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interview warrantComebacks von ehemaligen Achtziger-Helden sind eine zwiespältige Sache. Natürlich wäre es begrüßenswert, wenn alte Lieblingsbands noch einmal an vergangene Erfolge anknüpfen können und eine starke Comebackplatte hinlegen. Nur zeigte die Realität, dass die meisten solcher „Versuche" nach hinten losgegangen sind. Es gibt aber auch rühmliche Ausnahmen. Die Band WARRANT ist solch eine. Das aktuelle Album schlägt wunderbar eine Brücke vom „hier" zur Vergangenheit. Deshalb wurde der Silberling auch „Metal Bridge" getauft. Ein absolutes Kraftpaket und eine Pflichtscheibe für alle, die gerne traditionellen Powermetal mit Tendenz zum Thrash mögen. Eingebettet in eine zeitgemäße Produktion ist das Werk durchaus konkurrenzfähig. Grund genug einmal bei Bandkopf und einzigem Originalmitglied Jörg Juraschek nachzuhaken und dieser zeigte sich gerade zu enthusiastisch.

Ralf: Grüß Dich Jörg. Bei was störe ich Dich gerade?

Jörg: Du störst nicht. Alles gut. Beim ins Bett gehen (ha ha). Jetzt bleibe ich noch länger wach und werde gerne deine Fragen beantworten!

Ralf: Schön, das WARRANT wieder da sind. Wann habt ihr entschlossen wieder zu rocken?

Jörg: Eigentlich sind wir bereits seit 1999 immer wieder bei einzelnen Shows unterwegs gewesen.
1999 haben wir unsere einmalige Reunion Show in Prüm gespielt ((lacht).
Das war aber so schön, das wir seitdem immer wieder live gespielt haben. u.A. in Wacken zweimal, beim Keep It True Festival und viele andere Festivals...

Ralf: Euer neues Album „Metal Bridge" ist kürzlich erschienen. Seid ihr zufrieden mit dem Resultat? Um ehrlich zu sein, war ich als alter WARRANT-Fan der ersten Stunde eher skeptisch und wurde positiv überrascht!

Jörg: Das freut mich sehr. Ich war auch skeptisch und zwar wie das Album bei Euch ankommen wird. Wir haben ja 29 Jahre gebraucht um das zweite volle Album zu veröffentlichen. Das ist schon totaler Wahnsinn so etwas zu riskieren. Ich bin aber verrückt genug und auch neugierig und natürlich immer noch kreativ, um das Wagnis einzugehen.
Das musste jetzt so sein. Nach den vielen Shows, die wir gespielt haben in den letzten Jahren musste dann doch mal was Neues von uns auf den Markt.
Klar kann man den Kultstatus zerstören. Aber ich habe mir wirklich größte Mühe gegeben super Songs zu schreiben und einen erstklassigen, fetten Sound auf die CD zu bannen. Nach so vielen Jahren muss da was kommen. Sonst geht man total unter oder alle würden Dich zerreißen. Wir sind jedenfalls sehr zufrieden mit „Metal Bridge".

Ralf: Ihr schlagt eine Brücke zwischen dem alten Kultzeug und den neuen WARRANT 2014, heißt das Album deshalb so?

Jörg: Ja auf jeden Fall. Ist ja auch recht eindeutig. Auch da wollte ich schon einen guten Aufhänger haben. Du musst mal überlegen, dass niemand die persönliche Entwicklung von uns als Musiker in den letzten 29 Jahren mitbekommen hat. Andere Bands, mit denen wir angefangen haben (z.B. RUNNING WILD, HELLOWEEN, GRAVE DIGGER), haben sich in der Öffentlichkeit mit regelmäßigen Alben entwickelt. Bei WARRANT passiert quasi von jetzt auf gleich ein Quantensprung. Das ist natürlich nicht ganz so einfach zu vertreten. Da kam mir irgendwie diese Idee. Ich fand sofort, dass es passt. Das war es einfach. Das machte Sinn.

Ralf: Nachvollziehbar in der Tat. Euch ist echt gelungen, die neuen Songs so zu produzieren, dass sie völlig spritzig und voller Spielfreude rüberkommen. Der Sound ist weder zu modern noch zu sehr old school. War das beabsichtigt?

Jörg: Ja war es. Bzw. wir sind so. Das ist Warrant 2014. Authentisch. Ich wollte, dass es frisch klingt. Nicht wie ein Abklatsch, um es irgendwie hinzubekommen, so zu klingen wie damals.
Das wäre doch totaler Schwachsinn. Man entwickelt sich ja auch weiter und nimmt selber als Musiker und Musikliebhaber alles Mögliche auf in so vielen Jahren. Das verarbeitet man auch in seiner Musik, im Sound. Ich war auch früher schon nie abgeneigt mich anderen Musikrichtungen zu öffnen. Vor allem mag ich, dass es irgendwie....Ja wie Du gesagt hast, spritzig klingt. Ich muss Lust haben auf Luftgitarre spielen wenn ich das Album höre. Egal wie alt ich bin. Dann funktioniert es. Irgendwie bestätigst Du auch meine Gefühle beim Schreiben der Songs, beim Aufnehmen der Songs. Nicht zu modern, nicht zu Old School mäßig. So ist WARRANT 2014. Die Songs müssen abgehen und doch eingängig sein. So waren wir auch Anfang der Achtziger.

