihm gearbeitet haben, kennen wir Will Maya mittlerweile ziemlich gut. Auf „Everyday Demons" hatte er damals die Gitarren aufgenommen. Er brachte eine gewisse Frische in die Produktion und hatte sehr konkrete Ansätze. Er kennt uns gut genug, um zu wissen wann er uns machen lässt und wann er seine Ideen durchsetzen sollte. Die Songs wurden alle geschrieben, nachdem Will mit an Bord war. Die Richtung des Albums stand vorher zwar schon fest, aber Will half uns dabei die Songs in die richtigen Bahnen zu lenken. Er gab den Songs den letzten Schliff und holte das Beste aus Ihnen heraus. Hinsichtlich der Gitarrenaufnahmen ist er im Studio einfach großartig und konnte die Heaviness der Songs sehr gut hervorheben. Darüber hinaus hat er nie aufgehört mich anzuspornen bessere Solos zu spielen und kam mit sehr interessanten und außergewöhnlichen Gitarrenparts um die Ecke. Außerdem brachte er uns für die jeweiligen Songs immer in den richtigen Gemütszustand. Einige der Stücke, wie zum Beispiel „Strange Kind Of Nothing", mussten von Null aufgebaut werden. Andere brauchten eine eher spontane Vorgehensweise, bei „Last Days Of Summer" und „Aristocrat" haben wir Gitarre und Bass zum gleichen Zeitpunkt aufgenommen, was der Performance einen weiteren Kick gab. Als es an die Aufnahme der Solos ging und ich nicht wirklich alles Take für Take aufnehmen wollte, ging er mit mir erstmal ein Bier trinken. Danach konnten wir die Solos in einem Take aufnehmen. Er weiß ganz genau, wie er mit uns umgehen muss und versteht THE ANSWER sehr gut.

Pascal: Der Song „Cigarettes & Regret" ist ein Geschenk von CADILLAC THREE, richtig? Wie kam es dazu?

Paul: Als wir vor einigen Jahren mit AC/DC auf Tour waren, trafen wir Jaren Johnson zu seinen AMERICAN BANG-Tagen in New York. Wir hatten sofort einen guten Draht zueinander und eine gewisse Bewunderung. Als wir mit den Aufnahmen zum Album begonnen haben, hatten Jaren und Neil einen Song, von dem sie dachten, dass er zu uns passen würde. Er war zwar ein wenig anders als das, was wir am Schreiben waren, aber der Text fesselte uns. Wir haben die Musik noch ein wenig umgeschrieben, was den Song meiner Meinung nach etwas gepusht hat, und darüber hinaus lässt uns der Song in neue Gebiete vordringen.

Pascal: Wo nimmst du die ganzen großartigen Riffs her? Alle neuen Songs gehen direkt ins Ohr und haben mich auch durch das grandiose Riffing überzeugt.

Paul: Die Riffs kommen von überall. Die besten Ideen fallen dir in der Regel ein, wenn du auf der Couch sitzt, TV schaust und eine Gitarre zur Hand hast. Mit dem Handy lassen sich solche Ideen immer gut aufnehmen, später kannst du sie dir wieder anhören und einen Song drum herum schreiben. Ich denke sehr rhythmisch wenn ich an ein Riff herangehe, konzentriere mich sehr intensiv auf das Schlagzeug und den Rhythmus, wodurch ich neue Anhaltspunkte finde und aufregende Riffs entdecke. Die anderen Jungs kommen auch mit sehr guten Riffs daher und daher ist unser Riff-Arsenal sehr unterschiedlich und stark!

Pascal: Wer spielt die Harmonika auf dem Album („Aristocrat")? Hatte er dazu speziellen Unterricht?

Paul: Cormac spielt die Harmonika und ich denke nicht dass er Unterricht hatte, er ist ein Naturtalent!

Pascal: Woher kommt die Inspiration für eure Texte und die Musik?

Paul: Die Inspiration kommt von überall, dem Tourleben, der ganzen Welt, persönlichen Erfahrungen und dem Bedürfnis, eine Story zu erzählen oder ein bestimmtes Gefühl zu übermitteln.

Pascal: Wenn du über das Songwriting nachdenkst, speziell an den Rhythmus beim Gitarre spielen, was ist wichtiger für euch, Technik oder Feeling?

