Hier ist ein Interview mit Hagridden, einer großartigen Death Metal Nachwuchsband aus dem Kölner Raum. Wer sie mal live gesehen hat, weiß was die Band ausmacht, bei Hagridden-Konzerten entlädt sich immer eine geballte Ladung Energie auf der Bühne. Ihre erste CD "Symmetry In Chaos" ist nun schon fast zwei Jahre draußen, Zeit mal nachzufragen, was sich derzeit so tut im Hause Hagridden. Ich bat Sänger Dominik um einige Statements und er war nicht abgeneigt, sie mir zu geben.

Hagridden spielen klasse Death Metal, klingen dabei jedoch sehr eigenwillig. Ich ziehe bei eurer Musik immer gerne einen Vergleich zu Bands wie Meshuggah oder Pantera. Wie schätzt du das ein und wie würdest Du euren Stil am besten beschreiben?

Du liegst mit deiner Einschätzung durchaus richtig. Zwar haben wir anfangs eher Old-School Death Metal gespielt, mittlerweile jedoch ist unser Sound sehr viel mehr Thrash orientiert geworden. Der Vergleich mit Meshuggah ehrt uns natürlich. Die Schweden machen richtig gute Musik, die nicht einfach zu durchschauen ist und teilweise recht wirr klingt. Trotzdem hat alles System, nichts ist dem Zufall überlassen. Wir bemühen uns ebenfalls, Songs zu schreiben, die sich dem Hörer nicht beim ersten Durchgang erschließen. Dennoch kann man unsere Stücke nachvollziehen, sie wirken nicht konstruiert sondern bilden eine Einheit und haben durchaus auch Passagen, die sofort ins Ohr gehen. Vielleicht daher deine Assoziation zu Pantera, die uns durchaus auch nicht unangenehm ist. Ich denke jedoch, dass, neben den von dir genannten, auch andere Bands Einfluss auf uns haben. Allerdings will da jeder was anderes raus hören können: Meshuggah, Pantera, Slayer, Sepultura, Nevermore, Bolt Thrower, Napalm Death, teilweise sind diese Vergleiche recht abenteuerlich und für uns auch nicht nachzuvollziehen. Jeder sollte sich ein eigenes Bild von uns machen und einfach zu dem Schluss kommen: Hagridden rocken!

Wann habt ihr euch gegründet? Spielt ihr immer noch in der Urbesetzung? Stelle die einzelnen Musiker doch mal vor.

Wann wir uns gegründet haben kann ich dir gar nicht mal genau sagen, ich war nicht von Beginn an dabei. Ursprünglich haben Ingo (g) & Hendrik (b) die Band gestartet. Die zwei kannten sich aus der Schule und haben dann gemeinsam mit unserem damaligen Schlagzeuger Steffen angefangen, beim Hendrik im Keller rumzulärmen. Kurz danach kam ich dann als Sänger hinzu. Ich kannte Ingo durch Freunde, die ebenfalls auf der Schule der beiden waren. In der Besetzung haben wir dann ein, zwei Jährchen mehr oder weniger regelmäßig geprobt...na ja, eigentlich haben wir in erster Linie nach einem einen weiteren Grund gesucht, gemeinsam ein paar leckere Kölsch trinken zu können. Steffen war es dann, der keinen Bock mehr hatte bzw. seine Zick sinnvoller nutzen wollte. Nach langem hin & her haben wir verbleibenden drei uns dann dazu durchgerungen, ihn aus der Band zu schmeißen, wir haben ihn einfach nicht mehr Bescheid gesagt wann wir proben, hahaha! Und da er auch nie (!) mehr nachgefragt hat, haben wir uns nach kurzer Suche dazu entschlossen Heike in die Band zu nehmen. Wir kannten sie flüchtig und hatten den Tip bekommen, sie suche nach einer Band. Und mit Heike wurde alles anders. Mit einer Frau in der Band sahen wir uns plötzlich genötigt uns beweisen zu müssen, schrieben neue Songs und spielten ein halbes Jahr später unser erstes Konzert.

Mit Heike habt nun wirklich eine absolute Powerfrau am Schlagzeug sitzen, die auf den ersten Blick aber gar nicht "schlagzeugmäßig" aussieht. Ich habe schon mehrere Leute über ihre guten Leistungen staunen sehen. Wie sind eure Erfahrungen damit? Bekommt Heike positive Resonanzen?