Ralf: Ihr habt fast 30 Jahre gebraucht um „Metal Bridge“ auf den Markt zu bringen, was hast Du in der Zwischenzeit getrieben?

Jörg: Oh Gott. Das jetzt alles zu erzählen würde den Rahmen sprengen. Ich habe WARRANT leider viel zu schnell beerdigt. Aus Unerfahrenheit/Unprofessionalität. Absolut dämlich. Dann habe ich versucht nur noch zu singen. Das war OK aber nicht ganz meine Sache. Ich bin eben besser aufgehoben als Bass spielender Sänger.
Ich habe immer Bands gehabt und auch Musik gemacht. Ab 1999 bin ich dann quasi wieder zu meinen Wurzeln zurückgekehrt. Da war die erste und einzige (lacht wieder) Reunion Show in Prüm. Dann haben wir immer wieder live gespielt. Unter anderem zweimal in Wacken, beim Keep It True-Festival. War alles immer super und hat total Spaß gemacht.
Es war logisch, dass dann irgendwann die Frage nach neuen Songs aufkam. Ich wollte das eigentlich nie machen. Es war ja alles auch gut so wie es war. Aber der innere Druck wurde immer größer. Und als ich gemerkt habe die neuen Ideen funktionieren sehr gut und passen auch zu WARRANT war klar, dass wir das machen mussten.

Ralf: Pure Steel Records haben vor einigen Jahren die „Ready To Command" CD rausgebracht mit euren ersten beiden Werken. Warum wurde da nichts remastert? War damals bereits ein evtl. neues Studioalbum im Gespräch?

Jörg: Eigentlich weiß ich das nicht mehr so genau. Da waren gerade die ersten Gedanken am Laufen. Weiter nichts. Neu gemastert hatten wir die alten Sachen bereits beim Re-Release 1999 von Noise Records. Das war so die erste kleinere Berührung mit Pure Steel Records.

Ralf: Du hast eine neue Mannschaft beisammen. Woher kennst Du die neuen Mitstreiter? Weißt Du was die Ex-WARRANTler machen?

Jörg: Dirk Preylowski an der Gitarre kenne ich schon viele Jahre aus Düsseldorf. Er hat mir sofort geholfen als Oliver ausgestiegen ist. Ich habe mit Ihm auch schon in einer anderen Band gespielt. Er ist unser Soundmaster. Definitiv. In dieser Band hat auch der Thomas mitgespielt (Thomas Franke, ex-UDO) Er hat übrigens die beiden WARRANT-Alben eingespielt damals und nicht der Lothar (er war leider schwer erkrankt). Dann gibt es da noch den Thomas Rosemann (27 Jahre alt). Ein super Drummer. Perfekt für WARRANT. Er kommt aus einem anderen musikalischen Bereich und hat seine Liebe zum Metal bei uns entdeckt. Ihn kenne ich über seinen Drumlehrer Christian, mit dem ich früher auch lange in einer Band gespielt habe. Den Thomas Klein sehe ich auch heute noch immer wieder genauso wie den Oliver (May). Nur leider nicht mehr so häufig. Der Oliver hat mich am längsten bei WARRANT begleitet.
Der Thomas ist eigentlich zusammen mit mir der Urheber von WARRANT. Ich hätte gerne gehabt, dass er dabei ist. Hat aber leider nie geklappt. Wir und natürlich der Lothar waren früher drei beste Freunde und haben natürlich jede Menge Blödsinn im Kopf gehabt. Und wir wollten Heavy Metal spielen, so wie wir uns das vorstellten. Immer alles etwas schneller als unsere Lieblingsbands. Zum Arno, dem Schlagzeuger vor dem Thomas habe ich auch noch einen super Draht.

Ralf: Wird es „Metal Bridge" auch auf Vinyl geben?

Jörg: Ja definitiv. Anfang 2015 ist es soweit!

Ralf: Warum gab es nach "The Enforcer" kein drittes Album?

Jörg: Ich glaube ich habe das schonmal angedeutet. Wir waren damals ich denke mal etwas zu jung, um zu kapieren, dass wir hätten einfach nur weitermachen müssen mit dem, wofür wir von Noise gesigned wurden. Powervollen Speed – und Heavy Metal mit kompakten, eingängigen Songs. Wir glaubten damals eine andere Musikrichtung einschlagen zu müssen. Das war ein großer Fehler. Ich hätte das erkennen müssen und dann handeln müssen. Habe mich da auch rausziehen lassen. Unbewusst, wie auch immer. Wir kamen dann bei dem Karl Ulrich Walterbach von Noise Records mit neuen Songs an, die aber auch mal gar nichts mit Warrant von den beiden ersten Veröffentlichungen zu tun hatten.
Damit war unser Ende sehr schnell besiegelt. Denn er hatte keine Lust die Sachen zu veröffentlichen, absolut verständlich. Und uns war es irgendwie egal (absolut unverständlich). Ich hätte auf mein Herz hören sollen. Dann hätte ich bemerkt, was zu Warrant passt und was nicht.

