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20150427 Interview HardcoreSuperstar JoakimBerg 00Die neue Platte der Schweden HARDCORE SUPERSTAR steht endlich in den Regalen, und als ich mir die Band live in Mannheim ansehen konnte, ließ ich mir einen kurzen Plausch mit ihrem Sänger Joakim Berg nicht nehmen. Dabei stellt sich der Frontmann als sehr sympathischer und authentischer Gesprächspartner heraus. Nach dem Soundcheck der Band machte ich mich demnach auf den Weg in den Backstagebereich, wo ich bei einer Flasche Wasser zusammen mit Joakim über das anstehende Album "HCSS" sprach.

Pascal: Schön dich zu treffen. Eure neue Platte konnte ich mir die letzten Tage bereits anhören und bin ziemlich angetan davon. Bist du zufrieden mit dem Album?

Joakim: Auf jeden Fall, sonst würden wir das Album nicht veröffentlichen. Ich denke es unterscheidet sich ein wenig von den Vorgängern. Die Riffs auf dieser Platte orientieren sich etwas mehr am Grunge, aber das Ganze wird immer noch von meiner Stimme unterlegt. Daher ist es immer noch HARDCORE SUPERSTAR, aber eben anders.

Pascal: Da stimme ich dir voll und ganz zu. Ich habe mit „Split Your Lip" angefangen, das ich nach wie vor liebe, und die neue Platte ist im Vergleich dazu eine ganz andere Baustelle. Allerdings ist „HCSS" richtig gut geworden, dafür brauchte ich aber zumindest einen Durchlauf. Wie lange habt ihr für die Aufnahmen gebraucht?

Joakim: Wir sind am 21. Dezember ins Studio und so am 12. Januar wieder raus.

Pascal: Also gar nicht mal so lange.

Joakim: Nein.

Pascal: Ihr habt die Platte dieses Mal selbst produziert?

Joakim: Genau, abgemixt wurde sie dann in Kassadina Los Angeles bei Joe Barresi. Ich bin nicht sicher, ob du ihn kennst, aber er hat die letzte SLIPKNOT abgemischt und hat viele QUEENS OF THE STONE AGE Alben gemixt. Uns gefällt der Sound, den er macht, und daher haben wir uns für ihn entschieden. Wir waren auch vor Ort, als das Album abgemischt wurde, und es war cool ihm dabei zuzusehen.

Pascal: Warum habt ihr euch entschlossen, das Album selbst zu produzieren?

Joakim: Ich schätze mal, dass wir sehr schwer zu produzieren sind. Wir verlangen zu viel und es gibt immer wieder Punkte, die wir möchten, der Produzent aber nicht. Und da würde es dann zu einer Art Faustkampf kommen. Daher denke ich, dass es für uns besser ist, selbst zu produzieren. Bei „Split Your Lip" haben wir mit Tobias Lindell zusammengearbeitet, was gut funktionierte. Er mischte sich nicht so viel in unsere Musik ein, nicht wie das bei den meisten großen Produzenten der Fall ist. (Joakim imitiert kurz mit gebieterischer Stimme) „Du machst das jetzt so und nicht so!" Tobias war also ein guter Produzent. Bevor wir dieses Mal ins Studio sind, waren wir uns alle einig, dass wir das Album selbst produzieren, und diese Entscheidung haben wir nicht bereut.

Pascal: Das kann ich verstehen, die Songs klingen richtig stark. Zu Beginn war ich zwar noch auf der „Split Your Lip"-Schiene, aber mittlerweile geht mir die neue Platte nicht mehr aus dem Kopf. Ganz speziell der letzte Song „Messed Up For Sure". Wie geht ihr ans Songwriting? Ihr habt euch für „HCSS" durch alte Demosongs gehört, oder?.

Joakim: Genau genommen haben wir drei alte Songs gefunden, „Glue", „Fly" und „Growing Old". Diese Songs wegzuwerfen wäre in unseren Augen Verschwendung gewesen. Wir haben die Tracks ein wenig umgeschrieben und anders arrangiert, damit sie besser ins Hier und Jetzt passen. Anschließend haben wir um diese drei Songs herum noch weitere Songs geschrieben und das ergab dann das fertige Album. Das Ergebnis finde ich sehr gelungen. Es macht Spaß, wenn du dir Songs anhörst, die du eingesungen hast, als du gerade mal 20 warst und auch dementsprechend klingst. Es ist dann sehr cool zu merken, dass man heute ein viel besserer Sänger ist.

Pascal: Schreibt ihr die Songs ansonsten während einer Tour oder trefft ihr euch nach einer Tour?

Joakim: Manchmal sitzen wir zusammen im Tourbus und schreiben ein paar Riffs in etwa „Oh, hör dir das an. - Das klingt cool.". Aber in der Regel hat jeder zuhause seine eigenen Ideen, die wir dann in den Proben zusammentragen.