Ja, ja, die wilde Heike. Sie genießt in einigen Kreisen völlig zu Recht den Spitznamen "Animal". Auf dem letzten Konzert haben mir ein paar Altmetaller ihre Pläne offenbart, einen Heike Fanclub zu gründen. Sie anzusprechen haben sie sich allerdings nicht getraut... Aber im Ernst: die Reaktionen sind durchweg positiv. Ich hätte eigentlich vermutet, dass viele (männliche Musiker) ihr gegenüber eher skeptisch wären - Irrtum! Die Leute finden das total geil, dass wir eine Frau am Schlagzeug haben. Und du weißt genauso gut wie ich, dass Heike eine ganz große Ausnahme ist. Wenn Frauen im (Death) Metal überhaupt eine Rolle spielen, dann zumeist als Sängerinnen. Für uns als Band ist Heike in jedem Fall ein absoluter Glücksfall. Nicht nur weil sie ihr Instrument beherrscht und ihre Sound Vorstellungen im Songwriting verwirklicht. Sie leistet uns als Band vor allem der Wiedererkennung wegen große Dienste: "HAGRIDDEN? Ach, das waren die mit der Frau am Schlagzeug!". Die Leute erinnern sich daran, finden's gut und kommen zum nächsten Konzert! Und natürlich ist sie ein super Typ und macht (fast) alles mit!

Gib doch bitte mal eine Übersicht über Eure bisher erschienenen Outputs (Demos/CD) und sage jeweils was zu den einzelnen Releases.

Wir haben '98 unsere erste MCD mit dem Titel "Symmetry In Chaos" und einer Auflage von 500 Exemplaren veröffentlicht. Die Reaktionen auf die fünf Songs hätten besser kaum sein können. Wir haben in vielen Fanzines richtig gute Kritiken bekommen. Darüber hinaus hat uns das gute Stück eine ganze Reihe an Konzerten eingebracht, auf denen wir im Durchschnitt wiederum jeweils zehn CD's verkaufen konnten. Und auch, wenn die Stücke auf "Symmetry In Chaos" nicht mehr unbedingt repräsentativ für unseren Sound sind, so können wir dennoch nach wir vor Stolz auf das Ergebnis sein! Einzelne der Songs sind im übrigen auf diversen Samplern wie dem europäischen Teil der Deathophoia Serie oder einigen CD Beilage in Magazinen und Tapesamplern gelandet.

Die Platte kann ich jedem, der jetzt neugierig auf die Band geworden ist, empfehlen. Ich würde gerne mal von dir wissen, ob der Name "Symmetry in Chaos" eine bestimmte Aussage hat.

Der Titel unser MCD stammt aus der Chaos Forschung und steht im Zusammenhang mit dem Artwork. Auf dem Cover ist ein Fraktal ("Apfelmännchen") zu sehen. Auf den ersten Blick sieht's vielleicht aus wie ein chinesischer Drache oder ähnliches. Wenn du dir das Gebilde jedoch näher anschaust wirst du erkennen, dass sich dieser "Drache" aus immer den selben Teilen bildet. Auch wenn du das Ding mit dem Mikroskop hundertfach ranzoomst, so wirst du immer die selben Ausschnitte sehen: Symmetry In Chaos. Einen direkten Bezug zu unserer Musik hat das ganze jedoch nicht.

Ihr habt live schon neue Songs gespielt. Kommt bald ein Nachfolger zu "Symmetry In Chaos" raus? Was sind das für neue Stücke, erzähl' doch mal was drüber.

Klar würden wir am liebsten morgen schon ein neues Album aufnehmen. Leider sind wir alle nicht unbedingt frisch, sprich: wir können uns eine Aufnahme augenblicklich einfach nicht leisten! Wir hatten zwar schon öfter's vor eine Liveaufnahme mit den neuen Stücken zu veröffentlichen, aber es gibt bislang noch kein Band, das qualitativ gut genug wäre um es unter's Volk zu bringen. Leider ist es ja auch, so dass die CD unser aktuelles Live Programm nur noch bedingt wiederspiegelt: wir haben uns in den letzten zwei Jahren technisch weiter entwickelt und unsere neuen Stücke unterscheiden sich strukturell schon von denen der Vergangenheit. Wie schon gesagt: die Songs sind durchaus anspruchsvoller und trotzdem rockiger, mitreißender geworden.

Ihr spielt oft live. Was bedeuten euch Liveauftritte und wie sind eure Erfahrungen mit dem Publikum und den Veranstaltern?

Wir bemühen uns so oft es geht live zu spielen und kommen so auf durchschnittlich zwei Gigs im Monat. Unsere Ansprüche sind auch nicht sonderlich hoch - wir sind einfach froh wenn wir spielen können und stürmen für Spritkohle und Freibier jede noch so kleine Bühne! Auch wenn wir nach wie vor oft mit wesentlich schnelleren Death Metal Acts spielen - die Reaktionen auf unsere Musik sind in der Regel richtig gut. Das äußert sich zum einen an der Nachfrage unserer CD und zum anderen auch am unmittelbaren Feedback vom Publikum. Vor sowie nach dem Gig. Und genauso wie der Gig selbst gehört auch das ganze Drumherum für uns dazu: quatschen, Bier trinken und einfach eine gute Zeit haben!