Paul: Feeling ist am Allerwichtigsten! Wir alle haben unsere Instrumente richtig kennen gelernt als wir noch jung waren, wodurch wir nun eine gute Technik für den Rock'n'Roll entwickelt haben. Daher können wir uns ganz auf das Feeling konzentrieren und das ist Rock'n'Roll. Es ist ein Gefühl und eine Einstellung im Rock'n'Roll, es ist meistens wichtiger, wie du etwas sagst als das, was du sagst. Die Leute reagieren auf das Feeling, das du in deine Songs legst.

Pascal: Habt ihr oft lange Diskussionen beim Songwriting oder seid ihr immer einer Meinung?

Paul: Da gibt es sehr lange Diskussionen! Es kann eine Weile dauern bis jeder einverstanden ist, aber es lohnt sich letzten Endes und macht die Songs stärker. Wenn wir das Stück dann spielen, fügt sich alles zusammen und die Sache wird größer als die Summe seiner Teile. Das ist es, was einen guten Song ausmacht.

Pascal: Wer von euch hatte die Idee zu dem coolen Chorus in „I Am What I Am"? Ich bin ziemlich sicher, dass der Song live ordentlich Gas gibt.

Paul: Das war eigentlich ein glücklicher Zufall. Der Song kam bei einer Soundcheck-Jam-Session mit James und Micky, während der Tour zu „New Horizon" zustande. Nach der Tour hab ich das Thema noch mal aufgegriffen und ein paar Elemente dazu gepackt. Es gab anschließend einige Diskussionen über den Chorus, da die Struktur vorher ein wenig anders war. Der Chorus kam zuerst direkt nach dem Vers, das hatte zwar eine gewisse Mitsingqualität, aber musikalisch unterschieden sich die beiden Teile nur wenig. Das, was nun der Pre-Chorus ist, war zuvor mehr eine Art Post-Chorus. Wir tauschten die beiden, das brachte einen gewissen Unterschied, wodurch der Chorus mehr hervorgehoben wird, dabei half uns zum Beispiel Will Maya. Live klingt der Song klasse, wir eröffnen damit die Konzerte.

Pascal: Welche Songs der neuen Platte werdet ihr live spielen?

Paul: Wir spielen „Long Live The Renegades", „I Am What I Am", „The Other Side", „Whiplash", „Aristocrat", „Last Days Of Summer", „Strange Kind Of Nothing", "Red Lips" und "Gone Too Long". Ziemlich viel!

Pascal: Bist du mit den bisherigen Reaktionen auf "Raise A Little Hell" zufrieden?

Paul: Ja, bisher gab es sowohl von den Fans als auch von der Presse gute Reaktionen. Allgemein heißt es, es wäre unsere beste Platte seit „Rise". Ich denke es ist die beste Platte seit „Revival", aber möglicherweise ist es bis jetzt das beste Album, das all unsere Seiten zeigt und dies auf einem sehr direkten, stimmigen Weg tut.

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Pascal: Mit „Raise A Little Hell" habt ihr eurer sehr starken Diskografie eine weitere gute Platte hinzugefügt. Wie schafft ihr es, dass eure Musik nach wie vor so frisch und unverbraucht klingt?

Paul: Momentan fühlt es sich so an als hätten wir unsere beste Arbeit noch in uns. Wir sind jetzt bessere Musiker, bessere Songwriter, haben mehr Erfahrung im Studio als zuvor und bekommen immer noch neue Ideen. Wir fordern uns weiterhin selbst heraus, werden nicht selbstzufrieden und ruhen uns nicht auf der Vergangenheit aus. Das gibt uns etwas, dass uns auch weiterhin an der Spitze der modernen Rockmusik mitmischen lässt.

Pascal: Wird es in den nächsten Jahren eine neue Liveplatte oder Konzert-DVD geben?

Paul: Wir haben alle Shows der letzten Tournee aufgenommen, also besteht die Möglichkeit einer Liveplatte. Außerdem steht nächstes Jahr das zehnjährige Jubiläum von „Rise" an, und um das zu feiern werden wir etwas Spezielles machen.

Pascal: Hast du schon mal über Akustik-Sessions nachgedacht? Ich denke zu eurer Musik würde das sehr gut passen.

