Interview mit Peter "Pepe" Lyse Hansen (Hatesphere)

Hatesphere interviewHATESPHERE bringen 2013 trotz aller Querelen ihr achtes Studioalbum raus, das die Band in ihrer gewohnten Qualität präsentiert. An Aufhören also nicht zu denken, und dem nicht genug plant die Band auch einiges für das kommende Jahr. Der sympathische und gesprächige Bandkopf Peter Lyse Hansen, besser als „Pepe" bekannt, erzählt vom Hier und Jetzt, aber auch von der Zukunft der Thrasher.

Jochen: Hi Pepe, wie geht's? Jochen hier vom deutschen Musikmagazin Neckbreaker. Alles in Ordnung bei Dir?

Pepe: Hi, vielen Dank, alles bestens.

Jochen: Euer neues Album „Murderlust" scheint weltweit Gefallen zu finden. Es ist euer 8. Studioalbum, worauf man schon stolz sein kann. Hättest Du Dir so etwas denken können, als das erste Album rauskam?

Pepe: Ich glaube nicht, dass ich jemals daran gedacht hätte, aber ich hoffte bestimmt schon, dass die Band Erfolg haben wird. Aber es auch erreicht zu haben ist wirklich großartig für mich, egal ob wir jetzt die größte Band der Welt sind oder nicht. Die Leute mögen das, was wir machen, und sogar so sehr, dass es uns möglich war, bisher acht Alben rauszubringen, viel mehr kann man da ja nicht erwarten.

Jochen: Ich lernte HATESPHERE kennen auf der Tour mit CROWBAR in Deutschland vor einigen Jahren. Ich war von der Energie fasziniert, die da von der Bühne kam. Danach habe ich mir all eure Alben angehört und wurde ein großer Fan von euch. Die wütende, brutale und hasserfüllte Musik ist das genaue Gegenteil von euch außerhalb der Bühne. Ihr seid immer am Lächeln und am Lachen und macht euch gegenseitig über jeden lustig. War das jemals ein Problem, dass ihr nicht „true" genug wart oder sogar nicht authentisch genug für das Publikum?

Pepe: Kann sein – das hängt aber vom Publikum ab. Aber ich denke im Großen und Ganzen mögen die Leute unser Auftreten. Ich meine, wir machen ja nicht nur Witze, wir machen ja auch Musik, und ich denke, die Leute mögen diesen lockeren, aber auch professionellen Stil. Das ist zumindest die Art, die wir selbst bevorzugen.

Jochen: Es kommt nicht allzu oft vor, dass ihr in Deutschland spielt, höchstens mal ein paar Festivals und jetzt für gerade mal drei Shows. In welchen Ländern spielt ihr am meisten bzw. wo zieht ihr es vor, zu touren?

Pepe: Ich denke, wir spielen sehr oft in Deutschland, auch immer schon. Daneben spielen wir noch oft in Dänemark, und in den letzten Jahren haben wir auch oft in Frankreich gespielt. Österreich und die Schweiz muss ich auch nennen...die deutschsprachigen Länder sind eh immer ein Bonus. Andere Länder, die uns wirklich in den letzten Jahren überrascht haben, waren Spanien und Portugal.


 

"...und ich denke, die Leute mögen diesen lockeren, aber auch professionellen Stil. Das ist zumindest die Art, die wir selbst bevorzugen."

HATESPHERE wissen, worauf es in der Musik ankommt: Spaß und Arbeit.


 

Jochen: Um 2007 herum war nicht nur für mich eine düstere Zeit für HATESPHERE. Die Fans befürchteten, einen ihrer geliebten Thrash-Acts zu verlieren. Es gibt nicht viel zu lesen über die Gründe der damaligen Umbrüche. Was war da passiert, oder handelt es sich eher um eine persönliche interne Angelegenheit? Aus den Videoclips kennt man euch als sehr nette befreundete Leute, die gerne zusammen Musik machen und denen es gefällt, von so vielen Fans gemocht zu werden, ohne sich dabei groß um die Belange der Musikindustrie zu kümmern.

Pepe: So dramatisch war das gar nicht, aber eben die selbe alte Story. Wir fingen als Band an, als wir alle jung waren und keinerlei Verpflichtungen hatten...wir konnten soviel touren wie wir wollten und wann immer wir wollten. Wir wurden älter, bekamen Jobs und Kinder, und dann läuft das eben so. Plötzlich hast Du Ansprüche von Seiten des Jobs und der Familie, ganz abgesehen von dem Geld, dass du zum Leben nach Hause bringen musst. Und so kam es an einen Punkt, dass es einigen nicht mehr möglich war, das durchzuziehen, und somit kam es auch zu dem Punkt, dass manche gehen mussten, nicht weil sie die Leute oder die Musik nicht mehr mochten, sondern weil sie einfach öfter zuhause bleiben wollten. Abgesehen davon sind wir in der Vergangenheit jede Menge getourt, und das Tourleben ist nicht immer einfach. Ich denke somit, dass auch einige das Touren satt hatten.

Hatesphere band 1

Jochen: Es gab also mehrere Besetzungswechsel, aber letztlich ist HATESPHERE nun zurück, falls es jemals weg war. Ihr scheint wieder eine Band zu sein und nicht nur „Pepe plus Freunde". Beeinflusst das den Songwriting-Prozess? Wie sehen die Zukunftspläne von HATESPHERE aus? Sind irgendwelche großen Shows oder Tourneen geplant?