Wie beurteilst du bei euch im Kölner Raum die Metal Szene, die ja dort recht ausgeprägt ist. Gibt es dort viele gute Locations? Mit welchen Bands seid ihr befreundet?

Ich denke, die kölsche Szene ist durchwachsen. Es gibt auf der einen Seite eine ganze Reihe Clubs in denen viele der renommierten Bands Station machen. Auf der anderen Seite sind Underground Gigs, nicht zuletzt wegen dieser Alternativen, eher mäßig besucht. Viel mehr als 100-150 Leute kannst du auf einem U-Event nicht erwarten, obwohl das Potential sicher ein ganz anderes ist - es gibt schon `ne Menge Metal Fans in der Stadt. Aber leider begnügen sich die meisten Leute damit, in der mittlerweile einzigen Metal Kneipe der Stadt ("Cave", Kyffhäuser Strasse) abzuhängen. Und das, obwohl es im Kölner Raum eine Handvoll richtig guter Bands gibt, mit denen wir Kontakt haben und die ebenfalls regelmäßig Konzerte/Festivals organisieren: Guerrilla, Ages Gone, Baron, Jack Slater, Endart, Aardvarks, Forced To Decay oder auch jüngere Bands wie World Downfall, Dead End Past und Scarecroe. Neben diesen Bands gibt´s hier auch noch einige wenige Fan,- und Webzines, zu denen wir aber keinen engeren Kontakt haben.

Ihr kommt wohl nicht so gut auf die Leute der Solinger Band Zarathustra klar. In deren neuer CD heißt es "Fuck off to the Death Metal Pacifists of Hagridden". Wie steht Ihr zu solchen Äußerungen?

Das finde ich super. Ich würde mir jedoch lieber die Zunge abbeißen, als dieser Band auf solchem Wege Aufmerksamkeit entgegen zu bringen. Uns kann's allerdings nur Recht sein. Zumal wir mit dieser Umschreibung durchaus leben können - vielleicht haben wir jetzt unsere eigene Schublade unter der wir uns erfolgreich verkaufen können?

Na klar, es muß sich ja auch nicht jeder grün sein, also zu was aktuellerem: Sind in nächster Zeit weitere Auftritte geplant? Hättet ihr Lust und Zeit für eine Tour?

Mensch - eine Tour wäre natürlich super. Wir haben schon öfters mal darüber gesprochen eine Woche Urlaub zu nehmen und mit einer anderen Band selbst was auf die Beine zu stellen. Mal schauen wann es was gibt!? In der Regel aber spielen wir Einzelgigs. Das zwar mit schöner Regelmäßigkeit, aber es ist schon geil wenn wir mal zwei Gigs an einem Wochenende spielen können. So ein Konzert ist ja immer auch mit großem Aufwand verbunden. Ansonsten bemühen wir uns, unsere Konzerte zu blocken: ein, zwei Monate Konzerte und dann wieder eine Pause, um in aller Ruhe neue Stücke schreiben und uns um zukünftige Gigs bemühen zu können. Augenblicklich befinden wir uns in einer solchen kreativen Pause, so dass auch kommende Gigs noch nicht 100%ig bestätigt sondern vielmehr in der Planung sind.

Gibt es noch etwas, was ihr den Neckbreaker-Lesern nicht vorenthalten wollt? Dann mal los, denn das ist die letzte Frage.

Was für uns Kölschen natürlich keine Frage war - der FC hält die Klasse und befindet sich auf dem besten Wege sich endlich wieder an der Spitze der Liga zu etablieren! Außerdem solltet ihr Mülheimer aufhören Büchsenbier zu trinken. Mal davon abgesehen, dass Pils nicht schmeckt und Alt verboten gehört: Büchsen sind unökologisch!!! Aber ansonsten: Daumen hoch für`s Neckbreaker und für die Mülheim Ruhr Metal Asis! Bis zum nächsten Mal!

Danke für das Interview! A propos: Unser eigenes Bier müssen wir ja zu euch nach Köln zwangsweise mitbringen, da Kölsch ja kein normaler Mensch freiwillig säuft... Also, bis zur nächsten gemeinsamen Party dann mal. (Thomas)

Submit to FacebookSubmit to Twitter
Anmelden

Neckbreaker auf Facebook

nb recruiting 2015

nb forum 2015

nb gallery 2015