Paul: Ja, einige Songs des Albums haben wir mit Akustikgitarren aufgenommen und diese sind auf einigen Bonus-Editionen zu finden. Außerdem haben wir jede Menge Akustik-Sessions zur Promotion des Albums gespielt. Obwohl wir eher eine elektrische Band sind, die es liebt laut zu spielen, haben wir in unserer Karriere viel Material geschrieben, das sich auch akustisch gut wiedergeben lässt. Einige der Songs wurden zudem nur mit einer Akustikgitarre und Gesang geschrieben, daher gibt es da einen nahtlosen Übergang. Bei anderen Stücken wiederum mussten wir einiges neu arrangieren, was eine Herausforderung darstellte. Dadurch wurden die jeweiligen Stücke mit der Akustikgitarre wiederum zu einer eigenen Version mit eigenem Songcharakter.

Pascal: Wie sind eure persönlichen Beziehungen innerhalb der Band? Seid ihr alle eng befreundet oder nur auf Tour zusammen?

Paul: Wir sind wie eine Familie. Wir verbringen viel Zeit zusammen! Wir kämpfen und hängen zusammen rum. Wir waren schon befreundet, bevor das mit der Band angefangen hat. Ich kenne Micky und James seit ich zwölf bin und habe mit Cormac zu meinen Studienzeiten zusammen gewohnt. Dadurch haben wir ein starkes Bündnis und sind keine Söldner, die nur zusammen kommen um eine Platte zu machen.

Pascal: Geht ihr neben der Musik noch regulären Jobs nach?

Paul: Keine Jobs, nur Rock'n'Roll, 24 Stunden, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr, bis ich sterben werde!

Pascal: Gibt es in deiner Heimatstadt eine große Musikszene?

Paul: Ja, Downpatrick ist zwar eine kleine Stadt, aber in den Neunzigern entstanden hier eine Menge Bands. Eine Zeit lang wurde die Stadt auch als „Seattle von Irland" bezeichnet, da so viele Bands von hier kommen. Wir haben eine sehr gesunde Szene mit jeder Menge junger Bands, ASH, RELISH und THE ANSWER stammen von hier.

Pascal: Wie kam die Band zum Label und dem Plattenvertrag?

Paul: Unseren ersten Deal bei Albert Productions bekamen wir im Jahr 2006. Wir sind damals nach London rüber und haben jede Menge Shows gespielt. Dadurch haben wir das Interesse einiger Labels auf uns gezogen und mit Alberts hat es dann gepasst. Die haben einen guten Riecher für Rockmusik. Allein durch ihre Unterstützung von AC/DC bei der Entwicklung ihrer Karriere und die Art, wie sie die Band unterstützt haben, hat das Label für uns sehr interessant gemacht. Bei vielen anderen Major-Labels wird jede Menge Geld in neue Bands investiert, haben diese aber nach einem Album keinen Erfolg werden sie fallen gelassen und die Karriere ist am Ende, das wollten wir auf jeden Fall verhindern. Der Chef des Labels, auch aus Nord-Irland, glaubte an uns und hatte eine großartige Vision für die Band.

Pascal: Ok, nun habe ich ein paar Fragen rund um Musik. Hast du schon die neuen LED-ZEPPELIN-Re-Issues gehört? Ich weiß, eventuell ist das eine etwas merkwürdige Frage, aber ich weiß dass ihr auf die Band steht.

Paul: Ich kenne mich sehr gut mit der Band und ihrer Musik aus. Es ist nicht das erste Mal, dass sie ihre Platten neu auflegen, aber jetzt klingen sie noch besser!

Pascal: Wie gefällt dir die neue AC/DC-Platte „Rock Or Bust"? Viele reden davon, die Platte sei überproduziert, etwas das ich so nicht sagen würde.

Paul: Es ist eine weitere großartige AC/DC-Platte! „Black Ice" fand ich schon sehr stark mit viel Raffinesse beim Songwriting, was man von AC/DC nicht unbedingt erwartet hätte. Ich finde, dass sie das sehr gut hinbekommen haben. „Rock Or Bust" geht etwas mehr geradeaus, etwas, das noch niemand in der Rock-Geschichte so gut gelungen ist wie AC/DC. Ich mag das Album und freue mich bereits darauf, es live zu hören.

Pascal: Vielen Dank für deine Zeit, hoffe wir sehen uns mal wieder auf Tour in Saarbrücken.

Paul: Gerne! Wir freuen uns bereits darauf, bald wieder in Saarbrücken rocken zu können!

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(Quelle Fotos: Napalm Records)

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