Pepe: Wir haben nun seit drei Jahren ein stabiles Line-Up, und wir sind froh, wieder in einer etwas entspannteren Situation zu sein, in der wir nicht an Personalaustausch oder Ähnliches denken müssen. Darüber hinaus ist die neue Besetzung sehr harmonisch. Wir haben in etwa den gleichen Background, das gleiche Alter etc., und wir sind allesamt sehr erfahren. Somit ist das Spielen, Touren und Musik machen heutzutage auch etwas entspannter. Das heißt nicht, dass wir es jetzt nicht ernst nehmen, wir müssen uns nur nicht so zwanghaft darauf konzentrieren. Ich glaube, wenn Du schon so viele Jahre Musik machst, kommst Du halt an einen Punkt, wo Du Dich darauf besinnen kannst, was Du machst und es umso mehr genießen kannst. Da stehen wir momentan. Wir waren hochkonzentriert beim Schreiben des neuen Albums, und es hat nach unserem Ermessen eigentlich gar nicht so lange gedauert. Wir haben gerade eine dreiwöchige Tour mit HYPOCRISY beendet, und den Rest des Jahres werden wir in Deutschland und Dänemark spielen. Dann eine kleine Pause und dann hoffentlich eine Europatour im Februar / März, danach eine Tour in Dänemark von März bis April. Dann die Sommer Festivals...wir wissen noch gar nicht, was alles auf uns zukommt.

Jochen: Ist es heute immer noch so leicht wie in den Anfangstagen von HATESPHERE, diese coolen heavy Riffs zu schreiben mit diesen Melodien und Hooklines, die HATESPHERE so berühmt gemacht hat? Auch wenn es nicht den Anschein hat, aber gehen Dir manchmal die Ideen aus, wenn es ans Schreiben eines neuen Albums geht?

Pepe: Man hat immer seine Tiefpunkte, an denen es einfach nicht hinhaut, irgendwelche Riffs zu schreiben, oder Du denkst, alle neuen Riffs sind totaler Müll usw. Aber Gott sei Dank wird es schnell leichter, wenn Du mal einen Anfang hast. Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass der erste Song für mich immer am Schwersten zu schreiben ist. Man ist über ein Jahr mit seinem letzten Album getourt, und dann musst Du plötzlich was ganz Neues machen. Das kann mitunter schwierig sein, aber wie zuvor schon gesagt wird es leichter, wenn der erste Song fertig ist...

Jochen: Euer Status in Dänemark sollte über allen anderen in Europa stehen. Lernt ihr auch eine Veränderung in der Beliebtheit des modernen Thrash Metals kennen zu Zeiten des Old School- und Retro-Styles?

Pepe: Ich weiß, dass Old School heutzutage wieder schwer im Kommen ist. Viele junge Bands erscheinen, die so klingen bzw. klingen wollen wie damals in den Achtzigern. Beliebtheit kommt und geht, aber darauf haben wir während unserer Karriere nicht wirklich geachtet. Wir schreiben immer die Musik, die wir fühlen, ungeachtet dessen, was gerade angesagt ist. Vielleicht ist das auch ein mieser Karriereweg, haha...


 

"Wir haben gerade eine dreiwöchige Tour mit HYPOCRISY beendet, und den Rest des Jahres werden wir in Deutschland und Dänemark spielen. Dann eine kleine Pause und dann hoffentlich eine Europatour im Februar / März, danach eine Tour in Dänemark von März bis April. Dann die Sommer Festivals...wir wissen noch gar nicht, was alles auf uns zukommt."

Voller Terminkalender für 2014...


 

Jochen: Euer jetziges Label Massacre Records ist das vierte, unter dem ihr Alben veröffentlicht. Ist es immer noch schwierig, das geeignete Label für euren Musikstil zu finden oder sagen wir einen gewissen Musikstil? Ich denke es ist schon mühsam, nur von der Musik zu leben, ihr habt wohl alle eure Familie denke ich.

Pepe: Oh ja, wir leben bestimmt nicht von der Musik. Aber wir haben jede Menge Spaß und verdienen auch ein bisschen damit. Aber wir können damit nicht unsere Tagesjobs schmeißen, haha. Plattenlabel haben ihre schlechten Zeiten, wie alle anderen auch, und sie wollen auch Geld verdienen, deshalb sind momentan diese großen Änderungen zu erkennen. Wir sind sehr glücklich über den Wechsel zu Massacre. Sie haben vom ersten Tag an an uns geglaubt, und ein Label, das an dich und deine Musik glaubt, ist genau das, was wir momentan in unserer Laufbahn wirklich brauchen. Somit wollen wir auch weiterhin intensiv mit ihnen zusammen arbeiten.

Jochen: Vielen Dank für Deine Zeit, Pepe. Ich hoffe, Dich demnächst mal wieder in und um Deutschland auf der Bühne zu sehen. Alles Beste für HATESPHERE und viel Erfolg für die ganzen Zukunftspläne. Ein paar letzte Worte?

Pepe: Danke ebenso, es war mir eine Freude! Wir werden im Dezember in Deutschland spielen und dann natürlich auch nächstes Jahr, hoffentlich sehen wir uns da. Zum Schluss nochmal vielen Dank an die deutschen Fans die uns unterstützt haben – hoffentlich gefällt euch das neue Album!!
Cheers Pepe/HateSphere

(Jochen)

Photo credits: Peter Svendsen

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