Ralf: Was befindet sich bei einem Jörg Juraschek im CD-Player bzw. auf dem Plattenteller?

Jörg: Total viel und extrem verschieden Sachen. Ich habe seit einem Jahr wieder einen Plattenspieler, mit dem ich automatisch Platten auf CD brennen kann. Jetzt komme ich mal wieder dazu die eine oder andere Platte zu hören und fürs Auto zu brennen. Ich habe ca. 800 Schallplatten und total viele CD's.
Ich höre z.B. Metal mäßig immer noch am liebsten JUDAS PRIEST. THE SWEET aus der Hardrockphase ist eine meiner Lieblingsbands. Die hatten so schöne geile Hardrock/Metalnummern. Aber ich höre auch ganz andere Sachen. Z.B. liebe ich THE POLICE (ich auch – Ralf) . Ich bin Musikfeak. Ich liebe Bands, die Wert auf gut gemachte und arrangierte Songs legen mit schönen Refrains. Auch moderne Sachen sind dabei. Bin da ziemlich „open minded". War immer schon so. Beim Musik machen bleibe ich aber eindeutig beim Metal.

Ralf: Stichwort: Ami-WARRANT! wie sehr wart ihr von denen genervt?

Jörg: Genervt eigentlich gar nicht. Ich war nur von mir selber etwas enttäuscht, dass ich zugelassen habe oder zulassen musste, dass eine andere Band mit unserem Namen Erfolg hat. Wir haben ja leider aus unseren Chancen (und die waren nicht schlecht) nichts gemacht.
Die Musik von den Amis ist so anders als unsere. Ich habe kein Problem, dass die auch existieren. Hoffe nur, dass die mit uns klarkommen. Aber nachweislich waren wir die Ersten.
Die haben da keine Chance auch wenn Sie größer als wir wurden.
Wäre doch mal eine lustige Geschichte. Beide Warrant´s gehen gemeinsam auf Tour. Ha ha. Was da wohl passieren würde.

Ralf: Wie wurdest Du damals zum Metalfan?

Jörg: Meine erste Schallplatte, die ich jemals besaß war die "Desolation Boulevard" von SWEET. Das war aus deren Hardrockphase. Durch Tausch von 2 anderen Platten (von meiner Schwester) in so einem Schallplatten Tauschladen. Liebe ich bis heute noch sowie deren Nachfolgealben. Jedenfalls kannst Du mit diesen Songs sehr gut in die Welt des Hard Rock und Metal eintauchen. Ich war sofort angefixt. Ich war damals 14 Jahre alt. Dann geht alles ganz schnell weiter. man hört AC DC, KISS, DEEP PURPLE, RAINBOW, AEROSMITH, RUSH, JUDAS PRIEST, RIOT usw. Und so weiter und so weiter. Alles was dann auf dem Markt war wird aufgesogen.
Damals gab es noch nicht so viel, so dass man in der Lage war noch mitzuhalten.
Ich muss aber sagen, dass ich auch damals schon andre Sachen gehört habe wie z.B. ALAN PARSONS PROJECT (habe ich verschlungen), THE POLICE.
Ich war und bin einfach Musikfan.
Diese ganze Vorliebe teilt man natürlich mit seinen Freunden (na ja nicht jede, ha ha). Wir haben immer Musikraten gemacht und da habe ich dem Thomas (Klein) immer die Hardrocksongs von z.B. ALAN PARSONS untergejubelt. Der fand das immer geil bis ich Ihm gesagt habe, was das ist. War immer megalustig.

Ralf: Oh je. Was liegt an bei Euch in naher Zukunft?

Jörg: Leider sind meine beiden Bandkollegen schwer erkrankt. Ich kann deshalb momentan nicht viel planen was live angeht. Wir machen jetzt viel Promotion und eine Radioaktion wird es auch geben. Mit dem Dirk, der auf dem Weg der Besserung ist bin ich schon wieder am proben. Bitte drückt uns die Daumen, das der Thomas bald wieder spielen kann. Wir haben z. B. Angebote für Shows in Österreich, Italien, Schweiz vorliegen. Ansonsten haben wir natürlich auch noch eine geregelte Arbeit. Da muss man natürlich auch aktiv sein, auch
wenn man da nicht ganz so viel Lust hat.

Ralf: Was willst Du noch an unsere Leser los werden?

Jörg: Ich möchte einfach nur Danke sagen, dass WARRANT durch Euch nochmal eine kleine aber feine Chance bekommen hat, nach unfassbaren 29 Jahren ein Lebenszeichen loszulassen. Auch wenn viele Jahre vergangen sind. Es ist wie gestern. Ich freue mich, dass wir es endlich geschafft haben dieses für mich wichtige Album zu veröffentlichen. Es hat Spaß gemacht.
„Walk the Metal Bridge"

(Ralf)

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