Pascal: Habt ihr die neue Platte live eingespielt?

Joakim: Ja, die Musik ist komplett live eingespielt.

Pascal: Hast du einen Favoriten unter den neuen Songs?

Joakim: „The Ocean".

Pascal: Das ist der Song, der sehr ruhig beginnt.

Joakim: Genau, auf dem man das Meer rauschen hört. „Shuuuuuuuuu"

Pascal: Werdet ihr den Song heute Abend spielen?

Joakim: Nein, leider nicht. Ich würde sehr gerne, aber die anderen wollen nicht.

Pascal: Spielt ihr heute Abend überhaupt neue Songs?

Joakim: Ja, insgesamt fünf Stück.

Pascal: Wow das ist viel, super. Wer hat das Artwork entworfen?

Joakim: Das stammt von einem Video-Director aus Stockholm, mit dem wir gut befreundet sind, sein Name ist Järker. Das Artwork orientiert sich ein wenig an der Skateboard-Szene, ich skate selbst und Adde auch. Skateboarding ist in der heutigen Zeit richtig groß, und wir planen auch Skateboards mit dem Artwork zu verkaufen. Allerdings noch nicht heute, vermutlich im Herbst, wenn wir wieder nach Europa kommen.

Pascal: Oh, also werdet ihr Ende des Jahres noch einmal kommen?

Joakim: Ja, aber es gibt noch keine Daten.

Pascal: Singst du am Anfang von „Touch The Sky" selbst?

Joakim: Nein, das ist ein Mädchen. Die ersten beiden Verse singt sie, es ist ein jamaikanischer Akzent. Ich steige dann für den dritten Vers ein.

Pascal: Cool, dein Einsatz klingt dadurch umso stärker. Wie stellt ihr die Setlist für ein Konzert zusammen? Nur du und Adde oder alle zusammen?

Joakim: Nein, alle zusammen.

Pascal: Also waren bei „The Ocean" dann fast alle gegen dich.

Joakim: Ja, so ist eben Demokratie.

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Pascal: Die Band wurde ja von dir und Adde gegründet. Ihr wart gut befreundet und Nachbarn, doch wie seid ihr auf den Namen HARDCORE SUPERSTAR gekommen? Jedes Mal wenn ich jemandem erzähle, ich würde eine Platte von euch anhören oder zu einem Konzert gehen, denken die, ich würde mir einen Porno anschauen.

Joakim: (Lacht) Nein, es hat damit überhaupt nichts zu tun. Ich weiß was du meinst, aber es hat nichts mit Pornos zu tun. Es dreht sich darum wie man eine Sache angehen möchte, wenn man etwas richtig machen möchte, muss man zum Kern (Core) vorstoßen, und demnach möchtest du "hardcore" sein eben HARDCORE SUPERSTAR. Der Name ist demnach ziemlich groß.

Pascal: Und klingt auch sehr cool. Wann hast du angefangen Musik zu machen?

Joakim: Du meinst ganz am Anfang?

Pascal: Ja genau.

Joakim: Meine erste Gitarre bekam ich, als ich noch klein war, darauf startete ich dann die ersten Gehversuche. Nicht so gut, aber ich hab es versucht zu lernen, und dann hab ich angefangen zu singen.

Pascal: Hast du dann aufgehört Gitarre zu spielen?

Joakim: Ja, auf der Gitarre hatte ich es verkackt, also musste ich singen.

Pascal: Hattest du vor HARDCORE SUPERSTAR noch andere Bands?

Joakim: Insgesamt elf Stück.

Pascal: Wow, das sind einige. Die Szene in Schweden ist richtig groß oder?

Joakim: Auf jeden Fall, da gibt es sehr viele Bands. Es muss irgendwas mit der Wasserversorgung zu tun haben, vermutlich liegt es am Wasser, das wir trinken.

Pascal: (Zeigend auf meine Wasserflasche) Das ist kein Wasser aus Schweden, oder?

Joakim: Nein leider nicht (lacht). Wenn du in Schweden keine Musik machst, spielst du Fußball.

Pascal: Ich mag kein Fußball, demnach mach ich lieber Musik. Vielleicht hilft es ja, wenn ich mal nach Schweden fliege und dort ein wenig von eurem Wasser koste.

Joakim: Vielleicht (lacht).

Pascal: Hattest du Gesangsunterricht oder hast du dir alles selbst beigebracht?

Joakim: Ich habe mir zu Anfang alles selbst beigebracht und dann irgendwann ein paar Gesangsstunden für Operngesang genommen, Privatstunden in Göteborg. Insgesamt acht Monate lang. Ich habe dabei jede Stunde aufgenommen und mit nach Hause genommen, um es mir noch mal anzuhören. Meine Mutter hätte mich töten können, denn es klang schrecklich, aber mir hat es sehr viel dabei geholfen, meine Stimme zu entwickeln.

Pascal: Du kommst extrem hoch mit deiner Stimme.

Joakim: Was allerdings sehr hart ist, wenn du sechs Shows am Stück spielst und jeden Abend singen musst. Ich kann nach einem Konzert nicht wach bleiben und feiern. Ich muss mich schonen und schlafen gehen.

Pascal: Demnach ist das Motto auf Tour nicht „Party Till I'm Gone".

Joakim: Nein, leider nicht. Nicht wenn du so viele Shows am Stück spielen musst. Aber ich liebe Bier, und davon trinke ich über den Tag verteilt gerne ein paar. Wie jetzt zum Beispiel, draußen im Sonnenschein sitzen und ein bis zwei Bier (zu) trinken. Ich kann aber keine Flasche Jack Daniels trinken.

Pascal: Wenn ihr so viele Shows am Stück spielt, ist das jeden Abend ein wenig stressig, oder?

Joakim: Ja, das ist auf dieser Tour aber auch etwas speziell. Wir sind fünf Tage unterwegs und haben dann einen Day-Off. Normalerweise ist der Rhythmus eher 3 Tage Show - 1 Day-Off.

Pascal: Hast du neben der Musik in Schweden noch einen regulären Job?

Joakim: Nein.

Pascal: Gab es einen bestimmten Zeitpunkt, zu dem du genau wusstest, dass du für den Rest deines Lebens Musik machen möchtest?

Joakim: Im Alter von neun Jahren bekam ich an Weihnachten MÖTLEY CRÜEs „Shout At The Devil" und „Destroyer" von KISS geschenkt. Danach wusste ich es.

Pascal: Du hast jetzt bereits KISS und MÖTLEY CRÜE erwähnt, was gibt es sonst für Einflüsse auf eure Musik?

Joakim: Auf dem aktuellen Album sind es es ALICE IN CHAINS, MOTHER LOVE BONE, ein bisschen QUEENS OF THE STONE AGE. Das sind die Haupteinflüsse der neuen Platte „HCSS".

Pascal: Ihr beschreibt eure Musik oft als einen Mix aus Thrash- und Sleaze-Metal.

Joakim: Die Einflüsse des Thrash-Metals kannst du zum Beispiel bei „The Cemetary" hören, dort gibt es die Stelle „dagagagagagagag" (spielt Luftgitarre), was sehr thrashig ist und meine Stimme ist eben sehr sleazy. Wir beschreiben unsere Musik daher als „Street Metal", den Namen haben wir selbst erfunden, eine coole Sache.

Pascal: Auf jeden Fall, wenn ich über die Achtziger lese, gab es immer diese Rivalität zwischen der Thrash- und der Sleaze-Szene. Daher ist es irgendwie super, dass das heute so gut harmoniert. Gibt es eine Band, mit der du gerne touren würdest?

Joakim: Es wäre cool mit PAPA ROACH auf Tour zu gehen. Wir haben den gleichen Booker für Europa, daher ist es nicht unmöglich, wir arbeiten daran.

Pascal: Also nicht mit MÖTLEY CRÜE auf ihrer angeblich letzten Tournee.

Joakim: Wenn die uns haben möchten gerne, aber es ist nichts wovon ich nachts träume.

Pascal: Gibt es einen speziellen Ort, an dem du gerne mal spielen würdest? Vielleicht „Madison Square Garden"?

Joakim: Yeah, ausverkauft. (Nickt lachend).

Pascal: Vielleicht schafft ihr das ja in ein paar Jahren.

Joakim: Vielleicht.

Pascal: Also gibt es kein spezielles Venue wo du mal spielen willst.

Joakim: Nein, eigentlich nicht.

Pascal: Wenn du an die letzte Tour zurückdenkst, gab es da ein Konzert, das dir ganz besonders gefallen hat?

Joakim: Meinst du jetzt für Deutschland oder weltweit?

Pascal: Deutschland.

Joakim: Das Konzert in der Markthalle in Hamburg war super.

Pascal: Kommen wir zur letzten Frage. Welche Alben hörst du zurzeit so?

Joakim: Aktuell eine Menge HATEBREED, das härtere Zeugs eben. TERROR, SUICIDAL TENDECIES, LAMB OF GOD, Bands in diesem Stil. Mir gefällt die Identität dieser Bands.

Pascal: Also hörst du dir eher moderne Sachen an.

Joakim: Ich hör natürlich auch noch die alten Sachen, aber ich mag den neuen härteren Kram. Das ist momentan genau mein Ding.

Pascal: Vielen Dank für deine Zeit.

Joakim: Dir auch. Bis dann.

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(Quelle Fotos: Pirate Smile)

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